Innovation Google verbietet Weiterverkauf der Google Brille / Die einen befürchten Stalking, andere sind begeistert

Der Internetsuchmaschinen-Gigant Google versucht den Weiterverkauf seiner Google Brille zu untersagen. Die Digital-Brille von Google, bekannt als Google Glass oder Google Datenbrille, soll möglicherweise schon Ende 2013 für rund 1.500 US-Dollar angeboten werden. Bislang wird sie nach Gerüchten von einigen tausend Google Glass Explorers, also Testkandidaten, ausprobiert. Dafür konnte man sich bei Google bewerben. Das besondere an der Brille ist die Digitaltechnik: So kann die Brille Fotos aufnehmen und angeblich parallel über Sprachbefehl ins Internet stellen. Doch genau das stört Verbraucherschützer, "da die Privatsphäre im schlimmsten Fall so nicht mehr gewährleistet" sei, urteilt der Hamburger Diplom-Psychologe Bernd Kielmann. Denn letztlich könnten die Google Glasses auch von Stalkern missbraucht werden. Dem halten Technikfreaks entgegen, dass es "doch toll ist, wenn ein Technologie-Konzern wie Google völlig neue Wege der Fotografie beschreitet" (O-Ton Erik Tisch, It-Fachmann). Besonders für einen der beiden Google-Gründer, Sergey Brin, ist das Projekt Google Glass vor allem eine technologische Herausforderung, die ihm derzeit viel Spass bereitet.

Screenshot YouTube-Video.
Google-Gründer und Chef Sergey Brin ist die treibende Kraft hinter Google Glass. Für ihn ist das Projekt gleichzeitig ein Hobby.

Google teilt jedoch nun den Test-Kunden der Google Brille mit, wonach man großen Wert darauf lege, dass die Google Brille nicht einfach weitergegeben werden dürfe - weder dürfe sie weiterverkauft, ausgeliehen oder jemandem übergeben werden. Wer das tue, ohne von Google eine Autorisierung zu haben, müsse damit rechnen, dass Google die Brille deaktiviere. Im Original-Text heißt es auf Englisch:

"You may not resell, loan, transfer, or give your device to any other person. If you resell, loan, transfer, or give your device to any other person without Google’s authorization, Google reserves the right to deactivate the device, and neither you nor the unauthorized person using the device will be entitled to any refund, product support, or product warranty."

Letztlich dürfte man dies Regulierungen von Google einerseits als Versuch werten, das Produkt nicht von China oder anderen Billig-Produktionsländern illegal nachzubauen. Andererseits dürfte Google sich bewusst sein, dass die Google Glass früher oder später in das Blickfeld der Gesetzgeber rücken dürfte. Denn die Brille, die ganz offensichtlich das Zeug hat, auch als geheimdienstliches Arbeitswerkzeug zu dienen oder als Mittel von Stalkern, bringt auf Grund ihrer umfangreichen Mini-Digitaltechnik auch zahlreiche Probleme mit sich, die früher oder später den Gesetzgeber auf den Plan rufen dürften. Besonders der Datenschutz und die Privatsphäre sind Dinge, die mit einer solchen volldigitalen Brille in Kollision geraten dürften. Allerdings stößt die Google-Regulierung bei der Nutzung oder dem Weiterverkauf einer Google Brille auch auf Widerstand. So schreiben diverse amerikanische Blogger empört, dass Google das erste Unternehmen sei, das so umfangreich auf den Vertrieb seiner Produkte Einfluss nehme.

Im Rahmen des Versuchs von Google, seine Google Brille nur stark reguliert zu vertreiben, ist es für die Käufer obligatorische Pflicht ein digitales Google-Konto anzulegen und sich dort zu registrieren.

Heimliche Nacktaufnahmen in einer Sauna mit Google Glass wären möglich

Neben den zahlreichen Erweiterungen im privaten und geschäftlichen Bereich - wie der einfacheren Fotoaufnahme beim Sport oder während der Autofahrt - gibt es aber eben auch problematische Bereiche. Dazu gehört beispielsweise, wenn jemand heimlich mit den Google Glass illegal Nacktfotos in einer Therme oder Sauna von fremden Personen machen und diese anschließend im Internet veröffentlichten würde.

Wenn es Google gelingt, anhand einer umfangreichen Regulierung solche Gesetzesverstöße und Eingriffe in das Recht auf Privatsphäre von Verbrauchern auch zu ahnden, könnten die Google Glass tatsächlich für viele eine verspielte Bereicherung darstellen. Wenn das aber nicht gelingt, wird sie früher oder später massiv den Gesetzgeber auf den Plan rufen - ähnlich anderer Google-Projekte wie Google Books oder Google Earth. Erste Verbote gibt es jedenfalls schon. So haben in den USA bereits Restaurants ein Google Glass-Verbot bekannt gegeben und auch Kinos dürften folgen. Denn Google Glass können auch Filme aufnehmen und parallel ebenfalls ins Internet stellen.

Derzeit kommuniziert Google mit seinen Google Glass-Inhabern vor allem über seinen Glass Explorers Google+ group-Zugang. Doch trotz der Google-Regulierungen hätten - geistert zumindest als Geschichte durch diverse Medien - Verbraucher die neuen Google Glass bereits auf Ebay oder anderen Online-Auktionsplattformen angeboten. Es wird berichtet, wonach in einem Fall das Mindestgebot bei 5.000 US-Dollar gelegen habe und ein Interessent über 90.000 Dollar geboten habe. netz-trends.de hat beim Blick auf Ebay keine solchen Angebote gesehen. Dafür versuchen aber Geschäftstüchtige bereits Domains für bis zu 4.500 US-Dollar zu verkaufen, die irgendwo das Keyword "Google Glass" enthalten. Nur: Solche Shops stünden auf sehr wacklingen Beinen, da es erstens im härtesten Fall als ein Rechtsverstoß geahndet werden könnte (Grund: Markenrechtsverletzung) und zweitens es sich derzeit überhaupt nicht einmal ansatzweise andeutet, dass die Google Glass überhaupt über externe Plattformen vertrieben werden.

Doch scheint das Versteigern der Google-Brille derzeit nach amerikanischem Recht tatsächlich nicht legal zu sein. Das könnte aber in Deutschland schon wieder ganz anders aussehen, da hier das deutsche Recht gilt. Letztlich sollten Besitzer einer Google Glass notfalls vor einer Auktion einen Anwalt konsultieren. Allerdings werden die Google Glass derzeit wohl außerhalb der USA sowieso noch nicht vertrieben. Allerdings darf man sich zumindest schon mal aus aller Herren Länder als Interessent melden.

Derzeit listet die google+Seite von Google Glass offiziell 608.999 Fans auf. Allerdings überschlagen sich dort in den Foren die Kommentare rund um die Verkaufs- und Vertriebs-Verbote bezüglich der Google Glass. So schreibt ein Nutzer namens Mario Webissa "I think with any new product comes new challanges. Not being able to ship out of the US is because its American. They don't want china to be making copies of it and selling them to India for dirt cheap prices.... the US is too scared to use technology from outside. You wanna make this an issue of cross border views so be it but don't stop technology enthuiasts from around the world from offering their help. Who knows what the glass project might miss out?"

Doch egal wie man es dreht und wendet. In einem Video sagte Sergey Brin, ihm gehe es vor allem darum, dass es stets wichtig sei, schnell und innovativ Produkte zu entwickeln. Dabei gäbe es stets hundert Gründe, warum man ein Produkt nie schnell auf den Markt bringe. Doch so ticke Google nicht.


Interessant: Hier versucht ein israelischer TV-Moderator Google-Co-Gründer Sergey Brin in die Legende zu involvieren "Israel rules the world". Beide Eltern oder ein Teil von Sergey Brin sind jüdisch-stämmig, was in der Internetszene immer mal wieder zur Legendenbildung führt, Google sei letztlich von Israel oder dem israelischen Geheimdienst dominiert. Aber in dem Interview hat man nicht den Eindruck, als würde der jüdische Glauben für Brin im Mittelpunkt stehen, sondern nur eins: Google und die Unabhängigkeit der Suchmaschine.

Weitere Informationen unter:
https://plus.google.com/+projectglass/posts sowie unter http://www.google.com/glass/start/how-it-feels/

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