Der Schweizer Pharma-Riese Roche Holding AG kauft das amerikanische Biotechnologie-Unternehmen InterMune Inc. für 8,3 Milliarden US-Dollar und zwar in bar. Intermune hat seinen Hauptsitz in Brisbane, im US-Bundesstaat Kalifornien:
Die Übernahme gilt als größte Akquisition des Schweizer Pharmariesen seit Jahren. Freuen können sich vor allem die bisherigen Aktionäre von InterMune. Denn der Aufkauf durch Roche bedeutet ein Prämien-Plus von 38% gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. In Deutschland ist InterMune mit der InterMune Deutschland GmbH präsent.
Das wichtigste Medikament des nun von Roche gekauften Unternehmens InterMune ist nur ein Medikament - und zwar Esbriet, bekannt als Pirfenidon. Dabei handelt es sich um eine Pille, welche zur Behandlung der in der Regel tödlich verlaufenden Lungenkrankheit "Idiopathische Lungenfibrose" (idiopathic pulmonary fibrosis, kurz: IPF) eingesetzt wird.
Das Medikament Pirfenidon gilt weltweit als wichtigstes seiner Art zur Behandlung der gefürchteten Lungenkrankheit "Idiopathische Lungenfibrose". Aus dem Umfeld von Roche heißt es, wonach man das Unternehmen InterMune auch deshalb übernommen habe, da der Druck der Gesundheitssysteme rund um den Erdball auf die Pharmakonzerne zunehme, die Kosten für Medikamente möglichst niedrig zu halten.
Dennoch sind Forschung und Entwicklung im Pharmabereich nach wie vor mit Milliarden-Investitionen verbunden - Geld, das die Pharmakonzerne erst einmal erwirtschaften müssen. Möglich ist das mit neuen Medikamenten. Denn nach 10 Jahren verlieren die Medikamente in der Regel weltweit ihren Patentschutz und bekommen Konkurrenz durch billigere Generika.
Stolz ist man bei Roche darauf, dass man zahlreiche biologische Medikamente habe, welche einen höheren Schutz hätten, als Medikamente auf chemischer Basis. Das beruhe teils darauf, dass die Patente längerfristig wären, aber auch, dass sie auf Grund ihrer größeren Komplexität schwerer wären zu kopieren.
Roche setzt Einkaufstour fort
Mit der jetzigen Übernahme von InterMune setzt Roche seine Einkaufstour fort. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Schweizer Pharmakonzern zahlreiche kleinere Unternehmen übernommen. Allerdings lagen alle anderen Akquisitionen in den vergangenen Jahren jeweils unter 1 Milliarde Euro.
Bislang wird Pirfenidon bereits sehr erfolgreich vor allem in Europa und Kanada vermarktet. In Ländern wie Japan oder China verkaufen andere Unternehmen das Medikament. Ob Pirfenidon auch in den USA verkauft werden darf, darüber entscheidet demnächst die US Food and Drug Administration. Sie hatte allerdings schon einmal, nämlich im Jahr 2010, die Zulassung des Medikaments abgelehnt mit der Aussage, sie benötige weitere Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Behandlung. Trotz der zögerlichen Haltung der Aufsichtsbehörden in den USA hatte es dennoch in der EU frühzeitig eine Zulassung für Pirfenidon gegeben.
Das zeigt, wie wichtig ein Wettbewerb zwischen den Zulassungsbehörden der USA und der EU auch im Pharmabereich ist:
Doch Roche steht nicht alleine da mit Pirfenidon. Auch der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat eine ähnliche Wirkungs-Substanz zur Behandlung der Lungenkrankheit idiopathische Lungenfibrose im Angebot. Der Name hier: Nintedanib. Hier erhofft sich Boehringer Ingelheim eine mögliche Zulassung in den USA durch die US Food and Drug Administration im Februar 2015.
Alleine in den USA gibt es derzeit rund 128.000 US-Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose. Dass diese Krankheit in der Regel nach zwei bis drei Jahren zum Tod führt, scheint die US Food and Drug Administration nicht sonderlich zu stören. Anders ist nicht erklärbar, warum ein Medikament, dessen Wirksamkeit man in der EU und Kanada auch behördlich mittlerweile anerkannt hat, in den USA immer noch nicht zugelassen ist.