Weniger Wettbewerb: Kabel Deutschland für 10,7 Mrd. Euro an Vodafone

Für die deutschen Verbraucher gibt es immer weniger Wettbewerb unter den Mobilfunkdienstleistern und Telekommunikationsunternehmen. So wurde jetzt bekannt, wonach der britische Milliardenkonzern Vodafone den deutschen Telefondienstleister Kabel Deutschland übernommen habe. Damit gibt es künftig vor allem drei große Telefon-Anbieter, die wesentlich die Preise rund ums Telefonieren und das Internet bestimmen: Die Deutsche Telekom AG, Vodafone und O2.

Insgesamt hält Vodafone jetzt mindestens 75 Prozent an Kabel Deutschland. Wie viele Aktien konkret durch Vodafone übernommen wurden, möchte der britische Konzern frühestens am Montag der kommenden Woche mitteilen. Noch bis Ende September können Kabel Deutschland-Aktionäre, die bislang ihre Aktien an Kabel Deutschland nicht an Vodafone verkauft haben, dieses tun.

Ohne Schulden lässt sich Vodafone das Unternehmen Kabel Deutschland 7,1 Mrd. Euro kosten. Berücksichtigt man auch die Übernahme der Schulden, kommt die Transaktion 10,7 Mrd. Euro teuer. Insgesamt bietet Vodafone je Kabel-Deutschland-Aktie 84,50 Euro. Zudem überweist Vodafone 2,50 Euro je Aktie.

Für Vodafone ist die Übernahem von Kabel Deutschland ein eher kleines Geschäft. Immerhin schwimmt der britische Konzern derzeit in Geld. Erst kürzlich hatte er Dank eines Verkaufs von Verizon-Anteilen 130 Mrd. US-Dollar eingenommen.

Auch wenn die Übernahme von Vodafone als sicher gilt, so steht dennoch eine kartellrechtlichen Prüfung durch die EU-Kommission aus. Seltsamerweise hatte das Bonner Bundeskartellamt darauf verzichtet, selbst die Transaktion zu überprüfen. Doch damit zeigt das Bundeskartellamt immer deutlicher, dass es den Markt faktisch kaum mehr reguliert.

Künftig wird Vodafone mit dem Einverleiben von Kabel Deutschland eine noch größere Marktmacht in der Preisbildung rund um das schnelle DSL-Internet, das Kabelfernsehen, Festnetzangebote oder den Mobilfunk innehaben. Insgesamt übernimmt Vodafone 8,5 Millionen Kabelhaushalte, verfügt damit also über erhebliche Anteile der wichtigsten Stufe des Kabelnetzes in Deutschland.

Vor 12 Jahren hatte es einen Aufschrei gegeben gegen den Verkauf des deutschen Kabelnetzes

Schon einmal wollte ein anglikanischer Konzern große Teile des deutschen Kabelnetzes übernehmen - und zwar John Melone, der US-Medienunternehmer. Vor gut 12 Jahren hatte das zu einem gigantischen Aufschrei sowohl in der Politik, sowie bei Medienunternehmern oder dem Bundeskartellamt geführt. Damals stemmten sich Legionen gegen den Verkauf des deutschen Kabelnetzes an ein ausländisches Unternehmen und letztlich wurde John Melone die Übernahme des Deutschen Kabelnetzes auch untersagt.

Die Begründung damals lautete: Die Amerikaner könnten dann das deutsche Kabelnetz sowie das Internet oder die Telefonie dominieren, der Wettbewerb würde massiv beschädigt, was erhebliche Nachteile für andere Dienstleister sowie die Verbraucher bedeute. Umso erstaunlicher, dass kein einziges Medium, kein Politiker, kein Bundeskartellamt, die Tragweite der Übernahme von Kabel Deutschland durch das britische Unternehmen Vodafone kritisch beurteilt hat. Es grassiert die große Langeweile. Deutschlands Industrie und Dienstleistungsbereich wird immer stärker von Superkonzernen dominiert – aber es juckt niemanden: Weder die GRÜNEN, noch die LINKEN, noch die SPD, noch die CDU oder die CSU.

Wie wenig sich das staatliche Regulativ, das Bundeskartellamt, mittlerweile in die Regulierung des Wettbewerbs einbringt, zeigt eines der letzten Interviews mit Ulf Böge, dem siebenjährigen Präsidenten des Bundeskartellamtes. Er hatte dieses Interview im Jahr 2007 gegeben und auf die notwendige Regulierung der deutschen Wirtschaft, vor allem auch des Medienmarktes, verwiesen. Netz-trends.de veröffentlicht hier noch einmal das Interview mit Ulf Böge, das zugleich ein Zeitdokument ist.

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