Apotheker möchten Geld für Beratung laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA

Die inhabergeführten deutschen Apotheken geraten immer stärker unter Druck durch günstige Konkurrenz aus dem Internet. Das führt teils zu Apothekenschließungen. Deshalb suchen viele Apotheken nach neuen Einnahmequellen. Aktuell sorgt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) für Schlagzeilen. Ihr Vorschlag: Bestimmte Beratungsleistungen sollten nicht mehr kostenlos sein, sondern künftig den Kunden in Rechnung gestellt werden.

Foto: Dietmar Gust / ABDA Pressefoto
Eine Apothekerin berät eine Kundin. Ausführlichere Gespräche könnten künftig Geld kosten, schlägt der Apothekerverband nun vor.

Dabei ist allerdings noch nicht klar, in welchem Umfang die Beratung überhaupt stattfinden soll und ob das ganze zielführend ist. Denn viele Kunden nehmen die berühmten "Apothekerpreise" - also höhere Preise als vielleicht angemessen - gerade auch in Kauf, da sie mit dem Apotheker oder der Apothekerin ein paar Worte wechseln können, die häufig durchaus Beratungsgesprächen in unverbindlicher Atmosphäre entsprechen – was viele Kunden schätzen.

Mathias Arnold aus Halle, der Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und selbst Inhaber einer Apotheke – der Lilien-Apotheke in Halle - unterbreitete jedenfalls in der Tageszeitung "Die Welt" den Vorschlag, wonach "Beratung" auch in Apotheken Geld kosten müsse. Als Zielgruppe avisiert der Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände möglicherweise Kunden, die verschiedene Medikamente der Pharmaindustrie über einen längeren Zeitraum hinweg einnehmen müssten. Hier schlägt nun der Apotheker-Verband vor, wonach solche Kunden mindestens einmal jährlich verpflichtend an einem "ausführlichen Medikationsgespräch mit dem Apotheker" teilzunehmen hätten.

Dabei fragt man sich allerdings: Eigentlich ist doch ein Arzt für Gespräche rund um Medikamente und die Behandlung zuständig und warum soll denn so ein Gespräch gleich als "verpflichtend" dem Kunden in der Apotheke aufgezwungen werden. Zudem: Was ist, wenn ein Kunde die Apotheken wechselt? Es gibt ja keinen Zwang, immer in der gleichen Apotheke einkaufen zu müssen und seine Rezepte einzulösen. Es ist kaum vorstellbar, dass Kunden die gleiche notwendige Vertrauensbasis zu einem Apotheker aufbauen, wie zu dem persönlichen Leibarzt.

Dennoch schlägt der Apothekerverband vor, wonach die Kunden gegenüber den Apothekern in solchen Beratungsgesprächen sogar Auskünftige über die "Lebensumstände" sowie die eigene Ernährung geben sollten.

Dass solche Vorschläge bei vielen auf wenig Gegenliebe stoßen dürften, zeigt eine Stellungnahme der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). So sagte eine Sprecherin gegenüber T-Online, sie sehe das "kritisch", da die Apotheker sowieso schon eine Pflicht zur kostenlosen Beratung hätten.

Der Vorstoß der ABDA dürfte damit zu tun haben, dass immer mehr Apotheken auf Grund des hohen Kostendruckes und die zunehmende Internet-Konkurrenz schließen müssen. Das Schreckgespenst Apothekenschließungen geht also um. Ende September sollen die Mitglieder des Apothekerverbandes über den ABDA-Beratungs-Vorschlag abstimmen.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Apothekerverbandes derzeit rund 21.000 Apotheken, darunter seien 3.853 Filialapotheken. Die meisten Apotheken gibt es in Bayern - nämlich 3.347 und das, obwohl Nordrhein-Westfalen mehr als doppelt so viele Einwohner hat.

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