Dabei ist zu sagen: Jens Z. ist als Wirtschaftsingenieur alles andere als oberflächlich. Er ist akribisch, rechnet kritisch gegen und lässt sich nicht so ohne weiteres eine drei zu einer vier rechnen. Doch selbst ein kritischer mathematisch begabter IT-Fachmann wie Jens Z. kommt nun nach langen rund 15 MLP-Jahren zu dem Urteil: "MLP hat mich getürkt, ausgenommen und hereingelegt."

Angefangen hatte alles im Jahr 1997. Jens Z. war frischer Uni-Absolvent an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Er war voll von Tatendrang und gutem Mut. Er wollte sein Leben anpacken. Alles richtig machen - von der Jobsuche bis hin zur Altersvorsorge. Er machte es vorbildlich, er wollte es vorbildlich machen. Und er glaubte an das Gute. Also glaubte er auch dem Geschwätz des MLP-Beraters. Davon, wie er, wenn er früh anfangen würde, Vermögen fürs Alter aufbauen könne. Davon, dass, wer tapfer spart, später keine Armut erleiden müsse.

Davon, dass man heute nicht mehr in die klassischer Risikolebensversicherung einspare - also bei Allianz & Co. - sondern alles modern mache. Mit besseren Renditen. "8 Prozent Rendite ist absolut realistisch", hatte ihm sein MLP-Berater gesagt. Eben jene Worte, die in der zweiten Hälfte der 90er Jahre bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 von MLP bis hin zu Konkurrenzunternehmen wie TECIS alle möglichen "Finanzberater" täglich quatschten.


"Heute spart man in fondsgebundene Lebensversicherungen", hatte ihm der MLP Tu-Viel-Schwatz erzählt. Deutschland sei noch rückständig, hatte er weiter schwadroniert. In Großbritannien oder den USA sei man viel effektiver im Vermögensaufbau. Da wisse man, dass das Glück in den Aktienmärkten liege für die Altersvorsorge. Auf keinen Fall aber solle Jens Z. seine Altersvorsorge in altmodischen Rentenpapieren und erst Recht nicht auf dem Sparbuch oder in Festgeldkonten ansparen. Zwei Prozent Zinsen erwirtschafte man da - höchstens.

Auch das gehört zum Standardgewäsch bei vielen Finanzberatern: Die Garantie einer Ablaufsumme sei der Fehler in jeder Altersvorsorge, hatte auch der MLP-Berater dem jungen Universitäts-Abgänger Jens Z. erzählt.

Dieser hatte begierig den Worten des scheinbaren Finanzfachmanns von MLP zugehört. Modern, Amerika, Fonds, Aktien - das beeindruckte. Altmodisch, rückständig sei Deutschland in vielem - auch das hörte sich gut an. Es stimmte ja irgendwo. Helmut Kohl (CDU) war 1997 noch Bundeskanzler - im mittlerweile 16. Dienstjahr. Norbert Blüm, ebenfalls CDU), faselte davon, wonach "eines sicher" sei, nämlich "die Renten". Doch auch damals schwante den jungen mathematisch begabten Uni-Abgängern wie Jens Z., dass damit etwas nicht stimmen konnte.

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