Der letzte polnische König liebte eine Schauspielerin, heiratete aber nie - sein Sommerpalast steht noch in Warschau

Das berühmteste Wahrzeichen Warschaus ist gleichzeitig das umstrittenste Gebäude: Der Kulturpalast. Der russische Diktator Stalin schenkte ihn im Jahr 1952 den Polen - als immerwährende Erinnerung an den mächtigen Nachbarn Russland. Der Kulturpalast ist mit 251 Metern Höhe (in der Spitze) immer noch das höchste Gebäude Warschaus. Mit dem Aufzug kann man bis in den 30. Stockwerk fahren und erhält so eine herrliche Aussicht über die Stadt auf einer Aussichtsterrasse.

Mit dem Taxi oder dem Bus im Rahmen einer der häufig in den Hotels angebotenen dreistündigen Stadtbesichtigungstour (140 Zloty, d.h. 34 Euro) sollte man noch das diplomatische Viertel Warschaus besichtigen. Hier steht unter anderem das Parlament (dem gegenüber sich ebenfalls ein Mahnmal zu den Gefallenen und von den Deutschen ermordete Polen im Zweiten Weltkrieg befindet) oder die russische Botschaft.

Sicherlich kein Zufall: Die russische Botschaft – ein riesiges Anwesen – befindet sich direkt nebenan von dem wesentlich kleineren polnischen Verteidigungsministerium. In der Nähe ist auch das weiße Gästehaus Polens. Hier werden häufig prominente Politiker untergebracht. Nur als der US-Präsident Barack Obama (Demokraten) in der Stadt weilte, war das polnische Gästehaus nicht ausreichend. Obama hatte 200 Leibwächter bei sich und mietete deshalb gleich ein ganzes Hotel.

Das polnische Gästehaus grenzt an einen wunderschönen Park, der auch Heimat des Lazienki Sommerpalast (Adresse: ul. Agrykoli 1, Warschau) des letzten polnischen Königs ist (warum der Palast in einigen deutschen Reiseführern nicht erwähnt wird, ebenso der wunderbare Park nicht, bleibt ein Rätsel). Der Palast gehörte einst einem reichen Polen, der die Anlage – direkt an einem künstlichen Parksee gelegen – als seinen privaten Spa nutzte. Im späten 18. Jahrhundert baute der letzte polnische König Stanislas August Poniatowski (1764 bis 1795) die Spa-Anlagen schließlich um in seine Sommerresidenz. Dort lebte er ab und an mit seiner Geliebten, einer berühmten polnischen Schauspielerin. Doch geheiratet hat der König nie. Die Schauspielerin wurde vom polnischen Adel nicht als potentielle Königin akzeptiert.

Noch heute erzählen Städteführer gerne den Touristen, Scharfschützen der Nazis hätten in die Wände des Palastes große Löcher geschossen, da sie den Palast hätten sprengen wollen. Warum sie es dann doch nicht taten, ist unbekannt. Es wird spekuliert, das könnte mit dem Rückzug der Deutschen aus der Stadt zusammenhängen. In dem Park sind wohl obendrein die zutraulichsten Vögel und Eichhörnchen der Welt zu Hause. Wer ein paar Brotkrümel auf der Hand ruhig hält, zu dem kommen manchmal die Tiere und fressen.

Neben dem Sommerpalast ist noch der Krasinski-Palast, auch bekannt als "Krasinskich Palast" (Plac Krasinskich 3/5, Warschau) sowie die große dazu gehörige Parkanlage einen Besuch wert. Ein trauriger Abschluss des Besuchs von Warschau könnte das Denkmal für den Warschauer Aufstand 1944 darstellen. Das Monument wurde 1989 enthüllt und lockt seither Tausende an. Sie halten inne und denken an den Wahnsinn, der im Zweiten Weltkrieg der Stadt und den Menschen angetan wurde.

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