Axel Springer Chef Mathias Döpfner: EU-Regulierung des Google Konglomerats notwendig / Wettbewerb stimmt nicht mehr

Google verfügt alleine in der Europäischen Union über rund 90% Search-Marktanteil im Internet und über rund 30% Marktanteil an den weltweiten Online-Marketingausgaben (Google AdWords, Google Adsense). Derzeit setzt Google rund 60 Milliarden US-Dollar pro Jahr um, bei gut 13 Milliarden Dollar Gewinn. Doch jetzt greift Google nach der ganz großen Macht:

Neue tolle Google Welt und alles im Sinne des Verbrauchers? Die ersten Treffer dienen nur Google, damit noch mehr Milliarden Euro in die Kasse kommen. Anzeigen- und eCommercekunden zahlen schon jetzt teils über 100 Millionen Euro im Jahr an Google um überhaupt noch gelistet zu werden. Google macht nun aufs Tempo: Noch mehr sollen zahlen, noch mehr Geld soll fließen.

Der CEO der Axel Springer SE (Bild-Zeitung, DIE WELT, N24, idealo.de), Mathias Döpfner, fordert die Europäische Union (EU) auf, sich nicht nur um Bananenschalen zu kümmern, sondern auch grundlegende Regulierungen bezüglich des weltweit größten Internetmonopolisten Google anzugehen.

Grund sei ein erheblich wettbewerbsschädigendes Verhalten von Google gegenüber anderen Online-Anbietern.

Die Europazentrale von Google ist im Steuerparadies der EU, in Dublin in Irland, angesiedelt. So umgeht Google hohe Steuerzahlungen beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Italien oder Großbritannien. Das gesparte Geld kann für weitere Zukäufe von Google verwendet werden.

Wie 400 andere Unternehmen, welche nun Klage gegen Google vor der EU eingereicht haben, sieht Mathias Döpfner eine von Google ausgehende erhebliche Wettbewerbsverzerrung und Schädigung der Kräfteverhältnisse in der freien Marktwirtschaft zum erheblichen Schaden der grundgesetzlich garantierten Wettbewerbsfreiheit. Bereits in den vergangenen Wochen hatte Springer-Chef Döpfner Googles Monopol-Macht attackiert und damit weltweit für Aufsehen gesorgt.

Doch die EU schläft. Man hat fast den Eindruck, als würden zahlreiche Protagonisten der Europäischen Union (in der Kommission, aber auch im Europaparlament) lieber in ihre eigenen Taschen wirtschaften, zum Beispiel durch Diäten- und Zulagen-Erhöhungen, als sich um einen fairen und freien Wettbewerb der Wirtschaft zu kümmern:

"Während Tausende eCommerce-Anbieter unter der Google-Dominanz in der EU leiden und ihre Rechte nicht ausreichend genug durch die EU geschützt sehen" (O-Ton Jurist), gibt es gleichzeitig den Fakt, dass der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) durch sein EU-Mandat zum Millionär durch Steuergelder geworden ist (anklicken und lesen: "Studie Einkommen, Diäten EU-Abgeordnete: Millionäre nach fünf Jahren - EU-Parlamentarier, Europaabgeordnete").

"Zu einer Google betreffenden EU-Regulierung müsste gehören, dass es nicht sein kann, dass ein einziger Monopolist aus den USA hunderttausende Unternehmen wie ein Staat im Staat reguliert, vorschreibt, was wie zu machen ist und ab wann man damit droht, Unternehmen im eCommerce oder auch in publizistischer Hinsicht den Stecker zu ziehen", sagt ein sehr guter Google-Kenner.

Dass dieses regelmäßig geschieht, weiß netz-trends.de aus umfangreichen Unterlagen, die uns vorliegen. Dabei wären stärkere staatliche Regulierungen durchaus nicht nur im Sinne der Wirtschaft insgesamt, sondern auch im Sinne von Google. Denn bislang unternahm Google durchaus beachtliche Anstrengungen, einen Ausgleich zwischen den Interessen der Großkonzerne im Netz und den Interessen der Millionen Klein-Webseiten-Anbieter zu finden.

Das gelingt Google derzeit wesentlich besser, als beispielsweise bing.com, Microsofts Suchmaschine. Doch es genügt nicht: So kann und darf es nicht sein, dass ein Unternehmen wie Google aus seiner Zentrale in Mountain View einem eCommerce-Anbieter in Deutschland mit über 1.000 Mitarbeitern einen 19-seitigen Brief schickt und sagt, wenn die Webseiten in zwei Wochen nicht so umgebaut würden, wie Google es wünscht, würde man den Stecker ziehen, die lebenswichtigen Google-AdWords-Konten schließen. Ein solches Verhalten treibt Unternehmen in den Konkurs und entspricht nicht einem in Europa üblichen Verhalten.

Der Wirt verspeist seine Kunden

Dass Google nicht mehr nur Anbieter der digitalen Straßen und Bürgersteige, auch der Unterführungen und Luftbrücken sein möchte, sondern die totale Monopolkontrolle an sich reißt, zeigt sich daran, dass Google immer stärker seine erste Search-Result-Webseite mit eigenen Google-Produkten vollknallt. Dazu muss man wissen: Alleine auf den ersten eingeblendeten Treffer, klicken rund 25% aller Nutzer. Deshalb ist das Geschäft für Google, den größten Werbekonzern aller Zeiten, so lohnend:

Google Hotelfinder (Grafik Textanfang und Textende), Google Maps (noch kostenlos), Google Products (verdrängt andere eCommerce-Anbieter), oder Google Compare, das noch 2014 in Deutschland starten soll. Google Compare (google.co.uk/compare/) vermittelt bereits jetzt in Großbritannien und den USA gegen Provision Autoversicherungen oder Reiserücktrittsversicherungen, auch Kredite und einiges anderes. Die aktuelle "Internet World Business", eine deutsche Fachzeitschrift, titelt hierzu in der Ausgabe vom 26. Mai 2014 auf Seite 1.: "Vergleichsportale in Aufruhr. Der Markt ist in Bewegung – krempelt Google das Geschäft von Check24 & Co um?" Grund:

Google kassiert jetzt auch Provisionen für den Handel oder die Vermittlung mit Versicherungen oder anderen Finanzdienstleistungen - mit Google Compare:

Google will jetzt zusätzlich zu den Milliarden-Erlösen aus Onlinewerbung (Google Adwords, Google Adsense) auch noch Milliarden Euro an Provisionen für das Vermitteln oder den Handel mit Finanzdienstleistungen abkassieren. Der Wirt verspeist seine Kunden.

Das bedeutet: "Google konkurriert jetzt den eigenen Anzeigenkunden, kassiert von einigen im Jahr über 100 Millionen Euro für AdWords-Kampagnen, spioniert deren Konten nach den besten Keywords aus und nutzt das Wissen dann, um seine eigenen Kunden dann wieder wirtschaftlich in eine noch größere Abhängigkeit zu bringen, indem jeder gezwungen wird, nicht nur in Google Anzeigen zu schalten, sondern auch noch zusätzlich Provisionen an Google zu zahlen, dafür dass man überhaupt noch im Internet tätig sein darf", sagt ein großer eCommerce-Anbieter aus München.

Netz-trends.de hat in zahlreichen Analysen die Problematiken dargestellt, die allerdings so komplex sind, dass sie auch nach über 15 Jahren Google von vielen Politikern und Juristen häufig immer noch nicht verstanden werden. Döpfner sagte nun während einer Universitäts-Veranstaltung in Tübingen mit Blick auf Googles dubioses Geschäftsgebaren:

"Das ist die EU-behördlich sanktionierte Einführung eines Geschäftsmodells, das man in weniger ehrenwerten Kreisen Schutzgeld nennt".

Google ist der weltgrößte Straßenbesitzer im digitalen Geschäft. Fast jeder, der an Googles digitalen Straßen Geld verdienen möchte, muss mit Google ins Geschäft kommen, da das US-Unternehmen Google es durch ein sehr gutes Angebot geschafft hat, das Internet komplett nach eigenem Dünken zu gestalten. Einerseits kann man dem amerikanischen Unternehmen hierzu gratulieren, auf der anderen Seite hat der Staat seiner Aufsichtspflicht nachzukommen und einen freien und fairen Zugang zum Wirtschaftssystem zu gewährleisten. Da die Wirtschaft immer stärker auf digitale Vertriebswege angewiesen ist, heißt das Wirtschaftssystem primär: Google. Zudem lesen: Sigmar Gabriel: Google-Macht in der Netz-Trends-Analyse

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