Google-Beteiligung Uber wird in Google Maps für Android und iOS integriert

Schon heute gehört Google bei einem Umsatz von über 70 Milliarden US-Dollar und 13 Milliarden Dollar Gewinn im Jahr zu den effizientesten und reichsten Mega-Konzernen der Welt. Mit der Integration von Uber vollzieht die Google Inc. aus ihrer Sicht einen logischen Schritt hin zum erklärten Ziel, in allen Geschäftsfeldern der größte und mächtigste Anbieter werden zu wollen:

Grafik: Google Company
netz-trends.de zählte 79 Google-Standorte weltweit. Kontinental betrachtet sind die meisten in der EU - der wohl wirtschaftlich wichtigsten Google-Region.

Der amerikanische Internet-Gigant Google Inc. kündigte an, sein Beteiligungs-Unternehmen Uber auch im Kartendienst Google Maps für das Google Betriebssystem Android (Handys, Tablets) und das Betriebssystem von Apple, iOS, integrieren zu wollen. Damit möchte sich Google ein weiteres Geschäftsfeld weltweit für die Zukunft sichern, so scheint es.

Das gilt für den Bereich der Vermittlung von Finanzprodukten (Versicherungen, Kredite über Google Compare), im Bereich der Produkt-Verkäufe (Google Products), im Bereich der Vermittlung von Flügen (Google Flights), von Hotels (Google Hotelfinder), im Bereich der Online-Werbung (Google AdWords, Google Adsense), im Bereich des vollelektronischen Automobilbaus (Google selfdriving Car) oder im Bereich der integrierten Karten-Dienste (Google Maps).

Während die Google Inc. sagt, sie habe das Recht alle Geschäftsfelder, in denen es tätig sein möchte, zu bedienen, werfen weltweit immer mehr Kritiker Google vor, ein "bestehendes und erdrückendes" Internet-Monopol - nämlich die Google-Suchmaschine Google - zu nutzen, um "in vielfältiger Weise für erhebliche Wettbewerbs-Verzerrungen zu sorgen".

Macht von Google wächst: 400 Unternehmen legten Wettbewerbs-Beschwerde in der EU ein

Aus diesem Grunde hatten unlängst 400 Unternehmen bei der EU-Kommission in Brüssel eine grundlegende Wettbewerbs-Beschwerde über Google eingereicht. Besonders stört viele Anbieter – darunter zahlreiche aus Deutschland - dass sie schon heute an Google Milliarden Werbegelder abdrücken müssten, um überhaupt Geschäfte im Internet tätigen zu können. Doch nicht nur das: Google nutze die Werbekonten der Kunden, um aus dem dort angesammelten Wissen eigene Geschäftsfelder hochzuziehen und sich somit von Anfang eine Poleposition zu sichern.

Dies geschehe einerseits dadurch, dass Google Einblick in die Google Kundenkonten für Werbeschaltungen, also Google Adsense und Google AdWords habe und somit länderübergreifend über Jahre und Regionen hinweg wisse, welche Schlüsselworte in der Werbung zum erwünschten Produktkauf führen (man spricht von einer conversion rate). Genau solches Wissen müssen sich normale Anbieter teils mit Hunderten Millionen Euro an Google zu zahlende Werbegelder erst einmal erarbeiten.

In Deutschland gibt es Unternehmen, die bereits über 1 Mrd. Euro an Google überwiesen

In Deutschland gibt es bereits Unternehmen, die über 1 Milliarde Euro an Werbegeldern an Google überwiesen haben. So viele Werbegeld hat noch nie ein Medienkonzern von einem einzelnen Kunden in nur 10 Jahren eingenommen. Das zeigt gleichzeitig die unglaubliche und stetig wachsende Macht durch Zentralisierung von Google.


Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass Google nicht nur Milliarden Werbegelder von Kunden entgegennehme, sondern obendrein eigene Google Produkte in der Platzierung und Präsentation gegenüber den Kunden bevorzugt würden. Dieser Vorwurf wiegt schwer.

Eine gute Platzierung in der Suchmaschine von Google ist deshalb dringend erforderlich, da nach Erfahrungen von netz-trends.de gut 25 Prozent aller Klicks auf den ersten Treffer gehen und gut 50 Prozent auf die ersten drei Treffer. Alleine die erste Such-Index-Seite von Google vereint gut 80 Prozent aller tatsächlich angeklickten Beiträge. Auf die dann folgenden Google-Seiten kommen die restlichen 20 Prozent.

"Seitdem Google sein Produkt, ‚Google Products‘ noch stärker verkaufen möchte, kommen beispielsweise deutsche etablierten Produktvergleichs-Portale wie billiger.de, aber auch idealo.de, im Google Search-Index teils erheblich schlechter vor, als zuvor", sagte beispielsweise ein sehr guter Google-Kenner gegenüber netz-trends.de.

Dazu muss man wissen: idealo gehört zur Axel Springer SE. Deren Seo, Mathias Döpfner, hatte vor einigen Monaten in einem weltweit von Hunderten Medien nachgedruckten Zitat geäußert, die deutschen Medienhäuser hätten "Angst vor Googles Machtfülle", welche zu Wettbewerbsverzerrungen in erheblichem Ausmaß führe oder führen könne.

Google kann die Sichtbarkeit einer Webseite über Nacht im Google-Suchindex eliminieren

Dass Google seine Macht massiv ausspielen kann und auch teils ausspielt, zeigt sich daran, dass bestimmte Webseiten im Google Such-Index - also jenem Ergebnis, das nach Suchanfragen dem Verbraucher angezeigt wird - teils über Nacht fast verschwunden waren.

Offiziell behauptet Google dann gerne, die betreffende Webseite habe irgendwelche Fehler gemacht (zum Beispiel Links verkauft und sich damit in Konkurrenz zum Google Adsense-Werbesystem gestellt), oder habe an "Qualität" verloren. Auch wenn das durchaus vorkommen mag, so gibt es unzählige Beispiele im Markt, in denen nichts dergleichen geschehen ist und dennoch die Sichtbarkeit in Google dramatisch eingebrochen ist.

Doch eine geringere Sichtbarkeit in Google führt umgehend zu Umsatzeinbrüchen. Verliert ein Portal beispielsweise 50 Prozent Sichtbarkeit in Googles Suchergebnissen, bedeutet dies schnell Umsatzrückgänge von 50 Prozent.

Ein Verlust von Sichtbarkeit in Google lässt sich für die betroffenen Webseiten sehr schnell in dem Kundentool von Google, dem Google Webmaster Tool, nachvollziehen. Hier wird angezeigt, wie oft eine Webseite pro Tag von Google in die Suchergebnisse ausgeliefert, also ausgespielt wird. Nimmt Google die Sichtbarkeit, also Auffindbarmachung einer Webseite im Google Search-Index heraus oder reduziert diese, kann über Nacht die Einblendung dieser Webseite in den Google-Suchergebnissen von beispielsweise 20.000 Einblendungen am Tag (bei kleineren Webseiten) auf nur noch 2.000 erfolgen. Das bedeutet: Man ist letztlich nicht mehr auffindbar in Google, die Webseite wäre tot.

99 Prozent der deutschen Webseiten erhalten 95 Prozent ihrer Nutzer über Google

In Deutschland erhalten nach Schätzungen 99 Prozent aller Webseiten über 95 Prozent ihres Traffics direkt über Einblendungen von Google im Google-Suchindex. Nur wenige ganz große Marken-Webseiten, wie jene von BMW oder Spiegel-Online, auch bild.de, erreichen nach Schätzungen über 50 Prozent ihrer Seitenzugriffe durch eine direkte Adress-Eingabe im Web-Browser.

Nun befürchten Kritiker, dass die erneute Integration eines Google-Produktes direkt in Google-eigene Angebote, dieses Mal des Taxi-Konkurrenten Uber in Google Maps, auch im Bereich der Personenbeförderung mit Hilfe der Google Inc. zu einer weltweiten Verlagerung weg vom Taxigewerbe hin zum US-Unternehmen Uber führen könne, an welchem eben Google beteiligt ist. Dabei kann davon ausgegangen werden: Ohne einen permanenten Push durch Google – auch im Bereich des Google-eigenen Apps-Stores, Google Play, in allen Android-Geräten – wäre Uber niemals in so kurzer Zeit weltweit ein solches Erfolgsunternehmen geworden.

Vor allem dank der Marktmacht von Google lässt sich heute faktisch jede App und damit jede Dienstleistung zu einem Welterfolg machen. Denn Googles Macht beruht nicht nur auf der Internet-Suchmaschine (90 Prozent aller Deutschen nutzen Google; Wettbewerber wie Bing.com haben kaum eine Chance), sondern auch auf der Google-Macht auf den Smartphones und Tablets.

So ist es Google innerhalb weniger Jahre gelungen, dass das Google Betriebssystem Android und der Google Monopol-Suchanbieter für Apps, Google Play, bereits auf über 1 Milliarde Smartphones angeboten wird. Das Ziel lautet laut der Google Inc.: man wolle diese Nutzerzahl auf 2 Milliarden Personen weltweit erhöhen. Das wäre dann bald jeder 3. Mensch auf dem Globus, der direkt von Google im Bereich der App-Ausspielung abhängig wäre. Denn die Google Inc. Entscheidet, welche App auf welchem Platz in Googles App-Store Google Play eingeblendet wird. Dabei ist es durchaus so, dass in fast allen die Wirtschaft betreffenden Bereichen vor allem amerikanische App-Anbieter bevorzugt auch den Deutschen eingeblendet werden. Das ist zumindest die Erfahrung von netz-trends.de.

Die EU verfolgte jahrelang Microsofts Macht mit Sanktionen

Im Gegensatz zu Microsoft, ein ebenfalls amerikanisches Unternehmen das von der EU über Jahre hinweg wegen einem angeblichen Marktmachts-Missbrauch im Bereich der Web-Browser (Internet Explorer) hart verfolgt und sanktioniert worden ist (über 1 Milliarde Dollar Strafe), hat die EU sich bislang vor dem Thema eines möglichen Marktmachts-Missbrauch durch die Google Inc. gedrückt.

Microsoft hatte man vorgeworfen, durch die ausschließliche Integration des Microsoft-Webbrowsers Internet Explorer im Microsoft-Betriebssystem Windows den Wettbewerb zu verhindern. Erst durch eine zwangsweise vorgeschriebene Integration von auch anderen Browser-Anbietern in Windows im Gebiet der Europäischen Union konnte dieses Monopol beendet werden.

Aber auch hier spielte die Macht von Google eine erhebliche Rolle: Denn der Google-Webbrowser Google Chrome wird weltweit seit 2008 standardmäßig permanent auf der Google-Startseite zum Download prominent angeboten - auch aggressiv, indem man permanent aufgefordert wird, ob man Google Chrome nicht herunterladen wolle oder zu seinem Standard-Browser machen wolle. So gelang es Google mit Google Chrome seinen Marktanteil weltweit auf schätzungsweise über 30 Prozent auszubauen und damit Microsofts Internet Explorer deutlich zu verdrängen.

Sigmar Gabriel brachte ein Kartellverfahren gegen Google ins Gespräch

Während der deutsche Bundeswirtschafts-Minister Sigmar Gabriel (SPD) bereits indirekt in einem Aufsatz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) äußerte, er könne sich auch eine kartellrechtliche "Zerschlagung" der Google Inc. vorstellen, erklärten andere Kritiker, man könne die Google-Macht sehr schnell dadurch reduzieren, indem alle Internet-Suchmaschinen-Betreiber gezwungen würden, auf ihren jeweiligen Such-Startseiten in einem Karo-Muster unterschiedlichste Mitbewerber von Internet-Suchmaschinen gleichwertig einzublenden.

Die letzte große kartellrechtliche Zerschlagung fand in den USA vor über 100 Jahren statt: Damals hatte ein Gericht nach einem umfangreich vom amerikanischen Staat angestrengten Kartellverfahren das gigantische Öl-Monopol der Rockefellers zerschlagen. Heute lebt dieses Mega-Konstrukt aber weiter - und zwar im weltgrößten Ölkonzern Exxon Mobil:

Die Macht der Rockefellers lässt sich auch daran ablesen, dass nur wenige Jahre nach dem Kartellamtsverfahren gegen Rockefeller, die Rockefeller-Familie in den 1930er Jahren direkt in Manhattan das Rockefeller-Center erbaute. Das Rockefeller-Hochhaus steht noch heute und zieht vor allem zur Weihnachtszeit jährlich Hunderttausende an. Das bedeutet: Trotz der kartellrechtlichen Zerschlagung konnte die Macht dieses Öl-Imperiums nicht wirklich eingedämmt werden. Immerhin aber wurde der Markt geöffnet für ein Handvoll Mitbewerber.

Eines muss man Google aber nach wie vor lassen: Im Gegensatz zu Microsofts Suchmaschine Bing.com spielt die Internetsuchmaschine Google zumindest im Bereich der Nachrichten-Webseiten Treffer von kleineren Webseiten deutlich häufiger ein. Das bedeutet: Tendenziell haben kleine Webseiten-Betreiber in Google immer noch die bessere Chance etwas aufzubauen, als in Bing.com.

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