Luxusauto Tesla Motors stellt Modell X mit Flügeltüren vor mit drei Jahren Verspätung

Drei Jahre später als geplant stellt nun der amerikanische Elektroautohersteller Tesla Motors sein von Tesla-Fans lange erwartetes Model X vor. Dabei handelt es sich um ein luxuriöses familientaugliches Auto.

Bild: Tesla Motors Screenshot Homepage
Das neue luxuriöse Model X vom US-Autohersteller Tesla Motors.

Markenzeichen des Model X sind die dem legendären Mercedes-Benz 300 SL nachempfundenen verspielten Flügeltüren, sogenannte Gullwing-Türen, die es im hinteren Bereich des Autos gibt. Doch so schön diese nach oben aufgehenden Türen aussehen, so unpraktisch sind sie gerade in kühleren Gegenden. Denn solche Türen reißen erheblich mehr Autofläche auf, als übliche Autotüren, lassen also viel mehr Kälte hinein, was nicht jedermanns oder jederfraus Sache ist.

Bei Teslas Modell X handelt es sich um ein rein elektrisches SUV. Tesla-Co-Gründer und CEO Elon Musk ließ es sich nicht nehmen, den ersten sechs Kunden persönlich die Autoschlüssel für das Gefährt in feierlichem Rahmen direkt in den Produktionshallen von Tesla in Kalifornien zu übergeben.

Mit dem Model X legt Tesla nun das dritte Fahrzeug in 12 Jahren vor. Ein Tempo, das bei klassischen Automobilkonzernen wie Mercedes-Benz, Volkswagen, Toyota, Peugeot, Nissan, Volvo oder Porsche undenkbar ist, da viel zu langsam. Doch Tesla hat eine Fangemeinde, die geduldig ist, wie es scheint.

Auch wenn medial viel Tamtam um Tesla gemacht wird: Als Weltmarke spielt das US-Unternehmen immer noch nicht in der ersten Liga mit. Mit gerade einmal geschätzten rund 55.000 verkauften Autos in 2015 ist Tesla nach wie vor ein Nischenanbieter, wenn auch ein teurer im Luxussegment.

Doch Fakt ist: Die deutschen Luxuswagenhersteller sollten Tesla nicht unterschätzten – schon gar nicht, seitdem VW wegen seiner Software-Affäre dermaßen von der US-Justizministerin angeschossen worden ist. Der Profiteur von der VW-Krise könnten die USA selber sein, was der Justizministerin sicher klar ist. Also Tesla Motors, Apple Cars sowie das in fünf Jahren geplante Google Auto.

US-Justizministerin schießt scharf gegen deutsche Autos: Tesla, Apple, Google könnten davon profitieren

Sollte dieses Szenario so eintreten, wäre das für Deutschland und die Europäische Union (EU) insgesamt eine Katastrophe, da bereits der Anschluss an die digitale Produktionswelt komplett verpasst wurde und die USA hier ebenfalls federführend sind. Insofern dürften die deutschen Automobilbosse der Einführung des Tesla X mit gemischten Gefühlen dieser Tage gegenüberstehen.

Sieht schon cool aus: Das Model X von Tesla von innen.Bild: Tesla Motors Screenshot Homepage

Das Model X wollte Tesla bereits 2012 vorstellen – als Roadster und mit Zielgruppe Frauen. Dass Tesla mit dem neuen Wagen möglicherweise den Nerv der Amerikaner trifft, lässt sich an den neuesten Verkaufszahlen ablesen: So stieg der Umsatz von Luxus-SUVs in den USA um gut 17% in 2015. Dabei konnten vor allem die amerikanischen Anbieter solcher Autos, wie GM oder Ford, von dem Trend profitieren. Während beispielsweise Volkswagen mit einem Marktanteil von gerade einmal zwei Prozent eher unbedeutend in den USA ist. Nach der Software-Affäre dürfte dieser Wert künftig eher sinken, denn steigen.

Die Nachrichtenagentur AFP zitiert Michelle Krebs, Senior Analyst bei der Autokauf-Website AutoTrader.com mit den folgenden Worten: "Wenn Tesla ein bedeutender Spieler sein möchte, müssen sie mehr Produkte und SUVs auf den Markt bringen… das verlangt der Markt."

Abschreckend dürfte für viele Käufer sein, dass der neue Tesla Model X ein bisschen aussieht wie ein großer Opel, dafür aber sehr viel Geld – nicht wenige meinen zu viel Geld – kostet. So wird das Model X um die 130.000 Euro kosten. Dies ist erheblich mehr, als das Model S, welches beispielsweise in Deutschland um die 90.000 Euro kostet.

In den USA gibt es pro Elektroauto 6.697 Euro Steuerersparnis

Immerhin können amerikanische Käufer beim Kauf eines Elektroautos wie des Model X insgesamt 7.500 US-Dollar (6.697 Euro) bundesstaatlichen Steuerkredit geltend machen, also ihre Steuer im Jahr um diesen Betrag senken. Da in den USA die Einkommenssteuer im Schnitt um die 25 Prozent beträgt, bedeutet dies, dass es sich um eine erhebliche Steuerentlastung für Käufer handelt – immerhin 625 US-Dollar (558 Euro) pro Monat.

Das neue Model X von Tesla wird gut 400 Kilometer mit nur einer Strom-Tankladung zurücklegen können. Damit ist die Reichweite deutlich besser, als beim weltweit vielfach ausgezeichneten ebenfalls umweltschonenden Elektroauto der Bayerischen Motorenwerke, des BMW i3, der es mit einer Batterieladung lediglich auf 150 bis 170 Kilometer Reichweite nach Angaben von BMW bringt. Allerdings sagt BMW, unter Hinzuziehung des "optionalen Range Extender" könne die Reichweite auf bis zu 300 Kilometer gesteigert werden. Gleichzeitig weisen die Techniker darauf hin, dass 95% aller Fahrten in einem Radius von bis zu 100 Kilometer stattfänden. (UPDATE: DO 1.10.2015, 8:26 Uhr: Dieser Absatz ist auf Grund des Hinweises von einem Leserbriefschreiber entsprechend angepasst und korrigiert worden. Wir hatten ursprünglich geschrieben, der BMW i3 könne ebenfalls wie der Tesla Model X eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer erreichen. Diese Angabe war falsch. Wir entschuldigen uns hierfür).

Nach wie vor setzt Tesla dabei auf hohes Tempo und gibt gerne damit an, dass auch das Model X in nur 3,2 Sekunden es auf 100 Stundenkilometer bringe, also 60 Meilen. Besonders bei Überholmanövern – erst Recht in riskanteren Nachtfahrten – sind schnelle Beschleunigungen wichtig, da weniger unfallanfällig.

Das Model X ist ein großes Schiff und absolut familiengeeignet. Mit Platz für sieben Personen kann sich das Elektromobil absolut mit dem ebenfalls bei Familien sehr beliebten VW Touran messen. Dabei bieten sowohl der VW Touran wie das Model X zahlreiche Smart-Kommunikations-Technologien (Touch-Bildschirme etc.).

Angeblich sitzt Tesla bereits auf 25.000 Vorbestellungen für das Model X. Doch wann die Autos tatsächlich ausgeliefert werden, steht in den Sternen. Gerüchteweise müsse man sich auf bis zu einem Jahr Lieferzeit einstellen. Das ist in Zeiten, wo die Mentalität vorherrscht, gesehen und sofort wollen, sehr lange. Immerhin kann sich Tesla auf die Fahnen schreiben, mit dem Modell X das erste vollelektronische Luxus-SUV produziert zu haben.

Als nächste Konkurrenten zum Model X gelten der Plug-In-Hybrid-Porsche Cayenne SUV, welcher in den USA ab 77.200 US-Dollar (68.932 Euro) verkauft wird, in Deutschland aber teurer ist. Derzeit eines der günstigsten Elektroautos baut der südkoreanische Hersteller Kia mit dem Kia Soul, welcher in den USA für 32.000 US-Dollar (28.573 Euro) zu haben ist. Allerdings hat dieses Auto lediglich eine Reichweite von 150 Kilometer (93 Meilen).

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