Recht Verbraucherzentrale mahnt Stellenbörse «Jobleads» ab

Exklusiv - Das Internet ist seit Jahren voll von negativen Kundenerfahrungen zur Hamburger Stellenbörse «Jobleads» der JobLeads GmbH. Dem angeblichen «Premium»-Portal für Führungspositionen. Die Vorwürfe reichen von «Abzocke», «Betrug» bis hin zu «Manipulationen von Bewertungs-Rankings» auf Bewertungsportalen wie «Trustpilot». Jetzt mahnte die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) «Jobleads» auch noch ab.

https://de.trustpilot.com/review/www.jobleads.com?languages=en&stars=1&stars=2
Die Homepage von Jobleads und darüber von Netz-trends eingeblendet eine negative Kundenbewertung von Jobleads.

Die Stellenbörse Jobleads erhielt oder erhält seine Kunden primär über trickreiches internationales Marketing auf Drittportalen wie LinkedIn, Xing, Glassdoor, neuvoo.ch und deren für Unternehmen kostenpflichtigen Jobbörsen und Job-Newsletter.

Jetzt hat die deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) Jobleads abgemahnt. Das teilte VZBV-Pressereferentin Lena Zschunke mit und schreibt:

Die JobLeads GmbH als Betreiberin der Internetseite Jobleads führte «Informationen über die Kündigung der Premium-Mitgliedschaft erst nach dem Bestellbutton und nur in einer Fußnote auf». Dies ist so aber illegal, da «aus Sicht des vzbv» dies nicht «den gesetzlich vorgeschriebenen Formanforderungen» entspricht.

Zudem wurde von Jobleads ein Entgelt in Höhe von 1,50 Euro für die Bezahlung per Lastschrift erhoben. Auch das ist aus Sicht des vzbv rechtswidrig. «Der Anbieter hat eine Unterlassungserklärung abgegeben», so die Verbraucherzentrale in ihrer Stellungnahme (Vorstand: Klaus Müller). Allerdings soll sich Jobleads über Wochen versucht haben dem zu entziehen.

Das Spiel mit der Angst um den neuen Job

Leider ist Jobleads nicht die einzige unseriöse Stellenbörse, was gerade in Corona Zeiten besonders problematisch ist. Allerdings steht sie an vorderster Front mit ihrem unseriösen Geschäftsgebaren. Auch Stellenportale wie experteer oder glassdoor stehen in der Kritik.

Unseriöse Jobportale sind ein großes Ärgernis: Denn Millionen Menschen haben wegen Corona ihre Jobs verloren und nutzen Jobportale, um aus der Not herauszukommen. Alleine im Westen sollen bis zu 100 Millionen Menschen wegen der Corona Shutdowns ihre Jobs verloren haben. Umso wichtiger ist es, dass Jobportale seriös agieren, was nicht immer der Fall ist, wie Netz-trends.de in Artikeln zu Jobleads aufdeckte. Auch künftig werden wir über unseriöse Anbieter im Netz berichten.

Strittiger Datenschutz auf Jobportalen

Ebenso höchst umstritten ist der Umgang mit personenbezogenen Daten auf einigen Jobportalen. Immerhin laden Millionen Menschen ihre Lebensläufe dort hoch. Was mit den Lebensläufen geschieht und wie datenschutzrechtlich seriös die Jobportale damit umgehen, ist unklar. Nur so viel, sagt ein Kunde: «Ich hatte Jobleads gebeten, alle meine Daten zu löschen. Seltsamerweise bin ich dennoch Monate später von Jobleads wieder kontaktiert worden».

Laut «Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2018 bis zum 31.12.2018» erzielte «Jobleads» in der Zeile «Bilanzsumme, Summe Aktiva» immerhin einen Wert von 4,2 Millionen Euro. Zudem bestünden «finanzielle Verpflichtungen» für Serviceanzeigen «in Höhe von TEUR 1.732». Die JobLeads GmbH habe im Geschäftsjahr durchschnittlich 28 Arbeitnehmer beschäftigt. Unterzeichnet ist der Bericht von Christian von Ahlen (Hamburg), Martin Schmidt (Hamburg) und Jan-Hendrik von Ahlen (Hamburg).

Dubiose Rolle des Gründerfonds aus Berlin

Die international agierende Stellenbörse Jobleads wurde um das Jahr 2008 einstmals als angebliches Hamburger Vorzeige-Startup vom staatlich finanzierten Berliner «Gründerfonds» mit viel Geld gefördert. Doch selbst das Bundeswirtschaftsministerium, das hinter dem «Gründerfonds» steht, distanziert sich heute von Jobleads.

Der «Gründerfonds», bekannt als HTGF (High-Tech Gründerfonds; Geschäftsführer Dr. Alexander von Frankenberg, Guido Schlitzer), wirbt damit, wonach «High-Tech Gründer» in Deutschland über den Fonds mit etwas Venture Capital gefördert würden. Problem: Die Fördergelder sind offensichtlich über Jahre nicht an bestimmte verbraucherfreundliche Auflagen der Geförderten gebunden. Eine Schwachstelle. Anders ist nicht zu erklären, dass noch 2019 oder 2020 – trotz zahlreicher negativer Kundenerfahrungen – Jobleads mit dem Logo des Wirtschaftsministeriums aggressiv auf Kundenfang ging.

Bis vor kurzem ging Jobleads frecherweise mit dem Logo des Bundeswirtschaftsministeriums auf Kundenfang. Bis unter anderem Netz-trends den Skandal aufdeckte.

Vor einigen Wochen gab jedenfalls nach negativen Presseberichten das Wirtschaftsministerium von Minister Peter Altmaier (CDU) bekannt, dass man Jobleads dazu angehalten habe, nicht mehr mit dem BMWI-Logo zu werben. Beziehungsweise habe Jobleads offensichtlich nach einer Intervention des Ministeriums zugesagt, das staatliche Logo nicht mehr für dubiose Marketing-Aktionen zu nutzen.

Wie das Wirtschaftsministerium von Altmaier beim einstmals geförderten Start-Up Jobleads herumeierte

Der Distanzierung gingen Tage der Herumeierei des Bundeswirtschaftsministeriums herum, wie man nun mit dem von vielen als Abzockportal bezeichneten Jobleads umgehen solle. Kein Wunder. Steht doch auf der Seite des Ministeriums zu den generellen Förderkonditionen von Start-Ups das Folgende:

«Die Finanzierungskonditionen des High-Tech Gründerfonds sind flexibel und passgenau auf das Start-up ausgerichtet. Der Fonds investiert entweder allein oder mit Partnern mittels Wandeldarlehen oder über den Kauf von Unternehmensanteilen. Im ersten Fall stellt der HTGF dem Hightech-Start-up bis zu 600.000 Euro in einer Kombination von Eigenkapital und Wandeldarlehen zur Verfügung und erwirbt dafür 15 Prozent der Unternehmensanteile. Ein Eigenanteil ist nicht notwendig, aber erwünscht. Insgesamt stehen bis zu drei Millionen Euro Eigenkapital pro Unternehmen zur Verfügung.»

Zudem schreibt das Wirtschaftsministerium: «Der erste High-Tech Gründerfonds wurde 2005 als Public-Private-Partnership des BMWi, der KfW Bankengruppe sowie sechs Industrieunternehmen aufgelegt und mit insgesamt 272 Millionen Euro ausgestattet». Der Bund habe dabei Haushaltsmittel von insgesamt 240 Millionen Euro eingebracht.

Massive Kundenbeschwerden über Jobleads gib es in zahlreichen Ländern

Kundenbeschwerden gegen Jobleads gibt es aus zahlreichen Ländern: Aus Deutschland, der Schweiz («Ihr Premium-Service für Kaderstellen in der Schweiz und Europa»), Großbritannien (ein Kernmarkt von Jobleads), Italien, den Niederlanden oder Spanien.

Jobleads betreibt Domains wie Jobleads.de (Deutschland), Jobleads.ch (Schweiz), jobleads.com oder jobleads.co.uk (Großbritannien: Get access to headhunters and jobs at JobLeads), jobleads.fr (Frankreich: Offres d'emploi, chasseurs de têtes et développement de), jobleads.es (Spanien: Obtener en JobLeads acceso a cazatalentos y empleos), jobleads.it (Italien), jobleads.be (Belgien).

Fast alle Portale durchzieht das Gerede des angeblichen «Premium»-Zugangs zu Top-Jobs oder Headhuntern. Auch die Gehalts-Benchmarks, welche Stellenanzeigen beigefügt werden, sind in der Regel komplett erfunden.

Doch statt behaupteter «Premium»-Erfahrungen ärgern sich viele über eher dubiose Geschäftspraktiken: Dazu gehört auch, dass Stellenanzeigen auf «Jobleads» zu einem Großteil - die Rede ist von 98 Prozent oder mehr; Jobleads wollte sich dazu nicht äußern - von anderen Stellenbörsen wie Stepstone oder Jobs.ch kopiert sind und ggf. leicht umgeschrieben werden. Anschließend werden die Jobanzeigen teuer an Arbeitslose und sonstige Jobsuchende weiterverkauft.

Geködert werden Kunden über angebliche Sonder-Konditionen, die bald ausliefen, um sie dann in teure Abos münden zu lassen.

Geschäftsmodell: Kostenlose Stellenanzeigen von anderen Portalen kopieren und teuer an Arbeitslose verkaufen

Kunden haben sich auch darüber beschwert, dass sie mit Stellenageboten vollgeballert worden sind, solange sie keinen teuren kostenpflichtigen angeblichen «Premium»-Account abgeschlossen hatten.

Kaum hätten sie sich dazu durchgerungen zu zahlen, seien die Jobleads-Newsletter wie von Geisterhand fast komplett ausgeblieben. Die Strategie von Jobleads hinter solchen Aktionen, sind sich Kritiker einig: Dass man vergisst, die Testphase zu kündigen und dann in teuren Abos landet. Denn dann greifen die angeblich so großen Preisnachlässe dauerhaft nicht mehr.

Humbug vom Headhunter-Matching-Vorteil

Auch den angeblichen «Headhunter»-Matchingvorteil auf Jobleads darf man getrost als Humbug bezeichnen. Jobleads behauptet besonderen Zugang zu Headhuntern zu bieten, was angeblich ein Vorteil sei. Wichtig sei dafür aber, dass man seinen Lebenslauf hochlade und mit Profilen der Headhunter automatisch abgleiche. «Das Ergebnis passte keinesfalls mit meinem Profil zusammen, totale Verarsche», ärgert sich ein akademischer Kunde. Doch nicht nur das. Er habe bei fünf Headhuntern, die Jobleads ausgespuckt habe, angefragt und da kenne man Jobleads nicht mal.

Der Sprecher eines großen Schweizer Konzerns (Migros) erklärte gegenüber Netz-trends: Man ärgere sich seit Jahren über Jobleads. Denn Stellenanzeigen des Konzerns wurden gegen den Willen des Konzerns auch auf Jobleads veröffentlicht – und zwar plötzlich für Arbeitslose oder sonstige Jobsuchende kostenpflichtig hinter einer «Premium»-Bezahlschranke.

Wie Kunden in die Jobleads-Fänge geraten

Jobleads selbst umschreibt seine Marketing-Tricks mit den folgenden Worten: «Ein gutes Produkt kann nicht erfolgreich sein, wenn niemand weiß, dass es überhaupt existiert! Das Marketingteam entwickelt Kommunikations- und Werbestrategien, setzt sie um und bewertet die Ergebnisse mit dem Ziel, potenziellen Kunden die Vorteile unserer Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Im Mittelpunkt steht ein innovativer Marketing-Mix aus SEO, SEM, E-Mail, Display, Affiliate- und Social-Marketing.»

Wie wahr. Nur eines stimmt nicht: Einen wirklichen Vorteil hat man mit Jobleads nicht. Am Ende aber hohe Rechnungen und oft eine Menge Ärger.

Nicht blenden lassen sollte man sich von den in den vergangenen Monaten geradezu explosiv ansteigenden angeblich positiven Bewertungen zu Jobleads auf Trustpilot. Erstens ist nicht klar, wie diese zustande kommen. Trustpilot schreibt, Jobleads lade Hunderte Bewerter manuell zum Bewerten von Jobleads ein. Gut möglich, das Jobleads mit Kulanz-Regelungen nachträglich gute Bewertungen erhalten hat.

Zweitens lässt Jobleads auf Trustpilot parallel Hunderte negative Bewertungen löschen. Laut Trustpilot sind das aktuell fast 300 (auffindbar über das Unternehmensprofil von "Jobleads" auf Trustpilot. Dann auf den Punkt "Unternehmenstransparenz" gehen und dort auf "zur detaillierten Übersicht" klicken.

Ein anglikanischer verärgerter Kunde schreibt über Jobleads auf Trustpilot (in Spracheinstellungen auf «Englisch») gehen:

Bewertung zu Jobleads auf Trustpilot: "Schockierende Geschäftspraktiken!!!!"

Auf deutsch: «.. Schockierende Geschäftspraktiken!!!!, ironischerweise wurde die Rolle, die ich bekam, einige Tage nach der kostenlosen Indeed!!! auf dieser bezahlten Website beworben. Ich dachte: "Na ja, ich wusste ja nicht, dass sie da eine automatische Verlängerung für das zweite Jahr eingebaut hatten!!!! Sie haben nicht einmal den Anstand, es Ihnen zu sagen, bevor sie Ihr Geld nehmen. Ich habe versucht, mein Geld zurückzubekommen, da ich absolut keinen Bedarf für diese nutzlose Seite habe - sie weigern sich, mir mein Geld zurückzugeben!!! ABSOLUT SCHOCKIERENDE FIRMA - BLEIBEN SIE WEG, ABONNIEREN SIE NIEMALS EIN ABONNEMENT - SIE WERDEN NICHTS BEKOMMEN UND SIE WERDEN £150 DAFÜR NEHMEN!!!!!»
Aktualisierung 27.05.2020: Vielen Dank an Job Leads, dass Sie meine Punkte in Ihrer Antwort auf diese Überprüfung so gut illustriert haben. Die Tatsache, dass Sie recht zufrieden sind, dass Sie als kostenpflichtiger Premium-Dienst nur einige Tage später die gleiche Anzeige wie ein kostenloser Dienst hatten, sagt alles. Ihre "Geste des guten Willens" war eine Beleidigung, und da ich keinen Bedarf für Ihre Dienste hatte, hätte ich für den zweiten "automatischen" Abzug, den Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, eine volle Rückerstattung erhalten sollen. Für mich geht es jetzt um das Prinzip, und es liegt mir sehr am Herzen, dass andere Arbeitssuchende nicht durch Ihre falschen Versprechungen und Ihre Praktiken des Geldsammelns in die Irre geführt werden.»

Kunde: "Shocking business practices!!!!"

In Englisch:

«… Shocking business practices!!!! ironically the role I landed was advertised on this paid for site several days after the free Indeed!!! Thought, Ah well, little did I know they had put a second year automatic renewal in there!!! They don't even have the decency to tell you before taking your cash. Have tried to get my money back as have absolutely no need for this useless site - they are refusing to refund me!! ABSOLUTELY SHOCKING COMPANY - STAY AWAY DO NOT EVER SUBSCRIBE YOU WILL GET NOTHING AND THEY WILL TAKE £150 FOR IT!!!!!
Update 27.05.2020: Thank you Job Leads for illustrating my points so well in your response to this review. The fact that you are quite pleased that you as a premium paid for service had the same ad as a free service just several days later says it all. Your “gesture of good will” was an insult and as I had no need for your services I should have received a full refund for the second “automatic” deduction you didn’t even bother to give a heads up on. This is about the principle for me now and I am keen that other people looking for work should not be taken in by your false promises and money grabbing practices.»

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