Internet im Flugzeug: Lufthansa hatte mit Wi-Fi-Technik Pech / Neues Entertainment begeistert

Rund 40% der Flugzeuge der amerikanischen Fluglinien sind mittlerweile mit Wireless-Lan ausgestattet. Das gilt weltweit als Spitzenwert beim Ziel, Internet und Telefonieren im Flugzeug anzubieten. In Deutschland läuft es etwas schleppender. Zwar begeistert viele das neue Entertainment-Angebot der Lufthansa, aber die Auswahl der idealen technischen Wi-Fi-Lösung in den Flugzeugen habe sich als etwas schwierig herausgestellt, gesteht Lufthansa-CEO Christoph Franz ein. Beobachter gehen aber noch einen Schritt weiter: Auch die Wi-Fi-Nutzung an Bord der deutschen Airlines scheint bislang eher enttäuschend. Ein Blick von Netz-Trends.de auf die Branche:

Foto: cc
Entertainment-Angebot der Lufthansa begeistert viele, Wi-Fi läuft schleppend.

Fakt ist: In den USA gewinnt das Thema Internet im Flugzeug, oder Telefonieren mit dem Handy im Flugzeug, an Fahrt, seitdem im November 2013 die mächtige US-Wirtschaftsregulierungsbehörde, die „US Federal Aviation Administration“ offiziell Wireless-Lan-Verbindungen im Flugzeug erlaubt.

Dass viele Airlines weltweit sich mit Internet und Handy im Flugzeug noch schwer tun, beruht überwiegend auf der zögerlichen Haltung vieler Fluglinien, eine passende Technik einzusetzen. Viele haben Angst, der später verspottete teure Beta-Test für die gesamte Airline-Industrie zu sein.

Lufthansa hatte beispielsweise nach Angaben von Fachleuten auf eine Wi-Fi-Technik in den Flugzeugen gesetzt, die sich dann doch nicht weltweit durchsetzte. Doch damit steht die Lufthansa nicht alleine: Allen Airlines geht es ähnlich.

Derjenige, der anfängt, seine Flugzeuge mit Wi-Fi flächendeckend auszustatten, läuft Gefahr, dass zeitgleich oder kurz danach die Konkurrenz auf neuere technische Lösungen setzt, die dann möglicherweise zum Branchenstandard forcieren.
Das ist ähnlich, wie bei der früheren Einführung der CD-ROM, DVD oder Blu-ray: Obwohl sich viele sicher waren, dass Blu-ray beispielsweise die bessere Alternative ist, dauerte es viele Jahre, ehe sich Blu-ray am Markt einigermaßen behaupten konnte und ehe sich die Industrie auf gemeinsame Standards für alle Geräte einigen konnte.

Schert nur ein großer Technik- oder Elektronik-Gigant aus, leidet die komplette technische Innovationskraft. Allerdings gilt auch Blu-ray schon wieder einigermaßen als Auslaufmodell, da die komplette Unterhaltungsindustrie derzeit davon ausgeht und das auch forciert, dass Movies zunehmend ohne Hardware-Speichermedien vom Konsumenten abgespielt werden: digital und virtuell aus einer Cloud zum Beispiel. Bose bietet bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich Anlagen an, die über 4.000 Musiktitel und hunderte Filme direkt im Gerät abgespeichert haben.

Eine Frage, mit der sich die Fluglinien derzeit herumschlagen, ist grundsätzlicher Natur: Setzt man primär auf satellitengestützte Systeme oder auf Bodensysteme? Antworten scheinen die Fluglinien, glaubt man einem Bericht der einst von einem Deutschen in London gegründeten weltweit tätigen Nachrichtenagentur Reuters, welcher zu Ostern am 19. April unter anderem in der Gulf News abgedruckt worden ist, noch nicht gefunden zu haben.

Zwar kann Lufthansa-CEO Christoph Franz, darauf verweisen, wonach rund 90% der Langstrecken-Flugzeuge der Lufthansa mittlerweile zumindest Internet im Flugzeug anbieten würden – also Wireless-Lan-Connectivity. Doch, so der Lufthansa-Chef, habe man mittlerweile zwar viele Millionen Euro in die Wi-Fi-Technik an Bord der Flugzeuge investiert, müsse aber einräumen, dass man bei der technischen Umsetzung der Angebote etwas Pech gehabt habe. So habe man zunächst auf eine Lösung von Boeing gesetzt - und zwar Connexion.

Doch diese Wi-Fi-Plattform für Flugzeuge sei letztlich an zu wenigen weiteren Kunden gescheitert. Nun müsse man einräumen, dass man zwar Millionen Euros in Connexion investiert habe, aber eben, wie es scheint, in keine zukunftsträchtige Lösung.

Netz-Trends machte den Flug-Check an Ostern von Frankfurt nach Dubai. Wir stellen fest: Nur sehr wenige nutzten Wi-Fi an Bord der Lufthansa. Zwar sehen wir überall die Wi-Fi-Logos, sowohl in der eleganten neuen Ersten Klasse der Lufthansa, als auch in der mit schmaleren Sitzen ausgestatteten neuen Business-Class, die dafür aber mehr und komfortablere Beinfreiheit den Fluggästen ermöglicht. Auch in der neuen Economy-Class der Lufthansa sehen wir kaum Wi-Fi-Nutzer.

Dafür begeistert viele das neue Lufthansa Entertainment-Angebot, besonders die Qualität der Filmabspielungen (neue Touchscreen-Bildschirme), als auch die Fülle der Filmangebote. Vorbei scheinen die Zeiten, der antiquiert und in die Jahre gekommenen low-quality-Film-Angebote der Lufthansa und üblen Bildschirm-Abspielungen. Nur ein Problem gibt es noch:

Einige Filme werden erheblich zu leise abgespielt. Auf unserem Flug von Frankfurt nach Dubai konnten wir die Dialoge des Blogbusters „Gladiator“ selbst bei voller Lautstärke kaum verstehen. Das Problem wurde auch dadurch nicht besser, dass wir die Kopfhörer manuell gegen die Ohren drückten, um die Dauer-Lärmkulisse des Flugzeuges besser auskegeln zu können. Das Problem betraf zwei Sitze, scheint also nicht dem Umstand der Kopfhörer geschuldet zu sein. Zudem wurde ein anderer Film wiederum deutlich hörbarer eingespielt.

Ein weiteres Problem des neuen Entertainment-Angebots der Lufthansa: Die Kopfhörer sind nicht an das System ideal angepasst. Steckte man bislang die Kopfhörer auf Mittel- oder Langstreckenflügen rechts in die dafür vorgesehenen Buchsen der Armlehne, stöpselt man diese nun direkt am Vordersitz an den Bildschirm. Doch: Das Kabel des Kopfhörers ist links montiert, während die Buchse am Bildschirm rechts ist. Das führt zu der unschönen Begleiterscheinung, dass man einen Kabelsalat vor sich hat. Einzige Lösung wäre, den Kopfhörer verkehrt herum aufzusetzen. Doch das ist für eine Star-Allianz-Airline eher unschön.

Wir stellen fest: Zwar schauen wir gerne die neuen Kinofilme, die Lufthansa im Entertainment-Angebot hat, doch auch wir nutzen nicht das Wi-Fi-Angebot auf der Strecke Frankfurt-Dubai. Einer der Gründe: Die Kosten von circa 20 Euro scheinen uns etwas hoch. Dabei wissen wir: Auch in vielen Hotels werden oder wurden bereits vor Jahren ähnlich hohe Gebühren erhoben.

Doch die 20 Euro sind mittlerweile eher eine Ausnahme. Immer mehr Hotels und Motels gehen dazu über, Wireless-Lan-Internet als All-Inklusive anzubieten. Das heißt: Die Nutzung ist im Hotelpreis inklusive. Beispiel: Zwar kosten im Grosvenor House in Dubai die Zimmer über Ostern zwischen 220 und über 300 Euro die Nacht, doch Wireless-Lan-Internet ist überall enthalten. Selbst das Motel One in Deutschland bietet bei Zimmerraten von um die 70 Euro für nur 7 Euro Aufpreis Wireless-Lan und ein Frühstück inklusive.

Warum also 20 Euro für einen Sechs-Stunden-Flug fürs Internet bezahlen? Dennoch können die Kosten alleine nicht der einzige Grund für die sehr defensive Nutzung des Internets im Flugzeug sein.

Man hat teils das Gefühl, als gebe es eine regelrechte Ignoranz vieler Fluggäste gegenüber der Möglichkeit Internet im Flugzeug zu nutzen. Möglich ist es natürlich, dass viele schlicht keine Notwendigkeit sehen, während einem Mittelstrecken-Flug nach Dubai in nur sechs Stunden Flugzeug auch noch ins Internet zu gehen – zumal es ja die neuen Entertainment-Möglichkeiten gibt, also Musik und Filmschauen.

Doch nach unserem Eindruck ist der Hauptgrund für die zurückhaltende Nutzung der Wi-Fi-Angebote an Bord der deutschen Flugzeuge nach wie vor am ehesten die von vielen als zu hoch empfundene Gebühr. Dies ist für Lufthansa-Fluggäste bislang schlicht eher ungewohnt. Dass man für sein Bier in einem amerikanischen Flugzeug 6 Dollar hinblättern muss, das kennt man mittlerweile, auch das Ryanair noch keine Klogebühr im Flugzeug erhebt, ist bekannt, verwundert die Fluggäste aber zunehmend regelrecht.

Denn: Der Mensch lernt sein Verhalten: In Ryanair-Flugzeugen wissen die Konsumenten – hier muss für fast alles extra bezahlt werden, dafür gilt der Flugpreis als relativ günstig. Lufthansa bietet zwar auch günstige Tickets an, aber die Menschen sind nicht daran gewöhnt, bei einem Mitglied des Star Alliance Network für Service oder scheinbare Selbstverständlichkeiten extra zu bezahlen.

Ein weiterer Grund, warum viele auf der Lufthansa Langstrecke oder Lufthansa Mittelstrecke kein Internet im Flugzeug nutzen, könnte das dürftige Marketing diesbezüglich sein: Vielleicht müsste die Lufthansa etwas aggressiver auf das Angebot ihre Fluggäste hinweisen – beispielsweise durch eine Durchsage des Captains oder des sonstigen Flugpersonals, wie den Stewards oder Stewardessen. Zudem könnte es nicht schaden, den Fluggästen Hilfe anzubieten, sollte jemand es nicht schaffen, sich wireless-Lan mit seinem Computer oder Smartphone anzumelden. Denn es ist durchaus nicht so, dass jeder Fluggast weiß, was zu tun ist, wenn er mit seinem Computer online im Flugzeug gehen möchte.

Doch unabhängig von den Service- und Akzeptanzproblemen kostenpflichtiger Wireless-Lan-Verbindungen im Flugzeug, stehen nach wie vor zentral zu lösende technische Herausforderungen bei den Fluglinien im Fokus.

Noch sind sich viele schlicht uneinig, wie sie die teils Hunderte Millionen Euro für eine Aufrüstung der kompletten Flugzeugflotte mit Wi-Fi am besten investieren. Die Diskussionen betreffen nahezu die komplette technische Infrastruktur diesbezüglich.

So wird zum Beispiel diskutiert, ob die Airlines nun ihre Flugzeuge mit Antennen von Global Xpress Network (GX System) des amerikanischen Anbieters Inmarsat PLC ausstatten sollen, der auch ein in Flugzeugen verwendetes System mittels Ka band anbietet, oder nicht.

Nach eigenen Angaben sei “Global Xpress on the way – the first high-speed broadband network to span the world” zu sein. Dabei sei “Global Xpress – the world’s first worldwide Ka-band mobile satellite system”. Mit dem Satelliten-Projekt Inmarsat-5 F1 sei es am 8. Dezember 2013 erstmals erfolgreich gelungen, das System voll funktionsfähig weltweit anzubieten und zwar mittels den „Ka-band radio frequencies“. Nun könne man, sagt das Unternehmen, weltweit mit Global Xpress eine angeblich konsequente und durchgängige “high-performance download speed of up to 50Mbps and 5Mbps“ rund um den Planeten und in den Flugzeugen anbieten.

Um das System zum Laufen zu bringen, habe die Betreiberfirma Inmarsat PLC insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar investiert, sagt das Unternehmen. Das System Global Xpress könnte nicht nur eine Lösung für das Problem darstellen, dass es immer noch zahlreiche Regionen in der Welt gibt, die gar kein Internet haben.

Doch neu ist das Ka-band nicht: US-amerikanische TV-Networks nutzen bereits seit den 1980er Jahren das in Deutschland von Ingenieuren entwickelte Ka-band. Alternativ zum Ka Band experimentieren diverse Unternehmen mit der Konkurrenz-Frequenz, dem Ku band.

Allerdings arbeiten derzeit diverse Anbieter an ähnlichen Lösungen – zumindest für die Internetnutzung. Google zum Beispiel versucht das Problem der mangelnden Highspeed-Connectivity auf dem Erdball damit zu beheben, indem Gas-Ballons zum Einsatz kommen, die wiederum eine Art mobile Antenne für Internet-Verbindungen darstellen sollen.

Sowohl die Lösungen für die Airline-Industrie bezüglich des Ku bands wie des Ka bands wurden kürzlich von weltweit führenden Wi-Fi-Anbietern auf der Hamburger „Aircraft Interior Expo“ vorgestellt.

Trotz aller nach wie vor vorhandenen technischen Probleme beim Aufrüsten der Flugzeuge: Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters würden derzeit rund 4.000 Flugzeuge weltweit Internet im Flugzeug, also Wi-Fi, anbieten. Diese Zahl würde nach Schätzungen bis 2024, also in zehn Jahren, auf gut 14.000 Flugzeuge ansteigen. Dabei beruft sich Reuters auf das internationale US-Marktforschungsunternehmen IHS, welches vor allem im asiatischen Raum große Wachstumspotentiale hierfür sehe.

So ist es bekannt, dass die Asiaten geradezu technik-vernarrt sind. Hier verfügt faktisch jeder von der 90-Jährigen Oma bis zum zweijährigen Enkelkind über ein eigenes meist mit knalligen Farben oder kitschigem Perlmutt verziertes Handy. Das Immer-On ist dort zu einer Lebensgewohnheit geworden, welche man auch im Flugzeug nicht ablegen möchte.

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