1990: Erste Webseite der Welt feiert 25. Geburtstag / Aber: Internet hat Welt nicht besser gemacht

Das Internet feiert mit seiner ersten Webseite, welche am 13. November 1990 ins Internet gestellt worden ist, seinen Geburtstag. Genau vor 25 Jahren legte damit der Brite Tim Berners-Lee einen Meilenstein in der Geschichte der Menschheit.

Bild: pixabay.com / geralt
Erstmals gab es vor 25 Jahren eine Webseite im Netz.

Vergleichbar ist die erste Webseite mit dem ersten jemals gedruckten Buch vor rund 500 Jahren - der Gutenberg-Bibel, gedruckt durch den Deutschen Johannes Gensfleisch zu Gutenberg. Durch den Einsatz beweglicher Lettern, welche er 1450 eingeführt hatte, löste er die mühevollen handschriftlichen Bücher in weiten Teilen ab. Damit legte er die Basis für eine politische Revolution in ganz Europa. Denn kurz nach dem ersten Buchdruck erschienen die ersten politischen Wochenzeitungen. Die Aufklärung konnte sich vor allem Dank dieser neuen deutschen Technik ihren Weg schlagen und Europa von Grund auf verändern. Die Zeiten absolutistischer Herrscher währte zwar noch Jahrhunderte, doch gleichzeitig wurde die Macht des aufgeklärten Bürgertums immer stärker.

Ähnlich ist das mit der ersten Webseite des Briten Tim Berners-Lee. Damit löste er eine Revolution sowohl der Kommunikation, wie der Wirtschaft aus. Dennoch beobachten viele Wirtschaftswissenschaftlicher wie Politologen die Entwicklung des Internets kritisch. Denn heute vereinen alleine zwei amerikanische Unternehmen - Google, beziehungsweise dessen Holding Alphabet und Amazon weite Teile des Internets. So titelte Anfang November 2015 die Süddeutsche Zeitung: "Fünf Konzerne teilen das Internet unter sich auf". Weiter schreibt die Süddeutsche Zeitung, die sich wiederum auf einen Artikel in der USA Today beruft:

"Demnach sind es nur fünf Konzerne, die das Internet praktisch unter sich aufgeteilt haben. Sie sacken etwa 70 Prozent des Umsatzes von 300 Milliarden Dollar, den alle börsennotierten US-Internetfirmen zuletzt gemacht haben, ein: der Google-Mutterkonzern Alphabet, das soziale Netzwerk Facebook, der Onlinehändler Amazon, das Web-Auktionshaus Ebay und der Medienkonzern Liberty International mit seinem Einkaufssender QVC. 57 Prozent der Erlöse flossen allein in die Kassen von Amazon und Alphabet. Die Hoffnung, das Internet werde die Wirtschaftswelt demokratisieren, weil Neulinge keine Fabriken brauchen und der Einstieg somit billig ist - sie ist zerstoben."

Als am 13. November 1990 Tim Berners-Lee seine erste Webseite ins Netz stellte, handelte es sich um ein Hypertext-System World Wide Web. Dieses System ist bis heute der Hauptteil des Internets.

Dass Steve Jobs in vielen Bereichen der digitalen Welt genial war, zeigt sich daran, dass die Erfindung, Adresszeilen über einen Browser aufzurufen, in einer Firma entwickelt worden war, welche aus dem Reich von Jobs stammte: NeXT. Jedenfalls hieß die erste Webseite etwas umständlich info.cern.ch/hypertext/WWW/TheProject.html.

Neben Tim Berners-Lee gilt Robert Cailliau als "Erfinder" des öffentlichen Internets. Mit ihm hatte Berners-Lee ebenfalls ein Hypertext-System World Wide Web entwickelt. Letztlich gilt das WWW heute als das eigentliche Internet, da es ein großer integraler Bestandteil des Systems ist, auf dem die Möglichkeit, offen über das Internet zu kommunizieren und zu publizieren, beruht.

Ein Wermutstropfen aus Sicht vieler ist aber, dass gerade in der Europäischen Union eine enorme Abhängigkeit ganzer Wirtschaftszweige von den USA in der immer wichtiger werdenden digitalen Welt besteht. Denn letztlich könnte man sagen: Das Internet gehört heute den USA.

Denn es sind US-Konzerne, die sagen, welche Online-Shops beispielsweise in Deutschland im Internet bestehen können, welche Preisvergleichsseiten, Reisebuchungsseiten oder Auto-Suchseiten. Denn letztlich sind es Google und Amazon, die durch ihre Marktdominanz den Wettbewerb nicht nur wesentlich entscheiden, sondern regeln. Einige meinen auch: Google und Amazon regelten den Wettbewerb zu ihren Gunsten.

Auch deshalb ist vor allem gegen Google in Brüssel ein umfangreicheres kartellrechtliches Verfahren anhängig. Das Europaparlament machte 2014 sogar mit dem Ruf, Google müsse zerschlagen werden, weltweit auf sich aufmerksam. Solche Rufe gab es in dieser Lautstärke zuletzt vor rund 100 Jahren: Damals dominierte das amerikanische Rockefeller-Imperium rund 85 Prozent des gesamten Ölmarktes in den USA.

Doch nicht nur das: Auch das Bankensystem wurde von den Rockefellers vor 100 Jahren in den USA dominiert, schrieb sogar Lenin in seiner bemerkenswerten umfangreichen und sachlichen Analysten zum Zustand des damaligen Kapitals. Laut Lenin, der sich wiederum unter anderem auf Statistiken einer deutschen Bank-Zeitschrift, nämlich der "Bank" berufen hatte, hätten um 1910 zwei Banken das gesamte Finanzsystem in den USA dominiert.

Eine dieser beiden Banken sei die Rockefeller Bank gewesen. Gemeinsam mit einer zweiten hätten sie schon vor 100 Jahren über rund 11 Milliarden Dollar Einlagen verfügt, was rund 85 Prozent aller Bankeinlagen in den USA entsprochen habe. Das sei mehr gewesen, als damals die 8 größten deutschen Banken auf sich vereint hätten - darunter die Deutsche Bank. Sie brachte es damals bereits auf rund 3 Milliarden Deutsche Mark Bankeinlagen und verfügte über 80 Tochterbanken. Die Deutsche Bank galt schon damals, schrieb Lenin, als eine Weltmacht. Auch heute noch gilt die Deutsche Bank - trotz all ihrer Skandale - als systemimmanent.

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