Augen auf bei der Berufswahl: Neuer Gehaltsreport mit Top- und Flop-Branchen

Ärzte gehören nach Angaben der Analyse von Stepstone zu den Top-Verdienern. Der Durchschnittslohn für Ärzte mit Berufserfahrung liegt bei jährlich 89.000 Euro im Jahr. Das ist allerdings eine Bloße Durchschnittsangabe, denn das Gehalt ist nicht nur abhängig von der Position und der Berufserfahrung, sondern auch vom Ort.

Arbeit soll sich lohnen, da sind sich die meisten Arbeitnehmer einig. Es gibt Jobs, die lohnen sich aber mehr als andere, wie der Gehaltsreport 2013 eines Jobportals belegt. Ganz oben auf der "es lohnt sich"-Liste: Deutschlands Mediziner.

Das Durchschnittsgehalt in Hessen ist Beispielsweise um 49 Prozent höher als in Mecklenburg-Vorpommern, so der Gehaltsreport. Die besten Gehälter verdient man in den Bereichen Pharma, Bank- und Finanzwesen sowie bei den Autobauern.

Hessen führt, der Osten bildet das Schlusslicht

Hessen führt im Gehaltsdurchschnitt mit 52.630 Euro, während Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit Sachsen-Anhalt das Schlusslicht bildet – mit etwa 35.000 Euro durchschnittlichem Jahresgehalt. In den Großstädten verdienen die Menschen gut, mit Ausnahme von Berlin. Stuttgart, München, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, das sind die Spitzenreiter, selbst in den Branchen, die eigentlich eher so den weniger gut verdienenden gehören.

Zu diesen zählt die Gastronomie, genauso wie Freizeit & Touristik, Handwerk, Bildung, Gartenbau und Werbung. Denn die angeblich so gut verdienende Werbebranche lohnt sich rechnerisch fast nur in den oben genannten Großstädten. Andernorts verdient man durchschnittlich weniger als Arbeitnehmer in der Branche Gesundheit und Soziales.

Bei all den Zahlen muss man jedoch bedenken, dass es sich um Durchschnittswerte handelt und es keine eindeutige Unterscheidung nach Hierarchien gibt. Der Agenturbesitzer wird genauso eingerechnet wie der kleine Werbetexter, der Klinikleiter ebenso wie der Sozialarbeiter. Je mehr Berufserfahrung man hat und je höher die erklommene Position, desto besser verdient man allerdings auch, egal in welcher Branche.

Aber auch Abschluss und Ausbildung spielen eine Rolle. Nicht ganz zu Unrecht drängen Eltern deshalb auf gute Noten in der Schule und einen adäquaten Abschluss. Ein wichtiger Faktor ist nach wie vor das Geschlecht, an dem lässt sich aber auch mit einem guten Abschluss nichts ändern. Auch wenn nicht wenige Führungskräfte das Gegenteil behaupten, so möchte Stepstone wissen, wonach weibliche Fachkräfte angeblich immer noch durchschnittlich 14.000 Euro weiniger im Jahr verdienten, als ihre männlichen Kollegen.

Allerdings wird der Gehaltsreport hier in seiner Aussagekraft etwas wenig transparent - immerhin liegt das Durchschnittsgehalt in ganz Deutschland bei Männern wie Frauen bei 27.000 Euro, in Leipzig beispielsweise bei circa 23.000 Euro. Wie Stepstone auf den sehr hohen angeblichen Gehaltsunterschied von 14.000 Euro kommen möchte, bleibt deshalb etwas im Dunkeln. Eine Führungskraft eines großen ostdeutschen Arbeitgebers sagte gegenüber netz-trends:

"Ich halte die Behauptung von dem angeblich sehr großen Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau für sehr schwierig in der Aussagekraft. Für unser Unternehmen kann ich sagen - es gibt pro Hierarchiestufe ein Gehaltsgefüge an das sich jede Führungskraft in Rücksprache mit der Personalabteilung halten muss. Hier werden aber Gehaltseinstufungen ausschließlich nach der Hierarchieebene und dem Vorbildungsgrad entschieden, nicht aber nach dem Geschlecht."

Sei also beispielsweise jemand Junior-Referent verdiene er faktisch genauso viel wie eine Junior-Referentin. Natürlich könne es da leichte Abweichungen von ein paar hundert Euro im Jahr geben - aber das liege am Verhandlungsgeschick des Arbeitnehmers und auch an den Skills, die jemand für die Firma mitbringe: "Bringt eine Frau für die Firma sehr wichtige statistische Kenntnisse mit und wird deshalb eingestellt, wird ein Mann sie nicht ausstechen können - weder als Mann noch mit höheren Gehaltsforderungen".

Das gleiche gelte auch umgekehrt: Sei ein Mann ein hervorragender Informatiker könne er natürlich deutlich mehr verdienen als schlechtere männliche Kollegen oder Kolleginnen - was sich häufig aber dann auch in der Hierarchie-Eingruppierung bemerkbar mache - beispielsweise durch die Abstufung Senior-Programmierer oder Programmierer.

Wenn sich Fachkräfte auf Jobsuche machen…

Auf den jährlichen Gehaltsreport des Jobportals 2013 folgte im Februar 2014 eine weitere Umfrage des Jobportals, diesmal unter der Prämisse Jobsuche 2014. Welche Chancen rechnen sich Fachkräfte aus? Wie flexibel sind sie bei der Arbeitsplatzsuche? Der Umfrage zufolge schätzen 75 Prozent der befragten Fachkräfte ihre Chancen bei der Jobsuche als gut bis sehr gut ein. Die Mehrzahl von ihnen verspricht sich von einem neuen Arbeitsplatz neue Herausforderungen sowie einen beruflichen Aufstieg auf der Karriereleiter, denn für viele Arbeitnehmer ist die Vorstellung einer beruflichen Sackgasse keine angenehme. Für manchen Überraschend, für andere nicht: die Erkenntnis, dass fast zwei Drittel der Befragten tatsächlich in einem Beruf, der ihrer Ausbildung entspricht. Quereinsteiger sind eher die Ausnahme.

Fazit: Da ein Beruf häufig ein Leben lang ausgeübt wird, sollte man sich - ähnlich einer Ehe - gut überlegen, bevor man sich ewig an eine bestimmte Ausbildungsrichtung und damit Berufsrichtung bindet. Es ist bekannt, dass in bestimmten Branchen eher weniger verdient wird, als in anderen: Die wenigsten Geisteswissenschaftler werden die 50.000 Euro Jahresgehalt einmal knacken können - doch Mediziner oder Wirtschaftsingenieure, auch Biotechnologie-Wissenschaftler, sehr wohl. Neben dem Gehalt sollte das persönliche Interesse und der Spaß am Job eine zusätzlich wichtige ausschlaggebende Größe sein - aber sicherlich nicht die einzige oder zentrale.

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