Einstige Piraten-Musikbörse? Songza von Google für $ 39 Mio gekauft

Dass Songza - das Unternehmen sitzt auf Long Island City, NY - bislang weder in Europa, noch den USA wirklich bedeutend ist, zeigt sich daran, dass er trotz seiner sieben Jahre alten Unternehmung in Facebook bislang gerade einmal 40,092 Facebook-Fans hat. Zum Vergleich: Selbst deutsche Fachmagazine mit einem eher engen Nutzer-Fokus im Marketing-Bereich, wie Werben & Verkaufen, bringen es auf 73.940 Facebook-Fans. Der kleinere Konkurrent Horizont kann auf 47.630 Facebook-Fans verweisen. Noch schlimmer sieht es beim wichtigen Seo-Kriterium, dem Systrix-Wert für Songza aus: Hier wird eine glatte Null angezeigt:

Das amerikanische Internet-Konglomerat Google Inc. kauft für 39 Millionen US-Dollar den am 8. November 2007 gestarteten amerikanischen Musikstreaming-Dienst Songza, die Songza, Inc. Das Motto von Songza: "Share-worthy music moments", beziehungsweise "Songza - Listen to Music Curated by Music Experts". Nicht klar ist, ob der Dienst zum Zeitpunkt seiner Gründung, 2007, nach EU-Recht eigentlich zulässig gewesen wäre. So lautete damals das Motto, wonach man jeden Musiktitel hören dürfe. Nach EU-Urheberrecht dürfte so etwas problematisch gewesen sein und an eine Piratenbörse erinnern.

Seo steht für Search Engine Optimization, also der Optimierung einer Webseite für die Internet-Suchmaschinen. Systrix gibt an, wie präsent eine Webseite im jeweiligen Internet-Bereich ist. Zum Vergleich: Das Online-Nachrichtenportal netz-trends.de bringt es auf einen Systrix-Wert von 0,5 – das ist im Vergleich zu den sehr großen internationalen Nachrichtenportalen wenig, aber immer noch mehr als von Songza.

Zeiten des kostenlosen Musik Downoads sind vorbei

Die Google-Akquisition im Musikbereich zeigt einmal mehr, dass die Zeiten, in den Napster & Co durch kostenlose Musikdienste für Schlagzeilen sorgten, endgültig vorbei sind. So erkennen immer mehr Internet-Nutzer und Verbraucher, dass eine Dienstleistung auch im Internet Kosten nach sich zieht, die man bezahlen muss und auch fairerweise bezahlen sollte. So kostet die Nutzung des Musik-Streamingdienstes Songza pro Nutzer 99 Cent. Songza spielt in Europa, auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, bislang keine Rolle.

Songza selbst schreibt an seine Nutzer zur Google-Übernahme: "Du weißt, warum wir es lieben, Songza aufzubauen? Da Du uns vertraust, jeden Moment Deines Lebens besser zu machen – und das ist eine große Ehre für uns. Heute sind wir absolut angeturnt mitzuteilen, dass wir dabei sind, ein Teil von Google zu werden. Wir können uns kein besseres Partner-Unternehmen vorstellen, um unser Ziel, den perfekten Soundtrack für jeden Moment in Deinem Leben Dir zu bieten. Es wird keine abrupten Veränderungen bei Songza geben. Nur den: Wir möchten den Dienst noch schneller machen, smarter und sogar noch unterhaltsamer als bislang".

"Wir sind angeturnt Teil von Google zu werden"

Die englische original Meldung heist: "You know why we love building Songza? Because you trust us to make every moment of your day better — and that is a huge honor. Today, we are thrilled to announce that we are becoming part of Google. We can’t think of a better company to join in our quest to provide the perfect soundtrack for everything you do. No immediate changes to Songza are planned, other than making it faster, smarter, and even more fun to use."

Ob der Dienst Songza wirklich 39 Millionen US-Dollar wert ist, das ist mal wieder müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Aber man kann wohl davon ausgehen, dass der Preis unter üblichen betriebswirtschaftlichen Maßstäben deutlich zu hoch ist. So kommt der Musikdienst auf gerade einmal 40,092 Facebook-Fans. Das ist zwar nicht das wichtigste Kriterium, sagt aber doch etwas aus. Dass immer mehr Unternehmen Facebook-Fans durch Gewinnspiele und ähnliches hinzukaufen, sei einmal dahingestellt.

Auch Apple ist auf Musik-Einkaufstour

Google ist nicht das einzige Unternehmen, das derzeit versucht, sein Standing in der Online-Streaming-Musikbranche auszubauen. Der reichste US-Konzern, Apple (über 150 Milliarden US-Dollar an Barreserven), kaufte kürzlich beispielsweise Beats Musik. Auch wenn Songza als Musikdienst bereits seit sieben Jahren im Internet unterwegs ist, so gibt es die dazugehörige App erst seit drei Jahren.

Bereits 2007, kurz nach dem Start, verlautbarte die amerikanische Musik-Plattform, die damals etwas piratenhaftes an sich hatte, da sie damals freimütig damit warb, wonach man jeden Song anhören könne ("Songza lets you listen to any song or band. Search for it"). Heute fragt man sich: Hat das denn nicht beispielsweise gegen das deutsche Urheberrecht im Sinne der Gema verstoßen? Denn damit plagt sich seit geraumer Zeit und zunehmend die Google-Tochter YouTube herum. Doch bereits kurz nach dem Start, 2007, verlautbarte der Ami-Musikdienst stolz: "Songza has been nominated as a Crunchie finalist for Best Design/UI".

Jedenfalls klingt der Start von Songza verdächtig nach kino.to - einer weltweit erfolgreichen einstigen Sharing-Plattform für Filme, die die umstrittene "Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen" (Ines; auch bekannt als Antikorruptionseinheit Sachsen) brachial mit Haft und Razzien für die Betreiber hochgehen ließ. Doch in den USA ist man gegenüber Internet-Unternehmen generell liberaler. Die Freiheit im Netz gilt dort als höheres Gut, als in Deutschland, besonders als in Sachsen (Regierung aus CDU/FDP; Landtagswahl steht Ende August an; SPD und LINKE haben gute Chancen auf einen Regierungswechsel).

Die Songza App ermöglicht – wie andere Musikdienste – eine individuelle Playlist mit empfohlenen Songs. Man darf wohl davon ausgehen, dass Google vor allem an dieser App Interesse hat. Denn mit YouTube ist Google bereits megastark und marktdominierend im Musikbereich unterwegs.

Angeblich, behauptet Songza, könne die eigene App besser als andere Musikapps "kuratieren", was bedeuten soll, dass persönliche Musik-Vorlieben besser in den Search-Results berücksichtig würden. Doch solche Dinge behaupten viele Apps von sich.

Songza habe derzeit nach eigenen Angaben rund 5,5 Millionen Nutzer. Jeder Nutzer zahlt eine Gebühr von $ 0,99 pro Woche. Die IP des Musikstreamings wird mit der Location Virginia - Ashburn - Amazon.com Inc. Angegeben. Was Amazon mit dem Dienst zu tun hat, das konnte netz-trends.de bislang nicht herausfinden.

Wird Google wettbewerbsrechtlich sauber seine neue Musikapp nicht anderen bevorzugen?

Interessant dürfte künftig sein, inwiefern Google seine eigene neue Musik App Songza im Android Google Play Store wettbewerbsrechtlich sauber gegenüber anderen Anbietern rankt. Wie in zahlreichen Branchen fällt auf, dass deutsche Musikapps kaum unter den ersten Google-Treffern zu finden sind. Da fragt man sich: Steckt dahinter System von Google Play oder ist es Zufall: "Wir haben bei Google Play kaum Chancen mit irgendeiner App gut gerankt zu werden, obwohl wir teils bessere Apps machen, als jene, die in Google Play ganz oben gelistet werden - meist nämlich amerikanische", sagt ein großer App-Hersteller aus Berlin zu netz-trends.de.

Gibt man derzeit beispielsweise mit Standort Leipzig, Germany, das Keyword "musik app zum download" ein, gelangt man noch nicht zu vorderst auf songza, sondern auf die folgenden Anbieter:

MP3 Musik Downloader (Sound Crew Inc; Zhang San, USA / Kalifornien), auf Platz zwei folgt 'Kostenlose musik-Download' (Anbieter: wird nicht auf Startseite von Google Play genannt; Netz-Trends.de-Recherche ergab: Kein Ergebnis). Auf Platz drei kommt Shazam – Musik (Shazam Entertainment Limited, UK / London), Platz vier belegt 'musiXmatch Songtexte' (Anbieter: wird nicht auf Startseite von Google Play genannt;Netz-Trends.de-Recherche ergab: musiXmatch s.p.a, Italien / Milano). Den fünften Platz belegt 'Musik-Download' (Anbieter: wird nicht auf Startseite von Google Play genannt; Netz-Trends.de-Recherche ergab: Kein Ergebnis).

Deutsche Anbieter sind kaum auf den vordersten Google Play Treffern - warum?

Beim Keyword "musik app zum selber mixen" bietet Google Play auf dem netz-trends.de Test-Handy mit Standort Leipzig, Germany an: Party Mixer DJ player (Prizmos Ltd, Bulgaria), Shazam-Musik (Shazam Entertainment Limited, UK / London), Kostenlose Musik-Download (Anbieter: wird nicht auf Startseite von Google Play genannt; Netz-Trends.de-Recherche ergab: Kein Ergebnis), MP3 Musik Downloader (Sound Crew Inc; Zhang San, USA / Kalifornien), Wireless Mixer (Anbieter: Borce Trajkovski, Macedonia).

Gibt man direkt den Namen des von Google nun aufgekauften Musikanbieters Songza in Google Play ein, also "songza", gelangt man auf folgende Treffer. SoundCloud (Anbieter: SoundCloud Limited UK / Netz-Trends.de-Recherche ergab: operative Zentrale in Deutschland / Berlin), Vevo (Anbieter: VEVO LLC, USA), Shazam – Musik (Shazam Entertainment Limited, UK / London), Photo Water Reflection (Anbieter: Wird nicht genannt; Netz-Trends.de-Recherche ergab: Dinh Lang, Vietnam / Ho Chi Minh City), Musiksuche (MP3 Demons; Netz-Trends.de-Recherche ergab: Firma der App kaum auffindbar, wahrscheinlich in Polen, da eMail-Kontakt über Jadwiga Adamczyk nach Polen: jadwigaadamczyk.po).

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