Immer mehr Amerikaner verweigern das Internet wegen Sicherheitsbedenken

Eine Studie aus den USA hat ergeben, dass eine große Anzahl an Amerikanern auf Grund von Sicherheitsbedenken sich zunehmend aus dem Internet zurückzieht.

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Wer sich im Internet bewegt oder ein Smartphone benutzt, ist gläsern wie ein Röntgenbild.

Demnach würde fast die Hälfte aller amerikanischen Internetnutzer ihr Verhalten im Internet nicht nur deutlich überdenken, sondern auch in bestimmten Bereichen nicht mehr oder deutlich weniger tätig werden. Neben Sicherheitsbedenken besteht die Angst vor Ausspioniererei oder das Treten in eine Falle.

Die Studie kommt zu der Erkenntnis, wonach die Verbraucher auf Grund der wachsenden Sicherheitsbedenken weniger auf Social Networks posten würden, vorsichtiger seien, ihre Meinung im Netz zu publizieren, beim E-Mail-Versenden zurückhaltender seien (auch aus Angst vor Hacks) und beim Onlineschoppen vorsichtiger agieren.

Dies sind im Wesentlichen die Ergebnisse einer vom US-Telekommunikationsministerium "Department of Commerce's National Telecommunications and Information Administration" (NTIA) publizierten Untersuchung. Für die Studie waren 41.000 US-Haushalte befragt worden.

Vor allem die Skandale rund um die US-Stasibehörde NSA, bekannt geworden durch den US-Whistleblower Edward Snowden, haben die Internet-Nutzer weltweit aufgeschreckt. Hinzu kommen kriminelle Aktionen des britischen Horch- und Guck- sowie Beschmutzungsvereins GCHQ. Das "GCHQ" steht verharmlosend für "Government Communications Headquarters".

Doch mit Information hat die Spezial-Behörde für Jauche-Aktionen der britischen Regierung, die GCHQ, längst nichts mehr zu tun. Mal wurde bekannt, dass sie sich heimlich auf über eine Millionen britische Webcams geschaltet habe und dort genüsslich Tausenden Menschen beim Wixen oder Titten-Anfassen ausspionierte. Dann wurde wiederum bekannt, dass die britische "Government Communications Headquarters" nun dazu benutzt werde, gezielt Rufmordkampagnen im Netz zu streuen. Darüber schrieb bereits vor zwei Jahren die Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.).

So berichtet Anfang 2014 die angesehene Zeitung, wonach der britische Geheimdienst GCGQ das Internet "offenbar gezielt mit rufschädigenden und manipulativen Informationen" bestücke. Dazu gehörten "Fehlinformationen, Sexfallen, Rufschädigung". Dies habe die Enthüllungsplattform "The Intercept" des Investigativjournalisten Glenn Greenwald aufgedeckt. Dieses Onlineportal startete vor zwei Jahren mit Finanzhilfe des amerikanischen Milliardärs Pierre Omidyar.

Allerdings stehen auch der deutsche Bundesnachrichtendienst BND oder die deutschen Landes-Verfassungsschutzbehörden im Ruf, gezielt Rufmordplattformen gegen politisch missliebige Personen zu finanzierten.

So würden, sagte ein Betroffener zu netz-trends.de, der BND und diverse Landes-Verfassungsschutzbehörden angeblich vor allem linksextreme Internetplattformen finanzieren, welche dubios hinter ausländischen Briefkastenfirmen versteckt seien. Die Hauptaufgabe dieser Internet-Plattformen liege darin, Personen des rechtsaußen Spektrums zu beschmutzen, ohne dass die Plattform-Betreiber ausfindig und auf Grund der Verschleierung presserechtlich verfolgt werden könnten.

Ebenfalls für zunehmende Sicherheitsbedenken sorgen regelmäßig krimineller Hacker, die Millionen privater E-Mail-Daten klauen, Fotos und persönliche Angaben in Flirtbörsen oder Kontodaten entwenden. Erst kürzlich hatte eine linke Hackergruppe über kriminelle Aktionen die Daten von Tausenden Mitgliedern der Partei AfD ("Alternative für Deutschland") gestohlen und illegal ins Netz gestellt. Damit hatte man die AfD-Mitglieder bloß stellen wollen. Auch wenn die AfD Strafantrag stellte, war der Schaden für die betroffenen Personen immens.

Rafi Goldberg vom "Department of Commerce's National Telecommunications and Information Administration" sagte angesichts der nun bekannt gewordenen zunehmenden Zurückhaltung von Millionen Amerikanern im Internet: "Jeden Tag posten Milliarden Menschen rund um die Welt im Internet, um Gedanken zu teilen, finanzielle Transaktionen durchzuführen und mit der Familie, Freunden oder Kollegen im Kontakt zu bleiben".

Aber dieses könne nur dann dauerhaft gemacht werden, wenn die Menschen den digitalen Kanälen - gemeint sind wohl vor allem Plattformen wie Facebook, Google, StudiVZ, Lokalisten, Apple, Twitter, Gmail, GMX, T-Online, Outlook, web.de, WhatsApp, Telegram, Chiffry, Microsoft oder Onlineshopping-Plattformen - auch vertrauten.

So schreibt Rafi Goldberg: "Damit das Internet weiter wächst und überzeugt, müssen die Nutzer diesem Kanal vertrauen, dass ihre persönlichen Informationen sicher sind und ihre Privatheit geschützt wird."

Entsprechend der neuen Studie hätten im Zeitraum Juli 2014 bis Juli 2015 insgesamt 20% der US-Amerikaner Erlebnisse gehabt, in welchen ihnen Datendiebstahl widerfahren sei, ein Hack oder ähnliche Probleme. 45% gaben an, die Sorge über den Schutz der eigenen Privatheit und Daten im Internet sei dermaßen gewachsen, dass sie nun aufhörten dieses Medium für persönliche Angaben weiterhin zu nutzen.

Die größte Sorge bereitet den Nutzern die Möglichkeit des Identitätsdiebstahls (2 von 3 Nutzern), sowie des Kreditkartendiebstahls und Kreditkartenbetrugs im Netz (50%). Rund ein fünftel aller Befragten gab zudem an, man mache sich Sorgen vor umfangreichen dubiosen Spitzel-Methoden im Internet durch Regierungen.

Eine andere Studie hatte 2015 ergeben, dass 60% der US-Amerikaner regelmäßig auf ihren Computern von Webanbietern hinterlegte Speicher- und Trecking-Software in Form von Cookies löschen.

Zudem gaben diese Personen an, des öfteren die Browser-Vergangenheit, also den Sucherverlauf über Internet-Browser, zu löschen. Besonders betroffen sein dürften davon Web-Browser, Internet-Suchmaschinen oder Messenger. Zu nennen wären also: Bing.com, Google, Chrom, Mozilla Firefox (besonders penetrant im Mitschneiden von Suchanfragen), Opera, Facebook, WhatsApp oder der Explorer von Microsoft.

Einige Nutzer gaben an, zu noch weiteren Maßnahmen gegriffen zu haben, um ihre persönlichen Daten stärker zu schützen.

Bei den Messengern greifen immer mehr auf verschlüsselte Nachrichtendienste wie Telegram, Chiffry, SIMSme (der Deutschen Post) oder die Handy- zu Handy-Verschlüsselung von WhatsApp zurück.

Beim Browsen wird der "in private Browsen"-Modus immer beliebter (welcher aber mit jedem Mal öffnen des Browsers neu aktiviert werden muss). Auch aktivieren immer mehr Nutzer über die Einstellungs-Optionen der Internetsuchmaschinen oder Browser weitere Datenschutz-Maßnahmen.

Das amerikanische Telekommunikationsministerium NTIA sagte: "Die Analyse zeigt nur die Oberfläche dieses wichtigen Bereichs auf. Aber es ist klar, dass Politik-Macher dazu beitragen müssen, dass das Misstrauen gegenüber Datenspionage im privaten Sektor im Internet nicht weiter wächst… Letztlich hemmt dies das wirtschaftliche Wachstum. Außerdem wirkt es sich negativ auf die Bereitschaft der Menschen aus, im Internet ihre Ideen zu teilen.“

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