Fahrerloses Auto "The LUTZ Pathfinder pod" in Großbritannien unterwegs

Neben den deutschen Automobilkonzernen Mercedes Benz und Audi ist auch der US-Internetkonzern Google an der Entwicklung eines autonomen Autos für den Straßenverkehr seit Jahren dran. Doch noch gilt es, zahlreiche Probleme zu bewältigen - technische und rechtliche:

Bild: http://mrg.robots.ox.ac.uk/media/
So sehen Testfahrten mit selbstfahrenden Autos aus: sie basieren auf \\"erinnerten\\" Szenen im Straßenverkehr und einem daraus resultierenden \\"intelligenten\\" Fahrverhalten.

Die britische Regierung teilte mit, wonach sie Großbritannien weltweit zu einem führenden Land in der Entwicklung und Anwendung fahrerloser Autos, also selbstfahrender Autos, machen wolle.

Auch wenn es in Großbritannien faktisch – bis auf Range Rover und Jaguar – keine weltweit aktiven nennenswerten Automobilkonzerne (mehr) gibt, so möchte die britische Regierung doch die britische Insel zu einem Eldorado für Ingenieure sowie Anwender der fahrerlosen Technologie machen.

Im Zentrum stehe dabei ebenso, sagte nun das britische Verkehrsministerium, das UK Department of Transport, eine schnelle Gewährleistung von Rechtssicherheit. Doch vor einer allgemein gültigen neuen Rechtslage für selbstfahrende Autos, wolle man zunächst noch bis Frühjahr 2015 einen Verhaltenskodex entwickeln. Dieser soll erste Kriterien für die Zulassung von autonomen Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen bieten.

Derzeit werden Fahrtests von selbstfahrenden Autos in zwei britischen Städten durchgeführt. Zum einen in der nördlich von London gelegenen Stadt Milton Keynes. Zum anderen gibt es Tests mit autonomen Fahrzeugen in Coventry, südlich von Birmingham gelegen. In Milton Keynes fährt derzeit auf Bürgersteigen bereits das erste für Testfahrten öffentlich zugelassene selbstfahrende Auto ("driverless cars") mit dem Namen "The Lutz Pathfinder pod".

40 The LUTZ Pathfinder pod-Fahrzeuge sollen in Britannien jetzt fahren

Das Fahrzeug ist ein Projekt einer Forschungsabteilung der britischen Regierung, des "Future Transport Systems Innovation Center". Neben Milton Keys wird das selbstfahrende Auto, also das "autonomous vehicle The LUTZ Pathfinder pod" auch im Londoner Stadtteil Greenwich auf Wegen getestet, welche nur für Fußgänger zugelassen sind. Sollten die ersten Testläufe zufriedenstellend sein, möchte die britische Regierung insgesamt rund 40 dieser The LUTZ Pathfinder pod-Fahrzeuge zu weiteren Testfahrten auf Bürgersteigen und Fußgängerzonen einsetzen.

Das The LUTZ Pathfinder ist ein Zweisitzer und verfügt über mehrere Kameras, 19 Sensoren, Lasertechnik, Radar und digitale Reflektoren. Die Reflektoren messen, ob und welches reflektierende Licht auftritt. Den LUTZ Pathfinder Pod wird von der RDM Group entwickelt. Sie gilt als eine der führenden britischen Firmen in der Entwicklung selbstfahrender Autos.

Die Sensor- und Navigations-Technik erhält die RDM Group wiederum von der Forschungseinheit der "Mobile Robotics Group", welche zur "University of Oxford" gehört. Die MRB ist im "Department of Engineering Science" an der "University of Oxford" angesiedelt. Die wichtigsten Sponsoren der Forschungseinheit sind EPSRC, Nissan, Guidance Navigation und Mira. Im Zentrum von Testfahrten steht beispielsweise die Experience-Based Navigation (EBN; Foto).

Wie und wo später selbstfahrende Autos eingesetzt werden, ist auch der britischen Regierung noch unklar. Denkbar wäre zum Beispiel, heißt es, dass diese nur auf bestimmten Strecken als "selbstfahrende Shuttles", also "autonomous shuttle", eingesetzt würden.

Bis Sommer 2017 soll Verkehrsrecht in Britannien an selbstfahrende Autos angepasst werden

Zusätzlich zu den Testfahrten möchte die britische Regierung bis zum Sommer 2017 eine umfassende Überprüfung der derzeitigen britischen Rechtsvorschriften zum Straßenverkehr vorlegen. Dies solle den Grundstein für selbstfahrende Autos im öffentlichen Raum ermöglichen. Gleichzeitig wären die Briten damit weltweit tatsächlich führend.

Denn derzeit gibt es weltweit keine Straßenverkehrsordnung, welche es erlauben würde, dass mitten zwischen üblichen Autos ein selbstfahrendes Auto völlig führerlos durch den Verkehr gesteuert wird – auch nicht auf Gehwegen. In der neuen britischen Verkehrsordnung soll beispielsweise geregelt werden, wer die Haftung übernimmt, wenn es zu einer Kollision zwischen selbstfahrendem Auto und Fußgänger kommt.

Aus dem UK Department of Transport heißt es, wonach man überzeugt sei, dass die fahrerlose Fahrzeugtechnik das Potenzial habe "eine grundlegende Veränderungen auf den britischen Straßen" herbeizuführen.

Autos, welche nicht mehr manuell von Menschen gelenkt werden, würden "das Gesicht des Autofahrens in der grundlegendsten Möglichkeit" verändern und darüber hinaus "viele große Vorteile für die Verkehrssicherheit, die soziale Eingliederung sowie die Emissionen und Staus" mit sich bringen. Dieser Überzeugung ist zumindest der britische Verkehrsminister Claire Perry.

Insgesamt mit vorerst 19 Millionen britischen Pfund möchte die britische Regierung 2015 weitere Testfahrten von selbstfahrenden Autos im öffentlichen Raum fördern. Dazu erklärte unter anderem Prof. Stephen Glaister, Direktor der "Royal Automobile Club Foundation for Motoring Ltd" (RAC Foundation):

"Fortbewegung soll leichter werden"

"Diese Studien verfolgen nicht nur das Ziel, durch Nutzbarmachtung der neuen Technologien unser Fortbewerbungsleben im mobilen Verkehr leichter und sicherer zu machen, sie dienen auch dem Ziel, dass die richtigen rechtlichen Strukturen gelegt werden."

Forschungseinrichtungen der britischen Automobilindustrie, wie das "Institute of the Motor Industry" (IMI) beurteilen den Vorstoß der britischen Regierung als richtig. Gleichzeitig gab das IMI zu Protokoll, wonach man Sorgen habe, dass mit den derzeit fahrenden selbstfahrenden Autos im öffentlichen Raum eine Technologie getestet werde, welche noch keine Marktreife habe.

Während es bislang weder in Großbritannien, noch in Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Italien Rechtsvorschriften für selbstfahrende Fahrzeuge gibt, hatte der US-Bundesstaat Kalifornien bereits 2014 wichtige Rechtsvorschriften zur Prüfung von automatisierten Fahrzeugen erlassen.

Neben Kalifornien gibt es drei weitere US-Bundesstaaten, in welchen derzeit Testfahrten mit selbstfahrenden Autos durchgeführt werden dürfen:

Damit sind die USA das erste Land, welches eine gewisse Rechtsbasis für Testfahrten von selbstfahrenden Autos bietet.

Doch auch in den USA gibt es nach wie vor Skeptiker. Immerhin 15 amerikanische Bundesländer haben bislang offiziell mitgeteilt, dass es derzeit nicht erlaubt sei im öffentlichen Raum mit selbstfahrenden Autos unterwegs zu sein – auch nicht zu Testzwecken. Videos zu selbstfahrenden Autos der MRB lassen sich unter robotcar.org.uk anschauen.

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