Suchmaschine Google News von Brasiliens Zeitungsverleger boykottiert

Google News ist ein Nachrichtenservice, manche sagen auch Nachrichtenaggregator, der beispielsweise in Deutschland bislang vor allem die großen Zeitungen und Zeitschriften sehr gut rankt, manche sagen auch, bevorzugt. Dennoch kommt es in Deutschland und einigen anderen Ländern zunehmend zu Protesten der Zeitungsverleger, aber auch der Zeitschriftenverleger, gegen Google News. So auch nun in Brasilien. Die Zeitungsverleger im Verband "Associação Nacional de Jornais" ( National Association of Newspapers) werfen Google News vor, sie würden zu wenig mit Google News an Traffic generieren und auch zu wenige Werbeeinnahmen haben. Obendrein würde Google News den eigentlichen Print-Ausgaben der Zeitungen schaden. Deshalb möchte nun Brasiliens Zeitungsverleger-Verband seinen Mitgliedern empfehlen, Google News zu boykottieren. Eine mehrmonatige Testphase habe nicht überzeugt.

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Brasiliens Zeitungsverleger proben den Aufstand gegen Google News.

Insgesamt sind in Brasiliens "National Association of Newspapers" 154 Zeitungsverlage organisiert. Wie in Europa oder den USA müssen die Zeitungsverleger auch in Brasilien schauen, wie sie ihren digitalen redaktionellen Content refinanziert bekommen. Das gilt aber nicht nur für Zeitungs- oder Zeitschriftenverleger, sondern für alle Blogs und auch alle anderen Nur-Online-Magazine.

Bislang bietet Google News hier die Möglichkeit, sich an dem Google Anzeigensystem Google Adsense zu beteiligen. Wer diese Anzeigen auf seine Webseite einbindet, kann etwas Umsatz generieren. Allerdings ist er bislang sehr niedrig. So kann es sein, dass eine politische Zeitung mit durchschnittlich 20.000 Seitenaufrufen im Monat gerade einmal 20 Euro Werbeumsatz mit Google Adsense Anzeigen macht - und das auch nur, wenn mindestens 30 Artikel im Monat publiziert werden. Pro Artikel müssen aber mindestens 60 bis 90 Minuten Arbeit investiert werden.

Dennoch ist es beispielsweise in Deutschland, aber auch der Schweiz, in Österreich oder den USA so, dass alle Medien, die prominent in Google News gelistet sind, schlagartig deutlich mehr traffic haben. Wer beispielsweise auf Google News in Deutschland auf Seite Eins die Hauptschlagzeile in einer Nachrichtenposition belegt - das sind zu einem sehr hohen Prozentsatz oftmals die gleichen Medien der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage - wie welt.de, sueddeutsche.de, spiegel-online.de oder stern.de - kann innerhalb weniger Stunden mit einem einzigen Artikel leicht auf 10.000 Clicks kommen, die nur über Google News zusätzlich möglich sind.

Rund 10.000 Clicks auf Google News entspricht rund 10 bis 30 Euro Werbeeinnahmen durch Google Adsense (abhängig vom Thema). Allerdings gibt es nur dann Geld, wenn ein Leser auch klickt. Pro Anzeigenklick sind im Schnitt zwischen einem Cent und 70 Cent möglich. Die meisten Clicks liegen für die Verleger im 10 bis 30 Cent Bereich. Heißt: Wenn eine Zeitung, wie welt.de, täglich mit mehreren Nachrichten die Aufmacher in den redaktionellen Google-News-Rubriken ist, kommen da gerade für größere Medien leicht einige Hundert Euro Werbeeinnahmen über Google News täglich rein.

Allerdings gibt es ein sehr starkes Gefälle zu all jenen Nachrichtenportalen, die nicht das Glück haben, von Google auf Position Eins befördert zu werden. Denn es gilt: Je weiter hinten ein Portal, desto weniger Werbeeinnahmen. The Winner takes it all gilt bei Google mehr denn je. Man sagt: Rund 50 Prozent des Traffics vereint Platz Eins. Doch auf Platz Eins sind fast immer die ganz großen Medien. Sie verdienen also mit Google am meisten.

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