Verzweifelter Selbstmord Hackergruppe Anonymous rächt Tod von Internet-Star Aaron Swartz / Er sollte 15 Jahre ins Gefängnis

Die USA gehen mittlerweile härter gegen Internet-Aktivisten vor als gegen Gewalttäter. Das bekam auch der 26-Jährige US-Internet-Unternehmer Aaron Swartz, Co-Gründer des umstrittenen Portals Reddit und wichtiger Mit-Entwickler des RSS-Feeds, zu spüren. Er sollte für 15 Jahre ins Gefängnis, da die US-Gerichte ihm Urheberrechtsverletzung vorgeworfen hatten. Er soll rund 4 Mio. akademische Artikel von einer anderen Webseite kopiert und auf seiner Webseite kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Dennoch hielten viele Juristen und Menschenrechtsaktivisten die drohende langjährige Inhaftierung für zu drastisch. Zum Vergleich: Ein bewaffneter Banküberfall wird in den USA maximal mit 20 Jahren Gefängnis geahndet. Auf Grund der drohenden langjährigen Haftstrafe hatte sich der US-Internetstar Aaron Swartz Mitte Januar 2013 das Leben genommen. Das rächte nun die Hackergruppe Anonymous.

Screenshot eines youtube-Videos.
15 Jahre Gefängnis wegen Herunterladens und Verbreitens von akademischen Schriften. Die US-Justiz läuft Amok gegen die Internetszene.

So legte Anonymous die Webseite der United States Sentencing Commission lahm (sie war auch am Samstag um 17.45 Uhr noch offline). Damit wollte die internationale Vereinigung von IT-Spezialisten ein Zeichen gegen eine völlig überzogene Justiz setzen, die besonders die junge Internetszene immer stärker im Visier hat und häufig der old economy nach dem Mund rede. In den vergangenen Jahren hatten sich hunderttausende Amerikaner die Grundsatzreden von Aaron Swartz rund um Internetfreiheit auf YouTube angesehen.

Derweil schlägt immer häufiger die internationale Hackergruppe Anonymous zu und wehrt sich gegen aus ihrer Sicht staatliche Willkür-Aktionen auch in westlichen Demokratien. Sie sieht sich weltweit als ein IT-Schwert im Kampf gegen überzogene staatliche Gewalt gegenüber den Bürgern. Immer wieder schaltet sich der lose Zusammenhang von über 10.000 weltweiten Unterstützern ein, um Zeichen gegen Staatsterror zu setzen.

Im aktuellen Fall sagte Anonymous, Aaron Swartz habe sich vor allem auf Grund des völlig überzogenen Gerichtsurteils und der ihm drohenden 15 Jahre Gefängnis das Leben genommen. Vorher hatten die federal prosecutors, also die Beamten der US-Bundespolizei FBI, ihm vorgeworfen, er hätte mit dem Kopieren von "academic journal articles from an online repository", also dem Kopieren von akademischen Artikeln von einer Online-Datenbank, erheblich gegen das Urheberrecht verstoßen.

Interessant ist, wie dramatisch die US-Justiz unterschiedlich agiert. Beispielsweise sah sich der Internet-Suchgigant Google bis vor wenigen Monaten massiver Kritik von Buchverlegern ausgesetzt - auch aus Deutschland. Grund: Google baut derzeit das sicherlich auch idealistisch gemeinten Projekt der weltgrößten digitalen Bibliothek auf, verstieß oder verstößt damit aber wohl gegen tausende Urheberrechte von Autoren oder Verlagen.

Amerikanische Justiz schützt Milliarden-Konzerne wie twitter - trotz zahlreicher Rechtsverstöße

Bislang hat Google Millionen Bücher eingescannt und online zur Verfügung gestellt mit dem Argument, man gehe davon aus, dass Bücher, die in den USA nicht mehr in der Buchhandlung erhältlich seien, wohl nicht mehr sonderlich unter das Urheberrecht fallen könnten und folglich digital von Google vertrieben werden könnten. Für deutsche Verleger führte diese juristische Sichtweise dazu, dass aus Google-Sicht fast alle deutschen Bücher von Google in den USA als "vergriffen" gewertet wurden und damit als mehr oder weniger "Urheberrechtsfrei". Zwar gibt es mittlerweile eine "Einigung" zwischen dem Milliarden-Konzern Google und den Buchverlegern - aber wirklich zufrieden ist die Print-Zunft nicht.

youtube-Video Anonymous unten aklicken und ansehen:

sowie Kim Dotcom wants to encrypt half of the Internet to end government surveillance - Interview


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