Vermittler-Plattformen von privatem Raumraum an Touristen erhalten in der Regel eine Provision für die Vermittlungs-Dienstleistung. Angeblich handele es sich bei der nun ausgesprochenen Geldstrafe gegen Airbnb, schreibt zumindest der Guardian, um einen bislang einmaligen Bestrafungs-Vorgang. Auch in der deutschen Hauptstadt Berlin nimmt der Druck auf private Vermietungen an Touristen zu. So hatte kürzlich die Landesregierung von Berlin beschlossen, dass private Appartements oder Häuser nicht mehr an Touristen untervermietet werden dürfen:
Airbnb ist vor sechs Jahren 2008 in den USA gegründet worden und zählt neben Webseiten wie der deutschen wimdu (wimdu.de) zu den erfolgreichsten Ferienplattformen für private Unterkünfte weltweit. Wie wimdu verzeichnet Airbnb über 300.000 private Unterkünfte auf dem Globus: Ob in New York, München oder Wien - immer mehr Bürger versuchen durch private Vermietungen an Touristen ihre Haushaltskasse aufzubessern.
An der deutschen wimdu ist neben einer kanadischen Investmentfirma auch Rocket Internet der Samwer Brüder beteiligt. Bereits 2011 konnte wimdu in einer Finanzierungsrunde rund 90 Millionen Dollar einsammeln. Doch wissen Internet-Unternehmen, die weltweit wachsen möchten, dass solches Geld auch sehr schnell für Google-Werbung (Google Adwords) & Co ausgegeben ist.
Dennoch nimmt der Trend zur privaten Untervermietung an Feriengäste für einen begrenzten Zeitraum in vielen Städten an Fahrt zu. Dabei dürfte die anhaltende Weltwirtschaftskrise durchaus ihren Anteil haben: Gerade in Städten wie Athen, Madrid, Rio de Janeiro oder Barcelona gibt es Tausende Bürger, die durch Vermietungen von privaten Räumlichkeiten an Touristen versuchen finanziell Monat für Monat über die Runden zu kommen.
Obwohl auch die deutsche Plattform für die Vermietung von privatem Wohnraum, wimdu, bereits 300.000 Unterkünfte anbieten kann und damit nicht mehr meilenweit hinter Airbnb hinterherhinkt, brüstet sich das in den USA gegründete Portal Airbnb gerne damit, man sei 10 Mrd. US-Dollar wert.
Allerdings bestrafte die zuständige Lokalregierung für Barcelona nun wohl nicht nur Airbnb, sondern angeblich sieben weitere Webseiten, deren Geschäftsmodell die Vermittlung von privatem Wohnraum an Touristen ist. Sollte Airbnb auch in Zukunft gegen spanische Auflagen verstoßen, könnte das Portal sogar per Gerichtsbeschluss in Spanien blockiert werden. Hinter den Bestrafungs-Aktionen stehen mehrere kommunale Interessengruppen: Sowohl das Stadtmarketing, das Tourismus lieber reguliert in Barcelona sieht - also in Hotels oder Hostels - sowie die Hoteliers, die Hotels teuer unterhalten müssen.
So beklagen denn Hoteliers in Barcelona die Tendenz zur privaten Vermietungen von Wohnraum an Touristen vor allem mit dem Argument, wonach es sich um unfairen und unlauteren Wettbewerb handele. Grund: Private Vermietungen hätten nicht die gleichen Sicherheitsstandards einzuhalten, wie es Behörden den Hotels vorschreiben würden. Dem entgegnen mehrere Bürgerinitiativen in Spanien, wonach die nach wie vor steigenden Mietpreise in Städten wie Barcelona Schuld seien, dass Menschen ein Zimmer an Touristen oder andere Reisende untervermieteten.
Doch auch Nachbarn von Wohnungen, welche an Touristen vermietet werden, sind in klassischen Touristenstädten wie Barcelona mittlerweile genervt: Gehe es in solchen Wohnungen doch häufig zu wie auf dem Bahnhof - ein ständiges Kommen und Gehen von wildfremden Leuten. Es dürfe nicht sein, sagt beispielsweise Reme Gómez von der Bürgerinitiative "Barrí Gòtic neighbours association" (spanisch: Associació de veïns i veïnes del Barri Gòtic), das normale Mieter durch permanente Ein- und Auszüge von unbekannten Personen sich wie in einem Partyhaus vorkämen.
Auf ihrer Webseite http://avbarrigotic.blogspot.de/ fordert Aktivistin Reme Gómez zudem die Bewohner von Barcelona auf, sich in einer Volksabstimmung gegen private Untervermietungen an Touristen zu engagieren: "Wir werden gezwungen wie in einem Hotel zu wohnen, obwohl wir selbst Mieter von privaten Wohnungen sind", attackiert sie die privaten Untervermietungen an Touristen in Barcelona.
Der Unterschied sei aber obendrein der, sagt sie, dass in einem Hotel eine gewisse Nachtruhe herrsche - nicht aber in privaten untervermieteten Wohnungen mit Laufkundschaft. Hier sei häufig in einer Stadt wie Barcelona noch nachts um 2 Uhr Rambazamba. Ganz nach dem Motto: Nach mir die Sintflut, ich bin ja eh in einem Tag wieder ausgezogen.
Dem zunehmenden Druck gegen private Vermietungen versuchten nun in Barcelona 200 Untervermieter entgegenzutreten. Auf einer Demonstration machten sie ihrem Ärger Luft, dass es immer schwieriger werde in Barcelona ein Zimmer an Touristen zu vermieten. Auch machten sie darauf aufmerksam, wonach nicht in jeder privaten Wohnung, in welcher ein Tourist lebe, es wie auf einer Partymeile zugehe.
Airbnb versucht der zunehmend kritisch bis ablehnenden Haltung einiger vor allem europäischer Stadtregierungen nun mit einer Studie zu entgegnen. Demnach rechnete man vor, wonach die Untervermietung an Touristen einer Stadt wie Barcelona angeblich zusätzliche Einnahmen in Höhe von 128 Mio. € im Jahr generiere. Allerdings sind solche Berechnungen kein Neuland:
Auch jedes Theater, das in einer Stadt geschlossen werden soll, zieht gerne ähnliche Studien aus der Schublade. Hinzu kommt: Natürlich könnt man ebenfalls sagen, dass Touristen in ein Hotel ziehen könnten und dass dieses der Stadt beschäftigungspolitisch entgegen käme. Denn im Gegensatz zu privaten Wohnungen beschäftigt ein Hotelbetrieb Personal und zahlt entsprechend Steuern:
Doch kommen nicht nur die Portale für eine Wohnraum-Vermittlung an Touristen in einigen Städten unter Druck, sondern auch Privatauto-Fahrservices wie die amerikanische Uber-App. Uber – ein Unternehmen an dem auch Google beteiligt ist – machte in den vergangenen Wochen in Deutschland Schlagzeilen. Grund: Die Taxifahrer beklagen, ähnlich den Betreibern von Hotels, wonach sie sich umfangreichen behördlichen Regulierungen gegenüber sehen würden, ein Konkurrenzfahrer der Uber-App sich diesem aber entziehen könne.
So geht denn auch Barcelona gegen Uber-Fahrer vor. Es wird berichtet, wonach hier bereits Strafen von bis zu 6.000 Euro an Uber-Fahrer verhängt worden seien. Auch in Berlin teilte die Regierung kürzlich mit, man werde Uber keine Fahr-Genehmigung für Berlin erteilen.