Der Finanzminister von Russland plant eine Steuerreform durchzuführen. Damit wolle man langfristige Investitionen besonders an den Aktienmärkten in Russland erleichtern, sagte er. Im Gespräch ist derzeit die persönliche Einkommenssteuer zu senken, aber den Steuersatz auf Kapitalgewinne durch Bankguthaben zu erhöhen. Das Thema werde dieser Tage in der russischen Staatsduma diskutiert, berichten Online-Medien wie die "The Moscow Times" oder vedomosti.ru. Die Einkommenssteuer in Russland liegt bei 20 Prozent. Hinzu kommt eine "soziale Steuer" in Höhe von 30 Prozent (Quelle: http://kommersant.ru/doc/2187057). Das Ziel ist es, ein besseres Investitionsklima an den russischen Börsen zu schaffen. Denn innerhalb nur eines Jahres ist die Liquidität der Russischen Börse von 2012 zu 2011 um 41% gefallen.
Dass es um die russischen Aktienmärkte nicht gut aussieht, zeigt sich an Zahlen, die der einflussreiche und große russische Anlegerverband NAUFOR (National Association of Securities Market Participants) auf seiner Jahrestagung kürzlich machte. Demnach habe die Kapitalisierung des russischen Aktienmarktes im Jahr 2012 bei rund 817 Milliarden Dollar gelegen. Das entspricht etwas mehr als 40% des BIP (Bruttoinlandsproduktes). Noch im Jahr 2011 waren es jedoch über 46% (Quelle: Russische Wirtschaftszeitung RG.RG v. 21. Mai 2013; http://www.rg.ru/2013/05/21/rinki.html). Deshalb möchte nun der russische Staat die Börse durch steuerliche Anreize für Investoren wieder attraktiver machen und mit einer Steuerreform in Russland das Investitionsklima in der Russischen Föderation beleben.
Bislang gilt, dass die ersten drei Millionen Rubel an Gewinnen durch Aktienverkäufe - also bis zu 70.465 Euro oder 94.000 US-Dollar - komplett steuerfrei sind. Im Gespräch ist diese Grenze an den Dollar-Wechselkurs anzupassen und grundsätzlich auf 10 Prozent vom Investitionsbetrag in Höhe von 1 Mio. Euro zu deckeln. Das entspräche also einem steuerlichen Freibetrag von Investitionen in Aktienmärke von rund 750.000 Euro. Man könnte also sagen: Besonders die Reichen werden hier ungewöhnlich stark steuerlich begünstigt. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Aktien mindestens drei Jahre lang im privaten Besitz befindlich waren.
Nach den ersten drei Jahren gilt die Regel, dass für jedes weitere Jahr des Aktienbesitzes sich die Steuerfreiheit beim Aktienverkauf um eine weitere Millionen russische Rubel - also 23.488 Euro - erhöhe. Die nun geplante russische Steuerreform möchte diese Möglichkeit des steuerfreien Verkaufs von Aktienpaketen auf Gewinne von bis zu 9 Mio. russische Rubel oder 211.397 Euro erhöhen.
Bislang gilt in Russland, wonach Bankeinlagen, die Zinserträge erwirtschaften, ebenfalls fast steuerfrei sind. Hier gilt die Regel, dass Renditen bis zu einer Höhe des Leitzinses der russischen Zentralbank (im Juni 2013 sind dies 8,25 Punkte) steuerfrei sind und sogar um 5 Prozentpunkte erhöht werden dürfen. Nun ist in der Diskussion, berichtet die "The Moscow Times", wonach hier künftig statt 5 Prozentpunkten nur noch 3 Prozentpunkte oberhalb des russischen Leitzinses geltend gemacht werden dürfen.
Derzeit sind an der Moskauer Börse rund 800.000 Einzelkonten aktiv, wird Alexei Timofeev, Vorsitzender der russischen "National Association of Equity Investors" innerhalb des Dachverbands National Association of Securities Market Participants (NAUFOR oder НАУФОР; Homepage: naufor.ru) zitiert. In seinem Hauptberuf ist er laut dem US-Karriereportal linkedin Stellvertretender Leiter der BFA-Bank in Sankt Petersburg. Die 800.000 Einzelkonten verteilen sich auf rund 500.000 Aktionäre an der Moskauer Börse. Davon hätten im Jahr 2012 insgesamt 68.190 Menschen mindestens eine Transaktion an der Moskauer Börse pro Jahr durchgeführt.
Doch: Noch ein Jahr zuvor - also im Jahr 2011 - hätten 92.258 Menschen mindestens eine Transaktion an der Börse von Moskau durchgeführt, erklärte Andrei Shemetov, stellvertretender Vorsitzender des Moskauer Börse mit Blick auf die russischen Anleger. Gleichzeitig sagte er, wonach angeblich in den USA rund 90 Millionen einzelne Equity-Investoren vorhanden seien und 94 Millionen in China oder 20 Millionen in Brasilien.
Dass in Russland nur wenige Reiche länger als ein Jahr ihr Geld in Aktien oder Fonds anlegen, liege daran, dass beispielsweise die russischen Oligarchen im Rahmen von Offshore-Strukturen mit ihren Fonds jährlich sehr gute Gewinne erwirtschafteten - rund 20 Prozent Rendite. Das bringe kaum Anreize mit sich, das Geld länger als ein Jahr in einem Fonds zu belassen. Das erklärte der Managing Director des Investment Fund "TKB BNP Paribas Investment Partners", Vladimir Tsuprov (Quelle: http://www.vedomosti.ru/finance/news/12881641/lgoty_millioneram?full#cut).
Der Vorsitzender der russischen "National Association of Equity Investors", Alexei Timofeev, gab zu, dass die Steuerreform wohl einmal mehr eher die Reichen in Russland fördere, als die Armen. So solle die russische Steuerreform vor allem dem "oberen Ende des Mittelstandes" weiter Auftrieb geben. Sie wolle man anspornen, künftig wieder verstärkt in Aktien zu investieren und längerfristig zu halten, statt das Geld auf den Bankkonten zu belassen.