Erfahrungsbericht: Magenschmerzen-Bakterium Helicobacter: Nonsens-Studie der Uni Graz oder hilfreich?

Graz - Eine Forschungseinheit der Uni Graz veröffentlichte jetzt im Fachmagazin "Cell Report" eine Studie, wonach das die Lebensqualität massiv beeinträchtigende Magenbakterium Helicobacter pylori auch seine guten Seiten habe.

Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain
Wer ständig nach dem Essen unter massiven Magenschmerzen und Magenkrämpfen leidet, dessen Lebensqualität ist erheblich negativ beeinflusst.

Helicobacter gilt als mitverantwortlich, oftmals auch als hauptverantwortlich für Magengeschwüre sowie regelmäßig auftretende massive Magenschmerzen. Die Forscher der Uni Graz sagten, sie hätten zumindest an Mäusen in einer Sechsmonats-Studie nachweisen können, dass das für manchmal dramatische Magenschmerzen und Magenkrämpfe verantwortliche Bakterium Helicobacter auch seine guten Seiten habe. So könne dieses eher unerwünschte Bakterium neben dem Magen und Darm zumindest bei Mäusen auch die Lunge und das Immunsystem beeinflussen.

So zitiert die Deutsche Nachrichtenagentur (dpa) Dr. Sabine Kienesberger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz mit den folgenden Worten:

"Wir wissen zum Beispiel, dass in Gesellschaften, in denen Helicobacter weiter verbreitet ist, Kinder seltener an Asthma erkranken".

Schon hier fragt man sich aber: In welchen Gesellschaften soll das sein? In Deutschland sollen nach Schätzungen bis zu 20 Millionen Menschen - also jeder vierte - das Helicobacter-Bakterium in sich tragen. In den meisten Fällen tut es nichts, der Betroffene spürt gar nichts. Wie lässt sich bei solchen massiven Vorkommen ein Bakterium auf angeblich einzelne Gesellschaftsgruppen einschränken?

Doch Asthma hin, Asthma her. Fakt ist: In vielen Fällen führt der unbehandelte Helicobacter über Jahre oder Jahrzehnte zu massiven kaum erträglichen Magenschmerzen. Diese können so massiv sein - wie in meinem Falle - dass man sich schon nach einem Glas Wein oder nach dem Essen auf dem Bett so krümmt, dass man denkt, man überlebt das nicht.

Jahrelang wurden mir von Ärzten irgendwelche magensaftresistente Tabletten und Wirkstoffe verschrieben. Dies sollte den Säurespiegel im Magen deutlich einschränken. Das ging bis dahin, dass ich als Mann eine glibberige weiße Paste zu mir nehmen musste, die man eigentlich an Schwangere verschreibt. Sieben Jahre lang. Von 2000 bis 2007. Gewirkt haben alle Medikamente, verschrieben durch unterschiedlichste Ärzte, Null.

Erst als bei mir ein Arzt endlich den Helicobacter diagnostizierte, veränderte sich mein Leben positiv von einem auf den anderen Tag. Der Arzt meinte schon beim leichten Riechen an meinem Mundgeruch, dass er davon ausgehe, dass ich dieses Mist-Bakterium haben könne. Der Test umfasste auch eine unter Betäubung durchgeführte Magenspiegelung. Am Ende war die Diagnose sehr schnell klar: Ja, ich habe den Helicobacter.

Umgehend verschrieb mir der Arzt eine zweiwöchige Therapie, bestehend aus speziellem Antibiotikum. Seitdem kann ich wieder normal leben, muss mich nicht mehr im Büro oder in den privaten vier Wänden alle paar Wochen stundenlang krümmen vor Schmerzen. Seit über 8 Jahren nun ist der furchtbar schmerzende Magenspuk endlich vorbei.

Dennoch stellte Dr. Sabine Kienesberger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz weitere gute Eigenschaften an dem Mist-Bakterium Helicobacter fest.

So habe man in der Studien an den Mäusen (allerdings sind Menschen natürlich keine Mäuse, wie wir wissen) auch festgestellt, dass der Helicobacter zu einer Anreicherung bestimmter T-Zellen in der Lunge geführt habe. Diese Zellen spielen bekanntermaßen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Bei T-Zellen handelt es sich um weiße Blutkörperchen, welche die Immunabwehr gegen Krankheiten ermöglichen.

Neben möglichen Auswirkungen auf die T-Zellen bei Mäusen hätte Helicobacter aber auch, sagten die Grazer Wissenschaftler, Auswirkungen auf die Darmflora. Sie ist ebenfalls für die Gesundheit eines Menschen wichtig.

Aber auch an dieser Stelle sei der Einschub erlaubt: Im Darm gibt es unzählige unterschiedlichste Bakterien. In meinem Falle habe ich nach der Eliminierung des Helicobacter durch Antibiotika keinerlei negative, sondern ausschließlich positive Effekte meiner Gesundheit gespürt. Und auch die Menge meiner T-Zollen, das wurde bei einem medizinischen Generalcheck festgestellt, sind auf einem ganz normalen sehr guten Niveau. Natürlich weiß ich jetzt nicht, ob ich vielleicht mit dem Helicobacter zwei T-Zellen mehr hätte. Ist mir aber letztlich auch herzlich egal.

Jedoch stellte Kienesberger weitere positive Effekte des Helicobacter fest und zwar im Hormonhaushalt: "So steigt zum Beispiel die Konzentration des ,Hunger-Hormons‘ Ghrelin an". Bei Überproduktion rege es den Appetit an." Zudem sei von "Ghrelin bekannt, dass es ebenfalls Auswirkungen auf das Immunsystem" habe.

Wie auch immer: Ob sich die Studie jetzt vielleicht zur Behandlung von Asthmakranken hinzuziehen lässt, oder für Krebs-Patienten oder HIV-Patienten die zu wenige T-Zellen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß aus eigener Erfahrung nur eines: Ich bin seit der Eliminierung des Helicobacter meine quälende Gastritis los und auch ein Magengeschwür, das ich seit meinen Teenager-Tagen immer mal wieder ansatzweise hatte. Und darüber bin ich sehr glücklich.

Die jetzige Helicobacter-Studie der Uni Graz sei in Zusammenarbeit mit einer universitären Einrichtung in New York durchgeführt worden, schreibt die dpa.

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