FERI EuroRating Services AG - Umstrittene MLP will Immobilien vermitteln

MLP gehörte jahrelang zu den erfolgreichsten Finanzdienstleistern in Deutschland, machte aber in den vergangenen Jahren zunehmend negativ von sich Reden. Klar ist bereits jetzt, dass auch die massenhafte Vermittlung von Immobilien kein einfaches Geschäft ist, zumal es vom Vertrauen zwischen Kunden und Immobilienmakler lebt. Immer wieder fällt die Immobilienbranche negativ auf – beispielsweise, wenn sie Schrottimmobilien an Verbraucher verkauft und sich hinterher in Unschuld badet. All das scheint auch MLP bewusst zu sein.

Foto: MLP
Will einen Fuß in die Immobilienbranche bekommen: MLP.

Der bei nicht wenigen Anlegern umstrittene Finanzdienstleister MLP - Netz-Trends berichtete - möchte auf Grund seiner schwierigen Geschäftsentwicklung im Bereich des Vermittelns von Versicherungen nun ins Geschäft mit Immobilien einsteigen und künftig Immobilien vermitteln.

Wohl auch deshalb kündigte MLP vorsorglich an, wonach man durch eine "kontinuierliche Qualitätsprüfung" mittels der MLP-Tochter FERI EuroRating Services AG sich gleich von Anfang positiv positionieren wolle. Dies erklärte sinngemäß Manfred Bauer, Mitglied des Vorstands der MLP AG, im Zuge der MLP-Jahrespressekonferenz.

Zur neuen Geschäftsausrichtung von MLP im Bereich der Immobilien-Vermittlung gehöre, teilte MLP mit, dass man sich eines breiten Spektrums der Immobilienbranche annehmen wolle. Man kümmere sich künftig um Neubauten ebenso wie um Bestandsimmobilien, auch denkmalsgeschützte Immobilien.

Interessant dürfte dabei ab sofort die Rolle der 1987 gegründeten Feri EuroRating Services AG sein, welche sich kaum als MLP-Tochter zu erkennen gibt, aber eben doch eine ist. Deshalb dürften Anleger, die mit MLP bislang keine guten Erfahrungen gemacht haben, etwas zusammenzucken, wenn sie nun lesen, dass eine Feri EuroRating Services AG als MLP-Tochter künftig beim Vermitteln von Immobilien als eine Art Qualitäts-Schiene mitmischen möchte.

Grund: "Ich bin durch MLP geschädigt worden zu einem Zeitpunkt, als es dieses angebliche Qualitäts-Prüfungsunternehmen von MLP auch schon gab", berichtet ein Wirtschaftsingenieur gegenüber Netz-Trends. Er hatte in einem Zeitraum von 12 bis 15 Jahren seit 1997 MLP und deren stark verbundenem Partner Heidelberger Lebensversicherung rund 103.000 Euro für seine Altersvorsorge (Fondsgebundene Lebensversicherungen) anvertraut.

Auf dem "Sparbuch wären es 32.500 Euro mehr gewesen"

Doch 2012 kam der Schock: Von den rund 103.000 Euro überwiesenen Beiträgen waren nur noch rund 84.000 in seiner Altersvorsorge vorhanden. "Der Rest wurde von MLP und der Heidelberger Lebensversicherung als angebliche Kosten einbehalten", erklärt der Wirtschaftsingenieur. Hinzu komme: "Das was übrig geblieben war, wurde miserabel verzinst". Bis heute fühle er sich "von MLP und der Heidelberger Lebensversicherung betrogen und belogen" und um einen Großteil "meines Geldes gebracht". Hätte er sein Geld statt in von MLP vermittelten Lebensversicherungen anzulegen, dieses auf dem Sparbuch bei 2 % Zinsen belassen, hätte er "heute rund 32.500 Euro mehr" (Grafik anklicken).

Auf ähnliche Verbraucher-Erfahrungen verweist eine Anwältin gegenüber Netz-Trends. Sie sagt: "Es gibt Gerichtsurteile, in denen MLP in einigen Bereichen nicht gerade als seriös und glaubhaft beurteilt wurde". Auch einer der engen Versicherungspartner von MLP - Clerical Medical - sei "gerichtsbekannt".

Manfred Lautenschläger: Der Gründer von MLP - ein genialer Finanzvermittler, dessen Truppe aber nicht immer seriös agiert hat. Foto: MLP / Thorsten Schmidtkord

Zur Rolle der MLP-Tochter Feri EuroRating Services AG, welche für die Qualität in der Immobilienvermittlung von MLP sorgen soll, kann gesagt werden, wonach sich diese auf ihrer eigenen Homepage als eine angeblich "führende europäische Ratingagentur für die Bewertung von Anlagemärkten und Anlageprodukten und eines der führenden europäischen Wirtschaftsforschungs- und Prognoseinstitute" feiert. Seltsam nur, dass man bislang nicht sonderlich viel von der Feri EuroRating Services AG gelesen oder gehört hatte.

Dennoch scheint MLP nun neu durchstarten zu wollen. Man baue, teilte MLP mit, "sein Beratungsangebot rund um Immobilien deutlich aus". Dazu kooperiere der Finanzdienstleister "ab sofort mit drei weiteren Immobilien-Anbietern, die auch im Bereich Neubau und Bestandsimmobilien über umfangreiche Expertise sowie ein attraktives Objektportfolio verfügen: die Gartenstadt-Gesellschaft Hellerau AG (GGH), die Zentral Boden Immobilien Gruppe (ZBI) und E.V.A. Internationale Immobilien Vermittlungs GmbH."

MLP sammelte erste positive Erfahrungen im Bereich des Vermittelns von Immobilien

MLP verweist darauf, wonach man bereits "erste positive Erfahrungen in diesem Feld" gesammelt habe. So hätten einige MLP-Berater denkmalgeschützte Immobilien des Anbieters Fellowhome angeboten.

Nach Eigen-Beschreibung sei Fellowhome eine "Plattform zur Vermittlung qualitätsgeprüfter Wohn- und Kapitalanlageimmobilien in Deutschland." Man sei "Schnittstelle zwischen Projektentwicklern, Bauträgern, Finanzdienstleistern und Käufern". Dabei sei es das Ziel von Fellowhome "den Immobilienvertrieb für alle Prozessbeteiligten so einfach, transparent und sicher wie möglich zu machen".

Künftig möchte MLP, dass "jeder MLP Berater, für dessen Kunden Immobilien relevant sind, diesen das gesamte Feld anbieten kann." MLP sagt, wonach es Voraussetzung sei, dass jeder MLP-Berater eine "Lizenz" der MLP Corporate University habe, welche aber bereits heute rund 800 MLP-Berater hätten.

Doch solche selbst vergebenen Lizenzen sind durchaus umstritten: "Es ist doch nicht glaubhaft, wenn MLP damit wirbt, dass eine eigene angebliche Universität einen Ausbildungsstandard liefern kann, wie eine unabhängige Hochschule – zumindest suggeriert dies der Namensbestandteil, in dem man sich mit dem Begriff University schmückt", sagt eine Rechtsanwältin.

Netz-Trends suchte denn auch ein klassisches Universitäts-Gebäude oder klassische Universitäts-Strukturen vergebens auf der MLP-Homepage. Was wir fanden, sind Subseiten auf der MLP-Homepage, die unter anderem darauf verweisen, dass man eine Weiterbildungsstätte biete. Doch was die Zugangsvoraussetzungen sind, wird nicht wirklich klar. So lesen wir lediglich, wonach die MLP Corporate University "in regem Erfahrungsaustausch mit wissenschaftlichen Einrichtungen, erfahrenen Experten und internationalen Partnerhochschulen" stehe.

Mit der "permanenten Weiterbildung an der Corporate University" wolle die MLP Lebensversicherung sicherstellen, dass die MLP-Berater ein "Qualitätsversprechen" einhielten. Zudem käme man "auch dem Bedürfnis der Mitarbeiter nach persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung" nach.


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