Denver Post ist billiger als deutsche Tageszeitungen

Die "The Denver Post" berichtet, dass es seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts - dem Gewerkschafts-Höhepunkt in den USA (34 Prozent der Angestellten und Arbeiter waren damals in den USA in einer Gewerkschaft) - bergab ginge. Im Jahr 2012 seien nur noch rund 12 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in den USA in einer Gewerkschaft aktiv. Doch der Rückgang sei, so die "The Denver Post", nicht nur generellen Arbeitsmarkt-Veränderungen zuzuschreiben, sondern auch dem Umstand, dass die jüngere Generationen viel stärker ich-bezogen seien, viel mehr Spaß haben wolle und sich auch gar nicht mehr ihr Leben lang an ein Unternehmen oder eine Branche binden wolle.

Während in Deutschland für viele Tageszeitungen die "Seite Drei" noch immer heilig ist und Redakteure am liebsten nicht eine einzige werbliche Anzeige dort präsentieren möchten, ist man in den USA pragmatischer. Die "The Denver Post" räumt ihren Kunden gleich die ganze Zeitungsseite frei, wenn gewünscht.

So präsentierte am Labor Day der Autohändler "Ed Bozarth Chevrolet" dort ganzseitig seine besten Stücke. Während Kfz-Anzeigen in Deutschland häufig von den Tageszeitungen noch in unübersichtlich kleinteiliger Art und Weise in die Zeitungen gepresst werden - oft für unverschämt hohe Zeilenpreise - sind die Amis auch dort großzügiger. "The Denver Post" widmet den beworbenen Autos häufig große schicke Fotos und auch die Preis-Auszeichnungen sind grafisch ansprechend und groß dargestellt.

Solche Anzeigen fallen dem Leser ins Auge - und zwar angenehm. Dabei wird eines klar: Deutsche "Blattmacher" empfinden Anzeigen häufig als üblen Ballast und so manche Journalisten empfinden bis heute Ekel wenn sie nur an Werbung denken. Nicht aber so in US-Zeitungen: Man möchte seinen Werbekunden das beste Umfeld bieten - zumindest grafisch. Denn US-Zeitungen sind für eine kritische und in der Regel unabhängige Berichterstattung bekannt.

Eines ist klar: So viele ganzseitige und großteilige Anzeigen, wie sie die US-Tageszeitung "The Denver Post" am Labor Day, also am 3. September 2012, präsentierte, sieht man in deutschen Tageszeitungen kaum mehr. Die "The Denver Post" quillt regelrecht über vor Anzeigen. Mal sind es Autohändler, dann wieder Möbelgeschäfte oder Skigeschäfte (die Rocky Mountains sind direkt vor Denvers Haustüre).

Kaum Schweinenacken-Anzeigen in den USA in den Zeitungen

Auffällig: Während in deutschen regionalen Tageszeitungen jahrzehntelang der Retail-Bereich sehr stark vertreten war (vor allem Lebensmittel-Supermärkte), werben die Einzelhändler im Lebensmittelmittelbereich in den USA so gut wie gar nicht in Tageszeitungen. Das gilt auch für "The Denver Post". Statt beworbene Sonderpreise für Schweinenacken oder Bier, ist die Automobil-Branche klar einer der wichtigsten Kunden. Am Labor Day finden die Leser gleich in einem 14-Seiten umfassenden Zeitungs-Special Hunderte beworbene Autos. Keine Frage: Das liebste Hobby der Amis, Autofahren, ist auch in den Tageszeitungen und bei der Werbeindustrie stark im Fokus.

Auch hier gilt: Während in Deutschland Internet-Portale im Kfz-Markt längst die wichtigste Informationsquelle darstellen (z.B. auto.de), ist der Marktplatz in der Tageszeitung in den USA immer noch der wichtigste und effektivste Vertriebsweg.
Ed Moss, der President und CEO der "The Denver Post“, übermittelte auf Nachfrage netz-trends.de, wonach die Denver Zeitung immer noch über "7600 aktive Anzeigenkunden" verfüge. Besonders viele Kunden seien Retailers, "die besonders in der Ferienzeit sehr stark werben".

Dass es den US-Zeitungen bis heute häufig gelingt, ihre starke regionale oder auch nationale Stellung zu verteidigen, beruht einerseits auf einem qualitativ hochwertigen Journalismus. Das gilt auch für "The Denver Post". Im Gegensatz zu Deutschlands Tageszeitungen werden in den USA viele Geschichten noch stark regional recherchiert und nicht nur von Nachrichtenagenturen übernommen.

Gleichzeitig wissen die US-Bürger in den Städten: Die Zeitung ist eine wichtige Informationsquelle für alle, die sparen möchten. Werbung wird als Information und nützlich wahrgenommen und nicht - wie in Deutschland häufig durch die mit Millionen-Euro-Gelder staatlich geförderten Verbraucherzentralen & Co. mehr oder weniger regelmäßig behauptet - als "Terror", der am besten gesetzlich verboten werden müsste (davon kann der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft, ZAW ein Lied singen).

Gerade das entspannte Verhältnis der Verbraucher in den USA, auch der Verbraucherverände, zur Werbung, trägt zu einer unglaublich vielfältigen Zeitungskultur in den USA im Lokalen bei. Dennoch geht auch in den USA der Trend klar zur auch flächendeckend kostenlos verbreiteten Lokalzeitung. Sie liegen täglich oder wöchentlich an zentralen Hot-Spots aus (in Banken, Hotels, Restaurants, in "Stummen Verkäufern" etc.). Die meisten dieser kostenlosen Lokalzeitungen sind vollwertige Zeitungen und bieten eine Fülle an redaktionellen Themen aber auch an werblichen Informationen in Form von Anzeigen.

Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass das Zeitungsformat in den USA viel praktischer und verbraucherfreundlicher ist, als in Deutschland. Während deutsche Tageszeitungen häufig noch die unhandlichen Nordischen Formate oder Rheinischen Formate aufweisen, hat sich in den USA von Anfang an ein Format herausgebildet, das sich wesentlich besser blättern lässt.

Die Zeitungen sind schmaler, wenngleich die Höhe der Zeitungsseite ähnlich ist, wie die der deutschen Zeitungen. In Deutschland gibt es praktisch nur einen Zeitungsverlag, den Wochenblatt Verlag aus Landshut, der ähnlich gute Zeitungsformate aufweist. In dem Verlag mit wöchentlicher einer Millionen kostenlos in Bayern den Haushalten flächendeckenden zugestellten Lokalzeitungen erscheint beispielsweise die Passauer Woche (Verlag: Landshuter Wochenblatt Verlag; Geschäftsführer: Herbert Zelzer; wochenblatt.de).

Nicht unerheblich wirkt in den USA auch, dass die Copy-Preise für Tageszeitungen im Verhältnis zum durchschnittlichen Jahreseinkommen der Bürger niedriger sind, als in Deutschland. So beträgt das jährliche Durschnittseinkommen der Deutschen 27.000 Euro (33.800 American Dollar; brutto), das Brutto-Jahreseinkommen der US-Amerikaner liegt aber im Schnitt bei 47.000 Dollar (37.000 Euro).

Allerdings sind dafür sonstige Lebenshaltungskosten in den USA teurer als in Deutschland. Auch muss sehr umfangreich teure private Vorsorge in den USA getroffen werden, während es in Deutschland einen viel stärkeren Sozialstaat gibt, der faktisch jeden Bürger mit einer Grundversorgung (Hartz 4) finanziell in einer Notsituation auffängt.

Bemerkenswert ist die große Anzahl an Käufern der "The Denver Post" auch deshalb, da es in Deutschland eine wesentlich größere Mittelschicht gibt, als in den USA (die allerdings auch mehr als der Durchschnitt in Deutschland verdient). Doch trotz der großen und gebildeten Mittelschicht sind die Auflagenzahlen der Tageszeitungen in den vergangenen Jahren auch in Deutschland drastisch zurückgegangen. Umso positiver wiegt die Leistung der Denover Post mit ihren vielen Lesern.

Ein Jahres-Abo der "The Denver Post" kostet inklusive der Sonntagsausgabe derzeit 416 US-Dollar (332 Euro). Abgestuft werden aber auch 4-wöchige Abos angeboten (32 US-Dollar), 13-wöchige (Quartalsabos; 104 Dollar) oder 26-wöchige (Halb-Jahresabos; 208 Dollar). Die Sonntags-Ausgabe der "The Denver Post" schlägt mit nur 9 Dollar (4 Wochen), 29.25 Dollar (Quartal), 58.50 Dollar (Halbjahr) oder mit 117 Dollar (Jahr) zu Buche.

Zum Vergleich: Ein Abo der ähnlich großen deutschen Tageszeitung "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) kostet jährlich circa 323 Euro, eines der "Welt am Sonntag" (Sonntagszeitung) wird mit circa 172 Euro berechnet.

Fazit:

Die "The Denver Post" gehört auf jeden Fall zu jenen Tageszeitungen, die auch im Jahr 2012 trotz des Wachstums der Internet-Branche noch ihren Platz sehr gut in einer der schönsten Metropolen der USA behaupten kann. Sie zeigt, dass guter und kritischer Journalismus ein gutes werbliches Umfeld nicht ausschließen muss, sondern das beide Bereiche gleichwertig auch in einer Tageszeitung gut existieren können.

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