Mord Im Gefängnis: Software-Millionär John McAfee Herzinfarkt in Guatemala

Eigentlich hatte sich McAfee in Guatemala, dem Land in das er nach dreiwöchiger Flucht entkommen war, sicher gefühlt und wollte dort politisches Asyl beantragen. Doch statt ihm eine Asylgenehmigung zu geben, steckten ihn die Gerichte von Guatemala ins Gefängnis und drohen dem weltbekannten Software-Guru ihn zurück nach Belize zu fliegen.

Der Mordfall und die Flucht werden immer mehr zu einem Thema der Massenmedien. Das ganze ist Hollywood-Reif.

Es ist eine der unglaublichsten Geschichten, die derzeit durch die Online-Branche geistern und weltweit von Millionen Menschen verfolgt wird: Der Antiviren-Software-Guru John McAfee, Gründer des gleichnamigen Produktes "McAfee" flüchtete aus einem der korruptesten Staaten der Welt, Belize, ins südamerikanische Nachbarland Guatemala. Grund: Die Behörden von Belize werfen ihm vor, in den Mord an seinem Nachbarn involviert zu sein, was McAfee aber abstreitet.

Das scheint für den mittlerweile 67-Jährigen John McAfee zu viel zu sein. Jedenfalls wurde er in einem Notarztwagen aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus gebracht. Der Verdacht: Herzinfarkt. Während der Fahrt soll er den Krankenschwestern verboten haben, ihn vor Kameras vor Journalisten zu reanimieren.

Auch dieses Detail ist eines von vielen anderen, die die ganze Geschichte rund um den Mann, der dem Bösen im Internet – den Computer-Viren und Computer-Trojanern – seit 1989 den Kampf angesagt hatte, sehr befremdlich und bizarre macht.
Man denkt – selbst als entfernter Beobachter – man sei im falschen Film. Dabei kursieren so viele Gerüchte rund um McAfee, dass einem schon ganz schwindlig beim Lesen, Hören und Online-Videoschauen wird. Mal heißt es, McAfee sei seinen Nachbarn in Belize schon seit Jahren negativ aufgefallen: Er sei jähzornig und herrisch.

Dann wiederum heißt es, er sei schon immer ein Waffennarr gewesen. Dann wiederum berichten Medien McAfee sei egozentrisch und häufig mit bewaffneten Kerlen durch die Gegend gefahren. Wiederum andere wollen wissen, der US-Multimillionär habe ein Drogenlabor in seinem Haus unterhalten. Obendrein sei seine Freundin Samantha nur 20 Jahre alt.

Immerhin hatte McAfee dem US-Sender ABC News noch kurz vor seinem vermeintlichen Herzinfarkt ein Interview gegeben. Darin streitet der Selfmade-Millionär jegliche Mord-Geschichten mit den Worten ab: "Warum sollte ich so etwas tun? Der ermordete Mann war doch mein Nachbar!"

Belize ist der zweite Verlierer: Freiwillig wird sich so einem Land niemand mehr nähern

Wie es weiter geht, ist unklar. Raphael Martinez, der Regierungssprecher von Belize, teilte mit, man werde McAfee, sobald man ihm habhaft sei, ins Gefängnis stecken und dann zum Mordfall befragen.

McAfee selbst gab an, er sei aus Belize geflüchtet, da das Land extrem korrupt sei und die Regierung ihn letztlich um Geld habe erpressen wollen, weshalb er sich nach dem Mordfall, welcher ausgerechnet in seiner Nachbarschaft geschah, seines eigenen Lebens nicht mehr sicher gefühlt habe. Daraus lässt sich interpretieren: McAfee wirft indirekt der Regierung von Belize selber vor, den Mann selbst umgebracht zu haben, da er kein Erpresser-Geld an die Regierung habe bezahlen wollen.

Derweil kocht die Geschichte rund um McAfee immer weiter hoch. Mittlerweile ist längst auch die US-Botschaft in Guatemala, die U.S. Embassy, eingeschaltet. Sie wiederum sagte, man werde aus Persönlichkeitsschutz-Gründen sich zum aktuellen Verfahren gegen McAfee nicht äußern.

Dafür sprach der Regierungschef von Belize und sagte: Er halte McAfee für paranoid. Egal wie die Geschichte ausgeht: Es gibt schon jetzt zwei Verlierer. McAfee, der sich fragen lassen muss, wie er in so einem Land so lange leben konnte, in dem überhaupt solche ungeheuerlichen Geschichten passieren können.

Deshalb ist der zweite Verlierer Belize. Das Land hat durch den gesamten Umgang mit dem Fall McAfee weltweit an Renommee verloren. Es ist schwer vorstellbar dass Touristen oder reiche Erdenbürger sich so einem Land freiwillig künftig nähern. Denn eines ist auch klar: McAfee scheint einen gewissen Knall zu haben, aber für einen Mörder hält ihn eigentlich keiner – zumindest derzeit nicht in der Internetszene. Darunter sind auch Menschen, die ihn schon viele Jahre kennen.

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