Eurokrise Italiener sind dreimal so vermögend wie Deutsche belegt Studie der Bundesbank

Entsprechend der Studie der einst mächtigsten europäischen Notenbank, der Deutschen Bundesbank, betrage das durchnittliche Nettovermögen der Deutschen 51.400 Euro, was einem Bruttowert von 67.900 Euro gleichkomme. Doch: Im Schnitt liege das Nettovermögen der Franzosen bei 113.500 Euro, im Krisen-Dauerland Spanien sogar bei 178.300 Euro und in Italien bei 163.900 Euro. Aber: Der durchschnittliche Bruttojahresverdienst pro Kopf liegt laut Fischer Weltalmanach in Deutschland im Schnitt höher, teils deutlich höher, als in fast allen EU-Ländern. Dennoch scheint nicht allzu viel vom besseren Einkommen hängenzubleiben: Die Steuer- und Abgabelast drückt schwer auf den Deutschen.

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Deutsche sind wesentlich weniger vermögend, als in Europa und weltweit angenommen wird. Hier die mittelalterliche Stadt Alsfeld in Hessen.

Wer hätte das gedacht: Die Deutschen sind durchschnittlich weniger vermögend als Bürger in Ländern, die von der Eurokrise geschüttelten werden: Spanien, Italien, aber auch Frankreich. Das belegt nun eine Aufsehen erregende Studie der Deutschen Bundesbank aus Frankfurt, welche am Donnerstag unter dem Titel "Private Haushalte und ihre Finanzen" publiziert wurde.

Besonders drastisch schlägt zu Buche, dass in der Studie der Deutschen Bundesbank die Eigenheimquote hoch gewichtet wird, da ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung als Basis für einen dauerhafteren Wohlstand angesehen wird.
So verfügen die privaten deutschen Haushalte im Schnitt nur zu 44,2 Prozent über ein Eigenheim, während die Quote der Haus- oder Wohnungsbesitzer beispielsweise in Frankreich bei 57,9 Prozent liegt, in Italien sogar bei 68,4 Prozent und im Immobilien-Pleiteland Spanien angeblich sogar bei 82,7 Prozent.

Allerdings zeigt die neue Bundesbankstudie zum Vermögen der Europäer innerhalb der Europäischen Union (EU) auch: Wer in Deutschland erst einmal eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus hat, der schießt gleich deutlich über das Mittel des sonstigen Nettovermögens der Deutschen von rund 50.000 Euro hinaus. So liegt der Mittelwert von Immobilienvermögen in Deutschland bei 255.600 Euro.

Vermögens-Index: Deutsche sind nicht so vermögend, wie angenommen wird

Ein weiterer wichtiger Grund, warum Deutschland im Vergleich beim durchschnittlichen Nettovermögen pro Kopf zu anderen Euro-Ländern stark abfällt, liegt auch daran, dass es auf Grund der einstigen Trennung des Landes in West-Deutschland (BRD) und Ost-Deutschland (DDR) zu einer nachhaltig unterschiedlichen Möglichkeit des Vermögensaufbaus gekommen ist. So liegt im ehemaligen sozialistischen Teil Deutschlands das durchschnittliche Pro-Kopf-Vermögen auch bald 25 Jahre nach Ende der Spaltung Deutschlands bei nur 21.400 Euro, während es in den alten Bundesländern, also West-Deutschland, bei 78.900 Euro liegt.

Basis für die Studie der Deutschen Bundesbank sind 3.565 Interviews in Haushalten, welche in den Jahren 2010 und 2011 geführt worden waren. Basis für die Bildung des ausgewiesenen Vermögens-Index seien unter anderem private Rentenansprüche, die Spartätigkeit sowie das Einkommen.

Nicht berücksichtigt wurden in der Studie der Bundesbank die Ansprüche aus den gesetzlichen Sozialversicherungen. Doch könnte gerade das zu einer Verzerrung in der Interpretation der Studienergebnisse führen. So ist es bekannt, dass Deutschland eine gesetzliche Rentenpflicht hat und somit jeder Deutsche der nicht-selbständig, also abhängig beschäftigt ist, gezwungen ist, in das staatliche Rentensystem einzubezahlen. Das ist aber in anderen Euro-Ländern nicht so. Deshalb ist man zum Beispiel in Spanien, Frankreich oder Italien wesentlich stärker gezwungen möglichst frühzeitig private Altersvorsorge zu betreiben.

Ein Deutscher, der jährlich über 50.000 Euro brutto verdient - also im oberen Drittel im Bevölkerungs-Einkommens-Vergleich angesiedelt ist - spart nach circa 12 Jahren rund 90.000 Euro in die staatliche Rentenversicherung in Deutschland ein. Geld, das in anderen Ländern möglicherweise in die private Altersvorsorge investiert worden wäre und damit in der Studie der Deutschen Bundesbank für ein höheres privates durchschnittliches Nettovermögen gesorgt hätte.

Doch so oder so ist die Studie ein wichtiger Baustein innerhalb der Bewertung von Fragen wie: Wer und welche Ländern sollen das meiste in der Eurokrise stemmen? So zeigt die Bundesbank recht eindeutig: Die Schultern der Deutschen sind nicht so stark, wie viele in der Europäischen Union und weltweit annehmen. Die Finanzkraft der Deutschen Sparer und Haushalte hat ihre Grenzen.

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