Schock: Münchener Abendzeitung insolvent / Kartellamt Mitschuld?

Der Schock über das mögliche Ende der Abendzeitung kommt nicht nur für die Redakteure, Verlagsangestellten, Techniker und den Vertrieb der berühmten AZ, sondern auch für die gesamte deutsche Medienszene. Die AZ genoss faktisch überall hohe Achtung und Anerkennung. Mit dem möglichen Ende der AZ würde ein sehr großes Stück Münchner Kultur sterben.

Legendär aus der TV-Serie Kir Royal: Die Münchener Abendzeitung. Viele fragen sich nach der Insolvenz: kann die Zeitung doch noch gerettet werden?

Eine der besten und legendärsten Tageszeitungen in Deutschland, die Münchner Abendzeitung (AZ), hat am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Deutschlandweit berühmt wurde sie durch Helmut Dietls TV-Serie von 1986, Kir Royal mit Ruth Maria Kubitschek und Franz Xaver Kroetz in den Hauptrollen.

Auch für die berühmte Münchner Verlegerfamilie Friedmann dürfte der Schock sehr groß sein - war sie doch seit Ende des Zweiten Weltkriegs die führende Verlegerfamilie in München. Vor wenigen Jahren musste bereits die Nürnberger Abendzeitung aus nicht mehr handhabbaren Kostengründen eingestellt werden.

Die Redaktion der AZ selbst teilte nun mit: "Familie Friedmann als Eigentümerin sieht sich nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Wir alle, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AZ, hoffen, dass ein Investor gefunden wird, damit unsere Zeitung weiter erscheinen kann."

Seit 2001 - also seit 13 Jahren - scheint die Abendzeitung aus München Verluste zu schreiben. So heißt es, wonach sich die "Verluste seit 2001 auf rund 70 Mio. € summiert haben". Zudem habe man auch das Jahr 2013 mit einem Minus von rund10 Mio. € abschließen müssen. Außerdem gehe man davon aus, dass auch das Jahr 2014 nicht viel besser wirtschaftlich abgeschlossen werden würde.

Wie unglaublich schwer sich die Münchner Verlegerfamilie Friedmann, eine absolute Institution der Münchner Society, mit ihrem Baby, der AZ getan hat, zeigt sich daran, dass sie bereit war mit einer jahrelangen und unerlässlichen Energie Geld nachzuschießen.

Dafür hatte sie selbst solche Perlen wie das wunderbare und zentrale Verlagsgebäude an der Sendlinger Straße in München an einen Investor verkauft (wird derzeit umgebaut) und die AZ Nürnberg an den Müller Verlag von Telefonbuch-Verleger Gunter Oschmann verkauft.

Weiteres Tafelsilber, das die Friedmanns für den Erhalt ihrer geliebten Abendzeitung verkauften, waren Beteiligungen am Funkhaus Nürnberg sowie an Radio Gong. Außerdem schoss die Familie einige Millionen Euro ihres persönlichen Vermögens nach.

Näher zu beleuchten dürfte in der nächsten Zeit die Rolle des Bonner Bundeskartellamts von Kartellamtschef Andreas Mundt zu sein. Denn dem Kartellamt schiebt die Münchner Abendzeitung eine Mitschuld an dem nun gestellten Konkurs. So heißt es in einer Erklärung der Redaktion der AZ unter anderem wonach die "notwendige Verzahnung von Print und Online durchaus Erfolge verzeichnen ließen, die sich auch an massiv gestiegenen User-Zahlen ablesen ließen. Einen starken Partner zu finden, war in dieser Zeit bisher nicht möglich, nicht zuletzt wegen der nach wie vor restriktiven kartellrechtlichen Situation."

Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Axel W. Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach und Kollegen. Sein Job ist es nun, dafür zu sorgen, einen möglichen Investor zu finden, der die Abendzeitung am Leben erhält. Die bange Frage ist nur: Wie lange?

Doch egal wie es nun weitergeht, niemals geht man bekanntlich so ganz. Die Münchner Abendzeitung hat deutsche Pressegeschichte geschrieben und sie wird ewig in den Herzen von vielen Millionen Deutschen sein: Denn Ruth Maria Kubitschek spielte in den 1980er Jahren in der 6-teiligen Fernsehserie „Kir Royal - Aus dem Leben eines Klatschreporters“ eine Zeitungs-Verlegerin. Bei der Zeitung handelte es sich um die Münchner Abendzeitung und ihren Klatschreporter Baby Schimmerlos, gespielt von Franz Xaver Kroetz. Kir Royal hatte viele Millionen Zuschauer und galt 1986 als Straßenfeger.

Die nachgespielte Verlegerin in Kir Royal war keine Geringere als die AZ-Herausgeberin Anneliese Friedmann persönlich. Die Rolle des Boulevard-Reporters Baby Schimmerlos hatte ihr Vorbild beim auch heute noch unter anderem in der BUNTEN schreibenden Klatschreporter Michael Graeter. Regie hatte damals Helmut Dietl geführt.

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