Uber in Indien: Doch kein Panik-Knopf in privaten Taxis?

Nach einem Vergewaltigungs-Vorwurf eines indischen weiblichen Fahrgastes in Mumbai hatte das indische Verkehrsministerium gefordert, wonach private Taxiunternehmen, wie Uber, sich um Panik-Knöpfe in allen Fahrzeugen kümmern sollten, in welchen Fahrgäste transportiert würden:

Und immer wieder Uber: Indien tut sich mit Uber schwer.

In Indien ist ein Streit zwischen der indischen Regierung und dem amerikanischen privaten Transportunternehmen Uber ausgebrochen hinsichtlich der Frage, ob jedes Uber "Taxi" einen Panik-Alarmknopf für die Fahrgäste installiert haben sollte oder nicht.

Uber scheint die generelle Installation von physischen Alarmknöpfen in Autos, welche für den amerikanischen Fahrdienst Uber fahren, jedoch abzulehnen. Als Grund gibt Uber an, wonach man nicht sehe, wie man in Tausende Fahrzeuge, die Uber noch nicht einmal gehörten, einen physischen Alarmknopf installieren solle.

Dem entgegnete der indische Verkehrskommissar Mahesh Zagade, wonach er Dienstleister privater Taxis in der Pflicht sehe, für die Sicherheit von Fahrgästen zu sorgen. Allerdings äußerte sich Zagade bislang nicht dazu, wie er sich das vorstellt. Denn in Indien gibt es nicht nur Uber als Fahrdienst, sondern auch Hunderttausende Rikschas und andere private Taxianbieter. So gut wie keiner dieser privaten Fahrdienste hat bislang in der Nähe des Beifahrersitzes oder auf der Rückbank einen Panikknopf.

Darauf verwies auch der in Mumbai ansässige indische Uber General Manager Shailesh Sawlani: "Als Technologieunternehmen besitzt Uber nicht die Autos, auch beschäftigen wir keine Fahrer." Vielmehr arbeite Uber "mit unabhängigen Auftragnehmern, die eine Lizenz für kommerzielle Fahrdienste von der indischen Regierung haben. Das bedeutet, dass diese Fahrer frei in ihrer Entscheidung sind, mit welchen Operatoren sie zusammenarbeiten. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Fahrer nicht nur für Uber arbeitet, sondern auch für drei andere Fahrdienstleistungs-Unternehmen."

Nur 2 Prozent der privaten Fahrdienste hätten für Fahrgäste in Indien einen Panikknopf

In solchen Fällen, sagte Ubers Statthalter in Mumbai, sei es einfach gar nicht regelbar, bei wem dann letztlich das Panik-Signal eines Fahrgastes auflaufen solle, der sich (von einem Fahrer) bedroht fühle. Ubers Indien-Manager sagte, er gehe davon aus, wonach maximal in 25 Prozent der Fälle ein Panikknopf für Gefahrensituationen möglicherweise hilfreich sein könne. Fakt sei aber auch, dass in Indien maximal 2 Prozent aller privaten Fahrdienste über einen Panikknopf für Fahrgäste verfügten.

Gleichzeitig regte Uber an, wonach es sinnvoller sei, dass Fahrgäste über Handys Hilfe herbeirufen könnten, zumal die meisten Smartphones über eine GPS-Ortungsfunktion verfügten.

Indiens Uber-Manager Sawlani sagte zudem, wonach Uber derzeit daran arbeite eine Uber Finder App zu entwickeln. Diese würde während der gesamten Fahrzeit in Echtzeit übermitteln, wo das jeweilige Uber-Taxi gerade sei: "Wir arbeiten derzeit am Launch eines In-app panic (SOS) Button über ein sicheres Netz, welches dem Fahrgast erlaubt, Details der Fahrt in Echtzeit an fünf Freunde / Verwandte zu übermitteln."

Gleichzeitig versuchte Indiens Uber-Manager den US-App-Anbieter in Indien aus der Defensive zu bringen, indem er darauf verwies, wonach Uber ein privates Technologieunternehmen sei, welches so oder so über keine Vollmachten im Sinne der Polizei verfüge. Vielmehr sehe man bei Uber nach wie vor die indische Polizei in der Pflicht, im Notfall einzugreifen und Bürgern überall zu helfen. Dies könne nicht primär die Aufgabe von privaten Fahrdiensten sei.

Wie es mit Uber in Indien weitergeht ist bislang nicht klar. Aus dem Umfeld des indischen Verkehrskommissars verlautete, wonach er der indischen Regierung durchaus empfehlen könne, die Uber App in Indien ganz verbieten.

Auch in Deutschland Diskussionen rund um Uber

Auch in Deutschland ist Uber nach wie vor in einer schwierigen Situation. So gibt es bislang so gut wie keinen konstruktiven Draht zwischen Uber und deutschen Behörden oder Gerichten in den Kommunen. Hinzu kommen immer wieder als arrogant wahrgenommen Äußerungen der Amerikaner in Bezug auf deutsche Gesetzgebungen. Doch all dies könnte man möglicherweise mittelfristig lösen.

Als wesentlich schwerwiegender erweist sich das gespaltene Verhältnis immer mehr Deutscher in Bezug auf die USA und deren digitale Dienstleistungen wie Google, Facebook & Co: Spätestens seit der NSA-Stasiaffäre, aufgedeckt durch den Amerikaner Edward Snowden, stehen Millionen Deutsche amerikanischen digitalen Diensten skeptisch bis ablehnend gegenüber.

Derweil diskutieren deutsche Uber-Nutzer nach wie vor, wie sinnvoll die Uber App überhaupt in einem Land ist, welches bereits über das weltweit dichteste Netz des Öffentliche Personennahverkehrs verfügt. Hinzu kommt: Gerade in deutschen Großstädten stehen bereits an jeder Straßenecke Tausende Taxis, die sich das Geschäft gegenseitig kannibalisieren.

Uber sammelt fast alle Handy-Daten

Auch steht der mangelnde Datenschutz von Uber in Deutschland nach wie vor im Fokus. Wer beispielsweise die Uber App auf seinem Smartphone installiert, der wird von Uber aufgefordert, wonach man zustimmen solle, dass Uber faktisch auf alles auf dem persönlichen Handy zugreifen darf:

"Identität, (alle) Kontakte auf dem persönlichen Telefonbuch, den (automatisch über GPS ermittelten) Standort (des Nutzers), Zugriff auf sämtliche Fotos und Dateien auf dem persönlichen Handy, Zugriff auf die Kamerafunktion, Zugriff auf die WLAN-Verbindungsinformationen."

Gleichzeitig macht Uber Werbung für andere US-Apps. Wer in Deutschland Uber installiert, der wird dezent (aber ungebeten) darauf hingewiesen, wonach Nutzer der Uber App auch drei weitere amerikanische Apps installiert hätten: jene des Gastronomie Bewertungsportals "Yelp", ebenso das Business-Kontakteportal LinkedIn sowie das (in vielen Städten umstrittene) Portal zur Vermittlung von privaten Wohnraums auf Zeit, Airbnb.

Immerhin weist Google Play darauf hin, wonach bereits über 10 Millionen Nutzer, der über 1 Milliarde Google Android-Nutzer die Uber Taxiapp installiert hätten. Insgesamt weise Uber zudem derzeit 97.077 Bewertungen auf Google Android Handys aus, wobei die durchschnittlich vergebene Sternezahl bei 4 1/2 liege. Die Bewertungen variieren aber sehr. So schreibt beispielsweise am 6. Februar 2015 ein deutscher Nutzer, wonach die Uber App "offenbar nicht Android 5 kompatibel" sei:

"Weder die App Registrierung geht, noch die Anmeldung". Ein anderer deutscher Nutzer schreibt, wonach Uber "mega misst" sei: "Nach Benutzung von Startguthaben kommt Fehler mit Paypal und Mastercard will er nicht nehmen."

Deutsche Nutzer diskutieren Uber Fahrdienstleistung

Wieder ein anderer Nutzer ärgert sich über die massive Datensammelei von Uber auch in Deutschland. So schreibt ein deutscher Uber-Kunde: "Standort ist nachvollziehbar... aber Zugriff auf Fotos??"

Auf diese Kritik erwiderte wiederum Uber recht zusammenhanglos dem deutschen Kritiker "Marcus" in Englisch (statt in Deutsch): "Hi Marcus! You can learn more about all the permissions the Uber app request, here..."

Wieder eine andere deutsche Uber-Nutzerin schreibt aus Hamburg am 30. Januar 2015: "Ich würde es ja gerne nutzen... aber in Hamburg Centrum ist leider kein Upberpop verfügbar! und das schon seit zwei Wochen!"

Und eine "Esnora Bee" schreibt am 2. Februar 2015: "In Berlin fahren definitiv nur Taxis. Die app klärt darüber ungenügend auf. Es ist eine dreiste Verarschung. Am besten nicht die Zeit damit verschwenden".

Dass die Uber App in Deutschland noch verbesserungswürdig ist, merkt man schnell: So ist nach einer Registrierung und des über GPS ermittelten Standorts sowie des gewünschten Fahrziels nicht klar, ab wann konkret das Uber Taxi oder Uberpop bestellt wird.

Auch wird nicht erklärt, wo denn nun die Unterschiede zwischen einem Uber Taxi und Uberpop sind. Zudem: Zwar sieht man auf dem Smartphone, wonach das nächste Uber Auto angeblich beispielsweise sieben Minuten entfernt sei und zu einem unterwegs sei. Nicht aber ist sofort erkennbar, wie teuer denn die gewünschte Fahrt wäre.

Verwirrend ist auch, dass man nur sehr umständlich erkennen kann, wo eine Uber Fahrt - die man bewusst noch gar nicht bestellt hat - wieder gestoppt (gecancelt) werden kann.

Dafür teilt einem die Uber App in Deutschland mit: "Sobald Du im Auto bist, teilen wir Deinem Fahrer das Ziel mit und das Navi der App berechnet die beste Route."

Im netz-trends.de-Test Anfang Februar 2015 erfahren wir jedenfalls, wonach im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg der nächste für Uber arbeitende freie Fahrer sieben Minuten entfernt sei:

Dabei handele es sich um den Fahrer Memis, welcher mit einem Mercedes E-Klasse B CT 69 (xyz) fahre. Ob es sich bei der Ziffernfolge um das Autokennzeichen handelt oder eine Uber-Nummer, erfahren wir nicht.

Dafür wird uns noch mitgeteilt: Wir könnten nun entweder den Fahrer anrufen oder ihm eine SMS schicken.

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