Abhörsicheres Handy: SiMKo 3 von Telekom für 1700 Euro hat BSI-Zulassung

Dieses Smartphone wird vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) mit Simko zertifiziert - was für "Sicher Mobil Kommunizieren" steht. Das SiMKo 3 Handy habe, heißt es bislang, die Geheimhaltungsstufe VS-NfD (Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch). Damit ist das Handy offiziell für staatliche Behörden, also auch den deutschen Geheimdienst, erlaubt. Es kann aber auch von der Privatwirtschaft eingesetzt werden.

Wer ein abhörsicheres Handy, ein abhörsicheres Krypto-Telefon, als Antwort auf die kriminellen Hackeraktivitäten der US-Stasibehörde NSA sucht, der scheint derzeit in Deutschland nur eine Chance zu haben: Er oder sie muss an ein Samsung Galaxy S3 Handy (SiMKo 3) gelangen.

Dennoch gibt es auch Kritik am relativ neuen SiMKo 3-Telefon der Deutschen Telekom: So hätten Tester der deutschen Regierung, wurde bereits im Oktober 2013 moniert, unter anderem die "eher bescheidene Akkulaufzeit" bemängelt, ebenso sei der Speicherplatz "RAM" zu gering. Negativ scheinen auch "eine fehlende Kamera-Funktion" aufgefallen zu sein, sowie "eine fehlende Kopplung von WLAN- und Bluetooth-Geräten".

Allerdings verwies hier bereits im Oktober 2013 ein Pressesprecher der Telekom darauf, wonach sowohl die Nutzung von Bluetooth, wie WLAN oder Kamera bald vorhanden sei. Hier warte man lediglich noch auf die Freigabe des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Ob es diese Freigabe mittlerweile gibt, ist derzeit nicht klar, eine Anfrage an die Telekom sendete netz-trends.de ab.

Kritiker des SiMKo 3 stellten fest, wonach das als ebenfalls relativ sicher geltende Blackberry Z10 trotz der standardmäßigen Software in Kombination mit den Sicherheitsmodulen von SecuSmart sowohl über WLAN wie Bluetooth oder eine Kamera verfüge.

Das SiMKo 3 Handy wird auch als Kanzlerhandy oder Merkelhandy umschrieben. Vertrieben wird es von der Deutschen Telekom. Doch ergab ein Testanruf sowohl in der Privatkundenhotline der Telekom, wie in der Geschäftskundenhotline, dass manche Telekom-Mitarbeiter von dem als relativ abhörsicher geltenden SiMKo 3 noch nicht viel gehört haben: "Ich kenne das Handy nicht", sagte ein Geschäftskundenberater am 22. Februar gegen Mittag gegenüber Netz-Trends.

Ob Staatsanwaltschaften bei SiMKo 3 mithören können, ist unklar

Doch trotz des neuen als abhörsicher geltenden Handys der Deutschen Telekom AG kann gesagt werden: Abhörsicher ist man nur, wenn auch der Gegenüber das gleiche Handy hat. Doch: Ob das Handy auch dann abhörsicher ist, wenn es eine richterliche Anordnung auf Abhören zum Beispiel durch eine Staatsanwaltschaft gibt, ist nicht klar. Eine Presseanfrage wurde hierzu von Netz-Trends der Deutschen Telekom AG übermitteln.

Grundsätzlich laufen alle vergangenen wie künftigen Tests bei der Deutschen Telekom AG rund um abhörsichere Technologien auf Mobile Devises im Rahmen des "SiMKo-Projekts". Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) bezeichnet "Simko"-Handys als Handys, welchen das BSI offiziell zugesteht, man könne "Sicher Mobil Kommunizieren" (Simko).

Derzeit scheint es nur das Galaxy S3 von Samsung zu geben, welches nach einer Umrüstung als Simko-Handy umschrieben wird. Zudem arbeitet die Telekom an einer SiMKo-Variante mit LTE-Konnektivität sowie Tablets und Laptops auf SiMKo-Basis.
Für eine abhörsichere Aufrüstung des Galaxy S3 des koreanischen Hersteller Samsung hin zu einem SiMKo 3 wurde von der Deutschen Telekom gemeinsam mit Partnern das beliebte und weltweit verbreitete Samsung Galaxy Smartphone "komplett entkernt und mit einer sicheren Software-Architektur ausgestattet", schreibt die Zeitschrift "Mobile Business" in der Ausgabe 1/2 2014 in seinem Artikel "Auf den richtigen Schlüssel kommt es an".

Als die Deutsche Telekom das SiMKo 3 im Herbst 2013 vorstellte, verwies die Telekom darauf, wonach es ein "besonders sicheres Smartphone für den Staatsdienst" sei. Das SiMKo 3 kann auf Grund des L4-Mikrokern-System während des laufenden Betriebs zwischen einer sicheren sowie einer offeneren Umgebung wechseln.

Komplett neues Betriebsystem - Android & Co sind zu unüberschaubar

Für die Verschlüsselung des SiMKo 3 wird eine Kryptokarte der certgate GmbH aus Nürnberg verwendet. Das Unternehmen schreibt, wonach das SiMKo 3 "private und geschäftliche Anwendungen und deren Daten auf dem Smartphone" trenne. Entwickelt worden sei SiMKo 3 "rund um die certgate-Komponente cgSecurePlatform von unserem Partner T-Systems International".

Konkret habe man in der Entwicklung auch mit T-Laboratories (Telekom Innovation Laboratories) sowie der Telekom-Tochter Trust2Core GmbH in Berlin zusammengearbeitet, welche den "sicheren Linux Liedtke-4 Microkerne" entwickelt haben. Weitere Mitwirkende an der Entwicklung eines abhörsicheren Handys in Deutschland waren die TU Dresden und das Dresdener Startup Kernkonzept.

Zudem heißt es, wonach es sich bei dem neuen als abhörsicher geltenden Handy SiMKo 3 um "die Nachfolge-Lösung von SiMKo2, das 2008 von certgate für T-Systems entwickelt und marktreif gemacht" worden sei, handele.

Das neu entwickelte Handy-Betriebssystem für das als abhörsicher geltenden SiMKo 3-Handy beruht vor allem auf der Tatsache, dass beispielsweise Googles Handy-Betriebssystem Android primär auf Entwickelungen in den USA basiert - wie faktisch das komplette Internet - man hier aber mittlerweile auf Grund der NSA-Affäre ein gewisses Misstrauen gegen die USA entwickelt hat. Die USA sind bekannt dafür, dass nahezu alle großen IT- und Internetfirmen mit der staatlichen Stasi-Spitzelbehörde NSA (National Security Agency) zusammenarbeiten müssen.

So verweist die Deutsche Telekom explizit darauf, wonach man beim Mikrokern und der Sicherheitstechnik auf Entwicklungen aus Deutschland und nicht beispielsweise aus den USA gesetzt habe.

Hinzu kommt: Das auf den Samsung Galaxy-Handys eingesetzte Android-Betriebssystem gilt als sehr komplex und damit als wenig überschaubar. Deshalb wurde für das SiMKo 3 der Quellcode des Betriebssystems auf wenige 10.000 Zeilen Code begrenzt. Dies soll leichter potentielle Sicherheitslücken ausfindig machen helfen.

Stephan Maihoff, welcher bei der Telekom für das SiMKo verantwortlich ist, sagte unter Hinweis auf bereits bestehend Betriebssystem wie iOS oder Android: "So große Betriebssysteme, die sich auch noch sehr schnell weiterentwickeln, sind praktisch nicht prüfbar. Hintertüren lassen sich da nicht ausschließen. Gegen das Hacker-Risiko setzen wir einen transparenten Kern, der kein Versteck für Überraschungen und Sicherheit von innen bietet."

Telekom bietet neben Behörden, auch Privatwirtschaft einen Zwei-Jahresvertrag

Dongmin Kim, Präsident Samsung Electronics Germany, wird mit den Worten zitiert, wonach "durch die tiefgreifende Kooperation des SiMKo 3-Projektteams und unserer Entwicklungsabteilung wir es gemeinsam geschafft haben, ein Hochsicherheits-Smartphone auf Basis des GALAXY S III auf den Markt zu bringen". Damit hätten "jetzt auch Kunden mit hohen Sicherheitsansprüchen die Möglichkeit, eines der erfolgreichsten Smartphones in Deutschland als mobiles Arbeitsgerät zu nutzen", erklärt der Deutschland-Statthalter von Samsung und ergänzt: "Als Marktführer sehen wir uns in der Pflicht, sichere Telefonie- und Datenübertragung voranzutreiben.

Wer vom sicheren in den unsicheren Modus seines SiMKo 3 wechseln möchte, dem bietet die Deutsche Telekom AG die Möglichkeit, Apps aus einem als "sicher" geltenden App Store der Telekom zu installieren und zwar dem zur Telekom gehörenden Repository-Service.

Das SiMKo 3 arbeitet generell so, wie alle Kryptodienste - es verschlüsselt die übermittelten Daten (Fotos, Sprache, MMS), also die Kommunikation, vor Angriffen. Hinzu kommt, teilte die Deutsche Telekom mit, wonach "in Zukunft Telefonate über VoIP laufen" sollen "und so ebenfalls verschlüsselt werden können". Das als relativ abhörsicher geltende SiMKo 3-Telefon ist bei einer zwei Jahre laufenden Vertragszeit für 1700 Euro über T-Systems (nicht die Telekom) erhältlich.

Anfragen bezüglich SiMKo laufen nicht über die Hotline der Deutschen Telekom AG, sondern direkt über T-Systems, beziehungsweise die T-Systems International GmbH per Mail über SiMKo@t-systems.com oder per Telefon über +49 228 181 38220 (Kontakt: Stephan Maihoff, Leiter Mobile Lösungen/SiMKo). Info-Broschüre SiMKo HIER klicken oder Pressemeldung Telekom HIER klicken.


Gefällt mir
0