Snapchat hat Nutzer beim Datensammeln angelogen / 20 Jahre Strafe

Gleichzeitig verpflichtete die FTC Snapchat für einen Zeitraum von 20 Jahren seine Datenschutz-Richtlinien von einer unabhängigen Instanz regelmäßig überprüfen zu lassen. Konkret wirft die FTC Snapchat vor, die Verbraucher mit Aussagen zur Datensicherheit und dem Sammeln von Daten in die Irre geführt zu haben. Dabei habe Snapchat gegen die eigenen Versprechen der Snapchat-Datenschutzrichtlinie, den privacy policy, verstoßen.

Der amerikanische Foto-Kurzdienst für Handys, Snapchat, hat massenhaft Nutzer bezüglich der angeblichen Datensicherheit angelogen. Das stellte nun die Aufsichtsbehörde in den USA, die Federal Trade Commission (FTC), fest.

"Wenn ein Unternehmen seine Angaben zum Datenschutz privater Daten als einen zentralen Verkaufspunkt im Wettbewerb um Kunden anführt, ist es kritisch und wichtig, dass man seine Versprechen einhält", umschreibt FTC-Chefin Edith Ramirez noch recht diplomatisch den Betrug rund um die heimliche Datensammelei gegenüber den Verbrauchern.

Weiter sagte die Chefin der amerikanischen Federal Trade Commission, wonach jede Firma, die irreführende Versprechen bezüglich der Datensammelei und Datensicherheit mache, Aktionen der FTC riskiere.

Für viele Nutzer war Snapchat ein vermeintlich sicherer Datendienst auf dem Smartphone, da Snapchat behauptete, im Gegensatz zu Konkurrenten wie Whatsapp oder Viber, die Daten - beispielsweise ein gesendetes Foto - umgehend zu löschen, sobald es der Empfänger angeschaut hat. Seit Anfang Mai wird dieses auch für Text- oder Video-Nachrichten der Nutzer versprochen.

Woran sich die amerikanische Aufsichtsbehörde FTC besonders reibt, ist, dass Snapchat die Nutzer nicht darauf hingewiesen habe, dass die Empfänger von Foto-Nachrichten heimlich die Fotos abfotografieren könnten. Außerdem stört sich die FTC daran, dass Snapchat es unterlassen habe, darauf hinzuweisen, dass es durchaus möglich sei mittels fremder Apps sämtliche Snapchat-Nachrichten eben doch heimlich vom Empfänger zu sammeln - selbst soche Nachrichten, welche vermeintlich gelöscht worden seien.

Wiederherstellungsmodus von Nachrichten und Fotos über Backups

Dieser letzte Vorwurf der FTC scheint der schwerwiegende zu sein. Denn das deutet darauf hin, dass es auf dem Smartphone noch ein Backup von den vermeintlich gelöschten Fotos oder Nachrichten beim Empfänger gibt oder geben kann. Ein Backup macht die Wiederherstellung vermeintlich gelöschter Fotos oder Textnachrichten möglich.

Der Konkurrent Whatsapp bietet grundsätzlich nach einer Deinstallation von Whatsapp und einer späteren erneuten Installation von Whatsapp die Wiederherstellung sämtlicher alter Gesprächs- und Fotonachrichten an und zwar im Rahmen eines Wiederherstellungsmodus. Das bedeutet auch im Falle von Whatsapp, dass die App auf ein Backup, also eine heimliche Sicherungskopie, zurückgreift. Nicht bekannt ist bislang, ob das Backup auf dem Smartphone ist oder nicht doch direkt oder parallel auf den Speicher-Medien, also den Servern von Whatsapp in den USA.

Die FTC kritisiert Snapchat zudem dafür, dass es Email-Kontakte von iOS-Nutzern heimlich sammele ohne die Verbraucher vorher um Erlaubnis gebeten zu haben oder sie auf diesen für viele nicht akzeptablen Umstand hinzuweisen. Ebenfalls auf Missbilligung stößt bei der FTC, dass Snapchat es ermögliche, dass Fotos auch an komplett fremde Nutzer verschickt werden könnten und zwar "unter der falschen Behauptung, sie würden an Freunde Fotos schicken".

Snapchat hat der Kritik der FTC nicht widersprochen, was als Einverständnis gewertet wird, dass Snapchat nicht korrekt gegenüber seinen Nutzern gehandelt hat. Deshalb hat Snapchat gegenüber der amerikanischen Aufsichtsbehörde nun zugesagt, seine Datenschutzrichtlinie - die privacy policy - komplett zu überarbeiten und von einer unabhängigen professionellen Institution regelmäßig überprüfen zu lassen und zwar für die nächsten 20 Jahre.

Snapchat sagte, dass man während der starken Wachstumsphase es verpasst habe, auf Dinge zu achten, "auf die wir besser hätten achten sollen", teilte das Unternehmen mit. Außerdem habe man, so Snapchat, nun massiv dafür gesorgt, dass es keine weiteren Verfehlungen gebe und Fehler aus der Vergangenheit behoben würden.

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