Schlammschlacht beim Der Spiegel mit Chefs Büchner und Saffe

Man untertreibt nicht, wenn man hier nun sagt: Das ist ein in der deutschen Medienszene einmaliger Vorgang, durchaus auch ein etwas dreister Vorgang im Umgang mit langgedienten und in der gesamten Medienszene durchaus hochgeschätzten Top-Journalisten. Dass Saffe hemdsärmelig ist, ist klar. Dass Wolfgang Büchner es beim SPIEGEL nicht einfach haben würde, war klar - spätestens seitdem er von der BILD-ZEITUNG den Dauerstammgast in Talkshows, Nikolaus Blome, holte - gegen den Widerstand einiger Ressortleiter:

Ulrike Simon schreibt in der Berliner Zeitung, wonach beim Hamburger Magazin DER SPIEGEL der Geschäftsführer des Spiegel Verlages, Ove Saffe, gemeinsam mit dem Chefredakteur, Wolfgang Büchner, planten, sämtliche Stellen für die Redaktions-Ressortleiter neu auszuschreiben.

Nun kann man sich fragen: Ist es klug, als neuer Chefredakteur in einer Redaktion wie jener des SPIEGEL sich ausgerechnet einen BILD-Mann zu holen. Dazu wäre zu sagen: Es wäre nicht das erste Mal - man denke nur an Claus Jacobi. Ob die Personalie Blome nun zur Eskalation beiträgt, ist unklar, aber wohl nicht unwahrscheinlich. Fakt ist aber auch: Der SPIEGEL hat seit dem Abgang von Stefan Aust – allerdings wie viele andere Magazine auch – an Auflage verloren, hält sich aber dennoch wacker bei um die 900.000 Exemplaren.

Dennoch widerspricht das, was Wolfgang Büchner und Ove Saffe vorhaben - nämlich die komplette Riege an angesehenen Ressortleitern letztlich symbolisch oder tatsächlich vor die Türe zu setzen - so ziemlich jedem guten Stil von Führung, welcher auch durch gegenseitiges Vertrauen geprägt sein sollte.

Im Zweifelsfall muss der oberste Redaktions-Mann die Rückendeckung der anderen Redaktions-Fürsten im Haus haben - zwar nicht aller, aber wenigstens einiger. Deshalb müssen sich Wolfgang Büchner aber auch Ove Saffe fragen lassen: Wie kann es sein, dass es zu einem solchen Zerwürfnis, zu einer solch öffentlichen Schlammschlacht zwischen ihnen und der Redaktion kommen kann? Gleichzeitig müssen sich die Ressortleiter fragen lassen: Wie kann es sein, dass die Hütte in der Führungsebene der Redaktion jetzt schon wieder brennt?

Jedenfalls schreibt die Berliner Zeitung zum unappetitlichen Vorgang beim Hamburger Nachrichtenmagazin: "Dienstag wurde die Mitarbeiter KG, der der Verlag zu 50,5 Prozent gehört, kurzfristig von Geschäftsführer Ove Saffe zu einer Sitzung gebeten. Dort informierten er und Chefredakteur Wolfgang Büchner die fünf geschäftsführenden KG-Vertreter im Beisein des Personalchefs, dass die Stellen aller Ressortleiter neu ausgeschrieben werden.... Nun liegt es an der KG: Sollte sie sich dem Ansinnen verweigern, stehen sowohl Saffe als auch Büchner vor ihrem mit hohen Abfindungen versüßten Abgang. Sollte die KG mehrheitlich zustimmen, dürfte die Redaktion auf die Barrikaden gehen. Am Mittwochabend wollte Büchner sich den Print- und Online-Ressortleitern erklären. Zum Treffen wollten die Ressortchefs eine Resolution mitbringen, in der die Redaktion ihm ihr Misstrauen ausspricht. Von möglicher Arbeitsniederlegung ist die Rede."

Unappetitlich ist, dass man sich eines Eindrucks nicht erwehren kann: Dass es Ove Saffe aber auch Wolfgang Büchner vor allem auch um eines geht: Eine möglichst hohe Abfindung, sollte ihr Kill-Bill-Kommando gegen die Ressortleiter von der Mitarbeiter KG nicht durchgewunken werden. Aber auch die Erben von Rudolf Augstein, dem Gründer, dürften von den Vorgängen beim SPIEGEL wenig angetan sein.

Gefällt mir
0