Prof. Giovanni Galizia: Fruchtfliege Drosophila riecht Krebszellen

Bereits jetzt ist bekannt, wonach beispielsweise Hunde sowie einige andere Tierarten, Krebs am Geruch wahrnehmen könnten. Neu ist jetzt, dass auch die Fruchtfliege Drosophila Krebs erriechen kann. Inwiefern das in der künftigen Behandlung und Früherkennung von an Krebs erkrankten Menschen hilfreich ist, darüber machen sich derzeit die Forscher und die Gesundheitsindustrie, auch die Pharmaindustrie, Gedanken.

Die Fruchtfliege, beziehungsweise Obstfliege, Drosophila kann Krebszellen in menschlichen Körpern riechen - diese Erkenntnis teilten nun Forscher der Universität Konstanz mit.

Bislang ist bekannt, dass gerade einige Hundearten nicht nur erkennen können, wenn ein Mensch von Krebs befallen ist, sondern auch, wenn er behindert ist und besondere Zuwendung bedarf. Das gilt auch für die Fähigkeiten von einigen Hundearten, zu erfühlen, wann ein Mensch von besonderer Trauer bedrückt ist.

Ob krank oder nur traurig - einige Hundearten entwickeln dann gegenüber dem Menschen einen Schutzinstinkt. Das dürfte allerdings bei der Fruchtfliege Drosophila weniger der Fall sein. Fruchtfliegen werden von den meisten Menschen als äußerst lästig empfunden und durchaus nicht selten mit allen möglichen Mitteln versucht aus der Küche zu verbannen oder gar zu töten.

Die Universität Konstanz am Bodensee ist nun jedenfalls sicher, dass einen Siebten Sinn für Krankheiten nicht nur Hunden und einigen anderen Tieren innewohnt, sondern eben auch der Fruchtfliege der Gattung Drosophila.

Die Forscher der Universität Konstanz haben ihre neuesten Erkenntnisse in einem Gemeinschaftsprojekt mit Wissenschaftlern der Universität La Sapienza in Rom (Sapienza Università di Roma) errungen. In dem Forschungsprojekt ging es vor allem darum, die besonderen Fähigkeiten der Fruchtfliege Drosophila und deren Rezeptorneuronen einzelner Duftmoleküle zu untersuchen.

Die Partneruni in Rom finanziert große Teile ihrer Forschungsarbeit über die Stiftung "La Fondazione Roma Sapienza". Die Stiftung wird aus privaten und öffentlichen Mitteln finanziert. Gleichzeitig behauptet die Sapienza Università di Roma gerne, sie sei mit ihrer 700-jährigen Geschichte die älteste Universität Europas. Zu den größten dürfte sie mit 130.000 Studenten jedenfalls gehören – bei 11 Fakultäten und über 250 Bachelor und 200 Master-Studiengängen.

Allerdings sollte man trotz der neuen Erkenntnisse der Fruchtfliegen in Bezug auf ihre Fähigkeit Krebs zu erriechen, nicht vergessen: Auch einige Menschen können teils riechen, wenn ein anderer Mensch Krebs oder eine andere schwere Krankheit hat - beispielsweise an dem Mundgeruch.

Die Uni Konstanz wandte in ihrer Untersuchung bezüglich der Fruchtfliegen unter anderem die Gentechnik an. Konkret seien gentechnisch veränderte Tiere eingesetzt worden, um zu testen, welche Gattung mit welchen Eigenschaften Krebs erriechen konnte und welche nicht. Dabei wurden unterschiedliche Muster von aktivierten Neuronen eingesetzt. Ob nun die Fruchtfliegen bei Krebs anschlugen oder nicht, merkten die Wissenschaftler, indem sie die Tiere unter ein schlichtes Mikroskop legten. Fruchtfliegen, die Krebs errochen hatten, fluoreszierten.

"Das Neue und Spektakuläre an diesem Ergebnis ist die Kombination aus einem objektiven, spezifischen und quantifizierbaren Laborergebnis mit der extrem hohen Sensitivität eines natürlichen Lebewesens, die durch künstliche Nasen oder Gaskromatographie nicht erreicht werden kann", erklärte der Neurobiologe und Zoologe Prof. Dr. Giovanni Galizia von der Universität in Konstanz aus dem Fachbereich Biologie, wo er als Charmain agiert.

Der anerkannte und in seinem Fachgebiet international geschätzte Wissenschaftler Galizia verfügt über einen Ph.D. - dem deutschen Doktortitel vergleichbar – und zwar in Zoologie von der University of Cambridge (U.K.) sowie über ein Postdoc vom Max-Planck Institute for Developmental Biology.

Zu den Forschungsschwerpunkten von Galizia gehört nach Auskunft der Universität Konstanz vieles rund um die Duft-Erkennung von Tieren und zwar beispielsweise "die Duftverarbeitung im Gehirn der Insekten, etwa wie Bienen ihre Lieblingsblüte erkennen, oder wie Mücken einen Menschen dank seines Körpergeruchs identifizieren, selbst wenn er mitten in einer Kuhherde steht".

Konkret habe man nun, heißt es von Galizia weiter, in der wissenschaftlichen Krebs-Untersuchung zunächst fünf unterschiedliche Brustkrebszellinien verwendet und diese parallel zu gesunden Zellen beobachtet. Hier habe man bei den Fruchtfliegen der Gattung Drosophila erkannt, dass bei unterschiedlichen Mustern die Neuronen-Aktivität der Fruchtfliegen sich verändere.

Als spektakuläre Erkenntnis gilt, wonach die Fruchtfliege Drosophila sogar nicht nur in der Lage sei, gesunde von kranken Zellen zu unterscheiden, sondern gar die Fähigkeit besitze, unterschiedliche Krebszellarten zu erkennen.

Galizia sagte: "Die hohe Sensitivität der natürlichen Duftrezeptoren gepaart mit der Geschwindigkeit, mit der wir diese Testergebnisse gewinnen, könnten es ermöglichen, ein sehr preiswertes, schnelles und hocheffizientes Pre-Screening zu entwickeln, das Krebszellen möglicherweise nachweisen kann, lange bevor wir sie in den bisherigen bilddiagnostischen Verfahren erkennen können."


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