Krankheiten: Antibiotika bei Kindern fördert Asthma und Übergewicht, schädigt Darm

Eine Studie aus Finnland, veröffentlicht im englischsprachigen Wissensmagazin Nature, warnt nun davor, Kindern zu oft Antibiotika zu verabreichen.

Bild: pixabay.com / CC0 Public Domain
Nicht jeder Schnupfen muss mit Antibiotika behandelt werden - erst Recht nicht bei Kindern.

Gerade in Zeiten der Erkältungswellen greifen viele Eltern gerne zu Antibiotika, um Rachen und Nebenhöhlen bei Kindern zeitnah wieder frei zu bekommen. Doch genau dies sei, warnen finnische Forscher, der falsche und nicht ganz ungefährliche Weg.

Gefährlich sind Antibiotika bei Kindern beispielsweise deshalb, da sie bei ganz Kleinen im Alter bis zum zweiten Lebensjahr die so wichtige Darmflora nachhaltig verändern und schädigen können. Die Schädigung der Darmflora wiederum könne später bei den Kindern zu Übergewicht, in schlimmen Fällen sogar zu krankhaftem Übergewicht, sogenannter Adipositas führen.

Dass der Darm beim Einsatz von Antibiotika besonders leidet, liegt auf der Hand: Denn Antibiotika greifen nicht nur schädliche Bakterien an – also Krankheitserreger, die beispielsweise für eine Angina verantwortlich sind – sondern auch gesunde Bakterien, welche sich im Darm aufhalten und das Essen zersetzen. Antibiotika greifen aber nicht nur übliche Darmbakterien an, sondern fördern bei Kleinkindern auch die Entstehung von Asthma.

Die neue Studie zum Einsatz von Antibiotika bei Kleinkindern legte Katri Korpela von der Universität Helsinki mit Kollegen vor. Dafür wurden 142 Kinder im Alter zwischen zwei und sieben Jahren untersucht. Ob Antibiotika verabreicht wurden oder nicht, das analysierten die Ärzte auch in Kot-Analysen der Kinder. Dabei wurden chronische Krankheiten mit berücksichtigt, wie beispielsweise Asthma.

Gefährlich für Kleinkinder unter zwei Jahren scheinen vor allem Antibiotika aus der Klasse der Makrolide zu sein. Hier konnten die Wissenschaftler die deutlichsten negativen Veränderungen in der Darmflora nachweisen. Als nützlich bezeichneten die Wissenschaftler hingegen Mikroben aus der Gruppe der Actinobacteria, die aber ebenfalls durch den Einsatz von Antibiotika zurückgingen. Anstelle dieser guten Bakterien fanden die Wissenschaftler explosionsartig nicht gesunde Bakterien in der Darmflora - vor allem Proteobacteria sowie Bacteroidetes.

Als erheblich weniger schädlich als Antibiotika erwies sich bei den Kindern der Einsatz von Penicillin. Ebenfalls negative Effekte wurden mit der Abnahme der Gallensalz-Hydrolase beobachtet, sowie eine Erhöhung der Makrolidresistenz.

Wie schwierig es bei Kleinkindern ist, dass sich die Darmflora nach dem Einsatz von Antibiotika regeneriert, zeigt sich daran, dass selbst zwei Jahre nach Absetzen von Antibiotika die nützlichen Darmbakterien nicht wieder in dem Ausmaß vorhanden waren, wie bei nicht mit Antibiotika behandelten Kindern.

Schon frühere Studien hatten darauf hingewiesen, dass der frühe Einsatz von Antibiotika bei Kindern zu einem erhöhten Risiko für entzündliche Darmerkrankungen führe könne, ebenfalls zu Asthma. Auch Tests mit Mäusen hatten dieses belegt, obgleich die Wissenschaft hier darauf verweist, dass eine Parallele zwischen Mäusen und Menschen beim Thema Antibiotika auf Grund des unterschiedlichen Stoffwechsels schwierig zu finden sei. Den kompletten (englischsprachige) Beitrag zum Antibiotika-Einsatz bei Kindern findet sich unter Nature Communications.

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