Zahnärzte: Zehntausenden Kindern müssen in Großbritannien Zähne wegen Karies gezogen werden

Dass so mancher Brite es mit der Sauberkeit nicht so genau nimmt, dürfte der eine oder andere, der jemals in Großbritannien in einer Gastfamilie beispielsweise im Rahmen eines Schüleraustausches lebte, gemerkt haben.

Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain
Kinder leiden besonders, wenn Eltern sie in Gesundheitsfragen vernachlässigen.

Doch dass nicht wenige Briten auch ihre Kinder verlottern lassen, das wurde jetzt bekannt. So müssen in Großbritannien nach Aussage einer Studie Zehntausende Kinder sich bereits im Alter von unter 10 Jahren mindestens einen Zahn ziehen lassen. Der Grund für die oft sehr schmerzhafte Zahnentnahme: Schlechte Zähne, oftmals durch zu viel Zucker. Eigentlich müssen Zähne auf Grund von Kariesbefall in der Regel erst bei Erwachsenen jenseits der 30 gezogen werden. Doch nicht so in Großbritannien:

Nach der Studie habe es seit dem Jahr 2011 insgesamt 128.558 Fälle von Kindern im Alter von unter 10 Jahren gegeben, welche auf Grund schlechtester Zähne in Krankenhäusern behandelt werden mussten. Ihnen wurde mindestens ein Zahn, oftmals auch mehrere, wegen Karieszerstörungen gezogen. Dies teilte nun das britische Informationszentrum für Gesundheit- und Sozialwesen mit, das sogenannte "Health and Social Care Information Centre".

Alleine in nur einem Jahr und zwar vom 1. April 2014 bis 31. März 2015 mussten 14.445 Kinder im Alter unter fünf Jahren in Krankenhäuser, da ihre Zähne schon so schlecht waren und von Karies befallen, dass Zähne gezogen werden mussten.

Dies deutet klar daraufhin, dass die Kinder zu selten ihre Zähne putzen. Nach Empfehlungen von Zahnärzten solle man mindestens zwei Mal täglich die Zähne putzen - morgens nach dem Frühstück und Abends vor dem Schlafengehen. Doch sind diese Tipps nicht neu. In Deutschland werden schon seit den 1970er Jahren Kinder so erzogen. Nur scheinbar gelten diese Erziehungsstandards bei einem Großteil der britischen Bevölkerung nicht.

Professor Nigel Hunt, Dekan der Fakultät für Zahnchirurgie am Royal College of Surgeons, sagte gegenüber britischen Medien, dass im Vergleich zu den Vorjahren 9,81 Prozent mehr Kinder sich viel zu früh Zähne wegen Karies ziehen lassen müssten.

"Nicht nur Karies ist belastend für Kinder und Eltern, es hat auch ernsthafte soziale und finanzielle Auswirkungen", erklärte er. Er forderte für Großbritannien einen "dringenden" Plan, wie die dramatische Zunahme an Kariesbefall und viel zu frühem Zahnverlust unter Kindern reduziert werden könne. Dieses gelte umso mehr, als dass in 90 Prozent der Fälle Karies durch Zähneputzen und weniger Genuss von Süßwaren vermeidbar sind.

Weiter forderte der Professor angesichts der dramatischen Gesundheitsprobleme, dass die britische Regierung mit Zahnärzte stärker als bislang zusammenarbeiten sollte. Vor allem gelte es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit gesunder Zähne zu schärfen und die Gefahren von Zucker deutlicher als bislang bekannt zu machen. Ein Zahnersatz schlägt auch in Großbritannien leicht mit 1000 Euro zu Buche. In vielen Fällen übernehmen aber die Krankenkassen diese Kosten nicht oder nicht ganz.

Die meisten zahnkranken Kinder leben in Großbritannien in der Region London. Alleine im Jahr 2014 und 2015 kamen 8.362 Kinder aus diesem Einzugsgebiet. Am häufigsten von schlechten Zähnen betroffen sind auch Kinder aus Sheffield, gefolgt von Doncaster, Rotherham und Liverpool.

http://news.sky.com/story/1649675/unacceptable-number-of-kids-with-bad-teeth
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