Öffnet Daimler AG Büchse der Pandora mit Google Android for Cars?

Das Ziel des weltweit mächtigsten Internetmonopolisten, der amerikanischen Google Inc., ist klar: Alle Autos der Welt sollen schon bald digital nur noch vom geschlossenen Google-Betriebssystem Android navigiert werden. Die Autos selbst wären dann nur noch Zulieferer für die USA-Digitalindustrie:

Google will alle Autos der Welt digital mit Google Android ausrüsten. Viele fürchten nun: Öffnet Daimler AG Büchse der Pandora mit Google Android for Cars?

In der deutschen Automobilbranche etabliert sich eine breite Front gegen das Google Inc. "car digital system", welches auf dem Google Betriebssystem Android basiert. Doch scheint die Stuttgarter Daimler AG zunehmend auszuscheren und mit Google zu flirten.

Mercedes, VW, Audi, Porsche, Skoda, Bentley oder Rolls Royce könnten also schon bald davon abhängig werden, ob sie das neueste Google Android Update für ihre Neu- und Bestandskunden aufgespielt bekommen oder nicht - natürlich mit den jährlich zu leistenden Milliarden-Euro-Lizenzzahlungen an die Google Inc. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass unter solchen Lizenzsummen auch Samsung mit seinen Handys Samsung Galaxy leidet – allerdings an Microsoft, da in Googles Android auch Microsoft steckt.

Füttern also möglicherweise schon bald Audi, Porsche, Daimler & Co, so auch die Befürchtung in den deutschen Regierungsparteien aus CDU/CSU und SPD, "das Monster, das diese anschließend frisst", äußert ein Kölner deutscher Bundestagsabgeordneter besorgt.

Dass der Vergleich mit dem "Monster" nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, lässt sich alleine an der gigantische Technologie- und Finanzmacht der Amerikaner sehen: So strebt Google schon in wenigen Jahren einen Umsatz von 100 Milliarden Dollar bei realistischer Weise über 20 Milliarden Dollar Jahresgewinn an. Schon heute verfügt die Google Inc. mit ihren geschätzt 25.000 Mitarbeitern über mehr Umsatz und Gewinn als der deutsche Dax-Konzern Siemens mit über 300.000 Mitarbeitern.

Geben die Deutschen nun auch noch ihre Schlüsseltechnologie, die Automobilindustrie, in die Abhängigkeit der USA, könnten die Jahre gezählt werden, bis wann man auch in diesem Segment nur noch Zulieferindustrie für andere Kontinente und Wirtschaftsmächte ist.

Werden deutsche Automobil-Hersteller wie Porsche, BMW, Mercedes Zulieferer für die Google Inc.?

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass mit Metz der letzte deutsche TV-Hersteller möglicherweise vom Markt verschwindet. Dem vorausgegangen waren Zitterpartien um die deutsche Elektronik-Marke Löwe. Ebenfalls als ur-deutsche Marken verschwunden sind einstige Elektronik- und Technikgiganten wie Grundig, AEG, Braun oder Nixdorf. Wenn überhaupt, gibt es sie nur noch als Markenhülse. Doch drin stecken ausländische Unternehmen, ausländische Produzenten, ausländische Kapitaleigner.

Ist also bald ein Porsche eigentlich ein Google-Auto, fragen sich viele besorgt? Auf einer Podiumsdiskussion an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main verneinte dies vor wenigen Monaten zwar der Porsche-CEO Matthias Müller, aber ausschließen wollen das immer weniger. Als zentrales Problem stellt sich für viele derzeit eine mangelnde Software-Alternative dar. Klar ist: Die Herstellung von Anti-Blockiersystemen oder digitalen Anti-Schleudersystemen für Porsche, BMW, Audi oder Mercedes reicht nicht mehr im Zeitalter der Komplett-Vernetzung der Menschen.

SAP könnte die Lücke füllen, macht derzeit aber keinerlei Anstalten sich um die digitale Zukunfts-Aufrüstung der deutschen und weltweiten Automobilindustrie direkt in den Autos zu kümmern.

Google steuert schon heute über 1 Milliarde Menschen mit Android durch die digitale Welt

"Wir haben derzeit die Wahl zwischen Pest und Cholera" formuliert es ein ranghoher Techniker der Daimler-Benz AG aus Stuttgart: Entweder müsse man sich mit Apple zusammentun und deren iOS-Betriebssystem weiterentwickeln oder mit der Google Inc. und deren Android-Betriebssystem. Android läuft schon heute auf einer Milliarde Handys, doch in wenigen Jahren möchte Google zwei Milliarden Nutzer weltweit damit steuern. Das wäre dann jeder dritte Erdenbewohner.

Dabei entscheiden die Amis, welche Apps im Google Play-Appstore prominent angeboten werden und welche nicht. Dies ist einer der Gründe, weshalb auffällig schnell US-amerikanische Apps Welterfolge werden, deutsche oder andere EU-Apps aber im Promillebereich auf Handys installiert sind. Der Grund liegt einfach darin: EU-Apps sind in Google Play oder auch in Apples App Store faktisch kaum prominent gerankt - egal in welcher Produktkategorie.

So deutet sich an, dass die USA die Weltmärkte nicht nur über das Öl dominieren und damit einst prosperierende Volkswirtschaften wie Russland in die Knie und Rezession zwingen können, sondern möglicherweise bald auch schon Regionen wie die EU oder Deutschland.

Denn dass die Amerikaner die Digitalisierung der Welt als Möglichkeit der politischen und wirtschaftlichen Beherrschung der Welt begreifen, das müsste mittlerweile auch der letzte EU-Politiker mitbekommen haben.

Doch greifen die USA Wirtschaftsnationen wie Deutschland nicht nur mit Software, sondern auch mit Hardware an. Google zum Beispiel mit dem selbstfahrenden Auto, dem Google Car (Google-Self-Driving Car), bekannt auch als Google Auto. Dabei lehrt Google seit Jahren und zunehmend mit beeindruckender technologischer Innovation deutschen Auto-Ingenieuren das Fürchten.

Google nutzt Wissen von Kunden für eigene Google-Produkte

Dass sich im Großen und Ganzen die deutsche Automobilindustrie gegen eine durch Google dominierte Software (Android) in Autos wehrt, ist verständlich: Denn Google könnte so Wissen rund um die Fahrgewohnheiten deutscher Autofahrer absaugen, um eigene Automobil-Projekte voranzutreiben und in Konkurrenz zu den deutschen und sonstigen europäischen Automobil-Herstellern zu stellen.

Dass Google solche Strategien durchaus verfolgt, lässt sich an den Google Werbekonten von Google AdWords -und Google Adsense-Kunden erkennen.

So bezahlen zwar mittlerweile auch deutsche Unternehmen jährlich bis über 100 Millionen Euro Werbegelder an Google-Onlinewerbung in Google AdWords - das sind jene Anzeigen, welche über und neben den Google-Search-Treffern eingeblendet werden. Doch hält dies Google nicht davon ab, die Google AdWords Konten der Kunden auszuspionieren und zu schauen: Mit welchen Keywords lässt sich in welcher Region der Erde der beste Umsatz erzielen. Doch nicht nur das:

Zunehmend nutzt die Google Inc. dieses Wissen, um eigene Produkte mächtig in den Markt zu schieben und kassiert dabei Provisionen von den angezeigten Händlern oder sonstigen Unternehmen: Google Products (als Konkurrenz zu den unabhängigen Preisvergleichsseiten), Google Compare (soll größtes Finanzvermittlungsportal der Welt werden), Google Flights (Verkauf von Flugtickets weltweit), Google Hotels (Verkauf von Hotelzimmern weltweit) oder Google Fiber (Telekommunikations-Anbieter und TV-Anbieter).

Die deutsche Politik ist in Alarmstellung

Der Vorstoß der Google Inc. (GOOG: US) im Automobilsektor ist entsprechend ernst zu nehmen. Denn nur oberflächlich dürfte es der Google Inc. darum gehen, Nutzerverhalten möglichst flächendeckend abzudecken - also beispielsweise die ständige Verbindung von Navigationsgeräten und dem persönlichen Musikgeschmack.

Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt entsprechend: "Das beunruhigt die deutschen Politiker und Automobilhersteller gleichermaßen, die nicht wollen, dass die Flagship-Industrie des Landes an Bedeutung verliert, wenn Google Zugang zu Daten über das Kundenverhalten erhält. Und wenn die deutschen Automobil-Hersteller, welche das technologisch innovative Luxussegment dominieren, nicht bereit sind, mitzuspielen, wird es für Google schwieriger, die Industrie als Ganzes zu durchdringen."

Entsprechend sagte kürzlich Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler: "Die Daten, die wir sammeln, sind unsere Daten und nicht die Google-Daten". Ähnlich äußerte sich CEO Martin Winterkorn von der Volkswagen AG (VOW) oder CEO Dieter Zetsche von der Daimler AG: Wenn wir uns auch nur in die Nähe dieser externen Betriebssysteme begeben, haben wir jeglichen Einfluss verloren, heißt es von dort.

Auch die deutsche Bundesregierung unter Kanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) und dem deutschen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht dies so und stellte mehrmals fest, wonach man eine Monopolstellung der Amerikaner in der Digital- und Softwarewirtschaft nicht hinnehmen werde, was auch für die Automobilindustrie gelte.

Joachim Pfeiffer: "Auf keinen Fall zulassen, dass unsere Entwicklung abhängig wird von Unternehmen wie Google"

Die deutsche Automobilindustrie erwirtschaftete im Jahr 2012 nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes einen Anteil von 6,5 Prozent aller steuerpflichtigen Umsätze. So machte denn auch Joachim Pfeiffer, Sprecher des deutschen parlamentarischen Ausschusses für Wirtschafts- und Energiepolitik klar, wonach "wir es auf keinen Fall zulassen, dass unsere Entwicklung abhängig wird von Unternehmen wie Google".

Auch die Europäische Union hat erkannt, wie dringend die Entwicklung eigener Software-Architektur ist. Entsprechen kündigte sie an, sie wolle als eines der wichtigsten Projekte eine Daten-Architektur in der EU etablieren, welche von den USA unabhängig ist.

Dies hatte vor einem Jahr ebenso der ehemalige CEO der Deutschen Telekom, René Obermann gesagt und ein von den USA unabhängiges Internet gefordert – auch als Learning aus dem gigantischen täglichen Hackerangriff von US-Stasibehörden wie der NSA. Technisch sei eine kontinental eigene Internetstruktur machbar, sofern der politische Wille dazu da sei, sagte Obermann:

Derweil treibt Google seine Google Auto-Projekte weiter voran. Bereits im Januar 2014 hatte Google die "Offene (Google) Automotive Alliance" der weltweiten Automobilindustrie "angeboten". Hier wolle man eine "offene" Partnerschaft mit den Automobilherstellern der Welt, mit dem Ziel, die Autos als Android-Plattform zu entwickeln - also als Plattform für den weltweit mächtigsten Internetmonopolisten Google. Bislang kündigten Volkswagen (VW), Audi und Porsche an, dass man den Zugriff von Google auf Automobildaten deutlich begrenzen wolle oder gänzlich verhindern wolle.

Bei BMW hadert man noch, ob man die Amerikaner beim Plan künftig weltweit nur noch Google Android Autos zu bauen, unterstützten möchte oder nicht. Als Notlösung kettet sich BMW derzeit an die Apple Inc. (AAPL: US) und deren Apple CarPlay-System.

Bei Daimler gibt es strategische Überlegungen, sich möglicherweise der Google-Automobil-Allianz anzuschließen. Man sei derzeit im Gespräch "über die Bedingungen". Das könnte aus Sicht vieler die Öffnung der Büchse der Pandora sein.

Gefällt mir
0