Smart TV Spracherkennung: Samsung Fernseher hört heimlich mit

Smart TV der Samsung Electronics Co. können im Schlafzimmer oder Wohnzimmer mithören. Das wurde nun bekannt. Grund ist die Spracherkennungstechnologie, welche mit dem Internet verbunden ist. Sie ermöglicht es, dass der Fernseher faktisch parallel mithören kann und die Daten direkt via Internet an Dritte überträgt:

Bild: Samsung Electronics
Jetzt wird es gruselig: Der Fernseher ist die Wanze in den privaten Räumen. Hier der super teure Samsuns \"4K SUHD JS9500 Series Curved Smart TV - 65\".

Und wenn Du meist, schlimmer geht’s nicht mehr, dann kommt da nun der Samsung her. So oder so ähnlich mögen Datenschützer die neue Horrornachricht aufgenommen haben:

Damit zeigt sich einmal mehr: So schön die Weiterentwicklung von Technik ist, auch die Spracherkennungs-Technologien, so umfangreich sind doch die Probleme, die damit einhergehen.

Ein Fernseher, welcher einen im Wohnzimmer oder Schlafzimmer belauscht und das einem Hacker oder ungewünschten Dritten übermittelt? Eine Vorstellung, welche für Millionen Menschen das reinste Horrorszenarium ist. Denn das macht den privaten Fernseher zur Lausch-Wanze.

Dabei muss aber gesagt werden: Die Smart-TV von Samsung sind nicht die einzigen Geräte, welche eine Wanzen-Funktion anbieten. Denn mittlerweile ist es so, dass nahezu alle Smart-TV ihre Nutzer während dem technischen Einrichtungs-Vorgang fragen, ob man bereit sei die Spracherkennung zu aktivieren. Wer hier ein "Ja" anklickt, der ermöglicht es Dritten, das in der Nähe des privaten Fernsehers Gesagte mitzuhören.

Samsung lässt sich weitgehende Rechte beim TV-Mithören einräumen

Entsprechend versucht Samsung diesen eigentlichen Skandal damit zu beschönigen, in dem das Unternehmen schon einmal vorsorglich in seinen AGBs und Datenschutzrichtlinien zu seinen Smart-TVs schreibt:

"Bitte beachten Sie, dass, wenn Ihre gesprochenen Worte persönlicher Natur sind oder sensible Informationen beinhalten, diese Informationen eingefangen werden und diese Daten an einen Dritten durch die Nutzung der Spracherkennung übertragenen werden."

Im original Englischen lautet diese umstrittene Klausel: "Please be aware that if your spoken words include personal or other sensitive information, that information will be among the data captured and transmitted to a third party through your use of Voice Recognition".

Dass überhaupt Dritte bei einer Spracherkennungs-Funktion involviert sind, liegt daran, dass ein Sprachbefehl, wie zum Beispiel "Bitte schalte den Fernseher auf das ZDF um", an einen Dienstleister weitergeleitet wird. Dieser Dienstleister übersetzt den Sprachbefehl und erst dann kann der Fernseher die gewünschte Aktion – wie ein Umschalten in ein anderes Programm - starten.

Allerdings: Warum die Bearbeitung einer Anfrage für die Spracherkennung online geschehen muss und nicht offline, ist unklar. Denn Übersetzungsdienste wie beispielsweise Google Translator bieten in ihrer App auch eine Offline-Funktion an.

So lädt man sich im Falle eines Offline-Übersetzers zunächst einmal die Sprachen, in welche man einen Sprachbefehl übersetzt haben möchte, komplett herunter. Ab dem Zeitpunkt wo zum Beispiel Deutsch und Englisch als Sprachpakete im Smartphone Translator Tool von Google komplett heruntergeladen wurden, kann im Ausland die Spracherkennungs-Software komplett offline für die beiden Sprachen angewendet werden.

Samsung versucht Wanzen-Geschichte wieder einzufangen

Um die weltweite Aufregung zum Samsung-Lauschangriff zu mildern, teilte das südkoreanische Unternehmen nun mit, man werde sich darum bemühen, die Datenerfassung für Smart TV zu verbessern. Schon heute können Nutzer von Smart TV eine Spracherkennung deaktivieren.

Allerdings ist auch das längst Alltag: Eine Spracherkennung kann ohne Wissen des TV-Besitzers fremdgesteuert eingeschaltet werden. Die Wanze im eigenen Zimmer – früher war es ein exklusives Mittel der Spione, heute scheint es immer mehr Alltag zu werden.

Samsung bemühte sich auf Grund der weltweiten Aufregung nun eilig hinterherzurufen, wonach man sich darum bemühe, "branchenübliche Sicherheitsmaßnahmen und Praktiken, einschließlich der Datenverschlüsselung" auch auf Smart TV walten zu lassen. Dies solle auch "persönliche Informationen der Verbraucher sichern und eine unbefugte Erhebung oder Verwendung von persönlichen Daten verhindern."

Es ist nicht das erste Mal, dass Smart-TVs erhebliche Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre auslösen. Bereits im Jahr 2013 war der südkoreanische Samsung-Konkurrent LG Electronics mit seinem Smart-TV in ähnliche Wanzen-Schlagzeilen geraten:

Damals hatte man LG vorgeworfen, Informationen über die Sehgewohnheiten der Nutzer von Smart-TVs von LG einfach zu sammeln und ohne Zustimmung und ohne Verschlüsselung die gesammelten Daten an Drittanbieter über die Internetleitung weiterzuleiten.

Zudem hatte LG die Benutzerdaten hinsichtlich des persönlichen Wohnorts, Alters und Geschlechts ausgewertet, wobei LG versucht haben soll, daraus Nutzerprofile zu erstellen.

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