Zürich Wie Kriminelle über Dating GRINDR mit SBB-Automaten Bitcoins stehlen

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GRINDR scheint auch Dank SBB jetzt eine Hochburg für Bitcoin-Kriminelle zu werden. Über GRINDR werden Opfer in solche Telegram-Profile gelockt und um Bitcoin-Anteile bestohlen. Lug und Trug von Kriminellen in Zürich und weltweit. Unsere Bild-Montage zeigt oben Links das "Telegram"-Profil eines Täters, wobei dieser Mann im Internet auf zahlreichen dubiosen Webseiten mit seinem Foto weltweit erscheint. Ob er auch dieses Telegram-Profil hat, ist unklar, aber gut möglich. Möglich ist aber auch, dass sein Foto von anderen geklaut wurde und nun für kriminelle Machenschaften im Krypto-Markt genutzt wird. Die Screenshots rechts stammen von den Kriminellen die einen Zürcher kurz vor Weihnachten damit angeleitet haben, wie man am SBB-Automaten in Zürich Stadelhofen Bitcoin-Anteile kaufen könne. Als er den Bitcoin-Gutschein zeigte, klauten parallel die Täter damit alles Geld. Täter war jener Kriminelle, der sich in Telegram als "Escort Duhamel" vorstellte, aber in GRINDR den Chat als ganz normaler Kontakt anfing.

Mit den Bitcoins, die man über SBB-Automaten erstehen könne, möchte sich die sonst bodenständig-schweizerisch rüberkommende Bahn den Hauch von Silicon Valley geben. Doch statt sich ein Vermögen aufzubauen, klagen SBB-Kunden über Abzocke und Kriminelle die sie Dank der SBB-Bitcoin-Masche erleiden mussten. Unsere Geschichte fängt an in einer Dating-App:

In der weltgrößten App für gleichgeschlechtliche oder bisexuell orientierte Männer, in "GRINDR". Mit 10 Millionen Nutzern ist sie globaler Marktführer. Ursprünglich in den USA gegründet, gehört GRINDR nun zu einem chinesischen Unternehmen, das sich um Datenschutz noch nie sonderlich bemühte, schaut man sich die Liste jener Hunderter Kunden durch, an welche Daten übermittelt werden, wenn man unter "Cookies" nicht auf "alle ablehnen" klickt.

Über GPS-Lokalisierung kann jeder, der in GRINDR angemeldet ist, schauen, welche Nachbarn möglicherweise ebenfalls auf Kontaktsuche sind und ob diese Person nur einen Meter, 300 oder 2 Kilometer entfernt ist. Einige der Nutzer haben Namen, die den "Call to Action" von Anfang an klar machen: Die Nicknames beinhalten Schlagwörter wie XXL, XL, 23cm, 21cm, 25 cm, "Hung", "Dauerfucker", "Dauerständer" oder "Top Party Tonight".

Einer, der so auf Jagt in GRINDR ging und zwar in Zürich, nannte sich im Dezember 2022: "now 23cm". Das Aufmacherfoto: Ein um die 30 Jahre junger attraktiver Mann (unser Foto) mit einem trainierten Oberkörper, arabisch-amerikanisch aussehendes Äußeres. Die Nacktbilder, die er an seine Opfer verschickte, waren wie aus einem Porno. Trainierter Body, ungewöhnlich riesen Teil. Jackpot mag sich so mancher Betrachter gedacht haben.

Doch in GRINDR gab er sich in Zürich zunächst als ganz normaler Kontakt zu erkennen. Erst im Smartphone-Messenger-Dienst "Telegram" ploppte er plötzlich als "Escort Duahmel" auf. In GRINDR Angeschriebene hatte er gebeten, ihn doch bitte nicht auf GRINDR weiter anzuschreiben, sondern lieber auf Telegram. Da sei er unter dem Benutzername @leod32 zu finden.

Ein NETZ-TRENDS.de-Leser machte uns auf @leod32 aufmerksam, da er von jenem Typen um mehrere Hundert Franken virtuell erleichtert worden war. Und zwar mit über SBB-Automaten gekauften Bitcoin-Anteile, die ihm jener einstmalige "now 23cm" in GRINDR, später aber als "Escort Duahmel" in TELEGRAM Entpuppter virtuell in Sekunden gestohlen hatte.

Und so läuft der GRINDR-Betrug:

• Da in GRINDR offiziell Prostitution untersagt ist, sind Profile, die erkennen lassen, dass sie der Prostitution dienen, manchmal nur wenige Stunden oder wenige Tage online. Das wissen die Bitcoin-Diebe und versuchen, dass potentielle Opfer schnell den Kommunikationskanal wechseln – zu WhatsApp oder Telegram.

• Für die GRINDR-Opfer ist der kriminelle Hintergrund meist nicht sofort erkennbar, auch nicht, dass es sich um Bezahl-Kontakte handelt.

• Das wird erst deutlich, wenn die Anschreiber von den XXL-Profilen etc. gebeten werden, doch im Messenger-Dienst "Telegram" oder auf "WhatsApp" weiter zu schreiben.

• Dort werden die Opfer dann gebeten, virtuelle Gutscheine zu kaufen:

o beispielsweise über SBB-Automaten Bitcoin-Anteile.
o oder in Züricher Kiosken Google Play Gutscheine oder Bitcoin-Gutscheine.

• Die mit Geld aufgeladenen Gutscheine sollen die Opfer dann fotografieren und als Beleg in WhatsApp oder Telegram den GRINDR-Kontakten in Telegram & Co zusenden.

• Die Kontakte machten dann, teilten uns mehrere Opfer mit, virtuellen Smartphone-Chat-Terror, von wegen: Ein Treffen komme erst dann zu Stande, wenn man auch den SBB-Bitcoin-Zahlencode oder den in einem Zürcher Kiosk gekauften Google Play-Gutschein offenlege.

• Da viele Bürger immer noch nicht mit dieser Art von Geschäft bekannt sind, zeigen sie sich häufig gutgläubig und senden Fotografien ihrer über Automaten der Schweizerischen Bundesbahn SBB gekauften Bitcoin-Anteile oder an Kiosken gekaufter sonstiger Gutschein-Guthaben gegenüber den angeblichen "Escorts" oder sonstigen GRINDR-Kontakten via Telegram oder WhatsApp zu. Es ist die Weiterentwicklung der gleichen Masche, die seit Jahren mit Paypal läuft ("benötige dringend vor dem Date Geld für eine Bahnkarte, ein Taxi, dann komm ich schnell...").

• In einem Fall wurden einem Opfer so an einem SBB-Automaten im Dezember 2022 am SBB-Bahnhof Zürich "Stadelhofen" mehrere Hundert Franken geklaut. Wenigstens deckelt die SBB das täglich zu kaufende Bitcoin-Guthaben auf 500 Franken, was immer noch sehr hoch ist.

• Der Täter hatte dem Opfer gesagt, ob er ihm das Geld leihen könne, ehe man sich treffe.

• Da sich das Opfer mit dem über SBB verkauften Bitcoins-System nicht auskannte, ließ er sich auf den dubiosen Deal ein.

• Er hatte den Bitcoin-Beleg von SBB ausgedruckt und dem GRINDR-Kontakt als Beleg, dass er alles richtig gemacht habe, über TELEGRAM als Bild geschickt.

• Zwei Minuten später war das Bitcoin-Geld vom SBB-Ausdruck komplett geklaut, insgesamt mehrere Hundert Schweizer Franken. Der Täter hatte sich zunächst in GRINDR als ganz normaler Kontakt zu erkennen gegeben.

• Was das Opfer besonders ärgerte: Da im Internet nicht klar wird, auch nicht in den SBB-Pressemitteilungen, wie man die Bitcoin-Anteile des "Bitcoin Paper Wallet" des SBB auf sein Konto bekommt, waren weitere zwei Tage ins Land gegangen.

• Erst nach umfangreicher Recherche hatte das Opfer herausgefunden, dass die über SBB gekauften Bitcoins über eine Zuger Firma gehen, über den Schweizer SBB-Dienstleister "Sweepay AG – Payment and distribution services".

• Denn auch über große europäische Anbieter, wie z.B. die deutsche Kryptobörse Bitcoin.de lassen sich die über SBB gekauften Bitcoin-Anteile nicht ins eigene Portfolio übertragen, sollte man nicht bereits eines haben, mit dem der Schweizer SBB-Dienstleister "Sweepay" zusammenarbeitet.

• Auch über eine der größten Bitcoin-Börsen weltweit, über Binance.com, war eine Übertragung der über die Schweizerische Bundesbahn SBB an deren Automaten gekauften Bitcoin-Anteile nicht möglich.

• Für den SBB-Kunden erwies es sich als Horror, dass er die an einem SBB-Automaten gekauften Bitcoin-Anteile Ewigkeiten nicht auf sein Konto heruntergezogen bekam. So verstrich wertvolle Zeit, die die GRINDR-Kriminellen für sich nutzten, um sein Geld zu stehlen.

o Wer über SBB-Automaten Krypto-Anteile von Bitcoin kauft, der braucht wohl ein Konto bei im deutschsprachigen Raum eher selten genutzten Kryptbörsen wie "Blue Wallet" oder Blockchain.com.

o Doch dann muss man dort erst einmal ein Krypto-Konto eröffnen, sofern man, wie wohl die allermeisten nicht, dort bereits ein Bitcoin-Konto hat.

Wie die Schweizerische Bundesbahn SBB durch schlampige Kommunikation zu ihren Bitcoin-Deals Bürger schädigt

• Das alles kommuniziert die SBB schlecht bis gar nicht und hilft damit, dass Kriminelle noch ein leichteres Spiel haben.

• Nicht einmal NETZ-TRENDS.de fand dazu eine Erklärung der SCHWEIZERISCHEN BUNDESBAND SBB.

• Auch auf der SBB-Webseite wird das Thema arg vernebelt.

• Das heißt: Opfer von Kriminellen brauchen eine kleine Ewigkeit, ehe sie überhaupt überprüfen können, wo ihr Geld geblieben ist, wenn sie über SBB-Automaten Kryptowährungen, bzw. Glücks Coins, wozu man Bitcoin wohl auch zählen kann, kaufen.

• Außerdem werden viele über SBB gekaufte Bitcoin-Anteile wahrscheinlich nie eingelöst, da die Bürger gar nicht verstehen, wie und wo das geht.

• Heißt: Das über SBB angebotene Bitcoin-Kauf-System ist dubios.

• Auch sind die einbehaltenen Provisionen in Höhe von 5 bis 10 Prozent für die SBB sowie ihren Zuger Geschäftspartner Swee Pay AG ungewöhnlich hoch.

Dreh- und Angelpunkt im Bitcoin-Betrug scheint eine Zürcher Adresse zu sein

Dreh und Angelpunkt der Bitcoin-GRINDR-Abzocke scheint in dem uns vorliegenden Fall eine angegebene Adresse in Zürich zu sein. Es handelt sich um ein Appartement, das immer wieder von Prostituierten angemietet wird, berichten Opfer gegenüber NETZ-TRENDS.de. Es liegt nach Berichten mehrerer Opfer wohl im 2 oder 3. Stock. Es handelt sich um die Adresse

Wettingerwies 2
8001 Zürich


• Eine in diesem Haus liegende Wohnung wird nach Information von GRINDR-Opfern seit Jahren immer wieder an Escorts, also männliche Prostituierte vermietet, die dort je für einige Tage oder Wochen arbeiten.

• Häufig stammen die dort wohnenden Zürcher Escorts aus Ländern wie Brasilien, Kolumbien oder Venezuela, aber auch Frankreich, Marokko, Algerien oder Italien. Sie sind mal ein paar Tage hier, dann da.

• Die betreffende Wohnung in der Wettingerwies 2, 8001 Zürich gab auch einer der Bitcoin-Kriminellen an als Treffpunkt mit seinem Opfer. Es handelte sich um den Kriminellen mit dem "Telegram"-Nickname:

@leod32 bzw. "Escort Duhamel".

Jener @leod32, der seinem Opfer viele Schweizer Franken klaute, kannte sich in der Gegend auch ganz gut aus. Sein Opfer solle doch bitte zum SBB-Bahnhof Stadelhofen gehen und dort an den SBB-Automaten die Bitcoin-Anteile kaufen.

Alternativ stehe auch der dort liegende kkiosk (Stadelhoferstrasse 8) als Kaufanlaufstelle für Bitcoin-Anteile oder Google Play Gutscheine zur Verfügung. Parallel schickte er ein Video, wie man nun die Bitcoin-Anteile an einem SBB-Automaten kaufen könne. Ergänzt wurde der Chat mit einer Wegbeschreibung von der Region Wettingerwies 2 in 8001 Zürich bis zum Bahnhof Stadelhofen - in französisch.

Aus welchem Land jener @leod32 bzw. "Escort Duhamel" lässt sich wer sagen. Auffällig ist, dass er in seinen Screenshots mal original Züricher Belege zusendet, von einem aber offensichtlich nicht sehr gepflegten Mann mit schmutzigen Fingernägeln. Dann wieder sendete er wohl Videos herum, wo er gemütlich in einem Apartment liegt mit einem schönen Hund und möglichweise zwei Katzen.

Wer ist der Kriminelle @leod32, beziehungsweise "Escort Duhamel" wirklich?

Wer ist der Kriminelle @leod32, beziehungsweise "Escort Duhamel"? Nach Hinweisen könnte er arabisch sein oder aus dem französischen Teil der Schweiz stammen, beziehungsweise aus Frankreich und sonstigen Ländern, in denen französisch gesprochen wird.

Neben der Schweiz könnte er aus Ländern wie Kanada, Marokko, Algerien, Frankreich, Deutschland, den USA oder Russland stammen. Gut möglich aber auch, dass er Schweizer ist und seine Identität nur verschleiert. Denn das SBB-Bitcoin-System und einen Bahnhof wie Zürich Stadelhofen und viele andere zu kennen, dazu gehören gute Schweizer Landeskenntnisse. Und über die verfügt er offensichtlich.

Im Internet gibt es auf dubiosen Webseiten Hunderte Einträge mit dutzenden Fotografien von dem Mann, der in unserem Beleg auf Fotos erschienen ist, oft Selfies. Mal leckt er sich lasziv seine Muskelarme, dann sitzt er grinsend im Auto. Belege, die Opfern geschickt wurden, zeigen mal SBB-Bitcoin-Ausdrucke vor einer arabischen Bierflasche, dann wieder Wegbeschreibungen zu Zürcher KKiosken oder SBB Automaten in französicher Sprache.

Mal schickt er original Schweizer Bitcoin-Ausdrucke von SBB-Automaten oder original Gutschein-Scheckkarten, gekauft an Zürcher K Kiosken. Es deutet viel darauf hin, dass es sich um einen Ring schwerer internationaler organisierter Kriminalität handelt.

Sollte der Mann auf dem von NETZ-TRENDS.de abgebildeten Telegram-Profil der sein, als der er sich ausgibt, dürften irgendwann mit Glück die Handschellen klicken durch Polizeibeamte. Gut möglich aber auch, dass sein Konterfei von einem oder vielen anderen genutzt wird. Es bleibt abzuwarten.

Mit "explorer.btc.com" kann man überprüfen, wo das Bitcoin-Guthaben geblieben ist

Über Dienstleister wie https://explorer.btc.com kann man überprüfen, wo das über SBB-Automaten gekaufte Bitcoin-Guthaben gegebenenfalls geblieben ist. Im Falle des von uns geschilderten Opfers wurde das Geld umgehend an eine andere Kryptoadresse weitergeleitet.

Die Transaktion lässt sich durch Kopie des Krypto-Schlüssels oder des abfotografierten QR-Code leicht überprüfen. Beides drucken die SBB Automaten mit dem Bitcoin-Anteilskauf in einem Beleg, der einem Zugticket ähnelt, aus.

Es ist davon auszugehen, dass die Züricher Täter nicht nur in Zürich, sondern in vielen Städten und Regionen aktiv sind. Dabei dürften sie eines oder mehrere Kryptokonten benutzten. Möglicherweise hat der SBB-Dienstleister, die Zuger Sweepay AG, einen guten Überblick, über dubiose bis kriminelle Transaktionen, da Gelder auf immer wieder gleiche Konten entwendet, beziehungsweise auffällig zeitnah weitergeleitet werden. Das gestohlene Geld in dem hier geschilderten Fall ging auf das kriminelle Krypto-Konto mit der folgenden Nummer:

bc1qk6e0wsphg9d6lr6uylrm5qufdm3ampx0atxxeg

Nachvollziehen lässt sich das über diesen Krypto-Explorer:

https://explorer.btc.com/de/btc/address/bc1qncl3jwa9933jrfw3kjczq9s9rn5vuz5vms3gga

Strafantrag stellen!

Wichtig: Auch wenn es peinlich erscheint oder sich ungut anfühlt - Opfer sollten unbedingt Strafantrag stellen. Dies sollten sie alleine schon deshalb tun, um ein Stück der Selbstwürde zurückzubekommen und anderen zu helfen.

In aller Regel ist die Justiz diskret und hilfreich und hat Verständnis und Empathie für Opfer. Dafür sollten Chat-Belege, Fotos, Screenshots gesichert werden und der Polizei und Staatsanwaltschaft, ebenso den Gerichten übergeben werden.

Nur so können Kriminelle irgendwann überführt werden.

Hinterlasse gerne einen Kommentar. Unsere Gedanken sind bei den zahlreichen Opfern. Wir wünschen ihnen alles Gute und Kraft.

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