Drastisch belegt die Studie, wie sehr sich die arabische Welt alleine in den vergangenen drei Jahren verändert hat. Sagten noch im Jahr 2011 nur 17% der Jugendlichen, sie würden traditionelle arabische Werte als altbacken und nicht mehr opportun ansehen, schnellte diese Zahl bis 2014 auf 46% hoch.

Dennoch sagten die meisten der arabischen Jugendlichen, wonach ihre Eltern und Familie, auch die Religion, den wichtigsten Stellenwert für das eigene Leben darstelle. Hier bewegen sich die Zustimmungswerte zwischen 73% und 49%. An oberster Stelle stehen die Eltern, gefolgt von der Familie, der Religion und den Freunden. Deutlich abgeschlagen folgen Einflussgrößen wie "Social Media/Bloggers" (nur 35% Zustimmung), Politiker (31%) oder Aussagen von Popstars (20%).

Trotz des arabischen Frühlings und der damit verbundenen Protestwelle in der arabischen Welt, sagten immer noch rund 66% der befragten jugendlichen Araber, sie seien sicher, dass ihre Regierungen zumindest in Fragen des Lebensstandards das Knowhow hätten, diesen zu verbessern. Obwohl die Jugendarbeitslosigkeit in arabischen Ländern mit 30 bis 50% sehr hoch ist, sollen angeblich 63% der Befragten in der Studie gesagt haben, sie würden ihren Regierungen vertrauen, dass sie für eine wirtschaftliche Stabilität sorgen würden.

Doch spätestens bei dieser Frage kommt dem kritischen Studien-Leser denn doch in den Sinn: Wie repräsentativ ist die arabische Jugendstudie wirklich? Denn eine hohe Jugendarbeitslosigkeit in zahlreichen arabischen Ländern und großer Optimismus passen irgendwie nicht zusammen.

Dennoch gibt es einige interessante Aspekte in der arabischen Jugendstudie: Auf die Frage, in welchen Ländern arabische Jugendliche leben möchten, stehen beispielsweise die Vereinigten Arabischen Emirate auf Platz eins. So sagten 39% der befragten jungen Araber, das wäre ihr Traumland, in dem sie leben wollten. Es folgen abgeschlagen auf Platz 2 die USA (21%), Saudi-Arabien (14%), Frankreich (13%) und Qatar (13%).

Nur 22% der Araber sehen die USA als besten Verbündeten

Dass die jungen Araber in allen arabischen Ländern primär ihre arabischen Brüder und Schwestern als beste Verbündete ansehen, zeigt die Frage der Studie "Who would you say is your country’s biggist ally". Hier sagten 36% aller Araber, dies sei Saudi-Arabien, 23% gaben an, es seien die Vereinigten Arabischen Emirate, 25% sind der Meinung es sei Qatar, 25% gaben Kuwait an und nur 22% sahen die USA als besten Verbündeten der Araber an.

Auch wenn in arabischen Ländern die Tageszeitungen nach wie vor einen sehr großen Stellenwert haben, was sich auch leicht daran erkennen lässt, dass fast jede zweite Zeitungsseite großflächig von der werbungtreibenden Wirtschaft mit Anzeigen belegt wird, sind die anderen Medien im Stellenwert der Jugendlichen nicht zu unterschätzen. Auf die Frage, welche News-Quellen für die 18 bis 24-Jährigen jungen Araber am wichtigsten seien, sagten 75% im Jahr 2014, es sei das Fernsehen. Dieser Wert ist in etwa gleich hoch, wie vier Jahre zuvor – 2010.

Auf Platz 2 kommen jedoch bereits die Onlinemedien. Gaben 2010 noch 47% der Jugendlichen an, man nutze Online, um News zu erhalten, stieg diese Zahl bis 2014 deutlich an – auf 59%. Geradezu umgekehrt verhält es sich mit der Tageszeitung als Nachrichtenquelle: Kreuzten in dem Fragebogen noch 2010 65% der jugendlichen Araber an, sie würden die Tageszeitung als Newsquelle nutzen, sank diese Zahl bis 2014 auf 31% ab, was faktisch einer Halbierung gleich kommt.

Dennoch sind die Nutzungswerte für die Tageszeitungen auch unter den jungen Arabern immer noch recht hoch. Hinzu kommt: Der Einfluss der Tageszeitungen ist gesellschaftlich in arabischen Ländern erheblich größer, als jener von Onlinemedien, auch wenn Onlinemedien zunehmend mehr genutzt werden. Grund: Der Medienkonsum im Internet zerbröselt auf hunderte unterschiedlichste News-Quellen, während örtliche Tageszeitungen meist in der Anzahl überschaubar sind, dafür ihre Strahlkraft als Informations- und Meinungsmedium aber höher ist.

Das veränderte Rezipientenverhalten der arabischen Jugendlichen spiegelt sich auch im Kauf von Unterhaltungselektronik wieder. Gaben die Emirati noch im September 2013 im Schnitt 3.000 Dh pro Tag für Unterhaltungselektronik aus, kletterte dieser Betrag bis April 2014 auf im Schnitt 4.875 Dh pro Tag. Das teilte zumindest das Marktforschungsinstitut Plug-In mit.

Allerdings sind die Angaben mit Vorsicht zu genießen, da sie ausschließlich auf einer Online-Befragung in den Vereinigten Arabischen Emiraten beruhen, wobei 1.986 Personen mit 52 unterschiedlichen Nationalitäten teilgenommen haben. Das zeigt auch gleichzeitig, wie bunt gemischt die Bewohner in den Emiraten sind. Auf starke Nachfrage stoßen nach Angaben der online Befragten vor allem Smartphones oder Tablet PCs. Aber auch Camcorders oder Digital-Kameras seien gefragt.

Doch trotz des scheinbar westlichen Konsums in den Emiraten, gilt: In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der Islam in der Verfassung festgeschriebene Staatsreligion. Das heißt entsprechend für Dubai: Es wundert nicht, wenn die wichtige englischsprachige Tageszeitung in den Emiraten, die Khaleej Times, vermeldet, man sei stolz, wonach Dubai "the capital of Islamic econonmy" sei, also die Hauptstadt des islamischen Wirtschaftens.

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