Fakt ist: Wikipedia - das ist seit Jahren Zensur pur. Klar, man kann dort mitschreiben. Doch was Wikipedia veröffentlicht oder nicht, das entscheiden lediglich ein paar Administratoren. Dabei ist es beileibe nicht so, dass diese grundsätzlich besondere fachliche Fähigkeiten hätten oder über ausgefallene Enzyklopädie-Expertise verfügten. Nein:
In Wikipedia können 20-Jährige Pennäler zu Administratoren werden, die dann einem Professor mitteilen, warum seine in Jahrzehnten erforschte Sicht auf die Dinge falsch sei. Das kann man als basisdemokratisch bezeichnen. Man kann es aber auch als pubertäre Allmachts-Phantasien bezeichnen.
Nun gibt es einen Aufschreibe im Wikipedia-Imperium, seitdem bekannt wurde, dass Google auch Links entfernt hat, die auf Wikipedia-Artikel zeigen. Das sei Zensur. So oder so ähnlich soll sich jedenfalls Wikipedia-Gründer Jimmy Wales kritisch zur Google Aktion bezüglich des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) geäußert haben, welches sagte: Jeder hat ein Recht auf Vergessenwerden, auch im Internet.
Deshalb kann man sagen: Das was Google mit einigen Treffern der Online- Enzyklopädie Wikipedia derzeit macht, ist nichts anderes, als Links auf offensichtlich dauerhaft verleumderischen Wikipedia-Content zu entfernen. Die Google Inc. folgt damit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), welcher vor wenigen Wochen festlegte, dass es auch ein Recht auf Vergessen im Internet gebe - ein Right do be forgotten. Aus Trotz möchte nun Wikipedia angeblich Wikipedia-Links, welche von Google entfernt wurden, auf dem eigenen Portal veröffentlichen.
Dennoch bleibt festzustellen: Die Beispiele, in welchen Wikipedia verleumderische Artikel publiziert hat oder publiziert, dürften kaum zählbar sein. Jene Menschen, die sich versucht haben, dagegen zu wehren, auch: Mal werden Firmen auf Wikipedia diskreditiert, wie es sich keine Tageszeitung getrauen würde, dann wiederum Politiker. Auch vor der Fälschung oder massiven Verzerrung von Geschichte macht Wikipedia nicht unbedingt halt. Doch betroffen von der selbstherrlichen Wikipedia-Art sind auch ganz schlichte Themen und Begriffe:
"Ich habe einmal versucht, einen Artikel über die Gattung der deutsche Anzeigenzeitungen, beziehungsweise Anzeigenblätter in Wikipedia zu redigieren, der von A bis Z vollkommen falsch und Unsinnig war", erklärt der ehemalige Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) gegenüber netz-trends.de. Doch ständig habe der zuständige Administrator versucht, die vom Verlegerverband vorgenommenen Korrekturen zu verhindern.
Als der ehemalige Pressechef des BVDA schließlich über unzählige Ecken herausbekommen habe, wer der verantwortliche Administrator von Wikipedia war und diesen anrief, sei dieser erschrocken gewesen: "Das war ein 20-Jähriger Abiturient, der bei Wikipedia entschied, was nun wie im Artikel über Deutschlands über 1.000 wöchentliche Anzeigenzeitungen publiziert werden durfte und was nicht". Dass Dinge falsch waren störte den Administrator nicht. Vielmehr habe er gesagt, wonach er entscheide, was im Text richtig oder falsch sei - also öffentlich bleiben dürfe und was nicht.
Ähnliche Beispiele gibt es zu Hauf. Besonders übel wird es, wenn Wikipedia als Rachehafen benutzt wird, um Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens oder Firmen kaputt zu schreiben. Dabei surft Wikipedia perfekt auf Google. Denn Google rankt Wikipedia-Artikel traditionell an vorderster Stelle - ein ideales Forum für Rufmord also.
Deshalb: Es ist richtig und wichtig, wenn die Google Inc. nun konsequent ohne Ansehen einzelner Portale ihrem Auftrag des Europäischen Gerichtshofs, nämlich das Recht auf Vergessen werden, auch konsequent umsetzt.
Tut Google das nicht, dürfte Google einmal mehr erheblich und nachhaltig in Europa, vor allem in der Europäischen Union (EU), kritisch auf den Prüfstand kommen. Deshalb agiert Google derzeit so konsequent an der Umsetzung des EuGH-Urteils. Dem wird sich wohl nun auch Wikipedia beugen müssen. In diesem Falle muss man Google dafür Beifall zollen.
Als wichtigstes Medium der Google-Kritik hat sich derzeit die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) positioniert. Spätestens seit den legendären Gastbeiträgen von Axel Springer SE CEO Mathias Döpfner und Sigmar Gabriel (SPD), dem deutschen Bundeswirtschaftsminister, ist klar: Die Google Inc. hat mit der FAZ einen mächtigen publizistischen Gegner. Initiiert hatte die kritische Google-Kampagne der kürzlich in sehr jungen Jahren verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher.
Wie es ausschaut, möchte die FAZ ihm auch mit der Rubrik "Googles Netzimperium" ein Mahnmal setzen und gleichzeitig zeigen: Noch können Tageszeitungen in der Öffentlichkeit den Finger erheben gegen mächtige Konglomerate.