Madoff 17 Mrd. Betrug: Schneeballsystem war klar, sagt Finanzchef Frank DiPascali

Schneeball-Systeme, auch bekannt als Ponzi Systeme, sind illegal. Nachdem der bis dahin erfolgreichste Fondverwalter New Yorks, Bernhard Madoff, am 11. Dezember 2008 verhaftet worden war, ging sein Fonds innerhalb kürzester Zeit in Konkurs. Kurz zuvor war er bereits in Schwierigkeiten geraten, da Anleger im Angesicht der aufkommenden Weltwirtschaftskrise ihr Geld zurück haben wollten – und zwar so viel, dass Madoff es in solch kurzer Zeit, wie gefordert, nicht mehr aufbringen konnte. Nach einem hollywoodreifen Schauprozess wurde Bernhard Madoff schließlich zu 125 Jahren Haft verurteilt, hunderte Anleger hatten ihr teils über Jahrzehnte Erspartes komplett verloren. Viele wohlhabendere Anleger hatten im Madoff-Fonds den Großteil der privaten Altersvorsorge angelegt.

Foto: cc
Die New Yorker Skyline im Winter.

Madoff-Prozess - Der Skandal um den US- Finanzjongleur Bernard Madoff ist derzeit in den USA wieder in den Schlagzeilen. Grund: Der ehemalige Finanzchef des Madoff-Fonds, Frank DiPascali, 57, sagte nun in einem Gericht in Manhattan, das illegale 17 Milliarden Dollar umfassende Schneeballsystem (Ponzi scheme) sei offensichtlich gewesen. Insgesamt waren in Madoff-Fonds über 65 Milliarden Dollar.

Aber auch Deutsche hatten Madoff ihr Geld anvertraut und hoffen seit Jahren auf Entschädigung. Ähnlich geht es Österreichern. So heißt es, wonach alleine die Bankiersfamilie um Sonja Kohn, der Gründerin der mittlerweile nicht mehr vorhandenen Bank Medici in Wien, bei Bernard Madoff 11,5 Mio. Dollar verloren habe.

In Österreich läuft zudem derzeit ein Gerichtsprozess: So wirft die Staatsanwaltschaft Wien der Bank Austria vor, sie hätte ab 1997 innerhalb der Fondstruktur "Primeo" und später in "Herald" Anlegergelder eingesammelt, um sie Bernard Madoff für dessen Fonds zu übertragen. Das österreichische Nachrichtenmagazin "Profil" berichtet aktuell jedenfalls, wonach die Justiz in Wien im Rahmen des Primeo-Prozesses nun auch den früheren Bank-Austria-Generaldirektor Gerhard Randa als Beschuldigten führe.

Insgesamt seien alleine aus Österreich seit 1997 rund drei Milliarden Dollar in Richtung Madoff geflossen, davon stammten 350 Millionen Dollar österreichischen Privatanlegern, heißt es im Bank Austria/Madoff-Prozess in Wien derzeit.

Jetzt erklärte jedenfalls Bernard Madoffs langjähriger vertrauter Finanzchef Frank DiPascali vor einem New Yorker Finanzgericht, wonach das Schneeball-System Madoffs bereits seit 1975, also jenem Zeitpunkt, zu welchem er zu Bernard Madoff gestoßen sei, auch in Kundengesprächen offensichtlich gemacht worden sei. DiPascali, sagte: "Es war rein visuell einfach unmöglich, nicht zu verstehen, was da passierte."

DiPascali hatte für den jahrzehntelang überdurchschnittlich erfolgreich agierenden New Yorker Finanzanlage-Berater Madoff viele Jahre gearbeitet – und zwar bereits seit seinem 19. Lebensjahr. Doch derzeit steht er als einer von vielen Zeugen in New York vor Gericht. Auch Frank DiPascali drohen, wie Madoff, 125 Jahre Gefängnis.

Nach einem Deal mit der New Yorker Staatsanwaltschaft könnte er aber mit einer deutlich niedrigeren Haftstrafe rechnen, wenn er jetzt vor Gericht auspacke und andere Personen beschuldige, schreiben US-Medien. Neben DiPascali steht auch sein Freund aus Kindheitstagen, Annette Bongiorno, derzeit in New York vor Gericht, ebenso die Finanzberater in Madoffs Firma, Joann Crupi sowie Daniel Bonventre. Angeklagt sind zudem Madoffs Computerprogrammierer George Perez sowie Jerome O’Hara. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten automatisierte Programme mit Fake-Account-Statements geschrieben.

Insgesamt haben sich bislang vor dem New Yorker Finanzgericht gut sechs ehemalige Manager und Mitarbeiter Madoffs auf Druck der Staatsanwaltschaft selbst beschuldigt, in der Hoffnung vor Gericht damit ein milderes Urteil erwirken zu können. Dazu gehören auch die beiden Finanzfachleute Enrica Cotellessa-Pitz (Madoffs ehemaliger Controller) sowie David Kugel.

Doch bei New Yorks größtem Finanzprozess geht es den Staatsanwälten der klagenden Seiten sowie den Anwälten, beziehungsweise den Strafverteidigern, nicht nur um das Schneeballsystem, sondern außerdem um die Klärung des Vorwurfs, wonach bewusst Scheinbuchungen durchgeführt worden seien, um das gesamte Finanzkonglomerat Madoffs besser dastehen zu lassen, als es eigentlich schon vor dem Platzen der Finanzblase nach 2007 der Fall gewesen sei.

Um die Fassade zu wahren, hätten Madoff-Angestellte, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, sogar Fake-Anrufe getätigt. Hierfür hätten die Madoff-Mitarbeiter alte Finanzzahlen aus Tageszeitungen verwendet und diese in Index Karten notiert, welche einmal im Monat in einer kleinen Metallbox deponiert worden seien.

Bernard Madoff, der selbst über Jahrzehnte zur New Yorker obersten Elite gehörte, war am 11. Dezember 2008 verhaftet worden und sitzt bis ans Ende seines Lebens in einem New Yorker Gericht ein. Einer seiner Söhne, Mark Madoff, hatte sich im Alter von 46 Jahren im Jahr 2011 das Leben genommen. Es heißt, er habe mit dem großen Finanzskandal um seinen Vater psychisch nicht mehr fertig werden können.

Gefällt mir
0