Rund 22% der Versicherungen werden nach einer Studie des BVDW-Verbandes (Bundesverband Digitale Wirtschaft) online in Deutschland abgeschlossen. Das heißt aber auch, dass ein Großteil der Versicherungen nach wie vor beim Versicherungsmakler an der Türe besiegelt werden. Doch die Branche der Versicherungsvertreter gerät zunehmend in Kritik. Oftmals werden Produkte vermittelt, welche zwar dem Versicherungsvertreter eine große Provision einbringen, aber für den Versicherten nicht den gewünschten oder erhofften, oft auch versprochenen Zinseffekt bringen. netz-trends.de hatte über einen besonders drastischen Fall des Versicherungs-Maklers MLP berichtet.
Im Falle des von netz-trends.de geschilderten MLP-Versicherungsnehmers hatte ein Akademiker in 15 Jahren rund 103.000 Euro für die Altersvorsorge einbezahlt, doch hatten die von MLP vermittelten Versicherungen für die Altersvorsorge weniger eingebracht als wenn der Kunde es auf dem Sparbauch zu 2% Zinsen die 15 Jahre angelegt hätte. Das lag auch an den exorbitant hohen Kosten, die MLP und der Versicherer einbehalten hatten - rund 32 Prozent.
Dennoch: Zwar gibt es auch zahlreiche Versicherungsvertreter, die ihre Kundschaft nicht mit dubiosen Angeboten über den Tisch ziehen, doch das Misstrauen seine Zukunft - beispielsweise im Bereich der Altersvorsorge - einer einzelnen Person an der Türe anzuvertrauen, eben dem Versicherungsvertreter zu vertrauen, wächst bei den Verbrauchern. Davon dürften langfristig zunehmend die Online-Versicherungsportale profitieren. Denn sie sind in der Regel (mit der Ausnahme von Transparo) von den Versicherungen recht unabhängig und damit häufig am objektivsten.
Dennoch gilt auch im Internet-Zeitalter: Die Altersvorsorge bedarf eher persönlicher Beratung, während viele übliche und einfacherer Versicherungen heute sehr leicht online verglichen werden können.
Vorreiter in Sachen Online-Abschluss einer Versicherung ist in Europa Britannien. Hier werden rund 50 Prozent aller Versicherungen bereits online abgeschlossen. Das ist aber die Ausnahme. Besonders im Bereich der Lebensversicherungen, die früher gerne als Altersvorsorgeprodukte abgeschlossen wurden (aber mittlerweile eher ein Auslaufmodell sind), ist der Versicherungsvertreter an der Türe scheinbar für viele immer noch die bessere Wahl als ein Online-Versicherungsportal.
So teilte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft mit, wonach lediglich 2,6 Prozent der Lebensversicherungen in Deutschland bislang im Direktvertrieb, wozu Online-Versicherungsportale gehören, abgeschlossen würden. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden: Der Verband der Versicherungswirtschaft arbeitet im Sinne der Versicherungen und die hätten nach wie vor gerne, dass die Kunden direkt zu ihnen kommen und nicht den Weg des Versicherungs-Vergleichs (und damit der Transparenz) im Internet wählen. Deshalb muss hinter die 2,6 Prozent des Verbands der Versicherungswirtschaft zumindest ein Fragezeichen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit gesetzt werden.
Doch auch im Bereich der Krankenversicherungen behauptet der Verband der Versicherungswirtschaft würden bislang gerade einmal 3,9 Prozent online abgeschlossen. Dennoch dürften das bei rund 39 Mio. Haushalten bereits einige hunderttausend Verträge jedes Jahr sein.
Dennoch sind sich alle Beobachter einig: Die Anzahl der Versicherungs-Abschlüsse, welche durch Preisvergleiche im Internet auf Versicherungsvergleichsportalen zustande kommen, dürfte in den nächsten Jahren weiter deutlich ansteigen. Die jetzige junge Generation wird in zehn oder zwanzig Jahren alles online machen. Versicherungen, die das verkennen, dürften hier recht bald betriebswirtschaftliche Konsequenzen spüren. Gerade Versicherungen wie Cosmos Direct erkennen das schon seit Jahren und richten entsprechend konsequent ihr Marketing vieldimensional aus: Ob online, per perforierter Postkarte in einer Zeitschrift oder als Produkt im Portfolio eines Versicherungsmaklers an der Türe: Cosmos konnte auch ohne große Markengeschichte bislang in der Versicherungswirtschaft große Erfolge vorweisen – vor allem durch ein konsequent günstiges aber leistungsstarkes Angebot (in zahlreichen Versicherungs-Tests wird das seit Jahren immer wieder belegt).
Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche Online-Versicherungsportale, doch sagte erst unlängst Ralf Pispers in der Zeitung Internet World Business, wonach er davon ausgehe, dass Check24 der Platzhirsch unter den Versicherungsvergleichsportalen sei. In Tests von Ökotest & Co werden aber auch einige andere Portale genannt: Darunter sind beispielsweise geld.de, transparo.de und mindestens zehn bis zwanzig weitere. Die Vorteile von Online-Vergleichsportalen seien, sagte Pispers, wonach "die Komplexität der Versicherungs-Sites" für den Verbraucher übersichtlicher reduziert werde. Dies geschehe vor allem dadurch, dass ".... unzählige Detailinformationen recht gut“ ausgeblendet würden und stärker "über die Bedürfnisse des Kunden in das Thema" Versicherung eingestiegen werde.
So können Online-Versicherungsportal-Betreiber ein Lied davon singen, wie schwierig es häufig ist, Versicherungen der Versicherungskonzerne in einen eigenen Online-Vergleichsrechner einzubauen. Nicht nur, dass es immer noch einige Versicherungskonzerne gibt, die versuchen das Thema Online so lange wie möglich auf die lange Bank zu schieben, sich also möglichst Vergleichen auf Versicherungsrechnern zu entziehen (berüchtigt: HUK-Coburg). Nein: Es bedarf umfangreichster Programmierarbeit um überhaupt einen Rechner den Versicherungen anbieten zu können, der ihren Produkten auch gerecht wird.
Dennoch haben die meisten großen Versicherungsvergleichsportale mittlerweile gute Rechner und sie werden auch permanent weiter optimiert. Recht negativ beurteilt Pispers die Zukunft für die Marken-Versicherungen in der Internet World Business. So zitiert das Blatt den Internetfachmann mit den Worten: "Der Versicherungsbranche droht der Verlust des Marktpotentials, wenn man irgendwann nur noch Produktgeber ist und das Feld den Aggregatoren überlässt."
Dennoch sollte das große Markenpotential von Versicherungen nicht unterschätzt werden: Ob Cosmos Direct, Allianz, die ERGO-Gruppe oder Alte Leipziger - das sind Marken die viele kennen und ihnen entsprechend größere Vorschuss-Lorbeeren beim Versicherungsabschluss gewähren. Das gilt nicht nur für den Abschluss beim Versicherungsvertreter an der Türe sondern auch auf Onlineportalen.
Besonders beliebt sind Online-Abschlüsse und Online-Vergleiche von den klassischen eher einfachen Versicherungen. Hierzu gehören die Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung, Rechtschutzversicherung, Hausratversicherung, Kfz-Versicherung sowie die Reiseversicherung.
Zwar beklagen hier die Versicherungskonzerne, wonach die Gewinnmargen bei diesen Produkten eher gering seien, dennoch gehören sie zum Kerngeschäft eines jeden Versicherungs-Anbieters. Richtig Geld bringen den Versicherungsunternehmen aber vor allem die langjährig laufenden Versicherungen: Also die Riesterrente, Rürup Rente, die Betriebliche Altersvorsorge, die Berufsunfähigkeitsversicherung, Krankenversicherung oder die klassische Rentenversicherung. Hier kassieren alleine die Versicherungsvertreter oder Versicherungsmakler leicht zwischen 2.500 und 4.000 Euro Provision pro Vertrag. Das ist viel Geld, bedenkt man, dass eine Supermarkt-Verkäufern dafür in der Regel mehr als einen Monat arbeiten müsste.
Pech für die Online-Versicherungsportale: Eine Altersvorsorge bedarf in der Regel einer guten und fundierten Beratung. Das können und wollen zumindest derzeit die meisten Portale noch nicht leisten. Was allerdings nicht bedeutet, dass sie gar keinen Informations-Service anbieten würden. So beschäftigen viele Online-Versicherungsportale mittlerweile Versicherungskaufleute, welche an den Telefon-Hotlines der Portalbetreiber Rede und Antwort stehen.
Noch ist nicht ausgemacht, wer das Rennen im Versicherungsgeschäft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten machen wird: Die Onlinebranche oder der Versicherungsvertreter, der zunehmend mit Chats, Videokonferenzen und Facebook-Auftritten versucht seiner Kundschaft näher zu sein.
Doch eines ist trotz allem schon jetzt klar: In allen Branchen, in denen es Onlineportalen gelungen ist, eine gute Produkt-Transparenz herzustellen (wie zum Beispiel im Pauschalreise-Markt oder im Flug-Markt, auch im Kfz-Markt oder im Immobilien-Markt), konnte Online bislang gute Marktanteile gewinnen und trug dazu bei, dass die Preise im Schnitt für den Verbraucher günstiger wurden. Denn eine solche Transparenz, wie das Internet es anbietet, gab es früher nicht und mangelnde Transparenz bedeutete in der Wirtschaft schon immer höhere Preise für den Endkunden.