Wie CDU und CSU die Bayer AG zerlegen wegen Glyphosat

Screenshot Google
War da was?

Kommentar – Frau Bundesministerin Julia Klöckner hatte sich für diese Pressekonferenz am Dienstag extra dick geschminkt und besonders aufgetakelt in Szene gesetzt. Schließlich hatte man der Welt einmal mehr viel mitzuteilen: Wie die Bundesregierung unter Führung der CDU und CSU ein Stück weit deutsche Industriegeschichte zerhackt.

Klöckner berichtete etwas verlegen lächelnd von einem Anschlag von CDU und CSU auf einen Großkonzern, der eh schon mit dem Rücken zur Wand steht: Auf die Bayer AG aus Leverkusen in Nordrhein-Westfalen. Ein einstiger Weltkonzern, ein Aushängeschild der Deutschland AG, der es heute nur noch auf ein Drittel des Umsatzes von Google bringt.

Doch was juckt das: Bis 2022, spätestens 2024 erwarte man, dass es in Deutschland und möglicherweise in der ganzen EU ein Glyphosat-Verbot geben könnte.

Keine wissenschaftlichen überzeugenden Beweise

Es gibt zwar keine überzeugenden wissenschaftlichen Beweise, dass Glyphosat auch nur in einem Fall Krebs erzeugt haben könnte oder die Insekten schädigt. Aber das interessiert niemanden mehr im Westen, wo man geradezu gierig das chinesisch dominierte Industriezeitalter herbeiarbeitet und sich selbst demontiert.

Glyphosat darf bis heute, da es seit bald 50 Jahren wissenschaftlich für Menschen und Nutzpflanzen als ungefährlich eingestuft wird, dafür aber hoch effizient in der Unkrautvernichtung ist, sogar ohne Schutzkleidung auf Äcker und Privatgärten versprüht werden. Jeder der einen Rosenstock hat, welcher mehrmals im Jahr von Hunderten Läusen befallen ist oder von Mehltau überzogen wird, dürfte wissen, wie schwierig es ist, ohne Chemie effizient auch nur einen einzigen Rosenstock über die Saison zu bringen.

Bei Glyphosat müssen weder Handschuhe von den Bauern oder Privatgärtnern getragen werden, noch Gummistiefel oder sonstige Abwehrkleidung gegen mögliche Gifte.

Für Nutzpflanzen harmlos

Grund: Da Glyphosat eben für Menschen und Nutzpflanze als harmlos gilt. Harmloser als Chlor. Dafür aber unschlagbar effizient: Es zerstört schädliche Unkräuter in den Äckern der Landwirtschaft und im Garten, greift aber gleichzeitig nicht die Nutzpflanzen an: Also das Korn, den Mais, den Salat, die Erdbeeren, den Spargel, den Rosenstock, die Dahlien. Es ist weltweit ein einmalig effizientes Schutzmittel für die Landwirtschaft und den Gartenbau, um effizient Lebensmittel anbauen zu können oder schöne Gärten anlegen zu können, die nicht von Unkraut übersäht sind.

Der Krieg gegen das Glyphosat steht geradezu diametral zur sonstigen Landwirtschaftspolitik der EU, die Europas verbliebene Hunderttausende Farmer jährlich mit Milliarden subventioniert.

Man möchte einerseits die heimische Landwirtschaft erhalten, um nicht alles aus den USA, China oder Brasilien importieren zu müssen. Gleichzeitig trägt man mit einem Glyphosat-Krieg massiv zur Demontage der eigenen Farmer bei. Von den Subventionen profitieren derzeit aber sowieso vor allem Großbauern. Sie bekommen im Jahr gut 80.000 Euro auch für den Fall, dass sie gar nichts tun.

Es schädigt Wirtschaftsstandort Deutschland

Der Glyphosat-Krieg der nun wohl in einem Glyphosat-Verbot mündet, hat eigentlich eine kurze Geschichte. Sie genügt aber, um Bayer und den Wirtschaftsstandort Deutschland massiv zu schädigen:

Es war ein Gericht in den USA, das behauptete, man habe Verdachtsfälle, in denen zwei Bauern völlig unachtsam zu viel Glyphosat versprühten und nun behaupteten, darauf beruhe eine Krebserkrankung. Dass ausgerechnet Bayer so blöd war, das ursprünglich amerikanische Unternehmen das hinter Glyphosat steht, Monsanto zu kaufen, steht auf einem anderen Blatt.

Doch Fakt ist: In Sri Lanka hatte die dortige Regierung im Zuge der weltweiten Massenhypverventilierung rund um Glyphosat das Unkrautvernichtungsmittel über kurze Jahre verboten. Mit katastrophalen Folgen: Zehntausende Bauern drohte auf der Insel der Ruin. Denn die Felder überwucherten mit Unkraut. Niemand kauft aber Gemüse, Korn, Mais, wenn die Hälfte davon nutzloses Unkraut auf dem Anhänger ist.

Sri Lanka ruderte nach einem Verbot schnell wieder zurück

Der Umweltminister von Sri Lanka erlaubte das Glyphosat deshalb wieder und sagte: Man schäme sich, dass man der weltweiten Medienhysterie aufgesessen sei. Es gebe auch in Sri Lanka in 50 Jahren keinen einzigen Fall einer Krebserkrankung wegen Glyphosat. Das gilt auch für 130 Länder, in welchen Millionen Bauern seit 50 Jahren das höchst effektive Anti-Unkrautmittel nutzen, häufig unter dem Namen „Roundup“.

Was aber so oder so viele gar nicht wissen: Es geht nicht um Krebserkrankungen bei den Konsumenten, sondern bei Bauern. Unter Millionen Bauern, die Glyphosat seit Jahrzehnten nutzten, genügten nun nur zwei Fälle in den USA, um das Krebs-Märchen in die Welt zu setzen. Jetzt gibt es natürlich Trittbrettfahrer, andere Bauern, die auch auf einen Geldsegen durch Bayer hoffen.

Das Drama erinnert an die Cholesterin-Lüge, die auch aus den USA kommend 50 Jahre die Welt umschlung

Das Drama um Glyphosat erinnert ein bisschen an die berühmte Cholesterin-Lüge, die in den 1970er Jahren in die Welt gesetzt wurde. Damals hatte ein US-Pharmakonzern das Märchen in die Welt gesetzt, Cholesterin sei für Schlaganfälle und Herzinfarkte verantwortlich, weshalb man Cholesterin-Senker kaufen müsse und keine Eier mehr essen dürfe. Heute weiß man: Kompletter Bullshit.

Das einzige, was bislang wissenschaftlich bewiesen ist, ist, dass im Falle, wenn jemand schon einen Herzinfarkt hatte, die Nutzung medikamentöser Cholesterin-Senker die Chance, einen zweiten Herzinfarkt zu erleiden, minimal hilft, zu senken.

Die geifernden Gemeinderäte in Bayern

Und dann wären da noch die geifernden kleinen lokalen Gemeinderäte, die es auch in Bayern zuhauf gibt. Sie hetzen und pusten gegen Glyphosat, dass nun sogar die CSU-Regierung im Freistaat, die panisch unter dem AfD-Aufstieg leidet, in einem Akt der populistischen Dummheit sich ebenfalls für ein Glyphosat-Verbot ausgesprochen hat. „Bayern will Glyphosat Verbot“, posaunte es plötzlich aus Schlagzielen.

Und nun noch Julia Klöckner aus der Pfalz, der eigentlich die eigene Landwirtschaft am Herzen liegen müsste. Denn die Landwirtschaft ist es am Ende, die das ausbaden wird müssen. Zwar versuchten auch gestern wieder Bauern verzweifelt sich gegen ein völlig absurdes und unnötiges Glyphosat Verbot zu stemmen, aber vergebens. Wer derzeit es wagt, sich öffentlich vor Glyphosat zu stellen, ist in etwa auf einer Ebene mit Leugnern des Zweiten Weltkrieges.

„Roundup“ wird auch in Ziergärten von Privatgärtnern seit Jahrzehnten gerne genutzt

In vielen Ländern, so auch in der Schweiz, wird Glyphosat unter dem Namen „Roundup“ verkauft – auch an Privatgärtner und zwar schon für 15 bis 20 Franken. Natürlich kann man im Garten von morgens bis abends Unkraut hacken gehen – doch manuell ist es ein Kampf gegen Windmühlen.

Für Bayer ist es eine Katastrophe, dass ausgerechnet CDU und CSU, und damit zwei Führungsparteien aus Deutschland, weltweit inszeniert sich nun in den Reigen der Glyphosat-Verbotsforderer einreihen.

Denn Deutschland und die EU sind weltweit für viele Regierungen ein Vorbild. Für Regierungen, die nicht das Geld und nicht die Mittel haben, sich selbst mit solchen Themen wie Glyphosat näher zu befassen. Man folgt einfach der Politik des Westens, von Europa.

Kein Guter Tag

Insofern ist das kein guter Tag für die Wirtschaft in Deutschland, für Deutschlands DAX-Konzerne. Deutschland zerlegt sich selbst. Denn wir haben nicht viel:


Automobilindustrie, Maschinenbau, die Chemie. Das wars. Bayer ist Chemie und wir brauchen das eigentlich als Industrienation. Aber wen schert es noch. Das chinesische Zeithalter hat begonnen und wir öffnen dafür die Tore sperrangelweit.

Dass alleine in der Schweiz zum Kampf gegen Pilze, Schimmel, Gammel, die Äpfel auf den Feldern jedes Jahr im Schnitt 20 bis 30 Mal mit Anti-Pilz, Anti-Gammelmitteln oder Anti-Wurmmitteln besprüht werden, mit Pestiziden, viele davon aus den USA, interessiert aber ja auch niemanden mehr. Denn diese Pestizide werden natürlich nicht verboten.

Wikipedia führt zu Bayer aus: „Die Bayer Aktiengesellschaft ist ein divisional gegliedertes Unternehmen, das aus 420 Gesellschaften mit insgesamt 116.998 Mitarbeitern besteht. Schwerpunkt des Konzerns ist die chemische und pharmazeutische Industrie.“

Der Umsatz von Bayern bewegt sich aktuell nur noch bei rund 40 Milliarden Euro. Einstmals wird so das Unternehmen wohl als ein Stück Industriegeschichte in Europa eingehen.

Bliebe noch ein interessanter Absatz, den der langjährige Chefredakteur des Handelsblatts und heutige Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer in Capital verfasst hat:

„Seit dem Ausbruch der Glyphosat-Krise verkauft die Bayer AG so viel Tafelsilber wie irgend möglich, um sich für die hohen Kosten eines Vergleichs zu wappnen. Die Restanteile an der früheren Chemietochter Covestro, die Mehrheitsbeteiligung an dem Chemieparkbetreiber Currenta und zuletzt der Konzernbereich Tiermedizin – alles muss raus, um die verheerenden Folgen der Monsanto-Übernahme zu bewältigen. Einen Teil des Geldes braucht Bayer aber auch, um den beschlossenen Personalabbau zu finanzieren, der viele Millionen Euro verschlingen wird.“

Bayer ist in Leverkusen angesiedelt, einem westlichen Armenviertel von Deutschland. Die Verwahrlosung von West-Deutschland zeigt dort besonders krasse spuren: Hohe Kriminalität, schmutzige Straßen, verfallende S-Bahnsteige, kaum lokale vitale Geschäfte. Irgendwo dazwischen, im Nirgendwo, ragt noch die Bayer Arena heraus - als Relikt alter Glorie des Bayer Konzerns.

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