Finanzen Offshore-Leaks: 130.000 Personen mit Bankkonten in Steueroasen werden von Deutschen Steuerfahndern überprüft

Jetzt wird es für Steuerbetrüger ("tax cheats") eng: Auch deutsche Steuerfahnder sollen schon in Kürze Zugriff auf Steuerdaten von den Britischen Jungferninseln (British Virgin Islands), Singapur, aus der Karibik, den Cook Islands sowie dem Südpazifik erhalten. Basis hierfür sind sogenannten Offshore-Leaks. Dabei handelt es sich um rund 400 Gigabyte Daten, welche illegal unzähligen internationalen Banken entwendet wurden. Anschließend wurden diese Bankdaten aus Steueroasen den Regierungen der USA, Britanniens und Australiens sowie einem Washingtoner Journalistennetzwerk zugespielt. Es heißt, es seien 130.000 Namen aus 170 Ländern mit sämtlichen Bankverbindungen in Steueroasen betroffen.

Grafik: Screenshot von icij.org.
So berichtet das \"The Center for Public Integrity\" des \"International Consortium of Investigative Journalists\" über die Steuerdateien auf seiner Homeapge

Die Offshore-Leaks umfassen sowohl die Bankdaten in Steueroasen von Privatpersonen wie von Firmen. Insgesamt umfassten die Steuerdateien die Namen von 130.000 Personen aus über 170 Ländern. Allerdings seien nicht alle dort genannten Personen auch Steuerbetrüger, teilten die britischen und amerikanischen Behörden mit und schrieben, wonach man nun Zugriff auf Bankdaten habe, welche "30 years and 10 offshore tax havens around the world" umfassten.

In Britannien sind bereits hunderte Steuerfahnder, Kriminalbeamte, Staatsanwälte und sonstige Juristen dabei, die umfangreichen Dateien auszuwerten. Auch für Britannien ist es das "largest leak of offshore data ever received by the UK tax authority", schreibt die Financial Times (FT). Doch noch weigern sich die britischen Behörden alle Auslandskonten pauschal der Illegalität oder Steuerhinterziehung zu bezichtigen.

Vielmehr sei man derzeit dabei rund 200 Bankkonten von Briten im Ausland zu überprüfen. Hierzu gehöre auch die Überprüfung der professionellen Finanzberater und Rechtsanwälte, die ihren Klienten zu Auslandskonten geraten hätten. Man wolle zum jetzigen Zeitpunkt primär die Struktur dieser Auslandskonten verstehen, teilten die britischen Behörden mit. Man spreche aber ausdrücklich, davon, wonach "nothing necessarily illegal about the structures" sei. Man habe es jedoch mit "complex offshore structures to conceal assets" zu tun.

Die nun diversen Regierungen zugespielten 400 Gigabyte Offshore-Daten sind eine Mischung aus staatlichen Quellen und - wird zumindest spekuliert - möglicherweise auch Daten des in Washington basierten "International Consortium of Investigative Journalists" (Homepage: icij.org). Dabei handelt es sich um eine weltweite Medienkooperation. Derzeit spricht das "International Consortium of Investigative Journalists" noch nicht von deutschen Steuerbehörden, die Zugriff auf die Offshore-Steuerdaten hätten, sondern lediglich von den USA, Britannien und Australien.

Internationales Journalistennetzwerk deckt Steuerbetrug mit auf

Konkret schreibt das Journalistennetzwerk auf seiner Homepage icij.org: "The secret records are believed to include those obtained by the International Consortium of Investigative Journalists that lay bare the individuals behind covert companies and private trusts in the British Virgin Islands, the Cook Islands, Singapore and other offshore hideaways. The hoard of documents obtained by ICIJ represents the biggest stockpile of inside information about the offshore system ever gathered by a media organization."

Nach derzeitigen Schätzungen stammen rund 260 der 400 Gigabyte Offshore-Bank-Daten von der Journalistenorganisation. Insgesamt sind 160 Journalisten Mitglied in der icij, darunter sind zwei aus Deutschland.

Bekannt ist ferner, wonach Australien bereits 65 Personen beschuldigt, Millionen Australische Dollar illegal im Ausland zu horten. In der Regel funktionieren Offshore-Konten, über welche Steuerbetrug begangen wird, so: Richtig versteuertes Geld wird ins Ausland gebracht. Das ist zunächst nicht illegal. Des Steuerbetrugs schuldig macht man sich lediglich, wenn im Ausland mit dem Geld Gewinne erwirtschaftet werden, die dann eben nicht im Heimatland - beispielsweise in Deutschland, den USA, Australien oder Britannien etc. - versteuert werden.

Derzeit versuchen die Behörden von Kanada ebenfalls Zugriff auf die Steuerdaten zu bekommen. Man sei, sagte die kanadische Finanzministerin Gail Shea, "unermüdlich im Gespräch mit den internationalen Partnern, seitdem man über diverse Medienberichte Hinweise zu den Offshore-Daten erhalten" habe.

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