Legendär sind Berichte über seine angeblich pedantischen Anweisungen gegenüber Bediensteten, gefürchtet seine teils "menschenverachtende Führung", berichtet einer, der für ihn arbeitete. Nun also tritt Abercrombie & Fitch CEO Michael S Jeffries ("Mike") zurück. Dabei lässt sich seine Bilanz im Modegeschäft sehen, aber der Aktienkurs dümpelt seit Jahren vor sich hin:
Immerhin verwandelte "Mike" die einst eher biedere Marke Abercrombie zu einem Highlight der Teenager und jungen Erwachsenen. Dass die Kleider oft schick aussahen, aber die Stoffe nicht immer erste Wahl waren, störte viele nicht. Ob Akademiker, junge Abteilungsleiter oder Hauptschüler – Abercrombie war und ist für viele Kult.
Doch seit bald zehn Jahren kriselt es im Unternehmen. Sinnbildlich dafür sind auch Abercrombie-Filialen in Deutschland: Die lukrativen schicken und ausgefallenen Standorte in der Frankfurter Zeil oder Münchner Sendlinger Straße wirken manchmal wie ausgestorben – jedenfalls für die teuren Standorte erstaunlich leer. Nur bei Neueröffnungen stehen die Leute bei Abercrombie immer noch Schlange - Schlange vor den hübschen Jungs mit nackten Oberkörpern, den erotischen Markenzeichen von Abercrombie & Fitch.
Immerhin führte Michael Jeffries als CEO Abercrombie & Fitch gut 20 Jahre. Und mit 70 Jahren kann auch eine Modediva wie Jeffries an den gemütlicheren berühmten Unruhezustand im fortgeschrittenen Alter denken.
Eines ist klar: Der Druck auf die Kultmarke Abercrombie & Fitch nimmt zu. Wettbewerber wie "Fast Fashion", "Forever 2", "Inditex" oder die spanische Modekette für Schlanke, "Zara", sitzen dem Kultlabel aus den USA im Nacken.
Für eine hitzige Kontroverse sorgte Jeffries vor Monaten, als er sagte, wonach seine Modemarke nichts für "Dicke" sei. Was eher als beiläufige laxe Bemerkung gedacht war, sorgte für einen Shitstorm, einige sagen sogar für einen nachhaltigen Imageschaden für Abercrombie.
Das neue Führungsteam bei Abercrombie wird vorerst unter anderem aus Chief Operating Officer Jonathan Ramsden bestehen, Abercrombie & Fitch Markenpräsident Christos Angelides sowie dem Präsidenten der Hollister Marke, Fran Horowitz.
Nach Bekanntwerden des Rücktritts von Michael Jeffries stieg der Aktienkurs von Abercrombie & Fitch Co. am Dienstag um 6,94 % Prozent auf 28,18 Dollar an der New York Stock Exchange. Im 5-Jahres-Vergleich legte die Abercrombie-Aktie um schwache 2,71 % zu. Die Marktkapitalisierung (M USD) liegt bei 2,003 Milliarden Dollar.
Im 10-Jahres-Trend musste Abercrombie aber einen regelrechten Absturz des Aktienwertes hinnehmen. So lag der Aktienkurs an der Frankfurter Börse im November 2004 tageweise bei fast 60 Euro, stürzte dann mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008 auf rund 24 Euro ab, konnte sich zwar leicht seither erholen - aber nicht mehr an die alten Hochs anknüpfen:
Immerhin gab es ein erneutes deutliches Aktienhoch im Juni 2014 – da lag der Aktienkurs bei teils über 40 Euro, um jetzt wieder bei unter 25 Euro zu liegen. Mag sein, dass dieser erneute Absturz auch Abercrombie CEO und Mitinhaber Michael Jeffries ein Zeichen war, vielleicht doch einmal den geliebten Chefsessel zu räumen.
Die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg umschreibt das Leistungsportfolio von Abercrombie wie folgt: "Abercrombie & Fitch Co. ist ein Fachhändler, der mit Geschäfte und dem Direct-to-Consumer-Betrieb arbeitet. Durch diese Kanäle vertreibt die Gesellschaft: lässige Sportswear-Bekleidung einschließlich gestrickten und gewebten Hemden, T-Shirts, Fleece, Jeans und gewebten Hosen, Shorts, Strickjacken und Oberbekleidung, Körperpflegeprodukte und Accessoires für Männer, Frauen und Kinder."