122 Mio. € Gewinn sind zu wenig Schweizer Mediengigant Tamedia Zürich mit massiven Einsparungen / Journalisten protestieren

Der Schweizer Medienkonzern Tamedia hat drastische Kürzungen angekündigt. Deshalb haben nun in der Schweiz rund 100 Journalisten protestiert - sowohl aus der deutschsprachigen Schweiz wie aus der französisch sprechenden Schweiz. Die Demonstrationen fanden unter anderem am Sitz der Zeitung Tribune de Genève statt sowie in Lausanne. Tamedia wurde 1893 gegründet, ist seit 2000 an der Schweizer Börse notiert und hat seinen Hauptsitz in Zürich.

tamedia presse / netztrends
Ein Tamedia-Druckzentrum in Zürich.

Der Schweizer Medienkonzern Tamedia gehört neben Ringier - ebenfalls aus Zürich (BLICK) - zu den größten deutsch- und französischsprachigen Medienhäusern in der Schweiz. So publiziert der Verlag unter anderem "24heures", "La Tribune de Genève", "Le Matin", "Le Temps" oder "20 minutes".

Dass es nun erstmals seit langer Zeit wieder zu öffentlichen Protesten und Demonstrationen gegen Tamedia gekommen ist, liegt an einer aus Sicht vieler unverhältnismäßigen finanziellen Radikalkur, welche die Tamedia-Geschäftsführung verkündet hat.

Besonders verärgert sind die Journalisten und Gewerkschaften, da Tamedia im vergangenen Jahr rund 151 Mio. Schweizer Franken (122 Mio. Euro) Gewinn erwirtschaftet habe. Deshalb könne man nicht verstehen, warum nun 34 Mio. Schweizer Franken (28 Mio. Euro) radikal eingespart werden müssten.

Die Einsparungen sollten - heißt es von Tamedia-Mitarbeitern - primär über Personal-Entlassungen erfolgen. Tamedia argumentiert, die Einsparungen von 28 Mio. Euro oder 34 Mio. Schweizer Franken seien vor allem deshalb notwendig, da einige Unternehmensbereiche die "Renditeziele des Board of Directors" nicht erfüllt hätten und bis 2016 auch nicht erfüllen könnten ("... les objectifs de rentabilité fixés par le conseil d'administration...").

Auf der Demonstration gegen Tamedia sprachen einige Journalisten - die von Gewerkschaften unterstützt wurden - davon, man sehe mit den Tamedia-Kürzungen die Freiheit der Presse bedroht. Zudem befürchte man ein Ende der französisch-sprachigen Presse in der Schweiz. Einige skandierten auch "Nein zur Zitronenpresse" oder "Eine Zeitung ist kein Goldesel".

Derweil schlagen die Radikalmaßnahmen bei Tamedia immer höhere politische Wogen in der Schweiz. So gab die Stadt Genf bekannt, man nehme "mit Erstaunen und Besorgnis" den radikalen Sparplan von Tamedia zur Kenntnis. Gleichzeitig sehe man die Vielfalt der Presse und die Erhaltung von Arbeitsplätzen in der westlichen Schweiz und Genf bedroht. Zudem sehe man das Funktionieren einer breiten Pressevielfalt als Voraussetzung für das reibungslose Zusammenspiel in der Gesellschaft eines demokratischen Systems. Besonders erzürnt ist man im Genfer Rathaus, da Tamedia offensichtlich sehr gut Geld verdiene und man deshalb eine solche finanzielle Radikalkur auf Kosten der Mitarbeiter nicht nachvollziehen könne.

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