Oligarch Alisher Usmanov übernimmt "VKontakte", Gründer Pavel Durov geht

Zunächst dachten viele an einen Aprilscherz, doch nun scheint es gewiss: Via Twitter soll Pavel Durov seinen Abschied von "VKontakte" bestätigt haben. Dass in Russland vieles nicht mit rechten üblichen demokratischen Dingen zugeht, zeigt sich daran, dass nun plötzlich der neue starke Mann beim größten russischen Sozialen Netzwerk der Putin-nahe Oligarch der USM Holding, Alisher Usmanov ist - und zwar über seine Mail.Ru Group. VKontakte hat ungefähr 240 Millionen registrierte Mitglieder, bei 60 Millionen täglichen Nutzern. Neben Russland verfügt das Portal in der Ukraine über die meisten Nutzer.

Der Russe Pavel Durov aus St. Petersburg gründete das erfolgreichste russische Social-Media-Portal VK. Hier auf einer Rede der Digital-Life-Design-Konferenz in München von Hubert Burda Media.

Pavel Durov, einer der Gründer des größten russischen Sozialen Netzwerkes, VKontakte, verlässt jetzt sein eigenes Unternehmen und legt sein Amt als CEO nieder. Neuer Inhaber ist der russische Putin-Getreue, der Oligarch Alisher Usmanov und zwar über seine USM Holding. Einmal mehr zweifeln viele an der Unabhängigkeit des Wirtschaftssystems von Russland.

Angeblich gehe der charismatische junge "VKontakte"-Gründer Pavel Durov auf Grund von wirtschaftlichen Problemen des größten russischen sozialen Netzwerks. Doch Beobachter gehen davon aus, dass die Regierungsmannschaft um den russischen Präsidenten Vladimir Putin den regierungskritischen Pavel Durov dazu gedrängt haben könnte "VKontakte" zu verlassen. Durow selbst hatte bereits im Januar seine verbliebenen 12 Prozent an VKontakte an einen Partner des Oligarchen von Alischer Usmanow (einige sagen auch an einen seiner Mittelsmänner) verkauft. Angeblich habe der Verkaufspreis bei rund 305 Millionen Euro gelegen.

VKontakte ist Russlands größtes Soziales Netzwerk. Jetzt muss der Gründer gehen.

Angeblich verlasse er "VKontakte", behauptet Pavel Durov wenig glaubhaft, da der "Zusammenbruch des Unternehmens bevorstehen könnte". So postete er, wonach er sich bei "USM und persönlich bei AB Usmanov für das Vertrauen" bedanke, das ihm dieser als "Generaldirektor" gegeben habe und auch künftig mit auf den Weg gebe.

Allerdings räumte der VKontakte-Gründer Pavel Durov ein, sehe er sich auch auf Grund des "Drucks von Nicht-Kernfonds" gezwungen, sein Amt als CEO nun aufzugeben. Er sehe es nun als seine oberste Pflicht, dass "USM-Support den Zusammenbruch des Unternehmens" helfe, "zu vermeiden" und "den Grundstein für das weitere Wachstum" lege.

Nach einer Pavel Durov wohl vom russischen Staat aufgezwungen Änderung der Aktionärsstruktur an "VKontakte" scheint künftig die Mail.Ru Group 52% an "VKontakte" zu halten. Die Aktivitäten der Mail.Ru Group an VKontakte werden von Dmitry Grishin geführt. Grishin ließ mitteilen, wonach er auf eine "weiterhin konstruktive Zusammenarbeit" mit Durov hoffe.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte auch ein anderer Aktionär an "VKontakte" seine Anteile verkauft - und zwar Lev Leviev Mirilashvili. Er hatte seinen 48%-Anteil an den Fonds UCP Ilya Sherbovich verkauft. Ob aus freien Stücken oder auf Grund von politischem Druck ist bislang nicht klar. Doch auch hier gehen Beobachter davon aus, dass die russische Regierung massiven Druck auf ihn ausgeübt haben könnte.

Doch es gibt auch andere Varianten. Eine lautet, wonach Durow mit seinen Miteigentümern aneinander geraten sei, nachdem der russische Investmentfonds United Capital Partners bereits im April 2013 heimlich 48 Prozent an VKontakte gekauft habe. Angeblich hätte nun UCP Durow vorgeworfen, er hätte die anderen VKontakte-Aktionäre getäuscht, indem er angeblich mit Firmengeldern sein eigenes Messenger-Projekt "Telegram" vorangetrieben habe. Dieses hatte allerdings Durow zurückgewiesen und UCP bezichtigt, eine feindliche Übernahme zu planen.

Derzeit wird Alisher Usmanov (USM) mit den Worten zitiert, wonach "wir alle Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass das Geschäft nicht zusammenbricht". Angeblich sei "Mail.ru das einzige Unternehmen in Russland mit erfolgreicher Erfahrung im Management von sozialen Netzwerken."

Kommentar:

Es deutet sehr viel darauf hin, dass die russische Regierung im Falle von VKontakte ihre Finger im Spiel haben könnte. Sollte dieses der Fall sein - wovon viele ausgehen, sei es "skandalös, wie die Regierungsmannschaft um den russischen Präsidenten Vladimir Putin die Startup-Szene in Russland diktatorisch und mit übelsten Methoden zerschlägt und sich über Mittelsmänner fremdes Eigentum unter den Nagel reist", erklärt ein russischer Kenner der Start-Up-Szene.

Russland hat nicht viele Stars – doch Pavel Durov, der "VKontakte“-Gründer gehört auf jeden Fall dazu. Alleine in Facebook folgen ihm über 160.000 Menschen. Das, was derzeit in Russlands Internetszene passiert, wirft kein gutes Licht auf den russischen Präsidenten Vladimimir Putin und man erhält einmal mehr das Bild eines Landes, in dem viele Dinge nicht nach üblichen demokratischen Standards ablaufen. Das ist beschämend.

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