USA veröffentlichen Ärzte-Einkommen namentlich über Medicare & Medicaid Services

Erstmals veröffentlichen die USA mit ihrer Gesundheitsbehörde "Centers for Medicare & Medicaid Services" in mehreren umfangreichen Excel-Tabellen und sonstigen Datenbank-Auszügen, Teile des Einkommens von Ärzten (Ärzteeinkommen), welches diese abgerechnet haben. Die original Daten stammen aber von der American Medical Association. Medicare selber wurde bereits 1965 als Gesundheits-Hilfeprogramm für ärmere über 65-Jährige entwickelt (Erklärung am Textende).

Medicare: Hilft älteren Menschen im medizinischen Alltag.

Der Schritt des "Centers for Medicare & Medicaid Services", nun Teile des Ärzteeinkommens zu veröffentlichen, und zwar jenes, das über Medicare generiert wurde, ist Teil des Versuchs der Regierung um US-Präsident Barack Obama (Demokraten), das Gesundheitssystem der USA transparenter zu machen. Außerdem sollen der umfangreiche Bericht und die zahlreichen Statistiken des Centers for Medicare & Medicaid Services helfen, für eine größere Kostentransparenz im amerikanischen Gesundheitssystem zu sorgen und die Beteiligten stärker rechenschaftspflichtig zu machen.

Die Datensätze von Medicare geben umfangreich Aufschlüsse über Dienstleistungen und Kosten für medizinische Verfahren und machen transparent, wie viel die Ärzte oder andere medizinische Fachkräfte für ihre Dienstleistungen im Rahmen des Medicare-Programms für über 65-Jährige abrechnen und erhalten.

In Einer Excel-Tabelle mit rund 400.000 Excel-Zeilen, lässt sich bei hunderten Ärzten nun von jedermann nachlesen, was welcher Arzt für welche medizinische Dienstleistung abgerechnet hat. Netz-Trends hat sich die Daten näher angesehen.
So finden wir beispielsweise bei der Ärztin Rebecca A. aus der US-Stadt Ch., dass sie im Jahr 2011 insgesamt 10.861,44 US-Dollar abgerechnet hat. Das ist zwar nicht ihr gesamtes Einkommen, aber ein Teil. Auch erfahren wir in der Excel-Tabelle, dass ihr medizinischer Schwerpunkt bei der Hand-Chirurgie (Hand Surgery) liegt.

Auf Heller und Pfennig ist jedenfalls in der Excel-Tabelle aufgeführt, was sie für welche Dienstleistung in Rechnung gestellt hat und zwar für die Postionen:

"Inj tendon sheath/ligament", "Drain/inject joint/bursa", "Tendon excision palm/finger", "Wrist endoscopy/surgery", "X-ray exam of shoulder", "X-ray exam of wrist", "X-ray exam of wrist", "X-ray exam of hand", "X-ray exam of finger(s)", "Office/outpatient visit new", "Office/outpatient visit est", "Office/outpatient visit est" sowie "Betamethasone acet&sod phosp".

Abrechnungsposten der US-Ärzte werden individuell öffentlich gemacht

Deutlich weniger stellte hingegen der amerikanische Arzt David A. Medicare in Rechnung – und zwar lediglich 1.519,25 $. Kein Wunder, ist doch Adams lediglich im Gebiet der "Family Practice" tätig und nicht, wie seine Kollegin Rebecca A., im Bereich der Hand-Chirurgie. Für folgende Positionen hatte er gemäß der nun offiziel einsehbaren Einkommens- und Abrechnungsliste in einem Jahr Abrechnungen eingereich:

"Routine venipuncture, Electrolyte panel, Lipid panel, Urinalysis nonauto w/scope, Microalbumin quantitative, Assay of creatinine, Assay glucose blood quant, Glycosylated hemoglobin test, Assay thyroid stim hormone, Transferase (AST) (SGOT), Alanine amino (ALT) (SGPT), Assay of urea nitrogen, Complete cbc automated, Initial hospital care sowie Subsequent hospital care."

Eines ist klar: Gemäß des deutschen Datenschutzes wären solche transparenten Aufstellungen von medizinischen Leistungen gegenüber Ärzten, zumal noch namentlich, in Deutschland undenkbar. Doch die USA sind – im Gegensatz zu Europa – grundsätzlich bei den Themen Schutz auf Privatheit und Datenschutz deutlich weniger zimperlich. Das kann man nicht nur beim NSA-Skandal feststellen, sondern auch jetzt in der detaillierten Abrechnungs-Tabelle über die amerikanische Ärzteschaft, welche nun von der US-Behörde Medicare veröffentlich wurde.

Die USA möchten damit verhindern, dass es Mauscheleien gibt. Relativ transparente Veröffentlichungen sind zumindest in Teilen des öffentlichen Sektors in den USA ein Grundprinzip. Selbst die US-Kongressabgeordneten müssen Quartal für Quartal in einer öffenlicht einsehbaren PDF angeben, wie viel sie an staatlichen Geldern für was ausgegeben haben und wen sie gegebenenfalls zu welchem Betrag eingeladen haben (die Veröffentlichungspflicht gilt hier allerdings erst ab bestimmten Beträgen).

Trotz Kostentransparenz Abzocke bei Ärzten wie Kongress-Abgeordneten

Doch Fakt ist auch: Trotz der relativ großen Kostentransparenz zocken die US-Kongressabgeordneten mit Steuerzahler in einem Ausmaß ab, wie es in Europa in keinem einzigen der 28 EU-Mitgliedsstaaten möglich ist. Zwar gehören die National-Parlamentarier in Deutschland und Frankreich in Europa und weltweit zu den absoluten Spitzenverdienern (die französischen Parlamentarier nehmen in nur einer Legislaturperiode rund 1 Millionen Euro ein, die Deutschen rund 600.000 Euro), doch die US-Abgeordneten erhalten gar pro Jahr im Schnitt für sich und den Unterhalt ihres persönlichen Büros über eine Millionen Dollar.

Und auch die Ärzteschaft gehört in den USA zu den absoluten Top-Verdienern. Viele amerikanische Ärzte lassen sich jeden kleinen Handschlag in einer Arztpraxis vergolden. In New York City muss teils sogar bereits dafür bezahlt werden, dass man sich lediglich auf die Warteliste im Wartezimmer eines Arztes setzen lässt - und zwar teils bis zu 250 US-Dollar.

Doch trotz der jetzt eingeführten ansatzweisen Kostentransparenz im US-Gesundheitssystem, legt die US-Gesundheitsbehörde Medicare Wert darauf, dass die Daten der Ärzteschaft nicht repräsentativ für das gesamte amerikanische Gesundheitssystem seien, sondern lediglich einen Indikator und eine Tendenz aufweisen würden.

Auch, sagt Medicare, könne man mit den Daten keine Aussagen treffen, wie qualitativ hochwertig oder niedrig eine ärztliche Behandlung gewesen sei. Erst Recht könnten keine Aussagen über die Erkrankungen und Kosten einzelner Patienten getroffen werden.

Medicare bietet die Daten zum Einkommen der Ärzte aus dem Medicare-Programm der USA öffentlich zum Download auf der folgenden Webseite an und zwar als ZIP-Dateien, wobei hier später statistische Software erforderlich ist (z.B. SAS). Alternativ stehen üblichen Microsoft Excel-Formate (XLSX) zur Verfügung. Zum Download hier klicken ("Medicare Provider Utilization and Payment Data: Physician and Other Supplier").

Das ist das Medicare-Programm in den USA:

"Medicare is a health insurance program for:

people age 65 or older,
people under age 65 with certain disabilities, and
people of all ages with End-Stage Renal Disease (permanent kidney failure requiring dialysis or a kidney transplant).


Medicare has:

Part A Hospital Insurance - Most people don't pay a premium for Part A because they or a spouse already paid for it through their payroll taxes while working. Medicare Part A (Hospital Insurance) helps cover inpatient care in hospitals, including critical access hospitals, and skilled nursing facilities (not custodial or long-term care). It also helps cover hospice care and some home health care. Beneficiaries must meet certain conditions to get these benefits.

Part B Medical Insurance - Most people pay a monthly premium for Part B. Medicare Part B (Medical Insurance) helps cover doctors' services and outpatient care. It also covers some other medical services that Part A doesn't cover, such as some of the services of physical and occupational therapists, and some home health care. Part B helps pay for these covered services and supplies when they are medically necessary.

Prescription Drug Coverage - Most people will pay a monthly premium for this coverage. Starting January 1, 2006, new Medicare prescription drug coverage will be available to everyone with Medicare. Everyone with Medicare can get this coverage that may help lower prescription drug costs and help protect against higher costs in the future. Medicare Prescription Drug Coverage is insurance. Private companies provide the coverage. Beneficiaries choose the drug plan and pay a monthly premium. Like other insurance, if a beneficiary decides not to enroll in a drug plan when they are first eligible, they may pay a penalty if they choose to join later."