Abzocke Bundeswirtschaftsministerium bestätigt JOBLEADS nutzt BMWi-Logo nicht mehr - Und was ist mit BURDAS KUNUNU-Logo?

Eine Jobbörse, die einstmals vor vielen Jahren ausgerechnet vom deutschen BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM in Berlin über seinen „HIGH-TECH GRÜNDERFONDS“ (High-Tech Founders; HTGF) ausgezeichnet und dick finanziert worden ist.

Dreistes Werben mit einem Staatslogo - das des Bundesministeriums der Wirtschaft auf Jobleads. Erlaubt, Geduldet? Keiner wollte sich so recht äußern. Auch das Ministerium nicht. Eigentlich ein Skandal bei einem so umstrittenen Abzockportal wie Jobleads es ist.

Kommentar - Abzocke, Irreführung, Betrugsvorwürfe: Die Liste der Vorwürfe gegen die JOBLEADS GmbH (Brandstwiete 4, 20457 Hamburg), die das internationale Jobportal „JOBLEADS“ für angebliche „Premium“-Jobs betreibt, ist lang. Ob Deutschland, Schweiz, Niederlande, Großbritannien, Italien oder Frankreich. Hunderte Verbraucher fühlen sich von JOBLEADS abgezockt.

Netz-trends.de macht sich auf die Spurensuche, wie es dazu kommen konnte, dass ausgerechnet ein Portal wie JOBLEADS Kundenakquise mit einem der höchsten staatlichen Logos, dem des BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE (BMWI) machen konnte. Dabei betrachten wir auch die Rolle von BURDAS „Arbeitgeberbewertungsportal“ KUNUNU, dessen Logo ebenfalls von JOBLEADS zur Kundenakquise genutzt wurde.

Die massiv negativen Bewertungen zu JOBLEADS haben zahlreichen Gründe. Einer der Vorwürfe: JOBLEADS kopiert geschätzt tausendfach kostenlose Stellenanzeigen von Konkurrenzportalen, wie von STEPSTONE (Axel Springer SE), MONSTER oder JOBS.ch und verkauft sie dann über teure Abos an Arbeitslose und sonstige Jobsuchende. Im Fokus sind primär Führungskräfte oder gut bezahlte sonstige Fachkräfte, denen man vorgaugelte, sie hätten angeblich besondere Vorteile bei der Jobsuche über JOBLEADS.

Alles nur geklaut?

Nach Schätzungen sind über 98 Prozent der auf JOBLEADS veröffentlichten Stellenanzeigen eigentlich kostenlose Stellenanzeigen auf anderen Jobportalen, Jobbörsen, beziehungsweise Stellenbörsen. Sie verkauft JOBLEADS dann in der Regel leicht verkleidet auf seinem Portal teuer weiter.

Halbseiden sind auf JOBLEADS unter anderem die in der Regel völlig frei erfundenen angeblichen Gehalts-Benchmarks, die JOBLEADS in seinem Marketing den Stellenanzeigen unter anderem auf LINKEDIN oder XING, beziehungsweise dem eigenen Portal hinzustellt.

Frei erfundene Gehaltsangaben auf Jobleads und auf von Jobleads verbreiteten Stellenanzeigen. Guter Köder im Marketing, um Arbeitslose in kosenpflichtige eigentlich nutzlose Ablos zu locken

Dass die JOBLEADS-Gehaltsangaben (Benchmark) in den Stellenanzeigen in der Regel völlig frei erfundene Schätzwerte sind (z.B. 150.000 bis 200.000 Euro, beziehungsweise Schweizer Franken oder Britische Pfund für einen Job) ist vielen Nutzern, die auf JOBLEADS Premium-Gerede hereinfallen, nicht klar.

Auch nicht, dass die Stellenanzeigen eben nicht Premium sind, sondern von anderen Stellenbörsen, Jobportalen letztlich meist geklaut.

Millionen mit kopierten Stellenanzeigen, die man an Arbeitslose teuer verkauft

JOBLEADS setzt mit seinem dubiosen Geschäftsmodell Millionen Euro um. Dies hat das Portal aber weniger einer so großen Beliebtheit zu verdanken (egal wie viele Follower man groß auf LinkedIn gerne einblendet). Vielmehr ist der Umsatz einem trickreichen Marketing zu verdanken, das nicht wenige ebenfalls für irreführend halten und mit den Ängsten von Arbeitslosen spielt, keinen Job mehr zu finden.

Corona-Zeiten sind Wachstumszeiten: Für Arbeitslose. Alleine in Deutschland gibt es im Vorjahresvergleichsmonat März nun über 300.000 Arbeitslose mehr, als 2019. In den USA mussten über 30 Millionen Bürger sich arbeitslos melden. Hinzu kommen in Deutschland 10 Millionen Menschen in Kurzarbeit, die gleiche Anzahl wird für Frankreich genannt.

In der Schweiz mussten wegen des Corona-Shutdowns über 170.000 Unternehmen Kurzarbeit anmelden. Sie umfassen ein Drittel aller Schweizer Arbeitnehmer (Stand: 1. Mai 2020). [1]

Wie die Arbeitslosigkeit weltweit wegen Corona wächst, so wächst für viele zwangsläufig aus der Not die Bedeutung von Jobbörsen wie jenen auf XING, LINKEDIN, NEUVOO, GLASSDOOR oder INDEED.

Der Trick mit der Dritt-Vermarktung über XING, LINKEDIN & Co

Alles Kanäle, die das umstrittene Jobportal JOBLEADS als Dritt-Vermarktungskanäle nutzt oder in der Vergangenheit nutzte, um Arbeitslose oder sonstige Jobsuchende gezielt anzusprechen und in teure Abos auf JOBLEADS zu locken, die schon mal 200 Euro oder mehr kosten können. Im Verführungsmarketing bedient sich JOBLEADS gerne des Tricks angeblich wertvoller kostenloser Services auf dem Stellenportal.

Ein Hintergrundartikel unter der Überschrift „Wie das dubiose Portal JOBLEADS auf TRUSTPILOT negative Bewertungen versucht löschen zu lassen und Kunden in eher unnütze Abos lockt“ hat das am 24. März 2020 ausführlich beleuchtet. Auf zwei Presseanfragen des Portals wollte sich JOBLEADS bislang nicht äußern, ist zu hören. Doch wie kommt JOBLEADS überhaupt daran, Kunden zum Zahlen für auf anderen Stellenbörsen eigentlich kostenlose Stellenanzeigen zu verführen?

Zentral im Marketing von JOBLEADS ist es, Arbeitslosen oder sonstigen Jobsuchenden angebliche Top-Gehälter vorzugaukeln. Sie seien bei dem einen oder anderen Job beispielsweise im Marketing, der IT, Corporate Communication oder vielen anderen wichtigen Unternehmens-Abteilungen angeblich zu erwarten.

Hat man sich dann auf dem Portal angemeldet, nachdem man den Behauptungen von JOBLEADS geglaubt hat, man habe bei einer vorerst kostenlosen Anmeldung angeblich Vorteile bei der Jobsuche, geht es los:

Vollgeballere mit Spam-Newslettern von Jobleads

Man wird vollgeballert mit Newslettern. Beispielsweise von einer „Anna Bauer“, die einem rund 25 Newsletter in zwei Monaten zusendet. Oder man erhält von JOBLEADS UK Post von einem angeblichen „Eric Beck“ mit den Worten: „Get connected with this headhunter essential to your career succes“.

Das heißt: Es wird suggeriert, als hätte man über JOBLEADS eine besondere Nähe zu Headhuntern, beispielsweise durch eine angeblich überaus hohe Übereinstimmung des persönlichen Lebenslaufes mit den angebotenen Jobs eines Headhunters.

Nach Erfahrung von Kunden kann das angeblich so tolle "Headhunter-Matching" bei JOBLEADS aber ebenfalls eher als Humbug angesehen werden.

Das große Jobleads-Theater um einen angeblichen aber in Wirklichkeit nicht sonderlich vorhandenen Headhunter-Vorteil.

Die Newsletter, welche eher an Spam erinnern, erzählen einem zudem ständig, man müsse sich schnell zu einem kostenpflichtigen Account auf JOBLEADS entschließen. Dann könne man einen angeblichen „Rabatt“ von 50% erhalten. Das angebliche Super-Angebot mit angeblichen Preisvorteilen gelte nämlich angeblich nur noch wenige Tage.

Dass diese „Anna Bauer“ über Wochen und wiederholt mit solchen Rabattaktionen Nutzer vollballert, ist ebenso nicht gerade das, was seriös ist. Schnell könnte man nämlich den Eindruck bekommen: Der angebliche Preisvorteil ist gar keiner, sondern Standard.

Übel: Ein Headhunter-Matching das wohl eher als keines angesehen werden darf. Viele fühlen sich auch deshalb abgezockt und in die Irre und teure nutzlose Abos geführt.

Manager sind sauer und fühlen sich über den Tisch gezogen

Ein Manager und ehemaliger Nutzer von JOBLEADS erinnert sich: „Ich bin leider über LINKEDIN in die Abzockfalle JOBLEADS geraten. Ich hatte dann Dutzende Stellenanzeigen von JOBLEADS per Newsletter in mein Postfach erhalten, die mich damit ködern wollten, wie super bezahlt die Jobs doch wären oder was für geile Jobs man in Zürich oder München anzubieten habe“.

Besonders erfolgreich scheint JOBLEADS in jenen Geschäftsfeldern zu sein, wo der Druck einen neuen Job möglichst schnell zu bekommen, hoch ist.

Nur, erzählt ein deutscher Dr. rer. pol. gegenüber Netz-trends.de:

Auf die Stellenanzeigen, die er von JOBLEADS per Mail erhalten hätte oder die er von JOBLEADS via Stellenbörsen auf LINKEDIN, XING oder NEUVOO bekommen habe, hätte er sich fast ausschließlich nicht kostenlos bewerben können.
Denn es habe auf JOBLEADS eine „PREMIUM“-Bezahlschranke gegeben.
Nur wer ein Premium-Abschluss bei JOBLEADS tätige, hatte dann Zugriff.
Der Köder des „kostenlosen“ Zugangs sei also „Mumpitz“ gewesen.

Mumpitz und ein angeblich kostenloser Zugang

Zudem habe der Manager schließlich entdeckt, dass er fast ausnahmslos die auf JOBLEADS veröffentlichten Stellenanzeigen „über Google oder Bing schließlich kostenlos auf anderen Jobportalen gefunden“ habe. Doch nicht nur das: Kaum habe er das Premium-Abo abgeschlossen, seien die JOBLEADS-Newsletter „wie von Geisterhand und von mir gar nicht so richtig wahrgenommen im Boden versiegt“.

Jobleads-Newsletter.

Deshalb habe er vergessen, „das eigentlich völlig nutzlose Abo“ zu kündigen. Deshalb sei er für ihn völlig überraschend mit einer Rechnung in Höhe von fast 200 Euro durch JOBLEADS konfrontiert worden.

Heute sagt er: „Diese Art des dubiosen Newsletter-Marketings riecht für mich ganz stark nach Betrug“.

Grund: „Wer zuvor kräftig versendete Job-Newsletter vorsätzlich ganz oder fast ganz einstellt, um den Kunden vergessen zu lassen, dass sie ein teures eigentlich eher nutzloses Abo am Hacken haben, agiert aus meiner Sicht nicht nur höchst unseriös, sondern eben betrügerisch“. Auch andere Nutzer berichteten von solchen Erfahrungen im Internet, was auf eine gewisse Systematik hindeuten könnte. Ob das aber noch heute so stattfindet, ist nicht klar.

Die dreiste Ministeriums-Logo-Nutzung durch JOBLEADS

Ebenso im dubiosen Nutzen von Logos hat JOBLEADS Erfahrungen. So blendete JOBLEADS 2019 oder im Frühjahr 2020 teils sehr prominent zur Kundenakquise das Logo des „BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE“ (BMWi) in seiner Werbung mit den Worten ein: Man sei durch das BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM von PETER ALTMAIER (CDU) angeblich „ausgezeichnet“ (unser Screenshot ganz oben).

Das BMWi-Logo war prominent eingeblendet neben dem von KUNUNU, einer weltweit führenden Arbeitgeber-Bewertungsplattform.

Immerhin teilte nun das BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM auf die Presseanfrage von Netz-trends.de mit, ob man als staatliche Organisation kein Problem damit habe, wenn ein Abzockportal ein Ministeriums-Logo verwende?

„Sehr geehrter Herr Xaver, vielen Dank für Ihre Nachfrage. Hierzu teilt Ihnen das BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM (BMWi) mit: Die JOBLEADS GmbH hat bestätigt, dass eine Verwendung des BMWi-Logos nicht mehr erfolgt. Mit freundlichen Grüßen“.

Dieser Aussage waren mehrere negative Presse-Berichte vorausgegangen, die Jobleads und sein unseriöses Geschäftsgebaren näher beleuchteten und der Druck auf das Ministerium entsprechend gestiegen.

Die dubiose Rolle des Hightech Gründerfonds (HTGF)

Absender war nach einer gefühlten Ewigkeit, bis eine Antwort kam, eine NINA MARIE GÜTTLER, REFERAT LB1 – PRESSESTELLE, BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE. Sie weigerte sich aber konkrete Antwort darauf zu geben, ob JOBLEADS überhaupt mit dem staatlichen BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM-Logo des Altmaier-Ministeriums hätte werben dürfen.

Wie es zur werblichen Nähe zwischen BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM und JOBLEADS kam, auch darauf ging sie ein: „Im Jahr 2008 hat das BMWi Leuchtturmprojekte des Hightech Gründerfonds (HTGF) ausgezeichnet. Zu diesen Leuchtturmprojekten zählte auch JOBLEADS.“

Diese Leuchtturm-Zeiten sind aber lange vorbei. Zu Recht darf man sich wundern, dass eine werbliche Logo-Nutzung des Logos des BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM durch JOBLEADS weder das Altmaier-Ministerium selber störte, noch offensichtlich den viel gerühmten „HIGHTECH GRÜNDERFONDS“. Im Gegenteil: Der HTGF preist das Portal immer noch als Vorzeigeobjekt.

"Stehen wir Ihnen gerne im Rahmen einer Videokonferenz zur Verfügung"

Auf unsere Frage, wie JOBLEADS dazu komme wettbewerbsrechtlich diskussionswürdig ein staatliches Logo zur Kundenakquise zu nutzen, schreibt uns ein FLORIAN SIEG, Leiter Kundenservice, JOBLEADS GmbH (Brandstwiete 4, 20457 Hamburg) am 17. April 2020:

„Sehr geehrter Herr Xaver, wie kommen Sie auf die Vermutung, dass wir die Logos unrechtmäßig nutzten/ nutzen? Wir haben hierüber keine Kenntnis. Falls Sie weiteren Klärungsbedarf oder sonstige Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne im Rahmen einer Videokonferenz zur Verfügung. Senden Sie uns hierzu gerne Ihre Terminvorschläge. Herzliche Grüße“.

Wie JOBLEADS das staatliche Logo nutzte, so aggressiv setzt das Portal in seiner Kundenakquise das Logo von KUNUNU ein. Ein Arbeitgeberbewertungsportal das zur „HUBERT BURDA MEDIA“ in München gehört. Vorstand bei BURDA sind HOLGER ECKSTEIN, DR. PAUL-BERNHARD KALLEN (Vorsitzender), DR. ANDREAS RITTSTIEG, MARTIN WEISS und PHILIPP WELTE.

BURDAS KUNUNU-Baustelle und die Frage nach eigener Corporate Governance

Auch hier fragen wir uns: Wie kam es wiederum zur Nutzung des KUNUNU-Logo auf JOBLEADS und ist das aus Sicht von KUNUNU eigentlich in einem solch fragwürdigen Umfeld wie dem von JOBLEADS wünschenswert und seriös?

Schließlich sollte auch KUNUNU Standards zur Nutzung oder dem Verkauf seines eigenen Logos haben. Immerhin sprechen wir von Zeiten einer hohen Corporate Governance, dem sich zumindest auf dem Papier viele Unternehmen unterziehen. Auf unsere Fragen zur KUNUNU-Logo-Nutzung auf JOBLEADS kam über Wochen von der Pressestelle HUBERT BURDA keine Antwort. BURDA redete sich lediglich mit folgender Stellungnahme heraus:

„Sehr geehrter Herr Xaver, vielen Dank für Ihre Nachricht - bitte verzeihen Sie, dass die Antwort noch nicht erfolgt ist; wir haben diese an die richtige Stelle gegeben und werden gerne nachfassen, wann Sie verbindlich Antwort erhalten. Freundliche Grüße. Corporate Communications, Hubert Burda Media, Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft“.

Das war am 20. April 2020. Director Communication bei BURDA ist PHILIPP WOLFF. Er steht einem 20-köpfigen Team vor, in dem 15 Frauen sind. Eine Quote, wo vielleicht langsam eine Männerquote staatlich eingeführt gehört.

Von 20 Team-Mitgliedern sind in der Pressestelle bei Burda 15 Frauen

Das Herumdrucksen von BURDA ist kein Wunder: KUNUNU ist selbst nicht unumstritten. Auf dem Bewertungsportal TRUSTPILOT schneidet das Arbeitgeber-Bewertungsportal hundsmiserabel ab.

Hundsmiserabel auf Trustpilot bewertet: Burdas Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu. Viel schlechter gehts nicht mehr.

Unter 205 Bewertungen (Stand: 30. April 2020) vergaben für BURDAS Aushängeschild 93 Prozent der Bewerter ein „ungenügend“ oder „mangelhaft“. Grund: KUNUNU steht im Ruf, negative Arbeitgeber-Bewertungen gerne wieder zu löschen. So schreibt beispielsweise am 15. April 2020 eine „Gabi“:

„Nur wenn's dem Arbeitgeber gefällt...Wie viele meiner Vorredner habe ich eine schlechte Bewertung für einen Arbeitgeber abgegeben. Diese wurde dann angezweifelt und trotz Nachweisen inaktiv gesetzt. Ich sollte diese dann für den richtigen Standort (Düsseldorf) neu erstellen. Nun wird diese Bewertung erneut inaktiv gesetzt, dieses Mal mit der Begründung, dass der Standort erneut falsch sei, ich solle diese mit "Rhein-Ruhr" erstellen. Das Unternehmen hat aber dort keinen Standort und daher kann man da leider auch nichts erstellen.“

KUNUNU und wie man die Öffentlichkeit in die Irre führt

Weiter beklagt sich die Autorin auf TRUSTPILOT: „Von daher: Leider nix wert das Portal (KUNUNU), unerwünschte Bewertungen können recht einfach mit hanebüchenen Argumenten wegzensiert werden. Ich werde nun auch meine sämtlichen anderen Bewertungen, positiv und negativ, löschen. Das bringt ja keinen weiter in dieser Art.“ [2]

Ein Rechtsanwalt führt dazu aus: „Kununu ist eine Online-Plattform, auf der Nutzer kostenfreie Arbeitgeberbewertungen abgeben können. Gegründet wurde die Plattform bereits 2007 und zählt damit zu einer der ersten ihrer Art im deutschsprachigen Raum. Die Plattform ermöglicht es ihren Nutzern, Bewertungen über aktuelle oder ehemalige Arbeitgeber zu verfassen. Unternehmen haben auf kununu die Möglichkeit, sich Arbeitgeberprofile zu kaufen…. Ein solches Profil kostet bis zu 1095 Euro im Monat und kann grundsätzlich von jedem Unternehmen erworben werden.“ [3]

KUNUNU selbst versteckt die Angaben zu den Kosten für „Employer Branding“-Pakete auf XING oder KUNUNU teils schon grenzwertig geschickt. Geschäftsführer von KUNUNU ist eine Troika aus MORITZ KOTHE, DR. SARAH MÜLLER und DR. THOMAS VOLLMOELLER.

Mit dem KUNUNU-Logo werben

Netz-trends.de ist es auch nach längerer Suche auf dem umstrittenen Arbeitgeber-Bewertungsportal nicht gelungen, eine befriedigende Preisliste oder Preisübersicht für Unternehmen zu finden, die mit Hilfe von KUNUNU-Logos sich als tatsächliche oder angebliche Vorzeige-Arbeitgeber präsentieren möchten.

Heißt: Wir konnten auf KUNUNU keinen transparenten Button „Preise“ für die kostenpflichtige Nutzung des KUNUNU-Logos oder umfangreiche zahlpflichtige Unternehmens-Porträts auf KUNUNU finden. Ein Button, der eigentlich auf Portalen, die sich für seriös halten, üblich sein sollte.

Schließlich fanden wir wenig angenehm versteckt wenigstens ein paar dünne Angabe zu den Kosten, welche Unternehmen an KUNUNU beispielsweise für die Nutzung des KUNUNU-Logos zur Eigenwerbung bezahlen müssen:

So viel kostet Werbung mit BURDAS KUNUNU

„Es gibt die Möglichkeit eine Toolbox mit einem Siegel zu 590€/740CHF (in der Regel das Open-Company Siegel) oder mit beiden Siegeln zu 690€/860CHF (Open- und Top-Company) sowie eine Box ohne Siegel zu 490€/610CHF zu bestellen. Voraussetzung zu dem Erhalt der Siegel ist, dass das jeweilige Siegel vorab vergeben wurde. Somit können wir nur Elemente für den jeweilig erreichten Status aussenden.“ [4]

Ob das monatliche Kosten sind oder nicht – darauf ging man in diesem Absatz nicht ein. Stattdessen verwies man auf die BURDA-Tochter und KUNUNU-Mutter XING und dort auf den Link https://recruiting.XING.com/kontakt/. Eine Informationsquelle, die aber bezüglich Preisangaben genauso wenig seriös auftritt. Das zeigt natürlich ebenso, wie überaus groß der wirtschaftliche Druck mittlerweile auch auf Portalen wie KUNUNU oder XING angesichts eines immer mächtigeren LINKEDIN oder GLASSDOOR-Portals (beide aus den USA) ist.

Das gute GOOGLE-Ranking zu Nutze machen

Ob nun JOBLEADS an KUNUNU zur Nutzung des KUNUNU-Logos zahlte oder nicht, ist unklar. Schaut man sich aber das umfangreiche «Arbeitgeber»-Porträt von JOBLEADS auf KUNUNU an, darf das als wahrscheinlich angenommen werden. KUNUNU selbst äußerte sich bislang nicht dazu.

Klar: Da JOBLEADS im Umgang mit Logos zur Kundenakquise geübt ist, sammelte JOBLEADS auch auf dem im GOOGLE-Index top gerankten KUNUNU fleißig gute Bewertungen von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern. Das soll der Öffentlichkeit Sand in die Augen streuen, man habe ein angebliches Saubermann-Image.

Jobleads auf Kundenjagd via Xing. Seriös sieht anders aus. Denn Arbeitslose oder sonstige Jobuschende könnten hier leicht denken, Jobleads stelle in Zürich & Co ein. Doch weit gefehlt. Jobleads verschleiert bewusst die Firmennamen, um Verbraucher in Abos zu locken. Dass die Stellenanzeigen meist kostenlos auf anderen Portalen stehen, wird hier nicht erwähnt. Ähnlich geht Jobleads auf LinkedIn und einigen anderen Portalen vor. Ein Aushängeschild des Hightech Gründerfonds? Seltsam meinen viele. Dass Xing oder LInkedIn mit solch dubios-irreführenden Methoden auch noch Geld verdient ist ein weiteres wenig gutes Kapitel um Umgang mit Arbeitslosen und Jobsuchenden - gerade auch in Coronazeiten.

Ein angebliches Saubermann-Image auf Bewertungsportalen ist für JOBLEADS direkt umsatzrelevant. Das weiß man und ist entsprechend gefühlt rund um die Uhr auch auf TRUSTPILOT aktiv, um negative Bewertungen dort wieder loszuwerden.

Wie JOBLEADS sich Hunderter negativer Bewertungen trickreich entledigte

Hier manipulierte JOBLEADS massiv das Kundenrating, indem man über 200 negative Bewertungen mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ von TRUSTPILOT wieder offline nehmen ließ (wir berichteten). So erreichte man innerhalb rund eines Jahres, dass das super schlechte Rating von unter 2 Sternen sich nun bei 4 bis 5 bewegt.

Diese Offlinenehmung unbequemer Kundemeinungen für JOBLEADS auf TRUSTPILOT hat ganz offiziell die TRUSTPILOT-Pressestelle in Dänemark gegenüber Netz-trends.de bestätigt. Dubioserweise sieht das dänische von GOOGLE seit 2017 massiv gepushte Bewertungsportal darin kein Problem.

Wahrscheinlich deshalb, da TRUSTPILOT wiederum, ähnlich wie KUNUNU, davon lebt, dass schlecht bewertete Unternehmen einen Business-Account auf TRUSTPILOT eröffnen und dann kräftig bezahlen für eine angeblich „bessere Kommunikation“ mit den Kunden. Ganz so, wie es JOBLEADS macht, was TRUSTPILOT bestätigte.

Bis die Sache geklärt ist

Der Trick im Falle von JOBLEADS, wie man von einstmals schlechten ein bis zwei Sternen an Verbraucherbewertungen nun auf satte 4 („exzellent“, „great“) kam mit Zielmarke 5 Sterne: Man unterstellte Kommentarschreibern auf TRUSTPILOT im Hundertfach, man zweifle die Serviceerfahrungen mit JOBLEADS an. Deshalb beantragte JOBLEADS bei TRUSTPILOT die Offlinenehmung der negativen Bewertungen, bis der Sachverhalt „geklärt“ sei.

Da TRUSTPILOT diese Kommentar-Schreiber dann bittet, ihre Klarnamen und Kundennummern gegenüber dem reklamierenden Unternehmen offen zu legen und viele Verbraucher sich weigern, gehen solche von Unternehmen an TRUSTPILOT gemeldete Kommentare wieder offline. Dass die TRUSTPILOT-Pressestelle trotz gegenteilig vorliegender Beweise das leugnete, ist eine weitere Absurdität rund um „Bewertungsportale“.

Im Falle von JOBLEADS brachten die Löschanträge von JOBLEADS immerhin eine Erfolgsquote von 75% auf TRUSTPILOT. Ein Irrsinn sondergleichen auf einem Bewertungsportal, welches sich damit selber ad absurdum führt. Denn seriös ist das Verhalten von TRUSTPILOT nicht.

Das Wegducken des HIGH-TECH GRÜNDERFONDS

Bislang äußerte sich auch die staatlich geförderte «HIGH-TECH GRÜNDERFONDS Management GmbH» aus Berlin nicht zu den massiven Abzock-Vorwürfen und sonstigen Vorwürfen rund um JOBLEADS. Investorenbeirat des HIGH-TECH GRÜNDERFONDS sind aktuell DR. MATTHIAS KOEHLER vom BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM (Vorsitzender). Geschäftsführer ist DR. ALEXANDER VON FRANKENBERG.

An beide sendete Netz-trends.de über deren Pressestellen die Bitte um persönliche Stellungnahme bezüglich der Abzockvorwürfe und des dubiosen, von vielen als irreführend angesehenen Marketings und der zwischenzeitlichen Logo-Nutzung des BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM durch JOBLEADS. Beide drückten sich tagelang um eine konkrete Stellungnahme.

Über einen von Jobleads auf LinkedIn geschalteten Job-Werbepartner auf diese Stelle direkt beim Unternehmen bewerben? Falsch! Man kam bei Jobleads raus. Freigeschaltet wurde die Anzeige erst nach Abschluss eines Bezahl-Zugangs auf Jobleads. LinkedIn ist im Zusammenspiel mit Jobleads besonders fleißig, solche durch Jobleads auf anderen Jobportalen kopierte kostenlose Stellenanzeigen per Newsletter-Marketing Arbeitslosen und sonstigen Jobsuchenden zuzusenden und diese damit in unnütze teure Abos zu treiben. Auf eine Anfrage von Netz-Trends.de beim Microsoft-Portal Linkedin kam bislang keine Antwort.

Man hatte den Eindruck, als schere es weder die Pressestelle des Hightechgründerfonds, noch die Pressestelle des BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM, wenn staatliche Logos missbräuchlich verwendet werden. Obendrein war JOBLEADS noch 2018 groß im Onlineportal „Businessanzeiger“ (Axel Springer) als angeblich besonders förderwürdiges Projekt des Gründerfonds angeführt worden.

Sie ließ sich groß feiern

So hatte sich in dem Text TANJA EMMERLING, die beim HTGF mitverantwortlich für die Vergabe von Venture Capital ist, groß unter der Schlagzeile feiern lassen: «Worauf eine der wichtigsten Geldgeberinnen Deutschlands achtet, bevor sie in Startups investiert».

Was einmal mehr auch die Frage in den Raum stellt: Welche Kriterien legt der Gründerfonds eigentlich an die Mittelvergabe? Und wie kontrolliert er diese Unternehmen auch langfristig, ob sie bestimme ethische Richtlinien im Umgang mit Verbrauchern einhalten?

Als ein angeblich besonders gelungenes Investment des HTGF wurde in dem Businessinsider-Artikel der Kunstshop «Junique» genannt, ebenso der Brillenversender «Mister Spex» und eben «die Recruitingplattform JOBLEADS».Das ist zwar 12 oder 13 Jahre her. Doch die Strahlkraft im Marketing dauert offensichtlich bis heute an. Eine Strahlkraft die missbraucht wird.

Das Investment in JOBLEADS im Jahr 2007 lief nach Angaben des Gründerfonds in Form des ersten Fonds des HIGH-TECH GRÜNDERFONDS (HTGF I) ab. 2007 betrug die maximale Investitionssumme in der Seedrunde von Start-Ups beim «HTGF I» 500.000 Euro, heißt es.

Wie viel Steuergelder aber an JOBLEADS durch eine solche Förderung flossen, dazu wollte sich die Pressestelle des Gründerfonds (STEFANIE GÜTER) nicht näher äußern. Was auch kein gutes Licht auf den Gründerfonds wirft

Schweizer MIGROS-Konzern-Tochter - «Wir arbeiten nicht mit JOBLEADS zusammen»

Dass Unternehmen die Übernahme ihrer Stellenanzeigen durch Portale wie JOBLEADS häufig nicht einmal klar ist, hört man schnell, wenn man diese dazu befragt.

Aktuelles Beispiel aus Anfang 2020: Eine Führungsposten-Stellenanzeige des Schweizer Migros-Konzerns. Auch hier war für die Bewerber nicht klar: Hat wirklich Migros, beziehungsweise eine Migros-Tochter direkt auf JOBLEADS die Stellenanzeige geschaltet?

Oder wurde die auf JOBLEADS veröffentlichte Migros-Stellenanzeige mal wieder möglicherweise von JOBLEADS-Computerprogrammen auf anderen Jobbörsen gespidert? Um sie dann in einem copy & paste-Prozess automatisiert oder manuell zu übernehmen, leicht für das Portal anzupassen und als angebliche eigene JOBLEADS-Stellenanzeige auszugegeben, um sie dann an Arbeitslose in Deutschland oder der Schweiz weiterzuverkaufen?

Zehntausenden Arbeitslosen oder sonstigen Jobsuchenden das Geld aus der Tasche gezogen

Fragen über Fragen, die längst nach Antworten schreien. Denn immerhin geht es um nicht weniger, als dass JOBLEADS im Laufe der Jahre wahrscheinlich Zehntausenden Arbeitslosen oder sonstig drigend Jobsuchenden das Geld aus der Tasche gezogen hat mit dubiosen Versprechen und eigentlich kostenlosen Stellenanzeigen.

«Wir arbeiten nicht mit ‘JOBLEADS’ zusammen und haben keine Stellenanzeigen auf ‘JOBLEADS’ ausgeschrieben – auch in der Vergangenheit nicht. Wie JOBLEADS zu unseren Anzeigen kommt, darüber können wir nur spekulieren», sagt beispielsweise TOBIAS BILLETER, Head Corporate Communications von der Digitalschmiede DIGITEC GALAXUS AG aus Zürich, einer Tochter des Einzelhandelskonzerns MIGROS.

Denn auf JOBLEADS war plötzlich eine Stellenanzeige aufgetaucht, welche den Eindruck erweckte, als suche MIGROS, beziehungsweise DIGITEC GALAXUS über JOBLEADS eine Führungskraft. Gleichzeitig räumt DIGITEC GALAXUS selbst irritiert ein, wonach das auf JOBLEADS veröffentlichte Stelleninserat «in der Tat identisch mit unserem Original» sei. Man werde aber auch in Zukunft nicht mit JOBLEADS zusammenarbeiten.

Gründer von JOBLEADS sind CHRISTIAN VON AHLEN, JAN HENDRIK VON AHLEN und MARTIN SCHMIDT.

Netz-trends.de warnt ausdrücklich auch vor dem Jobportal Experteer das mit ähnlichen Versprechen rund um angebliche Tobjobs agiert wie Jobleads.

Einzelnachweise

[1] Parlamentarier fordern: Bei Kurzarbeit soll es keine Dividende geben, von: David Vonplon, in: Neue Zürcher Zeitung Online vom 30.4.2020. Abgerufen am 1.5.2020.

[2] Nur wenn's dem Arbeitgeber gefällt..., von: Gabi TRUSTPILOT., auf: TRUSTPILOT vom 15.4.2020. Abgerufen am 1.5.2020.

[3] Wie verdient kununu Geld?, von Thomas Feil, auf: recht-freundlich.de.

[4] Was ist die Toolbox?, in: KUNUNU. Abgerufen am 1.5.2020.

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