NETZ-TRENDS.de deckt auf Rip Deals in Deutschland - 65.248 Fälle in 40 Jahren, 30.000 Täter/-innen, 2,46 Mrd. Euro Falschgeld, 1,476 Mrd. Euro Schadenssumme / Rip Deal Unit Vienna als Hochrechnungsgrundlage

Berlin, Wien 21. April 2024 - Die Bekämpfung von Rip-Deal-Kriminalität ist von großer Bedeutung, insbesondere in Ländern mit einer hohen Prävalenz dieser betrügerischen Aktivitäten. In diesem Kontext ist es entscheidend, fundierte Schätzungen über das Ausmaß der Schäden zu erhalten, die durch Rip-Deal-Betrug verursacht werden. In einem Zeitraum von Mai 2020 bis November 2022 hat die Rip-Deal-Unit Vienna in Österreich insgesamt 443 Rip-Deal-Fälle bearbeitet. Von diesen konnten jedoch nur 85 Fälle aufgeklärt und vor Gericht verurteilt werden, was einer Aufklärungsquote von 19,2% entspricht. Dieser Zeitraum lieferte wertvolle Einblicke in die Dynamik dieser kriminellen Aktivitäten und die erheblichen finanziellen Schäden, die sie verursachen können.

In Deutschland, einem Land mit einer deutlich höheren Bevölkerung und vergleichbaren, wenn nicht sogar schlechteren Aufklärungsquoten im Bereich der Kriminalität, ist die Hochrechnung der Schadenssummen aus Rip Deals von besonderem Interesse. Trotz der höheren Bevölkerungszahl und des potenziellen Ausmaßes dieser kriminellen Aktivitäten in Deutschland liegen keine detaillierten Hochrechnungen auf Bundes- oder Länderebene vor.

Daher unternahm NETZ-TRENDS.de für seine bis zu 450.000 Leser und Leserinnen pro Jahr fundierte Hochrechnungen, um wenigstens Annäherungswerte im öffentlichen Rip Deal Diskurs zur Verfügung zu haben. In den NETZ-TRENDS-Berechnungen wurde auf die transparent veröffentlichten Daten der Rip-Deal-Unit Vienna zurückgegriffen. Diese Daten, welche einen zweieinhalbjährigen Zeitraum von Mai 2020 bis November 2022 umfassen, ermöglichen es, die Situation in Österreich als Modellfall zu betrachten und auf Deutschland zu übertragen. Die vergleichsweise höhere Aufklärungsquote in Österreich bietet einen wichtigen Anhaltspunkt für die Schätzung der potenziellen Fälle und finanziellen Schäden in Deutschland.

Die ermittelten Zahlen aus Österreich zeigen, dass die Schäden und das sichergestellte Falschgeld ausschließlich diejenigen Fälle betreffen, die von der Rip-Deal-Unit Vienna aufgeklärt und vor Gericht gebracht wurden, was etwa 19,2% aller Fälle der Wiener Kripo-Spezialgruppe ausmacht. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, fundierte Hochrechnungen für Deutschland durchzuführen, um die Tragweite dieses kriminellen Phänomens zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.

Österreich und Deutschland teilen viele sozioökonomische und kulturelle Eigenschaften sowie ähnliche rechtliche und polizeiliche Strukturen. Diese Ähnlichkeiten erleichtern die Anwendung der in Österreich gesammelten Daten auf Deutschland, da ähnliche Bedingungen und Verhaltensweisen unter Kriminellen und Opfern angenommen werden können.

Die Verwendung dieser Daten unterstützt eine wissenschaftlich rigorose Annäherung an das Problem der Rip Deals, indem sie eine fundierte Grundlage für Prognosen und Präventionsstrategien bietet.

Die Täter und Täterinnen der Rip-Deal-Mafia sind häufig Mitglieder der Roma-Gemeinschaft. Diese Personen sind oft mehrsprachig, wendig und äußerst anpassungsfähig und können daher problemlos über Ländergrenzen hinweg operieren. Ein typischer Rip Deal involviert verschiedene Akteure, darunter Personen, die den Kontakt herstellen und aufrechterhalten, sowie solche, die die Tat durchführen und das gestohlene Geld oder die Ware verwalten. Diese Täter und Täterinnen nutzen ihre sprachliche Vielseitigkeit, das Abtauchen in Roma-Gemeinschaften in der Lombardei, Serbien, Kroatien, Rumänien geschickt aus, um die Strafverfolgung zu erschweren und leider in gut 80 Prozent komplett zu entgehen.

Rip Deals werden bevorzugt in der Nähe von Ländergrenzen, Flughäfen, Autobahnabfahrten und internationalen Zugverbindungen abgewickelt. Diese Standorte bieten den Tätern die Möglichkeit, schnell zu entkommen, falls ihre kriminellen Machenschaften entdeckt werden. Die hohe Geldsumme, die bei einem Rip Deal im Spiel ist - oft mehrere Hunderttausend oder sogar Millionen Euro - verstärkt die Dringlichkeit, der Verhaftung zu entgehen.

Hochrechnung Rip Deals in Österreich als Grundlage für Rip Deal Gangs in Deutschland

In Österreich, einem Land mit etwa 9 Millionen Einwohnern, wurden von der Rip-Deal-Unit Vienna innerhalb des in einer Presseverlautbarung bekannt gegebenen ausgewerteten Zeitraums Mai 2020 bis November 2022 insgesamt 443 Rip Deal Fälle bearbeitet. Aufgeklärt und vor Gericht verurteilt werden konnten aber nur 85 Fälle, was zu einer Aufklärungsquote von 19,2% der Gesamtfälle führt, im Vergleich zu miserablen Aufklärungsquoten in Deutschland ein recht guter Wert, zumal länderübergreifend ermittelt werden muss und Italien oder andere Länder nicht immer sich an Aufklärung von Kriminalität beteiligten.

Im Bereich der 19,2 Prozent verurteilten Rip Deal Fälle der Rip Deal Unit Wien in den erhobenen zweieinhalb Jahren wurden erhebliche Schäden von über 10 Millionen Euro verzeichnet, zusätzlich wurde in diesem Zeitraum bei den 19,2 Prozent der aufgeklärten und verurteilten Fälle Falschgeld im Wert von 3,2 Millionen Euro aufgedeckt.

Mit einer Einwohnerzahl von etwa 83 Millionen in Deutschland wird der Hochrechnungsfaktor angewendet, der auf dem Bevölkerungsverhältnis von Deutschland zu Österreich basiert. Dieser Faktor ermöglicht die Schätzung der potenziellen Fälle und finanziellen Schäden für Deutschland. So berechnet NETZ-TRENDS.de das:

Hochrechnungsfaktor = Einwohnerzahl Deutschlands / Einwohnerzahl Österreichs = 83 Millionen / 9 Millionen

Mit diesem Faktor (9,22) lassen sich die in Österreich registrierten Fälle auf Deutschland übertragen. Die hochgerechnete Anzahl der Fälle ergibt sich aus der Multiplikation der Anzahl der Fälle in Österreich mit dem Hochrechnungsfaktor. Ebenso wird die hochgerechnete Schadenssumme durch Multiplikation der in Österreich ermittelten Schadenssumme mit dem Hochrechnungsfaktor berechnet. Das gleiche Verfahren wird angewendet, um das in Österreich registrierte Falschgeld hochzurechnen und den geschätzten Betrag für Deutschland zu bestimmen.

Die Gesamt-Schadenssumme von Rip Deals, egal ob sie vor Gericht gebracht werden konnten oder nicht, beträgt für Deutschland entsprechend der NETZ-TRENDS-Hochrechnungen 92,2 Millionen Euro für den Zeitraum von zweieinhalb Jahren, entsprechend vorliegender Vorbild-Daten der in Europa führenden Rip Deal Unit Vienna.

Rip Deals gibt es in Europa seit 40 Jahren – deshalb wird diese Zahl in der Hochrechnung berücksichtigt

Rip Deals gibt es vor allem in Europa, teils aber auch in Kanada, seit ungefähr 40 Jahren, schreibt das Bundesministerium des Innern in Österreich. Deshalb nimmt NETZ-TRENDS.de auch diese Zahl als Basis für Hochrechnungen zumindest für Deutschland:

Über einen Zeitraum von 40 Jahren könnte Deutschland auf Basis der von der Rip-Deal-Unit Vienna in Österreich veröffentlichten Zahlen potenziell rund 65.250 Rip Deal Betrugs- und Diebstahlsfälle erlebt haben. Unter Berücksichtigung der 19,2 Prozent der Fälle, die tatsächlich zu einer Verurteilung geführt haben, beläuft sich die geschätzte Schadenssumme auf etwa 1,476 Milliarden Euro. Zudem wird das aus diesen verurteilten Fällen beschlagnahmte Falschgeld, speziell das Faksimile-Spielgeld, auf rund 472 Millionen Euro geschätzt. Doch das sind jeweils nur die 19,2 Prozent der vor Gericht verurteilten Fälle.

Gesamtzahl der aufgeklärten Rip Deal Fälle in Deutschland bei Hochrechnungs-Annahme Österreich

Die Gesamtanzahl der aufgeklärten Fälle für Deutschland mit Basis der veröffentlichten aufgeklärten Fälle der Rip-Deal-Unit Vienna ergeben folgendes Bild: In Österreich wurden 85 vor Gericht verurteilte Rip Deal Betrugsfälle und Diebstahlsfälle in zweieinhalb Jahren von Mai 2020 bis November 2022 verzeichnet (die bereits erwähnte Aufklärungsquote von 19,2% der Gesamtfälle). Die Hochrechnung für Deutschland für den gleichen Zeitraum ergibt etwa 783 vor Gericht aufgeklärte Rip Deal Betrugs- und Diebstahlsfälle (19,2% der Gesamtfälle). Für einen Zeitraum von 10 Jahren würden es ungefähr 3.132 solcher Fälle sein (19,2% der Gesamtfälle), und für 40 Jahre wären es etwa 12.528 aufgeklärte Rip Deal Fälle (19,2% der Gesamtfälle), denen insgesamt rund dramatische 65.000 Fälle gegenüberstehen.

Über 40 Jahre: Etwa 2,46 Milliarden Euro Falschgeld in Deutschland durch Rip Deals

Die Menge des in den aufgeklärten Fällen sichergestellten Falschgelds gibt ebenfalls Aufschluss über das Gesamtvolumen des durch Rip Deals generierten Falschgeldes in Deutschland: In Österreich wurden 3,2 Millionen Euro an Falschgeld in 85 vor Gericht verurteilten Rip Deal Betrugs- und Diebstahlsfällen sichergestellt, was etwa 19,2% der Gesamtfälle entspricht. Hochgerechnet auf Deutschland beläuft sich das Falschgeld in den angenommenen 19,2 Prozent vor Gericht verurteilten Rip Deal Betrugs- und Diebstahlsfällen auf etwa 154 Millionen Euro. Über einen Zeitraum von 10 Jahren entspräche dies etwa 615 Millionen Euro und über 40 Jahre etwa 2,46 Milliarden Euro Falschgeld.

Geschätzte Anzahl der Rip Deal Täterinnen und Täter in Deutschland: 5.760 ermittelte Personen in 40 Jahren / Gesamtzahl der Täter/-innen liegt bei 30.000

Die Anzahl der ermittelten Täterinnen und Täter in den aufgeklärten Fällen ermöglicht eine Schätzung der Gesamtzahl der am Rip Deal beteiligten Kriminellen in Deutschland. Unter Berücksichtigung der Daten aus Österreich, wo die Rip Deal Unit Vienna in einem Zeitraum von zweieinhalb Jahren zwischen Mai 2020 und November 2022 insgesamt 39 Verdächtige ermittelt und verhaftet hat, lassen sich Schlussfolgerungen ziehen. Von diesen Verdächtigen waren 27 serbisch-kroatischer Abstammung, darunter die meisten Roma-Angehörigen, und neun hatten österreichische Herkunft. Die Ermittlungen dieser spezialisierten Gruppe führten zu neun Verurteilungen, die insgesamt zu 29,5 Jahren unbedingter Freiheitsstrafe führten.

Unter Berücksichtigung dieser Daten ergibt sich die Hochrechnung für die angenommenen 19,2 Prozent der in Deutschland vor Gericht verurteilten Rip-Dealer und -Dealerinnen: In zweieinhalb Jahren wurden etwa 360 verurteilte Rip-Deal-Täterinnen und -Täter ermittelt. Über einen Zeitraum von 10 Jahren wären es etwa 1.440 und in 40 Jahren etwa 5.760 Täterinnen und Täter.

Um die Gesamtzahl der Rip-Deal-Täterinnen und -Täter zu schätzen, die die angenommenen 100 Prozent darstellen, verwenden wir die vorhandenen Daten: In zweieinhalb Jahren wurden 360 Täter verurteilt, was 19,2 Prozent der geschätzten Gesamtanzahl entspricht. Um die tatsächliche Anzahl zu ermitteln, rechnen wir diese Zahl auf 100 Prozent hoch. Dieselbe Rechnung wenden wir auf die Daten für 10 Jahre und 40 Jahre an, wobei in 10 Jahren 1.440 und in 40 Jahren 5.760 Täter verurteilt wurden. Diese Zahlen reflektieren jeweils auch 19,2 Prozent der geschätzten Gesamtanzahl, sodass wir eine einfache Umrechnung vornehmen können, um die geschätzten Gesamtzahlen für diese Zeiträume zu erhalten.

Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren entsprechen die 360 verurteilten Rip-Deal-Täterinnen und -Täter einem Anteil von 19,2 Prozent. Hochgerechnet auf 100 Prozent ergibt das eine geschätzte Gesamtzahl von 1.875 Täterinnen und Tätern. Für einen Zeitraum von 10 Jahren ergibt sich aus den 1.440 Verurteilten eine geschätzte Gesamtzahl von 7.500 Täterinnen und Tätern. Über 40 Jahre hinweg wären es entsprechend 30.000 Täterinnen und Täter.

65.248 Rip Deal Betrugs- und Diebstahlsfälle in Deutschland in 40 Jahren: Hochrechnung basierend auf Daten der Rip-Deal-Unit Vienna

Die von der Rip-Deal-Unit Vienna behandelten 443 Rip-Deal-Fälle innerhalb eines zweieinhalbjährigen Zeitraums stellen ein aussagekräftiges Datenset dar. Diese Daten bieten einen wertvollen Einblick in das Ausmaß der Rip Deal-Kriminalität in Europa, der EU, und können gut als Grundlage für Schätzungen und Hochrechnungen in anderen Ländern, wie Deutschland dienen. Im Fall von NETZ-TRENDS.de wurde die Situation in Deutschland untersucht, wobei die Einwohnerzahl als Grundlage für die Hochrechnung verwendet wird.

Die Anzahl der hochgerechneten und wahrscheinlichen Rip Deal Betrugsfälle und Diebstahlsfälle in Deutschland ergeben eine alarmierende Zahl von 65.248 Rip-Deal-Fällen in 40 Jahren, durchgeführt von ungefähr 30.000 Täterinnen und Tätern, viele aus dem Orient mit Verbindungen zu Roma, wie uns unzählige Polizeidienststellen bestätigten. Dreh und Angelpunkt sind häufig Italien, Serbien, Kroatien, Rumänien. Die Schäden gehen in die Milliarden. Nur rund 19 Prozent der Fälle und der Täter/- innen werden aufgeklärt.

Warum dieser umfangreiche Rip Deal Hintergrund? Zwei prominente Beispiele die bis heute nicht aufgeklärt sind

NETZ-TRENDNETZ-TRENDS.de hat sich eingehend mit der Rip-Deal-Szene in Deutschland und Österreich beschäftigt und dabei Hochrechnungen auf der Grundlage österreichischer Erfahrungen erstellt. Warum haben wir das gemacht? Diese Untersuchung findet im Vorfeld des achten Todestages von Thomas Wagner am 14. Juli 2024 statt. Wagner, der Gründer der Leipziger Reisedachgesellschaft UNISTER, ein Unternehmen das in der Spitze 2100 Mitarbeitende hatte, war eine herausragende Figur in der europäischen Internetszene, ein Start-Up-Star und das prominenteste Opfer eines Rip Deals in Europa, dessen Fall bis heute ungelöst bleibt.

Am 14. Juli 2016 trafen sich Thomas Wagner und Levy Vass in Venedig. Vass ist ein bekannter Rip-Deal-Gangster, vermutlich aus Kroatien oder der Lombardei, insbesondere aus Mailand. Diese Regionen sind bekannte Zentren der hochorganisierten europäischen Rip-Deal-Szene. Wagner wollte kurzfristig eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von 15 Millionen Euro für einen geplanten Börsengang seiner erfolgreichen Internet-Reisemarken. Er hatte sich daher auf einen Darlehensvertrag von Vass eingelassen, der von Wagners Frankfurter Unternehmensberatung geprüft und akzeptiert worden war. Der Vertrag versprach ihm den Kredit zu hohen 25 Prozent Zinsen. Da Wagner das Geld nur für einige Monate benötigte, stimmte er zähneknirschend zu.

Für den Kredit forderte Vass eine Sicherheitsleistung von 1,5 Millionen Euro. Das Geld sollte angeblich bei einem Notar in Venedig bar als Kreditsicherheit bei der Lloyds Bank London hinterlegt werden. Wagner brachte die Summe in einem Rucksack zum Treffen in einem Hotel in Venedig mit. Von dort, so hatte man ursprünglich abgemacht, fahre man dann gemeinsam zum Notar. Wagner, damals erst 38 Jahre alt, hielt sich an die Abmachung, übergab das Geld an Vass. Doch statt dass Vass beim Notar aufkreuzte, entschwand er in seinem Jaguar auf nimmer wiedersehen. Zovor hatte Vass dem deutschen Internetstar, um Wagner in Sicherheit zu wiegen, diesem wahrscheinlich einen seiner zahlreichen gefälschten Pässe vorgelegt, vermutlich einen italienischen oder israelischen.

Anstelle des von Levy Vass zugesagten Überbrückungskredits für den geplanten milliardenschweren Börsengang der Unternehmen AB-IN-DEN-URLAUB.de und FLUEGE.de im Herbst 2016 – ein ambitioniertes Projekt, das monatelang von zahlreichen Unternehmensberatern und Mitarbeitern der Dachgesellschaft UNISTER vorangetrieben wurde –, erhielten Thomas Wagner und UNISTER-Co-Gesellschafter Oliver Schilling, dessen Zwillingsbruder noch lebt, tragischerweise gefälschte Banknoten in Schweizer Franken in einem Aktenkoffer. Nur wenige Stunden später ereignete sich ein verhängnisvolles Unglück, als das kleine Privatflugzeug Piper32, mit dem Wagner von Venedig nach Leipzig zurückkehren wollte, wenige Flugminuten nördlich von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana in einer Höhe von 1000 Metern zerschellte. Das letzte Gespräch vor dem Flug führte er mit Ralph Michaelsen, der heute wieder im Management des UNISTER-Nachfolgers INVIA tätig ist. Trotz des in Venedig zur Anzeige gebrachten Betrugs war Wagner noch immer geschäftlich engagiert und wollte eine Unternehmensversicherung bei der GENERALI klären, die im Falle von Reiseausfällen greifen sollte. Das zeigte einmal mehr Wagners unermüdlichen Einsatz und Optimismus.

Bei dem Absturz kamen neben Wagner auch Unister-Co-Gründer und Schulfreund Oliver Schilling, ein 73-jähriger erfahrener Pilot und ein 64-jähriger "Kreditvermittler", der zusammen mit einem Leipziger Immobilienbauer an der Kette von Unternehmenskredit-Anbahnung bis zu Vass beteiligt war, ums Leben. Wobei der Leipziger Immobilienbauer sagt, er habe niemals gewusst, dass es sich um einen Betrug handele, er habe lediglich Kontakte hergestellt und fühle sich selbst betrogen, was Beobachter für gut möglich halten. Es wird vermutet, dass Wagners Gegner ihm absichtlich eine Rip-Deal-Falle in Venedig stellten, ein Schicksal, das erfolgreiche Unternehmer oft treffen kann.

Jahre später verbreiteten die slowenischen Fluguntersuchungsbehörden die Erkenntnis, dass das Flugzeug ohne Enteisungsanlage vereist und daher abgestürzt sei – im Sommer. Jedoch halten einige Beobachter einen Mordanschlag für eine wahrscheinlichere Erklärung des tragischen Ereignisses, möglicherweise aus dem Leipziger Umfeld. An der Absturzstelle in Slowenien haben Freunde von Wagner ein Herz von ihm aufgehängt - an einem Baum.

Die ARD produzierte 2018 eine ausführliche Fernsehdokumentation über diesen Vorfall mit dem Titel „Wie Deutschlands erfolgreichstes Start-up unterging“. Businessinsider griff das Thema erneut auf und veröffentlichte am 16. September 2022 den Podcast „Betrug, ein Flugzeugabsturz und ein Rip-Deal: Neue Folge ‚Macht & Millionen‘ über Aufstieg und Fall von Unister“.

Unterschrift: Thomas Wagner, der deutsche Internetpionier und Europas bekanntestes Opfer der Rip-Deal-Szene. Diese Verbrechen sind zentral organisiert aus Regionen wie der Lombardei und Mailand sowie weiteren Ländern wie Kroatien, Serbien und Rumänien und erstrecken sich über Deutschland, Österreich, die Niederlande, die Schweiz und Frankreich. Die Täter präsentieren sich vor Gericht oft als marginale Kriminelle, sind in Wirklichkeit jedoch Teil des schweren internationalen organisierten Verbrechens. Rip Deals betreffen eine Vielzahl von Bereichen – von Kreditbetrug und Kryptowährungen über Unternehmensanteile und Immobiliengeschäfte bis hin zu Goldbarren, Kunst, Pferden und teuren Autos, überall dort, wo die Gier nach schnellem Gewinn ausgenutzt werden kann oder wo Menschen aus Not oder Zeitdruck schnell etwas verkaufen müssen oder Geld benötigen.

Zwei Wochen vor dem tragischen Vorfall mit Thomas Wagner wurden andere Geschäftsleute aus Deutschland in Slowenien Opfer eines Betrugs durch denselben Levy Vass. Zu den Betroffenen zählten eine Architektin und drei Griechen, die im Ahotel Ljubljana betrogen wurden. Die Lage des Hotels an einer Autobahnabfahrt, die direkt nach Kroatien führt, bot ideale Bedingungen für solche Rip Deals: Die schnelle Fluchtmöglichkeit nach Kroatien, einem bekannten Rückzugsort für Rip-Deal-Gangster, macht es Tätern und Täterinnen leicht, sich der Strafverfolgung zu entziehen.

Die Geschäftsleute wurden um Hunderttausende Euro erleichtert. Trotz zahlreicher Zeugenaussagen und vorliegender Beweise, einschließlich eines Angebots der Architektin, ein Phantombild von Levy Vass erstellen zu lassen, da sie ein gutes Gesichtsgedächtnis habe, und aufgezeichneten Telefonaten zwischen ihr und Vass, hat die zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Dresden unter dem damaligen Staatsanwalt Dr. Dirk Reuter nach Ansicht vieler nicht angemessen reagiert. Diese Beweismittel wurden nicht veröffentlicht und ein Fahndungsbild nicht erstellt, was viele verblüfft und die öffentliche Fahndung nicht erleichtert hat.

Die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen in Dresden und ihre Spezialeinheit „Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen“ (INES) haben den Fall untersucht. Allerdings war der häufige Wechsel der zuständigen Staatsanwälte und Staatsanwältinnen sicher nicht förderlich, und so gelang es ihnen nicht, die Rip-Deal-Gang um Levy Vass zu fassen. Dies verdeutlicht den Umgang mit Rip Deals in Deutschland und hebt die Herausforderungen der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität hervor. Der Fall ist ein markantes Beispiel für die Schwierigkeiten, mit denen Ermittler bei dieser Art von Kriminalität konfrontiert sind, aber auch für die Opfer, Gerechtigkeit im Rechtstaat zu erfahren, was oft nicht gelingt.

Diese Beispiele verdeutlichen die dringende Notwendigkeit für politische Maßnahmen, die nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern konkret umgesetzt werden. Es ist essentiell, dass die Polizei besser ausgestattet wird und dass supranationale Arbeitsgruppen aktiv gefördert und unterstützt werden. Zudem ist Transparenz entscheidend: Nur wenn Probleme offen angesprochen werden, können sie effektiv bekämpft werden.

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