Horrorszenario Corona Schwester im Anflug auf Europa – Schweinegrippe wieder aus China

Zunächst haben wir in der Netz-trends-Redaktion Witze gemacht. Du, schon gehört: Die Schwester von Corona sitzt im Flugzeug. Ziel: Flughafen Berlin Tegel mit Zwischenlandung in Zürich, Paris, London und Rom. Und natürlich dann direktem Weiterflug nach John F. Kennedy International Airport in New York City sowie nach Washington D.C. Natürlich in den Vorgarten von U.S.-Präsident Donald Trump.

In unserer künstlerischen Collage aus der China Airlines Homepage und einem gezeichneten Corona Virus eines Künstlers auf pixabay geht ganz klar hervor: Es ist noch nicht vorbei. Immerhin schreibt China Airlines: «We fly we fight» und «We will all be fine». Nur: Das sehen Milliarden Menschen auf dem Globus derzeit anders und empfinden diese Werbung eher makaber.

Die Corona-Schwester sitze direkt im Cockpit, so spannen wir rum, und zwar in einer Lufthansa Maschine oder einer Maschine der China Airlines. Sie freue sich schon auf Landung im herrlich sommerlichen Berlin sowie den anderen schönen Flughäfen der Hauptstädte Europas sowie Amerikas.

Die Rede ist von einer möglicherweise auch für die Menschen hoch infektiösen neuen Art der Schweinegrippe. Und sie kommt wieder mal aus China. Das berichten unisono von Frankfurter Rundschau [1] bis Süddeutsche Zeitung [2] zahlreiche Medien.

Wir krümmten uns vor Lachen bei der Vorstellung, wie die Schwester von Corona im Cockpit der Lufthansa oder Swiss oder China Airlines sitze und sich auf die Landung freue. Und dann hielten wir inne. Lustig ist das ja nun wahrlich nicht.

Die Schwester von Corona im Cockpit

Nur die Vorstellung, da sitze wirklich die Schwester von Corona im Flugzeug ganz vorne im Cockpit, um die Welt ein weiteres Mal in Geiselhaft zu nehmen, hatte auch irgendwie etwas tragisch-komisches an sich. Leider ist das aber eben kein Witz. So schreibt die linke Frankfurter Rundschau, alles andere als ein Revolverblatt:

«Forscher haben in China eine neue Art der Schweinegrippe entdeckt. Das Virus besitze ‘alle wesentlichen Eigenschaften, um Menschen infizieren zu können’, so die Wissenschaftler.»

Das Virus sei eine Art der Schweinegrippe und werde nun als G4 bezeichnet. Gleichzeitig warnten die chinesischen Forscher von einer möglichen «Schweinegrippe-Pandemie - inmitten der Corona-Pandemie». Das sei ein schlimmes Szenario. Ursprung des Textes sei die Fachzeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America», kurz PNAS. Wir suchen also den original PNAS-Artikel und lesen es dort tatsächlich:

«Prevalent Eurasian avian-like H1N1 swine influenza virus with 2009 pandemic viral genes facilitating human infection.» Übersetzt heißt diese Überschrift des Artikels: «Prävalentes eurasisches vogelähnliches H1N1-Schweinegrippevirus mit pandemischen Virusgenen von 2009, die eine Infektion des Menschen erleichtern.» [4]

Übel des Herdes

Ganz so, als wolle das Übel des Herdes von Corona, eben China, nun der Welt zeigen, dass man rechtzeitig warnen wolle, ist der Text mit einer ganzen Armee Chinesen unterschrieben – 23 an der Zahl:

Als Autoren werden angeführt: Honglei Sun, Yihong Xiao, Jiyu Liu, Dayan Wang, Fangtao Li, Chenxi Wang, Chong Li, Junda Zhu, Jingwei Song, Haoran Sun, Zhimin Jiang, Litao Liu, Xin Zhang, Kai Wei, Dongjun Hou, Juan Pu, Yipeng Sun, Qi Tong, Yuhai Bi, Kin-Chow Chang, Sidang Liu, George F. Gao und Jinhua Liu.

Die Chinesen berichten mal wieder von einem Virus

Und so berichten die engagierten Chinesen also: «Daher ist die systematische Überwachung von Influenzaviren bei Schweinen eine Schlüsselmaßnahme zur Vorwarnung vor dem Auftreten der nächsten Grippepandemie. Hier haben wir ein reassortiertes EA H1N1-Virus identifiziert, das pdm/09- und TR-abgeleitete interne Gene besitzt, den so genannten G4-Genotyp, der seit 2016 in Schweinepopulationen vorherrschend geworden ist.»

Zudem führen sie weiter aus:

«Ähnlich wie das pdm/09-Virus weisen G4-Viren alle wesentlichen Merkmale eines Pandemie-Kandidatenvirus auf. Besorgniserregend ist, dass Schweinearbeiter eine erhöhte Seroprävalenz des G4-Virus aufweisen. Die Eindämmung der vorherrschenden G4 EA H1N1-Viren bei Schweinen und eine genaue Überwachung der menschlichen Populationen, insbesondere der Beschäftigten in der Schweinehaltung, sollten dringend umgesetzt werden.»

Blutende Schweine bei Clemens Tönnies in Gefahr?

Könnte also ein Fall für den viel gescholtenen niedersächsischen Unternehmer Clemens Tönnies sein. Dessen Bilder von blutenden Schweinen in den riesigen Schlachthallen mit Billigarbeitern aus Subunternehmen gingen bekanntlich um die Welt.

Nach Angaben des chinesischen Fachzeitschriften Artikels wären bereits 2009 der chinesischen Schweinegrippe H1N1, die jetzt mit G4 mutiert sei (G4 stamme von H1N1 ab), weltweit 18.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Nach Corona nun also G4, das sich weltweit verbreitet? Eine Horrorvorstellung! Viele hundert Millionen Menschen haben nach Schätzungen alleine schon wegen Corona weltweit ihre Jobs verloren.

Erst am 2. Juli 2020 titelte die BILD-Zeitung deutschlandweit in riesigen Lettern auf der Seite Eins: 637.000 Arbeitslose mehr in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat. Und DIE WELT berichtete Anfang Juni bereits, wonach 7,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit seien. [5] Bis Juli, so BILD, sei diese Anzahl wenigstens auf 6,8 Millionen Arbeitnehmer zurückgegangen. [6]

Alleine im Westen 100 Millionen Arbeitslose

In Großbritannien hat die windige Regierung von Premierminister Boris Johnson gar die Frechheit doch allen Ernstes das Folgende zu schreiben:

«Die Auswirkung der Pandemie des Coronavirus (COVID-19) auf unsere Kapazität bedeutet, dass wir die bestehenden Arbeitsmarktfreigaben überprüft haben und einige Veröffentlichungen aussetzen werden. Dies wird die Lieferung und Qualität unserer verbleibenden Arbeitsmarktergebnisse schützen und sicherstellen, dass wir als direktes Ergebnis von COVID-19 auf neue Anforderungen reagieren können.» [7]

Auf gut deutsch: Die Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit ist in Großbritannien dermaßen durch die Decke gestoßen, dass die Regierung wie in Diktaturen einfach viele Zahlen dazu für sich behält und die Öffentlichkeit hintergeht und anlügt. Stattdessen spricht die konservative britische Regierung von einer angeblichen «Inaktivitätsrate», die gestiegen sei:

"Wirtschaftliche Inaktivitätsrate" der Menschen ist in Großbritannien gestiegen

«Seit Beginn vergleichbarer Aufzeichnungen im Jahr 1971 ist die wirtschaftliche Inaktivitätsrate für alle Menschen zwischen 16 und 64 Jahren im Allgemeinen gesunken (obwohl sie während Rezessionen gestiegen ist).» [8]

An anderer Stelle lesen wir wiederum in einem Artikel von Mitte Juni 2020, im Guardian, das Folgende: Die Zahl der Menschen, die in Großbritannien seit Corona Ausbruch arbeitslos seien und arbeitsbedingte Leistungen in Anspruch nehmen müssten, sei im Mai 2020 um 23% auf 2,8 Millionen gestiegen.

Als Grund wird angegeben, dass die «Coronavirus Krise Tausende von Unternehmen zur Schließung» gezwungen habe. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit entspreche effektiv 1,24 Millionen Menschen. Das sei der schlimmste Anstieg in Großbritannien seit 100 Jahren. [9] Sky UK schreibt, von März bis Juni 2020 hätten gar 1,6 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz in UK verloren. [10]

12,4 Millionen in Kurzarbeit in Frankreich

Bereits Mitte Mai 2020 berichtete die französische nationale Tageszeitung «Le Figaro» wonach wegen Covid-19 in der Grande Nation 12,4 Millionen Menschen in Kurzarbeit seien. Allerdings spricht man in Frankreich hier von einer «Teilarbeitslosigkeit». Insgesamt hätten alleine in Frankreich nach Angaben der Statistikabteilung des Arbeitsministeriums 1.015.000 Unternehmen Teilarbeitslosigkeit wegen Corona beantragt.

Zudem führt die Behörde aus: 47% der Anträge auf Teilarbeitslosigkeit durch Unternehmen erfolgten mit weniger als 50 Beschäftigten. Hingegen seien solche Anträge nur von 33% der Unternehmen mit 250 oder mehr Beschäftigten eingegangen. [11] Das ist aber kein Wunder: Es gibt nun mal erheblich mehr Einzelunternehmen oder Kleinunternehmen als Großunternehmen.

Und 45 Millionen Arbeitslose in den USA

Ähnlich dramatisch die Lage in den USA: «In den USA ist die Arbeitslosenquote von 14,7 auf 13,3% leicht zurückgegangen. Von der Erholung im Mai profitierten aber weder alle Bevölkerungsklassen noch alle Branchen. Über 20 Millionen Amerikaner beziehen derzeit Arbeitslosenhilfe» führte die Neue Zürcher Zeitung am 5. Juni 2020 aus. [12]

Das Manager Magazin wiederum berichtete am 2. Juli 2020, wonach sich der US-Arbeitsmarkt seit Mai wieder langsam erhole. Von den ursprünglich bis zu 45 Millionen Menschen, die wegen Corona arbeitslos gewesen seien, hätten die US-Unternehmen mittlerweile angeblich wieder um bis zu 10 Millionen Menschen eingestellt. Viele darunter in der Agrarwirtschaft. [13] Klar, immerhin ist Sommer und damit Erntezeit.

Man greift wohl nicht zu hoch, wenn man schätzt, dass das Corona Virus alleine im Westen weit über 100 Millionen Arbeitslose produziert hat.

Und die Mutter von Corona - China?

Im Vergleich zum Westen scheint sich die Arbeitslosigkeit in China, dem Mutterland von Corona, in Grenzen zu halten. So schreibt die Deutsche Welle in ihrer chinesischen Ausgabe:

«Die von China im April untersuchte Arbeitslosenquote lag bei 6,0%, höher als 5,9% im März, aber besser als das historische Hoch von 6,2% im Februar.» [14] Andere Quellen würden zwar, so die Deutsche Welle, eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit nennen.

Doch sind diese Zahlen eben nicht offiziell, weshalb wir sie hier nicht größer nennen möchten. Denn man kann in solchen Zeiten durchaus auch mit lancierten inoffiziellen angeblich höheren Arbeitslosenzahlen die Weltöffentlichkeit hinters Licht führen. Genauso, wie man das mit zu niedrig angegebenen Arbeitslosen machen kann.

Formal ist die Arbeitslosenquote in Deutschland angeblich auch nur bei 6,2%. Doch dass man Millionen Menschen, welche Grundsicherung beziehen oder die man in unnötige angebliche «Weiterqualifizierung Kurse» geschickt hat, um sie aus der Statistik zu rechnen, lässt die Berliner Bundesregierung gerne in ihren Statistiken und Pressekonferenzen unerwähnt.

Doch lieber das Samsung Handy

Eines hat der Netz-trends.de-Autor jedenfalls für sich entschieden: Das neue Handy kommt nun doch nicht mehr aus China. Er kaufte kein Huawei mehr, sondern wieder ein Samsung aus Südkorea. Denn so ganz aus der Verantwortung möchte der Autor China wegen der bösen Schwester Corona nicht entlassen.

Und auf die neue Schweinegrippe dürfen wir dann vorerst gespannt warten. Ob die Landung weltweit durchgeführt wird oder ob die Schwester von Corona nicht doch lieber im Cockpit bleibt ist eine Zitterpartie. Wir bitten sie jedenfalls: Bleibt um Gottes Willen doch bitte direkt in China - in den Schweinefarmen und lass uns bloß in Frieden!

Derweil wirbt die China Airlines mit den Hashtags: «We fly we fight» und «We will all be fine» (Bild von uns oben). Das sehen Milliarden Menschen auf dem Globus derzeit anders. Vor allem finden sie so eine Werbung makaber.

Einzelnachweise

[1] Virus in China: Forscher warnen ausdrücklich vor neuer Schweinegrippe-Pandemie, von Tanja Banner, in: Frankfurter Rundschau Online vom 3.7.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[2] China: Droht jetzt die nächste Seuche?, von Werner Bartens, in: Süddeutsche Zeitung Online vom 1.7.2020.

[3] Virus in China: Forscher warnen ausdrücklich vor neuer Schweinegrippe-Pandemie, von Tanja Banner, in: Frankfurter Rundschau Online vom 3.7.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[4] RESEARCH ARTICLE: Prevalent Eurasian avian-like H1N1 swine influenza virus with 2009 pandemic viral genes facilitating human infection, in: pnas.org vom 29.6.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[5] 3 Millionen Deutsche in Kurzarbeit – der fatale Abwärtssog der Pandemie, von Daniel Eckert, in: Die Welt vom 2.6.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[6] Corona-Crash 637 000 Arbeitslose mehr!, in: BILD Zeitung Bundesausgabe, Seite 1 vom 2.7.2020.

[7] Employment in the UK: June 2020, in: Office of National Statistics Großbritannien (ONS) vom 16.7.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[8] Wirtschaftliche Inaktivität in Großbritannien von Männern und Frauen, in: National Statistics Großbritannien, April, 2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[9] UK jobcentre claimants rise 126% to 2.8m since start of the lockdown. Analysts say year-on-year increase is most dramatic hit to UK labour market for 100 years, Von Phillip Inman, in: The Guardian vom 16.6.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[10] Coronavirus: 612.000 britische Arbeitnehmer verlieren während der Sperrung ihren Arbeitsplatz, von James Sillars, in: Sky News vom 16.6.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[11] Covid-19: Mit 12,4 Millionen stagniert die Zahl der Beschäftigten mit Teilarbeitslosigkeit, von William Plummer, in: Le Figaro vom 13.5.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[12] Die Lage am US-Arbeitsmarkt bleibt trotz einer überraschenden Erholung dramatisch, von Martin Lanz, Washington, in: Neue Zürcher Zeitung Online vom 5.6.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[13] Die Arbeitslosenquote in den USA fiel von 13,3 Prozent im Mai auf 11,1 Prozent im Juni, wie die Regierung am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft sei im Juni um 4,8 Millionen gestiegen, hieß es. Analysten hatten mit einem geringeren Rückgang der Arbeitslosigkeit gerechnet. Binnen zwei Monaten hat sich die Zahl der Beschäftigten in den USA bereits wieder um rund 10 Millionen erhöht, in: Manager Magazin Online vom 2.7.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[14] Chinas Wirtschaft erholt sich leicht, Massenarbeitslosigkeit kann zu sozialen Unruhen führen (auf chinesisch: 中国经济小幅反 模失恐引社会动荡), in: Deutsche Welle China vom 15.5.2020. Abgerufen am 4.7.2020.

[15] Entwicklung des Arbeitsmarkts 2020 in Deutschland, Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 1.7.2020.

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