Automat gesprengt - Die Welle von Automatensprengungen, besonders von Geldautomatensprengungen, die Deutschland, Österreich und die Schweiz seit Jahren belastet, ist nach wie vor dramatisch. Automaten-Terroristen, die nicht nur Banken, sondern auch die öffentliche Infrastruktur ins Visier nehmen, sind weiterhin aktiv. Eine Auswertung von über 80 Fällen, die NETZ-TRENDS.de auf Grundlage von Artikeln in Google News Deutschland, Österreich und Schweiz dokumentieren konnte, zeigt das Ausmaß dieser organisierten Kriminalität wenn es mal wieder um die Schlagzeile geht "Automat gesprengt". Die tatsächliche Zahl der Automatensprengungen liegt jedoch deutlich höher als die in diesem Artikel berücksichtigten 80. NETZ-TRENDS ist seit 2011 in Google News Deutschland, Österreich, Schweiz gelistet und erreicht im Schnitt bis zu 350.000 Leser pro Jahr.
Von Automatensprengungen betroffen sind grenznahe Regionen, urbane Ballungszentren und strategisch wichtige Verkehrsknotenpunkte, die den hoch kriminellen Tätern oder Täterinnen, meist Mitglieder der schweren Organisierten Kriminalität, schnelle Fluchtmöglichkeiten bieten.
Ein besonders erschütternder Fall ereignete sich am Sonntagmorgen, 29. Dezember 2024, in Kreuzlingen Bernrain an der Seestraße, einem Schweizer Wohngebiet im Thurgau, 45 Autominuten von Zürich entfernt, nahe der deutschen Grenze. Gegen 5:50 Uhr sprengten Täter einen Billettautomaten der SBB (Schweizerische Bundesbahnen), der strategisch an der Strecke der S14 Richtung Konstanz und Zürich liegt. Die Explosion war so gewaltig, dass sie Tausende Anwohner aus dem Schlaf riss.
Der Herausgeber von NETZ-TRENDS.de, der in der Nähe wohnt und Zeuge des Vorfalls wurde, berichtete, dass der Knall so laut war, dass er zunächst an eine militärische Explosion oder einen Überschallflug dachte. Besonders erschreckend war die Rücksichtslosigkeit der Täter, die wenige Minuten später eine weitere Detonation auslösten – mitten in einem bewohnten Viertel und nur wenige Meter von einer internationalen Bahnstrecke entfernt, wo aber ständig Reisende aus und einsteigen und auch Busse halten. Dies unterstreicht die kriminelle abgebrühte Professionalität und das hohe Selbstvertrauen der Täter.
Deutschland verzeichnete im Jahr 2023 alleine insgesamt 461 Fälle von Geldautomatensprengungen, bei denen ein Gesamtschaden von 95 Millionen Euro entstand. Davon entfielen 75 Millionen Euro auf Reparaturen und 20 Millionen Euro auf gestohlenes Bargeld. Baden-Württemberg meldete 2023 einen Sachschaden von 4,3 Millionen Euro. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Fälle in diesem Bundesland bis Ende November auf 42 an. Grenznahe Regionen und Hauptverkehrsachsen bleiben Hotspots dieser Taten.
In der Schweiz wurden 2023 insgesamt 32 Angriffe auf Geldautomaten registriert, darunter 19 Sprengstoffanschläge. Besonders betroffen ist die Nordwestschweiz, jedoch finden Angriffe im ganzen Land statt. Eine Hochrechnung auf Basis der deutschen Schadenszahlen legt nahe, dass die Täter in der Schweiz Schäden in Höhe von mindestens 10 Millionen Franken verursachten. Fälle wie der in Kreuzlingen Bernrain, bei dem ein öffentlicher Ticketautomat der SBB zerstört wurde, verdeutlichen, dass nicht nur Banken, sondern auch die öffentliche Infrastruktur zunehmend Ziel der Angriffe ist.
Österreich ist ebenfalls betroffen, insbesondere in Tirol und anderen Grenzregionen. Konkrete Schadenszahlen fehlen, doch eine Schätzung auf Grundlage der deutschen Daten legt Schäden von mindestens 5 Millionen Euro nahe. Die geografische Nähe zu Nachbarländern ermöglicht den Tätern oft eine schnelle Flucht.
Die Täter agieren in klar organisierten Strukturen und setzen zunehmend Festsprengstoffe ein, die größere Zerstörungen verursachen als frühere Gasgemische. Ihre Zielorte – in der Nähe von Autobahnen, Bahnstrecken und Landesgrenzen – sind strategisch gewählt, um eine schnelle Flucht zu ermöglichen. Fälle wie der in Kreuzlingen Bernrain zeigen, dass diese Gruppen bereit sind, das Sicherheitsgefühl ganzer Gemeinden zu zerstören.
Neben Banken geraten zunehmend öffentliche Ticketautomaten des Nahverkehrs ins Visier der Täter. Solche Angriffe treffen nicht nur die Finanzen der Betreiber, sondern auch die Bevölkerung direkt, da ohne diese Automaten der Zugang zu Zügen und Bussen erheblich erschwert wird. Die zunehmende Zerstörung solcher Infrastruktur verdeutlicht die Dramatik der Situation und den dringenden Handlungsbedarf, um dieser grenzüberschreitenden Kriminalität Einhalt zu gebieten.
Die Schweiz verzeichnete in der NETZ-TRENDS.de-Auswertung insgesamt 18 Automatensprengungen, die sich überwiegend in grenznahen Regionen und ländlichen Gebieten konzentrierten. Besonders auffällig ist die strategische Nähe zu Landesgrenzen, die den Tätern schnelle Fluchten ins Ausland ermöglichen. Ein Beispiel hierfür ist der Vorfall in Kreuzlingen Bernrain (Kanton Thurgau) am 29. Dezember 2024, bei dem ein Fahrkartenautomat der Schweizerischen Bundesbahn SBB gesprengt wurde. An einem Ort, an dem zu jeder Zeit Bahnfahrgäste ein und aussteigen. Gegenüber ist zudem die Schokoladenfabrik Chocolat Stella Bernrain, bekannt als Chocolat Bernrain. Der Tatort liegt nur rund 5 Kilometer von der Grenze zu Deutschland, Konstanz entfernt, wobei die Auto-Fahrzeit nach Konstanz nur rund 5 Minuten beträgt. Wenige Tage danach legten Täter in der Kreuzlingern Post-Filiale der Schweizer Post Feuer vor den Schließfächern.
In Ste-Croix (Kanton Waadt) der Schweiz wurde am 22. Juli 2024 ein weiterer Bancomat gesprengt. Der Tatort befindet sich nur 5 Kilometer von der französischen Grenze entfernt, mit einer Fluchtzeit von rund 10 Minuten ins Nachbarland. Der nächstgelegene Grenzübergang führt nach Pontarlier, Frankreich (Grenzübergang Vallorbe). Diese kurze Entfernung zur Grenze ist typisch für viele Orte in der Westschweiz, wo die Nähe zu Frankreich eine schnelle Flucht ermöglichen kann.
Im Kanton St. Gallen der Schweiz wurde in Zuzwil am 27. März 2024 ein Bancomat zerstört. Zuzwil liegt etwa 15 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, und der nächstgelegene Grenzübergang führt nach Bregenz, Österreich (Grenzübergang Lustenau), was ebenfalls nahe an der deutschen Grenze liegt. Die Fahrzeit von rund 15 Minuten wurde unter normalen Bedingungen berechnet, kann jedoch je nach Verkehrslage variieren. In der Schweiz sind viele Städte und Dörfer in den Grenzregionen gut mit den Nachbarländern verbunden, was solche Fluchtmöglichkeiten begünstigt.
Die geografische Verteilung zeigt eine klare Strategie: Die Täter wählen Orte, die sowohl schnelle Fluchten innerhalb der Schweiz als auch über internationale Grenzen ermöglichen. Die Schweizerische Bundespolizei Fedpol kann ein Lied davon singen, wie perfide die Sprengungen stattfinden. Die Aufklärungsquote bewegt sich in fast allen DACH-Ländern gegen Null.
In Österreich wurden insgesamt 12 Sprengungen dokumentiert, mit einem deutlichen Schwerpunkt in der Hauptstadt Wien. Besonders auffällig ist der Einsatz von Silvesterböllern in mindestens sechs Vorfällen, darunter in Wien-Rudolfsheim am 31. Dezember 2024.
Die Nähe Wiens zu den Autobahnen A1, A2 und A4 bietet zahlreiche Fluchtmöglichkeiten in Richtung Ungarn, Slowakei oder westliche Teile Österreichs. Zusätzlich wurde in Küssnacht am Rigi (10. Juni 2024) ein Bancomat gesprengt. Die Gemeinde liegt etwa 30 Kilometer von der Grenze zur Schweiz, mit einer Fahrzeit von 35 Minuten zur A4.
Deutschland verzeichnete mit 50 dokumentierten Fällen die meisten Automatensprengungen. Die Vorfälle verteilten sich auf 30 Städte und Gemeinden, darunter ländliche Regionen und Ballungszentren gleichermaßen.
Zu den Vorfällen zählen Mainz und Wiesbaden, wo am 2. Januar 2025 mehrere Zigarettenautomaten gesprengt wurden. In Paderborn verunglückten Täter nach der Sprengung eines Geldautomaten auf der Flucht. Grebbin (2. Januar 2025) meldete einen Schaden von 5.000 Euro durch die Sprengung eines Zigarettenautomaten.
In Herrieden (13. Dezember 2024) führte eine Automatensprengung zu Verletzten. Besonders gravierend war die Explosion in Leinefelde (3. Oktober 2024), die 300.000 Euro Schaden verursachte. Weitere Vorfälle ereigneten sich in Artern (31. Dezember 2024), Quedlinburg und Wernigerode (30. Dezember 2024), sowie in Mandern (26. Dezember 2024).
Deutschland zeigt ein gemischtes Muster: Während in Städten wie Mainz und Wiesbaden die Nähe zu Autobahnen wie der A60 und A66 die Flucht erleichtert, bieten ländliche Regionen wie Grebbin und Mandern eine geringe Polizeipräsenz, die den Tätern entgegenkommt.
Die über 80 dokumentierten Fälle von Mai 2024 bis Januar 2025 verdeutlichen die strategische Planung der Täter. Die Nähe zu Autobahnen und Grenzen ist ein Schlüsselmerkmal, das in allen drei Ländern erkennbar ist. Besonders die Schweiz und ihre grenznahen Regionen, Österreich mit seinem Fokus auf Wien, und Deutschland mit einer Mischung aus urbanen und ländlichen Zielen zeigen, dass diese Verbrechen oft gut durchorganisiert und international vernetzt sind.
Die Ermittlungen stehen vor der Herausforderung, grenzübergreifend zu arbeiten und moderne Sicherheitstechnologien einzusetzen, um diese kriminelle Welle zu stoppen.